Bayern nutzt die Löcher in der Kölner Defensive
Nach der Länderspielpause startet für den FC Bayern der Jahresendspurt. Der punktbeste Tabellenzweite der Geschichte konnte in Köln vorlegen und die Tabellenspitze übernehmen. Gegner war der 1. FC Köln, die in der Tabelle mit dem Rücken zur Wand stehen und den FC Bayern mit einem taktischen Novum empfingen.
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1. FC Köln vs. FC Bayern München: Spielverlauf
In seinem 94. Spiel als Trainer des 1. FC Köln ließ Steffen Baumgart sein Team erstmals mit einer Dreierkette auflaufen. Eine Kette, die sich tatsächlich als Dreierkette und nicht als defensive Fünferkette entpuppte. Köln presste wie gewohnt sehr hoch – und war hinter der ersten Pressinglinie komplett unsortiert. Zwischen Kölner Abwehrkette und Mittelfeld klafften zeitweise 20 Meter große Löcher.
Dadurch kam der FC Bayern nach Ballgewinnen zu vielen guten Kontersituationen in Überzahl. Die Führung war eine Frage der Zeit, und Harry Kane brachte sie in der 20. Minute. Nach einem Ballgewinn von Laimer kam der Ball über Coman und Sané zu Choupo-Moting, dessen Schuss Schwäbe nur vor die Füße von Kane abklatschen konnte – Formsache.
Nach 30 Minuten stellte Köln um, die Dreier- wurde jetzt zur Fünferkette. Bayern tat sich in der Folge schwerer, Chancen zu erspielen, kontrollierte das Spiel aber weiterhin.
In der zweiten Halbzeit hielt Köln die defensive Formation und hoffte auf einen Lucky Punch. Doch der FC Bayern hielt die Kölner entspannt vom eigenen Tor weg. Bis auf kleine Halbchancen in der Nachspielzeit ließ die Münchner Defensive nichts zu. Allerdings schaffte Bayern es in der zweiten Halbzeit bis auf wenige Ausnahmen nicht, den tiefen Kölner Defensivblock auseinander zu spielen.
Überraschend verzichtete Thomas Tuchel auf jegliche Wechsel. Angesichts des Spielstands und der guten Leistung nachvollziehbar, mit Blick auf die Länderspiele und Reisen einiger Spieler dennoch überraschend. Traute Tuchel es seiner Bank nicht zu, die Führung in Köln über die Uhr zu bringen?
1. FC Köln vs. FC Bayern München: Das fiel auf
In den ersten 30 Minuten regnete es Brei – und nur Harry Kane hatte seinen Löffel dabei. Auf 2,4 “expected Goals” kam der FC Bayern in den ersten 30 Minuten. Weitere hochkarätige Chancen wie Hübers’ Fast-Eigentor und nicht bis zum Abschluss ausgespielte Konter fehlen sogar noch in dieser Statistik. In den inklusive Nachspielzeit 65 Minuten ab der 30. Minute nur noch weitere 1,2 “expected Goals”.
Kurz: Der 1. FC Köln war in seiner neuen Formation offen wie ein Scheunentor. Und der FC Bayern traf nur einmal hinein. Dadurch blieb das Spiel unnötig eng. Ein Flutlichtspiel bei einem Gegner im Abstiegskampf kann beim Gegner ungeahnte Kräfte wecken und unangenehm werden. Ein frühes 2:0 oder 3:0 hätte Nerven und Kräfte geschont.
Zum vollständigen Bild gehört auch: Der FC Bayern trat neunzig Minuten lang konzentriert auf und ließ keine einzige hochkarätige Chance zu. Trotz der knappen Führung schien der Sieg so nie gefährdet zu sein.
Spieler des Spiels: Harry Kane
Er zeigte es bereits “on a cold and rainy night in Stoke” – und jetzt auch in Cologne. Harry Kane hat in vier Monaten in München bereits den Status erreicht, in dem seine Tore als selbstverständlich hingenommen werden. Kane steht am 12. Bundesligaspieltag bei 18 Toren. Die Vergleiche mit den Rekordsaisons von Gerd Müller und Robert Lewandowski sind angebracht.
Kane hatte weitere gute Aktionen. Er ließ sich wie so häufig ins Mittelfeld fallen und war als Initiator für einige der guten Konterchancen in der Anfangsphase verantwortlich, darunter mit einem Traumpass auf sein Lieblingszielspieler Leroy Sané, den dieser nicht vollenden konnte.
Enttäuschung des Spiels: Leroy Sané
Jene zweite Hälfte des kongenialen Duos Larry Kané kann als Enttäuschung des Spiels gesehen werden. Nach der Länderspielpause mit Suche nach der richtigen Rolle und roter Karte gelang Leroy Sané gegen Köln kein Befreiungsschlag. In ihm steckte noch zu viel DFB-Leroy und zu wenig FCB-Leroy.
Dabei war seine Leistung keineswegs spielerisch schwach. Doch die knappen Münzwürfe, von denen in der bisherigen Saison so viele auf der richtigen Seite landeten, wollten an diesem Abend nicht zu seinen Gunsten fallen. Er vergab ein, zwei klare Chancen, spielte einige Pässe einen Hauch zu scharf oder kurz und konnte dem Spiel nicht die Präsenz der letzten Monate aufdrücken. Kane, Coman, Kimmich und Goretzka spielten auffälliger.
Für Sané brechen wichtige Wochen an: Es gilt, die herausragende Hinrunde auf hohem Niveau zu Ende zu bringen, statt in alte Muster von schwankender Form zurückzufallen. Ein einzelnes Spiel, das ein kleines bisschen weniger Weltklasse war als zuletzt, ist noch kein Problem.
Die Daten zum Spiel des FC Bayern in Köln
Tor: Kane (20.)
Gelbe Karte: Choupo-Moting (52.)
Aufstellung 1. FC Köln: Schwäbe – Hübers, Kilian (78. Waldschmidt), Chabot – Carstensen, Martel, Ljubičić (65. Alidou), Maina – Thielmann (78. Paqarada), Kainz (78. Huseinbašić) – Selke (65. Tigges)
Aufstellung FC Bayern: Neuer – Laimer, Upamecano, Kim, Mazraoui – Kimmich, Goretzka – Coman, Choupo-Moting, Sané – Kane