Der Winterschlaf ist vorbei: FC Bayern München und Leipzig trennen sich zum Auftakt mit 1:1.
Am Freitagabend kehrte mit der deutschen Fußball-Bundesliga die letzte große Liga aus der Winterpause zurück. Faktisch ging der Winterschlaf lange, doch durch die Weltmeisterschaft und dem sofortigen Comeback der Premier League und La Liga, konnte von Fußball-Entzug kaum die Rede sein.
Falls Ihr es verpasst habt
Die Aufstellung
Julian Nagelsmann schmiss keine 36 Stunden nach dessen Vertragsunterschrift sofort Yann Sommer auf das Feld. Zuvor meinte er ja noch, ein Torwart brauche nicht mehr als 30 Minuten, um sich an ein neues Team zu gewöhnen.
Vor Sommer stellte sich das Team größtenteils selbst auf. Ohne Hernández und Mazraoui blieb dem Trainer kaum eine andere Wahl, als auf Davies und Pavard außen, sowie Upamecano und de Ligt innen zu vertrauen. Vor der DFB-Doppelsechs aus Kimmich und Goretzka, spielte der DFB-Angriff aus Sané, Gnabry und Musiala. Vorne stürmte der beste Spieler des Herbsts Eric Maxim Choupo-Moting.
RaBa Leipzig spielte im gewohnten 4-2-2-2 mit WM-Gewinner Gvardiol hinten, dem designierten Neu-Bayer Konrad Laimer, aber erstmal ohne den Rekonvaleszenten Timo Werner.
1. Halbzeit
Von Beginn an war es ein zerfahrenes Spiel. Beide Teams suchten zu schnell die Tiefe, verloren so zu schnell den Ballbesitz. Es entwickelte sich ein chancenarmes Mittelfeldgeplänkel. Gnabrys abgefälschter Pfostenschuss aus der achten Spielminute blieb lange Zeit die einzige wirklich gefährliche Toraktion. Im Ansatz blitzte zwar mitunter Gefahr auf, doch die souveränen Bayern-Verteidiger oder Ungenauigkeiten im Leipziger Drittel erstickten die Situationen im Keim, noch bevor es zum Abschluss kam. Nicht zufällig stand es am Ende der Halbzeit nur 0,61 : 0,16 nach Expected Goals.
Der vergleichsweise hohe Bayern-Werkt kam von der einen nicht zurückgepfiffenen Toraktion, die Choupo-Moting sogleich verwandelte. Von Sommer aus baute Bayern ruhig auf, bis Sané es mit einem Doppelpass mit Goretzka und einer gelungenen Finte plötzlich schnell machte. Gnabry trieb das Spielgerät mit großen Schritten nach vorne, ehe er eine scharfe Flanke schlug, die Choupo-Moting regelrecht reinstolperte (38.). Die Stadionregie vermied es leider zu Mario Gómez auf der Tribüne zu schneiden, denn der Treffer war ein echtes Tor Marke Gómez.
Viel mehr geschah nicht mehr in der 1. Halbzeit, mit einer knappen, aber verdienten 1:0-Führung ging es in die Kabine.
2. Halbzeit
Ohne personelle Wechsel kamen beide Teams aus der Pause, Leipzig wollte es jedoch sofort wissen. Mit viel mehr Präzision und Schwung kam die Heimmannschaft aus der Kabine. Schon in der 52. Minute münzten sie es auch in zählbares um. Kimmich spielte tief in der eigenen Hälfte einen gefährlichen Fehlpass, ging anschließend viel zu leicht zu Boden. Am Ende verlängerte Silva eine Flanke zu Halstenberg, der aus nächster Nähe einschob.
Wie das berühmte Tier auf der Dose, das hinter dem gesamten Verein steht, sahLeipzig nun rot. Das Leipziger Angriffspressing war nun da.
In der 65. Minute flog Upamecano beinahe vom Platz, als er als letzter Mann Szoboszlai umgrätschte. Nur der im Vollsprint gerade einholende de Ligt verhinderte die rote Karte. Direkt danach kamen Timo Werner für Forsberg, sowie Coman für -etwas überraschend- Musiala. Das Spiel beruhigte sich nun, beide Teams schienen mit dem Unentschieden zufrieden. In der 83. Minute kam Müller für Gnabry, zwei Minuten später Tel für den Torschützen. Laimer schloss noch einmal von der Strafraumecke gefährlich ab, davon ab trudelte das Spiel allerdings ohne weitere Torraumszenen aus. Mit einem 1:1-Unentschieden startet der FC Bayern somit in die Rückrunde. Am Dienstag empfängt man den 1. FC Köln.
Dinge, die auffielen
1. Erste Halbzeit: Mittelfeld-Duell ohne Mittelfeld
In der 1. Halbzeit endstand so etwas, wie ein Mittelfeldduell ohne Mittelfeld. Beide Teams suchten (zu) schnell die Tiefe, der Ballbesitz wechselte ständig. Der Großteil des Spiels fand im zweiten Spieldrittel ab, doch waren es nicht die Mittelfeldspieler, die sich in Zweikämpfen aufrieben. Durch das ständige regelrechte Geflipper waren es die Innen- und Außenverteidiger, die die Bälle abfingen und nach vorne trieben. Insbesondere de Ligt und Upamecano erwischten einen spielfreudigen Start in die Rückrunde. Upamecano streute noch zwei, drei Fehler ein, de Ligt jedoch blieb seinem in Doha geäußertem Vorhaben, nun auch im Ballbesitz spielbestimmender zu sein, sofort treu. Er stand wie eine Eins, fand situativ klug den Zeitpunkt selbst sich vorne einzuschalten und suchte konsequent und erfolgreich die wichtige schwierige Passoption.
2. Zweite Halbzeit: Konrad Laimer & Leipzigs Comeback
Im ersten Spielabschnitt war Konrad Laimer noch tief in der eigenen Hälfte unterwegs. Zusammen mit Xaver Schlager duellierte er sich mit Musiala, hatte diesen ordentlich im Griff, fiel aber auch nicht all zu auf.
Anders war es in der zweiten Hälfte. Leipzig schob nun insgesamt weiter nach vorne, Bayerns designierter Sommer-Transfer war hier ein Schlüsselspieler. Er jagte nun weiter vorne nach dem Ball und das oftmals erfolgreich. Nach Haidaras Hereinnahme für die letzten 10 Minuten sogar tatsächlich im offensiven Mittelfeld.
Bayern konnte Leipzigs Angriffspressing wenig entgegensetzen. Kimmich befreite sich nur situativ gut, war hauptverantwortlich für das Gegentor. Goretzka war ein noch größeres Problem, blieb komplett blass. Hier zeigt sich vielleicht, wieso Julian Nagelsmann Konrad Laimer möchte. Als Bayern die Spielkontrolle verlor, vertraute Nagelsmann seiner Bank nicht. Als Mittelfeldalternative ist hier Marcel Sabitzer zu nennen, der trotz Goretzkas Leistung 90 Minuten auf der Bank saß. In dieser Situation brauchte Bayern einen Balljäger, doch der spielte beim Gegner, fehlte auf der eigenen Bank.
3. Kaltstart in den Sommer
Gestern noch Medizincheck, heute schon Debüt. Für Yann Sommer geht es dieser Tage ganz schnell. Da hatte Bayerns neue Nummer 27 Glück, dass sein Premierenspiel ruhig verlief. Leipzig war zwar lange Zeit die bessere Mannschaft, doch Sommers Tor wackelte selten. Am Gegentor war er machtlos, zwei Weitschüsse fing er locker auf.
Sommer war heute mehr als Aufbau-, denn Torspieler gefragt. Und hier fiel kaum auf, dass ein anderer Torhüter hinten spielte. Die kurzen Pässe fanden allesamt ihren Rezipienten, viele lange Bälle ebenfalls. Mancher lange Volley entpuppte sich jedoch als unpräzise, wurde schnell abgefangen. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass in den vergangenen Jahren gerade dieser lange Pass auch bei Manuel Neuer oft fehlschlug.