Bayern München verpflichtet Serge Gnabry
Gnabry erhält einen Vertrag bis 2020. Allerdings könnte er sofort wieder verliehen werden. Eine Leihe zur TSG Hoffenheim steht im Raum. Auch ein Abgang von Douglas Costa wird mit Gnabry nicht unwahrscheinlicher. Schon im vergangen Sommer gab es einige Gerüchte, dass Gnabry zum FC Bayern wechselt. Doch es kam anders. Gnabry landete in Bremen. Es war ein Übergangsjahr für den jungen deutschen Nationalspieler.
Der FC Bayern war wohl schon bei dem Transfer aus London nach Bremen involviert, auch wenn das offiziell niemand bestätigen wird. In Bremen wurde Gnabry für ein Jahr geparkt, um seine Entwicklung zu fördern und ihn zu beobachten.
Für Bremen erzielte Gnabry 11 Tore und legte 3 Treffer für seine Mitspieler auf. In der Hinrunde war er sicherlich einer der wenigen konstanten Spieler von Bremen. In der Rückrunde – und während des sagenhaften Laufs der Werderaner, war Gnabry lange Zeit verletzt. Er verpasste sieben Spiele und kam an den letzten Spieltagen in drei von vier Einsätzen von der Bank.
Kein Durchbruch bei Arsenal
Der Flügelspieler war über die Stuttgarter Kickers und den VfB früh nach London gewechselt. Dort kam der meist im rechten offensiven Mittelfeld eingesetzte Gnabry zunächst im Nachwuchsteam zum Einsatz. Für die Reserve von Arsenal lief er ab Beginn des Jahres 2012 auf. Bei den Gunners unterzeichnete Gnabry am 31. Juli 2012 seinen ersten Profivertrag und debütierte am 8. Spieltag der Saison 2012/13 in der Premier League, als er in der Begegnung bei Norwich City in der 82. Minute für Aaron Ramsey eingewechselt wurde.
Nachdem seine Karriere verheißungsvoll begann, geriet sie in den Folgejahren etwas ins Stocken. Während er in der Saison 2013/14 noch auf neun Einsätze im Profi-Team kam, gab es im Folgejahr keinen Platz für ihn. Im letzten Jahr war die Leihe zu West Bromwich Albion daher nur konsequent. Aber auch dort konnte er sich nicht durchsetzen bzw. Einsatzminuten sammeln. Sein Ligadebüt am 23. August 2015 als Einwechselspieler bei der 2:3-Heimniederlage gegen den FC Chelsea blieb sein einziger Premier-League-Einsatz.
Trotzdem blieb Gnabry ein fester Bestandteil der Juniorennationalmannschaften.
Einen richtigen Schub bekam seine Karriere zuletzt bei den Olympischen Spielen als Teil der deutschen Olympiaauswahl. Gegen Mexiko und Südkorea war Gnabry der Matchwinner und hielt Deutschland mit seinen Treffern und seiner individuellen Qualität im Turnier. Gegen die Fidschi Inseln steuerte er ebenfalls Tore zum hohen Sieg bei. Im Viertelfinale gegen Portugal war es erneut ein Treffer, sein insgesamt sechster in sechs Spielen. Mit dem Turnier spielte er sich zurück in den Fokus.
Wette auf die Zukunft
Gnabry ist ein schneller, dribbelstarker Spieler und passt damit grundsätzlich ins Anforderungsprofil auf dem Münchner Flügel, der auf Grund der Altersstruktur von Robben und Ribéry mittelfristig erweitert werden muss.
Gnabry erinnert in seinem hyperaktiven, tempogeladenen Spiel stark an Douglas Costa. Wie der Brasilianer neigt Gnabry manchmal zu überhasteten Aktionen und war auch vor dem Tor in der Vergangenheit nicht immer abgeklärt genug. Seine Tore beim olympischen Fußballturnier und in der vergangen Saison zeigten aber, dass hier eine Entwicklung einsetzen kann. Auffällig war in Rio auch, wie wohl sich Gnabry im Dribbling auf der linken Seite fühlte, wenn er mit Tempo nach innen ziehen durfte. Gnabry war auch unabhängig von den Toren ein ständiger Aktivposten mit vielen angenehm geradlinigen Aktionen gegen zugegeben nicht gerade eingespielt wirkende Abwehrreihen. Auch sein linker Fuß ist übrigens recht ordentlich.
Unwahrscheinlich ist derweil, dass erst das Olympiaturnier das Interesse der Münchner an Gnabry geweckt hat. Der junge Deutsche, der 2011 gemeinsam mit Joshua Kimmich für den VfB Stuttgart im Halbfinale der U17-Bundesligameisterschaft stand, ist seit Jahren in allen U-Nationalmannschaften präsent und somit schon länger auf dem erweiterten Radar.
Gnabry ragt aus dem recht großen Pool an kleinen, schnellen, dribbelstarken Flügelspielern auf den ersten Blick nicht unbedingt heraus. Gnabry war sicher auch nicht die erste Wahl bei der Suche nach einem weiteren Offensivspieler mit Perspektive.
Die Realitäten des Marktes zeigen aber eben auch, dass hochveranlagte Spieler wie Julian Brandt, Leroy Sané, Gabriel Jesus und andere entweder nicht oder nur zu Mondpreisen zu haben sind.
Gnabry ist eher eine Wette als ein sicheres Investment. Dass junge Spieler mit regelmäßiger Spielzeit einen großen Schritt machen können, zeigt das Beispiel Kevin De Bruyne, der 2012 mit 21 Jahren zum SV Werder kam und dort einen sehr großen Entwicklungssprung machte. Auch Gnabry wird ein solcher Sprung von den Bayern-Verantwortlichen offenbar zugetraut. Ein Automatismus ist das nicht, wie zuletzt die Leihe von Julian Green zum HSV zeigte.
Durchaus typisch ist ein solcher Transfer für die Arbeitsweise von Bayern-Sportdirektor Michael Reschke, der schon in Leverkusen immer wieder junge Spieler wie zuletzt Julian Brandt, Karim Bellarabi oder Levin Öztunali frühzeitig in den Verein holte, um ihre Entwicklung selbst fördern und gestalten zu können. Auch der Transfer von Joshua Kimmich passt in diese Reihe.
Alles in allem ist Gnabrys Verpflichtung ein nicht ganz gewöhnlicher Move für den Rekordmeister, der zeigt, wie kreativ die Münchner Verantwortlichen in der derzeitigen Marktsituation werden müssen.