FC Bayern - Eintracht Frankfurt, Allianz Arena, 1:0, Abraham vs. Lewandowski, CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

FC Bayern – Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0)

Christopher Trenner 02.04.2016

Vor dem Spiel stand Mario Götze als Nationalspieler im Fokus. In der heimischen Allianz Arena konnte er mit einem guten Länderspiel Rückenwind für die anstehenden Wochen sammeln.

Falls Ihr es verpasst habt:

Pep Guardiola wechselte im Vergleich zum Auswärtssieg gegen den FC Köln auf fünf Positionen. Besagter Götze stand fast wie erwartet in der Startelf der Münchner. Martínez gab nach langer Verletzungspause sein Comeback. Hinzu kamen noch Lahm, Müller und Ribery auf Seiten der Münchner.

Taktisch ergab sich eine Mischung aus Dreier-/Vierkette mit Bernat, Alaba und Martínez. Wenn benötigt, reihte sich Lahm in die Kette ein. Meistens war es aber Alonso der sich aus dem Mittelfeld zurükfallen ließ und von dort aus versuchte, das Spiel strukturiert aufzubauen.

Niko Kovac, der noch recht junge Eintracht-Trainer setzte auf ein klares 5-4-1-System. Im Vergleich zu den letzten Wochen rückte hierfür Oczipka als linker Innenverteidiger in die Mannschaft.

Bayern-Frankfurt, GrundformationenBayern-Frankfurt, Grundformationen

Djakpa spielte als linker Außenverteidiger. Bemerkenswert war aber weniger die Aufstellung der Frankfurter als die Interpretation. Die Abwehrkette schob sehr weit raus. Teilweise 30-35 Meter vor dem eigenen Tor. Dadurch verengten die Frankfurter das Spielfeld. Vorne versuchte die SGE, die Münchner konsequent mit vier bis fünf Spielern anzulaufen. Das gelang den Eintrachtspielern zunächst sehr gut. Die Münchner spielten immer wieder lange Bälle in die Spitze, die aber viel zu ungenau waren.

Gerade das Pressing der Frankfurter und die hohe Stafflung brachten viel Hektik in die Partie. Die Mannschaft von Pep Guardiola versuchte zu oft es mit vertikalen Bällen, die in die Schnittstelle der Frankfurter Fünferkette gespielt wurden. Weil auch dem Passgeber meist nur wenig Zeit für das Zuspiel blieb, ergab sich die erwähnte fehlende Präzision. Viele Bälle gingen so aus Münchner Sicht schnell verloren. Da Frankfurt wiederum nichts mit dem Ball anzufangen wusste, entstand eine gewisse Hektik durch die vielen Ballbesitzwechsel.

Nach zwei Durchbrüchen von Ribery auf der linken Angriffseite nährten sich aber die Münchner zunehmenden dem Frankfurter Tor an. Entscheidend für den Siegtreffer war ein Lauf von Götze im Mittelfeld und ein Ausrutscher von Oczipka. Dieser ermöglichte Götze einen freien Schuss aus 14 Metern. Hrádecký konnte den Ball zunächst parieren, doch der Abpraller flog Richtung Ribery, der aus 16 Metern zum Seitfallzieher ansetzt und den Ball über den Frankfurter Schlussmann zentral ins Tor befördert.

Der Führungstreffer brachte den Münchnern zwar mehr Sicherheit, aber Frakfurt blieb seinem Spielstil weitesgehend treu. Die Folge waren insgesamt fünf Abseitsstellungen auf Seiten der Münchner und eine Reihe von Foulspielen nach den Steilpässen. Diese extreme Spielweise lässt sich auch an den Zahlen ablesen. Der FC Bayern hatte in der ersten Halbzeit “nur” 65% Ballbesitz und eine Passquote von 83%. Insgesamt spielten die Bayern 51 Fehlpässe im ersten Durchgang.

In der zweiten Halbzeit änderte sich am Spielverlauf nicht viel. Die Münchner schalteten früh zwei Gänge zurück und kamen nur selten zu Abschlüssen. Am nächsten dran war Xavi Alonso mit einem Freistoß. Den Torerfolg konnte nur die Latte verhindern (52.). Nur zwei Minuten später konnte das Frankfurter Pressing mal klug umspielt werden, so dass Bernat auf dem Flügel ohne Gegenspieler war. Sein Torschuss wurde aber Hrádecký pariert. Nach einer Stunde verflachte die Partie. Kovac schöpfte früh sein Wechselkontigent aus, da viele Frankfurter Spieler bereits sichtlich angeschlagen waren. Pep Guardiola brachte im Verlaufe der zweiten Hälfte Vidal und Costa, die erst spät von ihren Länderspieltrips zurückgekehrt waren. Beide konnten den Münchnern aber keine entscheidenden Impulse mehr geben. Erst in der Schlussminute, als die Münchner einen Einwurf schnell ausführten, hatte Müller noch die Chance auf einen Treffer, doch auch er scheiterte am Frankfurter Schlussmann.

So blieb es letztlich beim 1:0-Heimsieg der Münchner. Gerade ab der 60. Spielminute unternahmen die Münchner nicht mehr als nötig.

3 Dinge, die auffielen:

1. Minimalistenfußball

Wie schon vor der Länderspielpause operierten die Münchner am unteren Leistungslimit. Dies lag zum einen an den aufopferungsvoll aufspielenden Frankfurtern, aber vor allem an der Spielweise der Münchner. Viel zu ungenau wurde das Spiel aus der Abwehrreihe aufgebaut. Angefangen bei Manuel Neuer, der nur drei von 13 langen Befreiungsschlägen beim Mitspieler anbringen konnte. Alaba (1 von 3 lange Bälle angekommen), Martínez (4 von 8) und Lahm (5 von 11) unterstreichen das unpräzise Aufbauspiel mit teilweise deutlich unter 50% Genauigkeit bei den sonst so sicher vorgetragenen Spieleröffnungen. Die hochstehnde Abwehr von Frankfurt konnte nicht genutzt werden, weil die eigenen Bälle viel leichtfertig hergeschenkt wurden.

Ein weiteres Problem lag in der Flügellastigkeit auf der linken Angriffsseite der Münchner begründet. Nahezu jeder Angriff wurde über diese Flanke vorgetragen. Müller auf der rechten Seite war de facto nicht im Spiel. Er brachte es in über 90 Minuten nur auf 36 Ballkontakte. Nur etwas mehr hatte Götze mit 40 in etwas weniger Spielzeit. Hauptproblem war, dass Frankfurt so geschickt presste, dass der einfache Pass auf den Außenspieler nicht möglich war. Nur fünf Pässe konnte Martínez aus der eigenen Hälfte in die gegnerische Hälfte spielen. Auch Alonso, Lahm und Thiago schafften es nicht, dass Spiel mal so zu verlagern, dass über beide Angriffseiten Gefahr hätte ausgestrahlt werden können.

So schleppte sich die Partie über weite Strecken und litt an der Ideenlosigkeit der Münchner, die aber zugebenermaßen im Vergleich zum Köln-Spiel vor der Länderspielpause deutlich mehr Abschlüsse generierten (21 Torschüsse).

2. Mario Götze

11.17 Kilometer ist Mario Götze gegen Frankfurt gelaufen und war bis zur seiner Auswechslung der Bayernspieler mit der größten Laufleistung. Positiv in Erinnerung bleibt das Erkennen der Lücke kurz vor dem 1:0. Hier wurden die großen Stärken von Götze sichtbar. Er erkennt Raum und weiß, wie er ihn für sich nutzen kann. Begünstigt durch den Ausrutscher von Oczipka leitete Götze so den Führungstreffer der Münchner durch die Zentrale ein. Mit vier Torschüssen zeigte sich Götze sichtlich bemüht. Nur Lewandowski hatte mehr Versuche (6) auf Seiten der Münchner. Hinzu kam eine direkte Torschussvorlage.

Bedingt durch die Spielweise der Frankfurter ging die Partie aber über weite Strecken der Partie an ihm vorbei. Hinzu kamen einige Unsauberkeiten, die nach der langen Pause zwar normal sind, dennoch den Spielfluss der Bayern nicht beförderten. Mit drei unnötigen Ballverlusten führt Götze die Statistik auf Seiten der Münchner an. Hinzu kamen fünf eigene Foulspiele, die dementsprechend zu Ballbesitz Frankfurt führten. In der Summe, gerade unter Einbeziehung des Länderspiels, war es dennoch eine gute Woche für Götze und ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings hat er noch einen steinigen Weg vor sich. Insbesondere wenn die Mannschaft in der Liga nur noch das absolute Minimum abruft.

3. Die Null steht.

Aufgrund der beschriebenen Leistung ist es umso wichtiger, dass der FC Bayern defensiv zuletzt sicher stand in der Bundesliga. Frankfurt kam auf vier, Köln auf sechs und Bremen auf zwei Abschlüsse. Zusammengenommen mit dem Spiel gegen Borussia Dortmund ist der FC Bayern seit vier Spielen ohne Gegentor. Trotz der Versuche von Pep Guardiola, Rekonvaleszenten wie Benatia und Martínez wieder in die Mannschaft zu integrieren. Es war die 26. Variation in der Defensivreihe der Münchner im 40. Pflichtspiel der Saison. Gerade aufgrund der vielen Verletzungen ist es bemerkenswert, dass die Münchner erst 13 Gegentore hinnehmen mussten. Pep Guardiola hat es verstanden sein Defensivkonzept noch weiter zu verfeiern und den Gegner durch gutes Pressing noch seltener zum Torabschluss kommen zu lassen. Im Schnitt kommen die gegnerischen Mannschaften in der Bundesliga auf nur 6.6 Abschlüssse. 12% weniger im Vergleich zum Vorjahr (7.5 Schüsse aufs Tor). Bemerkenswert, vor allem wenn man bedenkt, dass der beste Abwehrspieler im Team seit Wochen verletzungsbedingt ausfällt.

Es wird auch in den kommenden Wochen darauf ankommen, möglichst fehlerfrei in der Defensive zu spielen. Punktverluste wie in den Vorjahren gegen Ende der Saison kann sich der FC Bayern in diesem Jahr nicht leisten. Nicht so lange Dortmund noch im Rennen um die Meisterschaft mithält. Sollte der FC Bayern sogar ins Halbfinale der Champions League einziehen, dann stehen neun Spiele im April im Terminkalender. Eine beachtliche Zahl. Es wird auf alle Mannschaftsteile ankommen, damit diese wichtige Saisonphase auf den krönenden Abschluss der Saison hinführt.

FC Bayern – Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0)
Bayern Neuer – Bernat, Alaba, Martínez – Alonso, Lahm, Ribery, Thiago, Götze (85. Vidal), Müller – Lewandowski (71. Costa)
Bank Ulreich, Tasci, Rafinha, Rode, Kimmich
Frankfurt Hrádecký – Djakpa, Oczipka, Abraham, Zambrano, Chandler – Ben-Hatira (64. Kittel), Huszti (48. Stendera), Hasebe, Aigner – Seferović (58. Castaignos)
Tore 1:0 Ribery (20.)
Karten Lewandowski (41.), Götze (55.) / Abraham (41.), Ben-Hatira (45.), Chandler (49.), Stendera (51.)
Schiedsrichter Florian Meyer (Burgdorf)
Zuschauer 75.000 ausverkauft