1:1! Coman rettet die Bayern in Salzburg
Die Corona-Bestimmungen sind in Österreich gelockert, sodass knapp 30.000 Fans das Spiel in Salzburg verfolgen konnten. Das Stadion war somit ausverkauft.
Falls ihr es verpasst habt
Die Aufstellungen
Julian Nagelsmann hatte einige Baustellen zu lösen nach dem peinlichen 2:4-Debakel gegen den VfL Bochum. Mehrere Varianten standen im Raum. Der Bayern-Trainer entschied sich für die Rückkehr der Dreierkette mit Hernández, Süle und Pavard. Dadurch gab es im Mittelfeld eine Position mehr zu besetzen als in der Bundesliga. Hier rückte Tolisso zurück ins Team. Upamecano saß auf der Bank. Die drei Offensivspieler Sané, Gnabry und Coman standen wie zuletzt in der Startelf.
Matthias Jaissle, der Trainer von Salzburg, wählte die zu erwartende 4-3-3-Formation. Mit dem ehemaligen Bayern-Jugendspieler Karim Adeyemi, der von Borussia Dortmund umworben wird, stand ein Spieler besonders im Fokus. Der deutsche Nationalspieler steuerte in der Gruppenphase drei Tore und drei Assists bei und trug maßgeblich dazu bei, dass sich Salzburg als Tabellenzweiter fürs Achtelfinale qualifizierte.
1. Halbzeit
Jaissle hat seine Hausaufgaben gemacht und das Spiel der Bayern in Bochum gut analysiert. Die Salzburger wollten nach Ballverlusten der Gäste über Okafor, Adeyemi und Aaronson in schnelle Umschaltmomente kommen. Um diese zu erzwingen, verdichteten die Österreicher das Zentrum.
Die erste große Chance hatte der FC Bayern nach einem schönen Pass von Tolisso durch Gnabry (10.). Er scheiterte aus spitzem Winkel an Köhn. Wenig später musste Salzburg wechseln. Für Okafor kam Adamu (12.).
Aus einem bayerischen Einwurf resultiert ein folgenschwerer Ballverlust. Gnabry und Müller verlieren jeweils einen 50:50-Zweikampf. Camara spielte einen langen Ball über Adeyemi, dann landet der Ball beim eingewechselten Adamu, der Ulreich keine Chance lässt (21.).
Die Bayern kamen dann zu Möglichkeiten, wenn sie sehr exakt im Passspiel waren. Das mannorientierte Pressing der Salzburger ließ dafür durchaus Raum. Eine Seitenverlagerung von Coman auf die rechte Seite über Gnabry brachte Sané im Zentrum in eine gute Abschlussposition, doch sein Schuss verfehlte das Tor (32.).
Es folgte die ‘beste’ Phase der Bayern, deren Kombinationsspiel sicherer wurde, aber große Chancen erspielten sich die Bayern bis zur Pause nicht mehr.
2. Halbzeit
Die Partie blieb auch nach dem Wiederanpfiff wild. Die Bayern versuchten über mehr Ruhe und Seitenverlagerungen mehr Struktur in den Spielaufbau zu bekommen. Salzburg verlagerte das Pressing gute zehn Meter tiefer in die eigene Hälfte.
Die großen Chancen für die Bayern blieben aber aus. Die größte Chance hatte Mitte der zweiten Hälfte Coman aus sehr spitzem Winkel (72.). Wenig später hatte Sané den Ausgleich auf dem Fuß, scheiterte aber erneut an Köhn (75.).
Julian Nagelsmann wechselte erstmals und brachte Eric Maxim Choupo-Moting für Gnabry und Sabitzer für Tolisso.
Auf der Gegenseite verpasste Salzburg die Entscheidung. Adeyemi scheiterte an Ulreich. Den Nachschuss von Adamu klärte Pavard auf der Linie. Glück für die Bayern (81.). Auf der Gegenseite fehlten Choupo-Moting Zentimeter (85.).
Als Salzburg bereits vom Sieg träumte, segelte eine Halbfeldflanke von Pavard auf Müller, dessen Kopfballverlängerung am langen Pfosten von Coman den Weg ins Tor fand (90.).
Die Bayern und Salzburg trennen sich am Ende leistungsgerecht mit 1:1. Die Bayern konnten sich in der zweiten Halbzeit spürbar steigern, hatten aber lange Zeit keine Ideen, wie der Salzburger-Riegel geknackt werden könnte. Für das Rückspiel in vier Wochen ist somit alles offen.
Dinge, die auffielen
1. Ernsthaftigkeit
Im Gegensatz zur Partie gegen den VfL Bochum haben die Spieler des FC Bayern die Partie ernst genommen. So banal das klingen mag, aber das war nicht in allen Partien in dieser Saison der Fall. Die Münchner haben bereits vier Spiele in der Bundesliga verloren. Keines der Teams steht in der oberen Tabellenhälfte.
Gegen Salzburg war der Fokus sofort da, auch wenn die Münchner nicht fehlerfrei waren. Die Ungenauigkeiten im Spielaufbau waren nach wie vor vorhanden. Zum einen tat sich die letzte Kette schwer gegen das Pressing der Salzburger einen strukturierten Spielaufbau zu initiieren. Häufig blieb nur der lange Ball und viel Hoffnung. Aber auch der starke Zentrumsfokus führte zu vielen engen Situationen im Halbraum. Wie beim 1:0 durch Salzburg zu sehen war.
Hinzu kamen einfache Ballverluste der Offensivspieler. Coman hatte zur Halbzeit bereits fünf einfache Ballverluste, Gnabry und Sané je drei. Zu viel für ein Spiel in der K.-o.-Runde.
2. Ist der Kader Champions-League-tauglich?
Julian Nagelsmann stand abermals in dieser Saison vor der Aufgabe, wichtige Baustellen im Kader zu ersetzen. In Salzburg fehlten mit Neuer, Davies und Goretzka drei Spieler der vermeintlich ersten Elf. Hinzu kommt mit Musiala ein wichtiger Spieler, der mehrere Positionen abdecken kann. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass Nagelsmann noch nicht die perfekte Lösung für dieses Problem gefunden hat. Er probierte es mit einer Dreier- und Viererkette mit dem Ziel alle drei Offensivspieler in der Startelf zu halten. Der Gedanke zeigt, dass die zweite Garde nicht den Ansprüchen von Nagelsmann genügt. Die Gründe hierfür sind vielfältig und individuell sehr unterschiedlich. Am Ende steht aber die nüchterne Erkenntnis, dass gerade die Neuzugänge Sabitzer, Richards und mit Abstrichen Upamecano nicht funktionieren. Hinzu kommen Sarr und Roca, die schon länger mit der Einschätzung “nicht Bayern tauglich” leben müssen. Wenn aus der ersten Elf nicht alle Spieler verfügbar sind, dann scheint der Kader zu viele Baustellen zu haben, um wirklich nach den Sternen zu greifen.
3. Kein Gegenpressing – keine Party
Was gegen Leipzig sehr gut funktionierte, ging gegen Salzburg überhaupt nicht auf. Die Formation, die Julian Nagelsmann wählte, war darauf ausgelegt früh Bälle zu gewinnen. Die fünf Offensivspieler kamen aber kaum bis gar nicht in Gegenpressing-Situationen. Coman und Gnabry hingen so in der Luft, da sie nicht wie klassische Flügelverteidiger agierten. Eroberte Salzburg den Ball im letzten Drittel zurück, dann ging es schnörkellos meist mit einem direkten Pass über 40 – 50 Meter nach vorne. Das Angriffspressing der Bayern verpuffte so im Keim. Mit der Konsequenz, dass die Restverteidigung der Mannschaft von Julian Nagelsmann den Ball zurückerobern musste. Das kann auf diesem Niveau nicht funktionieren.
4. Neues Spiel in der zweiten Halbzeit
Durch das bessere Aufbauspiel und den schwindenden Kräften bei Salzburg entwickelte sich fast ein Spiel auf ein Tor. Die Salzburger verteidigten aber sehr lange den eigenen Strafraum sehr geschickt. Die Bayern kamen zwar in die Nähe des Tores, aber nicht in die erhofften Abschlusspositionen. Besonders gut ablesen lässt sich dies an Robert Lewandowski, der keinen Torschuss verbuchen konnte. Wenn es gefährlich wurde, dann durch Coman, der sich im direkten Duell häufiger durchsetzen konnte, wie beim Ausgleich am langen Pfosten.