Die alten Hasen richten es: FC Bayern souverän in Ulm eine Runde weiter

Daniel Trenner 17.08.2024

Nach Jahren des Fremdgehens im Supercup, nahm der FC Bayern dieses Jahr die traditionelle Saisoneröffnung im DFB-Pokal wahr. Eine letzte Saisonniederlage mit schlussendlichem dritten Platz in der Bundesliga sei Dank.

FC Bayern – SSV Ulm: Der Spielverlauf

Zum Auftakt erwischte der FC Bayern kein Los weit in der Unterklassigkeit, sondern mit dem SSV Ulm einen frischgebackenen Zweitligisten, obgleich in einem niederklassig anmutendem Stadion.
Der früher langjährige Chef-Coach der Bayern-Damen Thomas Wörle ließ sein Team defensiver spielen, weniger mannorientierend. Hinten rein stellten sich die Ulmer trotzdem nicht.

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Nach mutigem Start der Gastgeber schlug Thomas Müller gleich im Doppelschlag zu. Bei beiden Toren war die jeweilige Vorgeschichte entscheidend. Zunächst schlug Stanišić einen langen Ball auf Kimmich, der überragend mit einer Mischung aus Ferse und Sohle den Ball mitnahm und erst im Strafraum gestellt werden konnte. Müller war beim Abpraller zur Stelle. Zwei Minuten später wurde erneut ein langer Ball hinter die Abwehr geschlagen, diesmal von Kim auf Gnabry, der wiedergenesene Nationalstürmer musste nur noch auf Müller querlegen.

Die erste Halbzeit verlief infolgedessen weitgehend ereignisarm, Ulm probierte es nach dem Seitenwechsel noch mutig, aber ins Schwitzen kam Manuel Neuer nie, dafür setzte der FC Bayern vorne noch für zwei Ausrufezeichen mit einem toll von Neuzugang Olise vorbereiteten Coman-Tor und Harry Kanes Premieren-DFB-Pokal-Treffer.

FC Bayern: Dinge, die auffielen

Kompanys Startelf setzt Ausrufezeichen

Testspiele erzählen eine Geschichte, Pflichtspiele eine andere. Aus Vincent Kompanys erster Pflichtspiel-Startelf der Saison lassen sich also ganz unabhängig der gezeigten Leistungen gewisse Dinge ablesen. Raphaël Guerreiro etwa war in der Vorbereitung einer der schwächsten Spieler, trotzdem belohnte Kompany ihn. Der komplett gegenteilige Fall ist hier Serge Gnabry als einer der großen Gewinner der Vorbereitung, der auch direkt mit der Nominierung für die Startformation belohnt wurde.

Das Duo Kimmich – Pavlović hatte sich in den Testspielen bereits herauskristallisiert und bekam erneut den Vorzug vor Neuzugang Palhinha. Unabhängig von den vorherigen Leistungen sah Kompany wahrscheinlich auch gar keine Notwendigkeit für einen Zerstörer in diesem Spiel.

Die jugendlichen Gewinner der Vorbereitung Aznou, Fernández, Vidović und Irankunda vermisste man bis auf letzteren sogar komplett im Profi-Kader. In diesem fehlte auch Leon Goretzka, dem der Verein nun endgültig und unmissverständlich einen Wechsel nahelegt.

Die linke Seite schwächelt

Fast die größte Überraschung in der Aufstellung war allerdings das Festhalten am 4-2-3-1 trotz der Schonung Harry Kanes. Thomas Müller startete im Zentrum, links zeigte Mathys Tel einmal mehr, dass er einfach kein Linksaußen ist. Wenig klappte beim jungen Franzosen, seine Entscheidungen, wann er ins Dribblings zu gehen hatte, die Dribblingversuche selbst, Pässe, es war ein kleiner Hilfeschrei, ihn doch bitte ins Zentrum zu stellen. Mit dieser Startelf wäre grundsätzlich auch ein 4-2-2-2 denkbar gewesen.

Tel dürfte in der Saison noch davon profitieren, dass kein Choupo-Moting-Nachfolger verpflichtet wurde, denn den nächsten Schritt muss er auf der (Halb-)Stürmerposition gehen. Was einen guten Flügelstürmer ausmacht, zeigten Bayerns Joker heute. Coman und Olise waren beide sofort reifer, zielstrebiger und erfolgreicher unterwegs.

Auch Tels Partner auf der linken Seite schwächelte, Guerreiro bestätigte seine schwächelnde Form aus der Vorbereitung mit Mängeln im Pass- und Positionsspiel, wirkte oft isoliert. Bayern war dem Gegner zu überlegen, als das dies wirklich auffiel, aber Davies und womöglich auch Aznou dürften bald ihre Chance erhalten.

Ob Pyrotechnik nun wirklich kein Verbrechen ist, sei zwar mal dahingestellt, doch bei der schieren Anzahl an hier abgefackeltem Feuerwerksgerät, ist es wenigstens ein kleiner Wirtschaftsboost. Die Silvester-Discounter müssen ein Vermögen mit der Ulmer Bayern-Kurve gemacht haben.

Die Arrivierten überzeugen

Aleksandar Pavlović feierte nach überstandener Mandel-OP und verpasster EM sein Pflichtspiel-Comeback, brauchte in diesem auch eine Halbzeit, um sich richtig reinzufuchsen. Im ersten Spielabschnitt unterliefen ihm noch zwei uncharakteristische Fehlpässe, mit dem er seine Mannschaft arg in Bedrängnis führte.

Dass dies gerade in der zweiten Szene kaum auffiel und hier nie auch nur ein Hauch von Sensation wehte, hing damit zusammen, wie sehr sich seine Mitspieler, gerade alteingestandene, reinschmissen. Joshua Kimmich, Thomas Müller und mit kleineren Abzügen auch Serge Gnabry nahmen diese erste Pokalrunde komplett ernst, arbeiteten und ackerten nach hinten, verteilten die Bälle, scorten allesamt. Dass nach eigenem Ballverlust die gesamte Mannschaft an einem Strang ziehend nach hinten sprintet und die Situation bereinigt, sah man außerhalb der Königsklasse in den letzten Jahren selten. Schon jetzt scheint es Wirkung zu zeigen, nun über eine Ersatzbank zu verfügen, die diesen Namen auch verdient.

All diese Spieler haben etwas zu beweisen. Müller und Gnabry kämpfen um Spielzeit, Kimmich um seine Position. Dass er auch ein Weltklasse-Mittelfeldspieler sein kann, haben in diesem Land zu viele vergessen. Schon bevor Kimmich unter Tuchel nach rechts verschoben wurde, hieß die Devise immer: Pavlović oder Kimmich? Warum beide niemals Seite an Seite spielen durften, wird Tuchels Geheimnis bleiben, hier bei Miasanrot wurde es immer wieder folgenlos gefordert. Das neue Trainer-Team um Vincent Kompany und René Marić hat keine Bedenken zu diesem spielstarken Duo und lässt beide starten.

Ulm mag noch kein Gradmesser sein, doch es war ein kleiner Vorgeschmack, was mit diesem Duos alles möglich ist. Kimmich war endlich befreit von der Last des Spielaufbaus, konnte konsequent höher stehen und ein Verbindungsspieler im zweiten Drittel sein. Völlig atypisch für ihn, fing er vor dem Führungstor sogar an zu zaubern.

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