FC Bayern – 1. FC Nürnberg 2:0 (0:0)
3 Dinge, die auffielen:
1. Ein Schritt nach vorne
Ein 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg klingt nicht gerade wie eine Offenbarung. War es auch nicht. Dennoch war das Spiel gegen die Elf vom ex-Münchener Michael Wiesinger ein Schritt in die richtige Richtung. Im Vergleich zu den Partien gegen Mönchengladbach und Frankfurt fiel vor allem eins positiv auf. Bayern agierte angetrieben von „Libero“ Schweinsteiger viel ruhiger als noch in den Spielen zuvor. Sowohl gegen Mönchengladbach als auch gegen Frankfurt war ein gewisser Übereifer zu spüren, der sich durch viel Hektik auf dem Platz wiederspiegelte. Gegen Nürnberg blieb Bayern ruhig, obwohl Nürnberg lange das 0:0 hielt. Bayern dominierte den Ball wie zuletzt vor einigen Jahren unter van Gaal, allerdings deutlich vertikaler als es unter der Ägide des Holländers häufig der Fall war.
Nochmehr als die am Ende 74 Prozent Ballbesitz drückt eine Statistik die Münchener Überlegenheit aus. Die Guardiola-Elf spielte 623 erfolgreiche Pässe. Nürnberg 64. Dass Nürnberg nur 50 Prozent (Bayern 87 Prozent) seiner Pässe zum Mitspieler brachte beweist zudem, dass auch Bayerns Gegenpressing gut funktioniert. Guardiola sprach nach dem Spiel selbst davon, dass es seinem Team in diesem Spiel zum ersten Mal gelungen sei gefährliche Konter-Situationen weitgehend zu vermeiden.
Auffällig war darüber hinaus ein offensives Muster, das einstudiert wirkt und immer wieder für Gefahr sorgte. Wenn Schweinsteiger oder einer der Innenverteidiger mit dem Ball am Fuß in die Nürnberger Hälfte eindrang ließ sich einer der beiden Achter ins Zentrum fallen. Der jeweilige Außenstürmer besetzte den dadurch freigewordenen Platz im Halbfeld während der jeweilige Außenverteidger mit vollem Tempo die Grundlinie heruntermarschierte und versuchte in den Rücken der Abwehr zu kommen. Durch diese Rochade waren immer zwei oder drei Nürnberger gezwungen ihre angestammte Position zu verlassen. Häufig verfolgte der Nürnberger Außenverteidiger den in die Mitte rückenden Außenstürmer, was wiederum Platz für Alaba und Lahm auf dem Flügel bedeutete. Klappte das nicht rückten Alaba oder Lahm ein und die beiden Außenstürmer rückten wieder nach Außen und zwangen die Gäste somit erneut zur Rochade und in die Unordnung. Insgesamt 7 gefährliche Hereingaben entstanden auf diese Art und Weise. Es ist gut zu sehen, dass Guardiola mit solchen einstudierten Mustern den Spielern auch offensiv einen Plan an die Hand gibt, anstatt den Gegner allein durch Ballbesitz und Ballzirkualtion kaputt spielen zu wollen.
Nichtsdestotrotz muss es das nächste Ziel von Guardiola sein, die Überlegenheit seiner Mannschaft in mehr und zwingendere Torchancen umzumünzen. In dieser Hinsicht sprang gegen tapfer kämpfende Nürnberger zu wenig heraus.
2. Götze und Thiago mit Licht und Schatten
Es war das lange erwartete Startelf-Debüt der beiden Neuzugänge. Im Prinzip ergänzen sich beide auf den Halbpositonen sehr gut. Thiago ist eher der Ballverteiler, der häufiger und tiefer ins Kombinationsspiel eingebunden ist, während Götze mit seiner Dynamik vor allem im letzten Spielfelddrittel glänzt. Auch die Statistik spiegelt diese Einschätzung wieder. Thiago spielte 66 Pässe, Götze nur 41. Dafür absolvierte Götze 54 intensive Läufe und 12 Sprints, Thiago 37 und 4. Thiago war extrem darauf bedacht Risiko zu vermeiden und wählte im Zweifel eher den Pass zurück. Götze deutete in einigen Szenen an, wie er Bayerns Spiel in den kommenden Monaten verbessern könnte. Seine Fähigkeit sich mit Ball am Fuß um den Gegner zu drehen und mit hohem Tempo in Richtung Tor zu gehen, wird Bayern gerade auch gegen tiefstehende Gegner gut tun. Seine Technik und sein Ballgefühl sind ohnehin eine Augenweide.
Trotz der guten Ansätze kam es nicht ganz von ungefähr, dass erst die Hereinnahme von Müller für Thiago Bayern auf die Siegerstraße brachte. Müllers Konsequenz im Spiel nach Vorne und seine Torgefahr gingen beiden Neuzugängen (noch) ab. Die kommenden Wochen werden mehr Aufschlüsse darüber bringen welchen Einfluss Götze und Thiago auf das Spiel der Münchener nehmen werden.
Update: Inzwischen wurde bekannt, dass Thiago sich im Spiel gegen Nürnberg einen Syndesmoseband-Riss zugezogen hat und mindestens 7 Wochen ausfällt. Uff. das ist eine bittere Nachricht. Wie war das nochmal mit dem Überangebot im Mittelfeld?
3. Situation in der Südkurve
Viele von Euch haben in den vergangenen Wochen aufmerksam die Situation in der Südkurve beobachtet. Der Konflikt zwischen dem FC Bayern und der aktiven Fanszene ist so komplex, dass ich ihn hier nicht komplett aufrollen möchte. Fakt ist: Es gab in der abgelaufenen Woche und auch rund um das Nürnberg-Spiel einige neue Entwicklungen. Kalle Rummenigge hat das Vorwort im Spieltag-Magazin genutzt, um einige Themen direkt zu adressieren. Die Signale der Entspannung und die ausgestreckte Hand des Bayern-Vorstands sind ein erster wichtiger Schritt. Der Kollege Jan von Miasanrot.de hat hier einige Informationen zur Auseinandersetzung der letzten Wochen und vom Gesprächsabend mit der Schickeria nach dem Nürnberg-Spiel zusammengetragen.
Für die, die sich über die Hintergrund informieren möchten gibt es hier zudem eine Reportage von Sport1 Bundesliga Aktuell, die die Situation gut zusammenfasst. Bezeichnend sind darin aus meiner Sicht vor allem die Aussagen von Prof. Salewski, der vom FC Bayern als Mediator eingesetzt wird und diesem Anspruch in keinster Weise gerecht wird, sondern aktiv Politik betreibt. Bei allem Respekt vor Salewskis Lebensleistung: Aus meiner Sicht kann der FC Bayern nicht weiter zulassen, dass er den Verein in einer so wichtigen und heiklen Angelegenheit weiterhin nach Außen vertritt. Seine Ablösung wäre ein weiterer wichtiger Schritt hin zu einem ernsthaften Dialog, dem sich beide Seiten, der FC Bayern und die aktive Fanszene stellen sollten.