FC Bayern München – Hertha BSC 3:0 (1:0)
Carlo Ancelotti entschied sich für die nominell wohl stärkste Elf von Beginn an und wechselte im Vergleich zum wackeligen Spiel gegen Ingolstadt auf fünf Positionen. Alaba, Boateng, Lahm, Müller und Thiago spielten für Coman, Kimmich, Rafinha, Renato Sanches (Bank) und Juan Bernat (nicht im Kader).
Berlins Trainer Pal Dardai tauschte zweimal durch: Allan und Esswein begannen für Darida (Außenbandriss) und Skjelbred (Bank).
Falls ihr es verpasst habt:
Die Münchner begannen sehr engagiert und tauchten bereits in den ersten beiden Minuten gefährlich vor Jarsteins Tor auf.
Lewandowski scheiterte mit einem Kopfball im Rückwärtslaufen am Schlussmann (1.). Kurze Zeit später traf Müller aus kurzer Distanz den Ball völlig falsch und schoss weit neben das Tor (2.).
Bayern blieb recht zielstrebig im Spiel nach vorne und drängte auf die Führung. Müller verpasste diese nach einer Ecke nur knapp. Wenig später war es Franck Ribéry, der mit einem herrlichen Solo die Berliner Hintermannschaft auswackelte und zum 1:0 traf (15.).
Ribéry blieb auch danach der gefährlichste Münchner und hätte in der 26. Minute auf 2:0 erhöhen können. Sein Schrägschuss nach Müller-Ablage verfehlte das Tor nur knapp.
Auch danach blieb Bayern ganz klar die tonangebende Mannschaft und spielte sich immer wieder konstruktiv in den Strafraum. Lewandowski setzte einen Heber nach tollem langen Ball von Vidal neben das Tor (32.).
Es dauerte bis zur 43. Minute ehe sich die Gäste dem Münchner Tor näherten. Es brauchte eine Halb-Schwalbe von Haraguchi, um durch einen Weiser-Freistoß zumindest eine Idee Torgefahr zu entwickeln. Es ging mit 1:0 in die Pause.
Die Halbzeitunterbrechung sorgte dafür, dass das Tempo auf beiden Seiten nachließ. Es dauerte 15. Minuten bis zu ersten Torannäherung. Der eingewechselte Stocker prüfte Neuer nach einer Balleroberung aus knapp 16 Metern.
Danach reagierte auch Ancelotti und brachte Hummels für Boateng und Robben für den glücklosen Müller. Nur drei Minuten später klingelte es. Thiago klaute Allan den Ball am Strafraum und überwand Jarstein mit einem scharfen Schuss aus kurzer Distanz. Wenige Sekunden zuvor war bereits ein Treffer von Lewandowski nach Pass von Thiago wegen einer Abseitsstellung aberkannt worden.
Kurze Zeit später war es Robben, der für die endgültige Entscheidung sorgte. Nach einem erneuten Ballgewinn schob Thiago den Ball nach rechts zum Niederländer, der mit seinem altbekannten Move nach innen zog und den Ball über Jarstein hinweg ins Netz beförderte (72.).
Es war der letzte Höhepunkt in einem insgesamt einseitigen Spiel.
3 Dinge, die auffielen:
1. Endlich Struktur
Es war nach den eher wackeligen Auftritten gegen Ingolstadt und Schalke viel gesprochen worden über die fehlenden Strukturen und die hohe Fehleranfälligkeit in Bayerns Aufbauspiel. Gegen Hertha bestätigte sich dieser Trend absolut nicht. Es war durchaus bemerkenswert wie klar die Strukturen in Bayerns Aufbauspiel trotz der zahlreichen Wechsel im Vergleich zum Wochenende waren.
Bayern agierte mit klarem Plan und nachvollziehbaren Abläufen und zog das eigene Spiel von der ersten Minute an durch. Thiago (rechts) und Vidal (links) ließen sich dabei als nominelle Achter weit zurück und nach außen fallen, um dem Berliner Mittelfeldpressing zu entgehen. Sie positionierten sich dabei neben Alonso und den Innenverteidigern fast als Außenverteidiger.
Was umständlich und wenig effektiv klingt, war gegen Hertha extrem effektiv. Dardai, der vor dem Spiel ankündigte keinen schönen Fußball spielen zu wollen, lauerte mit seinen Mannen ab dem Mittelkreis auf Ballverluste und Pressingmomente. Bayern hielt den Ball über weite Strecken einfach aus diesen Bereichen fern und baute über Dreiecke mit den weit vorgeschobenen Außenverteidigern auf oder spielte den Ball in Person von Alonso, Boateng oder Vidal einfach direkt in die vorderste Linie. Der von Dardai als aggressiver Balleroberer in die Startelf beförderte Allan blieb insgesamt wirkungslos.
Auf den offensiven Außen zeigten sich die bereits bekannten Muster mit den hineinkippenden Flügelspielern Müller und Ribéry, was wiederum weitere Dreiecke mit Lahm, Alaba und den nachrückenden Achtern entstehen ließ. Das Ballbesitzspiel profitierte von diesen klaren Strukturen enorm. Die Passquote lag bei über 90%. Nur in der 60. Minute gelang es Hertha aus einem Ballverlust der Münchner eine Chance herauszuspielen. Ansonsten war das zuvor so hochgelobte Umschaltspiel der Dardai-Elf durch fehlende Ballgewinne zum Erliegen gekommen.
Auch das Gegenpressing der Münchner wirkte leicht verbessert auch wenn die zunächst tiefe Positionierung des Mittelfelds hier Probleme mit sich bringt. Trotzdem: Die klaren Strukturen und die ebenso klaren Passmuster gegen Hertha waren ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung.
2. Boateng mit gutem Startelf-Comeback
Es wird in den kommenden Wochen und wohl auch für den Rest der Saison ein spannender Kampf um die zwei zentralen Innenverteidiger-Positionen beim FC Bayern. Jerome Boateng stand erstmals seit seiner Verletzung im EM-Halbfinale wieder in der Startelf.
Boateng übernahm dabei von Beginn an die Rolle als weiträumiger Aufbauspieler und hatte nach 15 Minuten bereits mehr lange Bälle gespielt als Martínez und Hummels in den Partien zuvor pro Spiel (5). Bis zu seiner Auswechslung in der 62. Minute waren es 13. Zehn davon fanden einen Mitspieler. Es war schon auffällig wie gut das Aufbauspiel von Martínez und Boateng harmonierte, obwohl beide noch nicht häufig zusammen in der Viererkette agiert haben. Auch defensiv hatten sie alles vollkommen im Griff. Beide gewannen um die 70% ihrer Zweikämpfe obwohl sie durch gutes Auge und frühes Herausrücken ohnehin nur wenig Zweikämpfe führen mussten.
Die Defensive ist das ganz große Pfund der Münchner in dieser Saison. Es gibt nur einen Grund, der die drei Innenverteidiger in egal welcher Kombination davon abhalten kann eine richtig dominante Saison hinzulegen. Verletzungen.
3. Alles wie 2010
Der FC Bayern gewinnt und Robben und Ribéry machen die Tore. Als wäre es 2010. Oder 2011. Oder 2012. Oder 2013. Auch wenn es nur wenige Minuten waren, die beide gemeinsam auf dem Platz standen – zum ersten Mal übrigens seit dem 5. März 2016 – bekam man eine Idee davon, dass dieser seit Jahren so prägende One-Two-Punch auch im fortgeschrittenen Alter noch den Unterschied machen kann.
Ribéry profitiert enorm von seiner zentraleren Positionierung, weil dadurch der Weg zum Tor direkter wird und er nicht mehr so stark auf seine nachlassende Explosivität angewiesen ist wie von der Außenlinie. Sein Zusammenspiel mit Alaba ist nach wie vor exzellent und sein Gefühl für die richtige Aktion im Strafraum kommt spürbar zurück. Ein Tor. Fünf Torschussbeteiligungen. Drei erfolgreiche Dribblings. Ein starker Leistungsnachweis für 70 Minuten auf dem Feld.
Und dann war da ja auch noch Arjen Robben, der nach seiner Einwechslung einfach das machte was er immer macht. Es ist nicht ratsam euphorisch zu werden, wenn es um Arjen Robben geht. Dafür waren die Rückschläge der Vergangenheit zu groß und die Liste der Verletzungen zu lang. Belassen wir es zunächst dabei:
3.1 Arjen <3
FC Bayern München – Hertha BSC 3:0 (1:0) | |
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FC Bayern München | Neuer – Lahm, Boateng (63. Hummels), Martínez, Alaba – Xabi Alonso – Vidal, Thiago – Müller (65. Robben), Lewandowski, Ribéry (77. Coman) |
Bank | Ulreich, Bernat, Sanches, Kimmich |
Hertha BSC | Jarstein – Pekarik, Langkamp, Stark, Plattenhardt – Lustenberger – Weiser (84. Allagui), Allan – Esswein (59. Stocker), Haraguchi – Ibisevic (59. Schieber) |
Bank | Kraft, Skjelbred, Kurt, Hegeler |
Tore | 1:0 Ribéry (16.), 2:0 Thiago (68.), 3:0 Robben (72.) |
Karten | Vidal / – |
Schiedsrichter | Fritz (Korb) |
Zuschauer | 75.000 (ausverkauft) |