FC Bayern – ZSKA Moskau 3:0 (2:0)

Steffen Trenner 17.09.2013

Nach der Pause wirkte die Guardiola-Elf abgeklärt und brachte sich nur durch ein paar leichtisinnige Abspiele selbst in Bedrängnis. Robben machte in der 68. Minute aus 10 Metern freistehend den Deckel drauf. Bayern spielte 824 Pässe, Moskau nur 366. Das spiegelt das Spiel entsprechend wieder. Nach dem Bundesliga-Sieg gegen Hannover nun also der zweite Schritt in die erste heiße Phase der Saison 2013/2014.

3 Dinge, die auffielen:

1. Die Ergebnisse stimmen

Ja, diesen Auftakt in die Champions League-Saison 2013/2014 kann man so geben. Das war ordentlich. Es war vielleicht der souveränste Auftritt der Münchener im bisherigen Saisonverlauf auch wenn man ganz klar sagen muss, dass diese Moskauer Mannschaft  zumindest in dieser Verfassung kein Maßstab sein kann. Die Ergebnisse stimmen in dieser Saisonphase und das wohl auch das Entscheidende. Bayern untermauerte seinen Anspruch auch in der Champions League jedes Spiel mit enormen Ballbesitz zu dominieren und stand trotz einiger riskanter Passstaffetten, um den eigenen Strafraum herum, insgesamt sehr sicher.

Vielleicht ist das dann auch die wichtigste Erkenntnis aus diesem Spiel. Bayern gelang es bis auf einen Fernschuss in der 93. Minute Torchancen komplett zu unterbinden. Philipp Lahm organisierte das Gegenpressing aus dem zentralen Mittelfeld heraus exzellent und ganz hinten machte Dante nach seiner Denkpause in der Liga einen deutlichen Schritt nach vorne. Der Brasilianer fing insgesamt 5 Bälle ab – Bestwert bei den Hausherren. Also alles in allem ein guter Auftakt in die CL-Saison. Eine Standortbestimmung wird aber wohl erst am kommenden Samstag auf Schalke erfolgen.

2. Wie sich Bayern das Leben manchmal selbst schwer macht

Obwohl Moskau insgesamt nur 30 Prozent Ballbesitz hatte, fingen die Münchener insgesamt 15 Pässe ab. Hinzu kamen 19 Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte. Ein guter Wert auch für Bayern-Verhältnisse. Das unterstreicht, dass es der Guardiola-Elf gelang Bälle frühzeitig zurück zu gewinnen. Meist war spätestens 30-40 Meter vor dem Bayern-Tor Schluss für die Gäste. Was die Roten in der Folge nicht gut machten war das schnelle Umschalten. Gerade in der ersten Hälfte ließen die Bayern einige sehr gute Gelegenheiten liegen, weil sie den Ball zu langsam nach vorne trieb oder allzu sehr in die Breite spielte. Moskau gelang es so immer wieder leicht in die Grundformation zurück zu finden und das Zentrum dicht zu stellen. Vor allem Kroos verschleppte hier zu oft das Tempo. Er spielte zwar nur einen Fehlpass (80/81 Pässe), trifft aber noch zu häufig die falsche oder die zu späte Entscheidung für einen Seiten- oder Tempowechsel.

Auffällig war auch, dass der FC Bayern aus zentraler Position vor dem Tor kaum mehr als 5 oder 6 Pässe in den Strafraum spielte. Insgesamt spielte Bayern im Offensivdrittel 270 Pässe. Gerade aus zentraler Position wanderte der Ball immer wieder nach Außen, statt mit Risiko gegen die ebenfalls riskant weit aufgerückte Viererkette den direkten Weg durch die Mitte zu suchen. Wie es funktionieren kann, zeigte der einmal mehr formidable David Alaba mit seiner herrlichen Vorarbeit zum 3:0 durch Robben, als er den Ball einfach über die Abwehr lupfte. Sein Team verpasste zuvor mehrfach genau diese Gelegenheit und spielte den Sicherheitspass nach außen. Bayern kreierte über 90 Minuten aus dem Spiel heraus aber trotz insgesamt 26 Versuchen nur 2 Chancen durch Flanken. All das erklärt warum Bayern nicht noch mehr Torgefahr aus dem enormen Ballbesitz erzeugen konnte. Bayern ist aus meiner Sicht gut beraten das Risiko bei zentralem Ballbesitz in 18-25 Meter Torentfernung deutlich zu erhöhen. Im Zweifel muss die ein oder andere Abseitsstellung in Kauf genommen, aber der Ballbesitz im Bereich 18-25 Meter vor dem Tor verpufft zu oft, wenn immer wieder der sichere Weg über Außen gewählt wird. Außerdem erlaubt dies der gegnerischen Viererkette weiter vom Tor weg zu verteidigen, da der Pass in den Rücken der Abwehr ohnehn nicht zu befürchten ist. Dies sollte Bayern dringend ändern.

Mehr Vertikalität im vorderen Spielfelddrittel und ein konsequenteres Umschalten nach Ballgewinn könnten Bayerns Probleme bei Ballbesitz bereits deutlich verbessern.

3. Müller findet keinen Anschluss

Es war ein wenig bezeichnend, dass Thomas Müller seine stärkste Szene erst kurz vor Schluss hatte, als er für Arjen Robben auf die rechte Mittelfeldseite gerückt war. Shaqiri scheiterte nach einer herrlichen Müller-Hereingabe nur knapp. Zuvor fand der deutsche Nationalspieler kaum Anschluss an die Partie. Obwohl er 90 Minuten auf dem Platz stand, berührte Müller nur 65 Mal den Ball. Nur Manuel Neuer und Mario Mandzukic waren weniger ins Kombinationsspiel einbezogen. Müllers Partner auf der 8 Toni Kroos hatte in 71 Minuten 99 Ballkontakte. Franck Ribéry insgesamt 123. Müller hatte keinen Torschuss und keinen Ballkontakt im Strafraum und war so seiner größten Stärke beraubt. Zwar wich Müller schon mit Robben auf dem Feld immer wieder auf den Flügel heraus und wechselte häufig die Positionen, entfaltete von dort, bis auf die beschriebene Szene kurz vor Schluss, aber ebenfalls keinerlei Torgefahr.

Ich habe im Moment keine rechte Erklärung für Müllers Anpassungsprobleme auf der 8, weil diese Position als Halbstürmer ihm und seinen Anlagen eigentlich entgegen kommen müsste. Er ist zwar kein herausragender Kombinationsspieler, aber ein ordentlicher und müsste diese freie Rolle eigentlich nutzen können, um immer wieder in die Spitze nachzustoßen oder nach Außen auszuweichen und dadurch Torgefahr zu erzeugen. Auch die möglichen Positionswechsel mit Robben kommen seinem Spiel absolut entgegen. Es wird in den kommenden Wochen weiter zu beobachten sein, wie sich Müller in das neue Offensivgefüge einfindet. Denn spätestens mit der Rückkehr von Götze wird es wieder eng auf dieser Position.