0:1 in Villarreal! Bayern zittert ums Halbfinale

Georg Trenner 06.04.2022

Falls Ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Unai Emery schickte die Gastgeber in einem defensiv ausgerichteten 4-4-2 ins Spiel. Vor Torhüter Gero Rulli verteidigten Juan Foyth, Raúl Albiol, Pau Torres und Pervis Estupiñán. Im Mittelfeld sollten Francis Coquelin, Étienne Capoue, Dani Perjo und Giovani Lo Celso die Bayern bremsen, und im Sturm sollten Gerard Moreno und Arnaut Danjuma Lücken in der Bayerndefensive finden. 

Julian Nagelsmann veränderte sein Team auf drei Positionen. Serge Gnabry und Jamal Musiala durften wieder in die Startelf. Besonderes Augenmerk lag allerdings auf Alphonso Davies. Der junge Kanadier stand erstmals im Jahr 2022 im Kader und gleich in der Startelf, wo er gemeinsam mit Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Lucas Hernández die Viererkette vor Kapitän Manuel Neuer bildete. Musiala übernahm Goretzkas Part neben Joshua Kimmich und Gnabry rückte für Leroy Sané ins Team. Offensiv komplettiert wurde die Startelf von Kingsley Coman, Thomas Müller und Robert Lewandowski.

1. Halbzeit

Der FC Bayern startet wie anhand der Aufstellung erwartet mit einer überladenen linken Seite. Davies rückte in Ballbesitz regelmäßig vor bis in die vorderste Linie und Gnabry nach innen, während Coman auf der rechten Seite für Breite sorgte. Nagelsmann konnte sein Team taktisch wieder wie im erfolgreichen Herbst antreten lassen.

Für das erste Ausrufezeichen sorgten jedoch die Gastgeber, die in der achten Minute in Führung gingen. Villarreal baute aus der eigenen Abwehr heraus ruhig und über viele Stationen übers Zentrum auf. Bayern verhielt sich trotz Überzahl zu passiv, vor allem Musiala und Davies übten keinen Druck auf den Ball aus, so dass der Ball über Villarreals rechte Seite zu Parejo kam, dessen verunglückter Schuss zur zufälligen Vorlage für Danjuma wurde, der aus kurzer Distanz vollendet. 

Villarreal spielte in der Folge gut und verdiente sich die Führung. Gegen den Ball wählten sie meist ein tiefes Mittelfeldpressing mit zwei engen Viererketten. Villarreals Ketten ließen sich nicht auseinanderziehen, so dass Bayern über Coman und Davies Durchbrüche hätte schaffen können. Im Zentrum gelang es den Bayern nicht, sich durch die Engen zwischen den Ketten zu kombinieren oder zu dribbeln.

Auch in Ballbesitz überzeugt Villarreal durch abgeklärtes Spiel, gute Verlagerungen und immer wieder eigene Akzente. Vor allem aber spielten sie sehr diszipliniert und ermöglichten den Bayern keine aussichtsreichen Ballgewinne. Bayern kam nicht zu Ballgewinnen, aus denen heraus sie schnell umschalten konnten.

In der 40. Minute rettete eine knappe Abseitsstellung die Bayern vor einem höheren Rückstand. Eine Flanke von Coquelin war über Neuer ins Tor gesegelt. Erneut hatte Villarreal sich vom eigenen Torhüter ausgehend spielerisch über den kompletten Platz durch die rote Defensive kombiniert. 

So blieb es beim 1:0 zur Halbzeit, in der Bayern bezeichnenderweise kein Schuss auf Villarreals Tor gelang. 

2. Halbzeit

Ohne Wechsel ging es in die zweite Halbzeit. Wenige Minuten später kamen die Münchner zur bis dato besten Chancen, als sie den Ball über mehrere Stationen im Sechzehnmeterraum von Villarreal weiterleiten konnten. Gnabry übernahm schließlich Verantwortung. Sein Schuss ging knapp an Müller und am Tor vorbei. 

Das Aufbäumen der Gäste war damit aber bereits wieder fürs Erste vorbei. In den folgenden zehn Minuten hatten die Bayern defensiv dreimal großes Glück gegen Gerard Moreno. In der 53. Minute rettete der Pfosten für Bayern. Gnabry, Musiala und Kimmich trabten neben Moreno her, dessen Schuss aus der Distanz an Neuer vorbei am Pfosten landet. 

Vier Minuten später rettete Davies in letzter Not per Grätsche vor dem einschussbereiten Moreno. 

Und in der 62. Minute rettete die Flugkurve für den geschlagenen Neuer. Der Torhüter hatte weit vor dem Tor einen Fehlpass in die Füße von Moreno gespielt. Dessen Abschluss aus der eigenen Hälfte drehte sich auf den letzten Metern noch vom leeren Tor weg.  

Villarreal war die klar bessere Mannschaft und der FC Bayern mit dem Ergebnis gut bedient. 

Nagelsmann wechselte und brachte zunächst Sané und Goretzka für Müller und Gnabry und später Süle für Pavard. 

Bayern danach mehr Druck, aber Villarreal hielt mit. Weiterhin keine klaren Chancen. Coman in der Nachspielzeit nochmal aus aussichtsreicher Position, vergeblich.

Es blieb beim 1:0 für Villarreal. Bayern muss nach der Leistung mit dem Ergebnis zufrieden sein. Villarreal verteidigte heute herausragend und überzeugte ebenfalls mit Ball.  

Dinge, die auffielen

1. Villarreal unterschätzt?

Nach der Auslosung richteten sich die Blicke bereits aufs Halbfinale, wo Jürgen Klopps FC Liverpool warten könnte, spätestens nachdem diese am Vortag in Lissabon siegten. Zu früh? 

Dabei ist Villarreal zwar keiner der ganz Großen im europäischen Fußball, der Zwerg, zu dem sie teils gemacht wurden, aber auch nicht. Ihr Kader hat laut Transfermarkt einen Marktwert von 382,5 Millionen Euro und liegt damit eher im Bereich von Leverkusen als von Bochum. 

Villarreal war von der ersten Minute an anzumerken, dass sie im „Pokalmodus“ spielten. Jede Grätsche roch nach Pokal und wurde von Fans und Spielern genauso gefeiert. Der FC Bayern schien davon ebenso überrascht zu sein, wie von Villarreals Pressing. 

Bedenklicher als der schwache Start ins Spiel ist, dass Bayern auch keine wirksamen Anpassungen gelangen. 

2. Auswärtsserie reißt

Am 27. September 2017 verlor der FC Bayern zuletzt auswärts in der Champions League, damals 3:0 bei Paris St. Germain. Auf diese Niederlage folgten 22 Auswärtsspiele ohne Niederlage, darunter ein Titelgewinn in der Champions League. Zählt man die Spiele beim Finalturnier dazu, waren die Münchner sogar 25 Spiele lang in Folge ungeschlagen.

Diese Serie ist vorbei. Es gilt, im Rückspiel eine neue zu starten. 

3. „Sempre endavant“ wird zum Motto des FC Bayern fürs Rückspiel in der Allianz Arena

Der FC Villarreal überraschte vor dem Anpfiff unter anderem Bayern-Vorstand Oliver Kahn mit der valencianisch-katalanischen Interpretation des „immer weiter“. Heute beflügelte es die Hausherren. Im Rückspiel muss es das Motto für den FC Bayern sein, dann ist das Halbfinale weiterhin erreichbar. Hierfür bedarf es einer deutlichen Leistungssteigerung.