LOSC Lille – FC Bayern 0:1 (0:1)
1. Kritische Zweite Halbzeit
Bayern startete mit einer tollen Einstellung und hoher Konzentration ins Spiel und ließ sich in der ersten Hälfte auch von überharten Franzosen nicht aus dem Konzept bringen. Das zeigt, dass die verordnete Euphoriebremse und die Notwendigkeit des Alltagsgeschäfts in der Mannschaft angekommen sind. Nach der Pause verlor Bayern jedoch völlig die Linie. Die Phase zwischen 70. und 85. Minute war kritisch. Die entlastende Konter durch Ribery fehlten. Martinez sorgte in dieser Phase mit einigen wichtigen Ballgewinnen für Entlastung. Die Hereinnahme von Gustavo war richtig, um einen zusätzlichen Zweikämpfer in der Zentrale zu haben und den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Dennoch müssen die Bayern eine Lösung finden in Phasen des hohen Drucks durch den Gegner den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten.
2. Müller als Elfmeterschütze
Bastian Schweinsteiger hatte schon vor einigen Wochen mal angekündigt, dass mit einem Elfmeterschützen Thomas Müller zu rechnen ist. Man solle gespannt sein, was der beim Elfmeter anstelle, sagte der Bayern-Mittelfeldspieler damals. Müller hat durch seine guten Leistungen und vielen Treffer in der Anfangsphase der Saison Selbstvertrauen gesammelt und ist damit nach den vielen Fehlschüssen der vergangenen Monate eine logische Wahl. Müller schien beim Strafstoß nur auf den Torwart zu achten und sich spät für eine Ecke zu entscheiden. Eine Technik, die an Jörg Butts Elfmeter erinnert. Heynckes hat in der Vergangenheit an erfolgreichen Elfmeterschützen festgehalten. Müller dürfte also, so lange er trifft, erste Wahl bleiben.
3. Mutiger Lahm
Eins muss vorweg gesagt werden. Philipp Lahm ist ein Phänomen. Er macht seit knapp sechs Jahren fast jedes Spiel für die Bayern und die Nationalelf und zeigt dabei eine unfassbare Konstanz auf beiden Außenverteidigerpositionen. Schwache Spiele von ihm sind an einer Hand abzuzählen. Ballverluste kommen so gut wie nicht vor. Fast immer gehört er defensiv und offensiv den besseren seines Teams. Und dennoch: Auch herausragende Spiele sind eher die Ausnahme für Lahm, weil er inzwischen gerade offensiv nur selten das Risiko sucht. Er zieht im Zweifel den sicheren Quer- oder Rückpass vor und stoppt bei seinen Vorstößen häufig an der Sechzehner-Grenze, um einen gut postierten Nebenmann zu suchen. Auch die Statistiken belegen das. Nach 8 Torvorlagen in der Saison 2009/2010 folgten gerade mal zusammen 5 in den beiden darauffolgenden Saisons. In dieser Saison sind es immerhin schon wieder zwei Assists. Es macht daher Mut wie Lahm gegen Lille bei der Elfmeter-Szene mutig in den Strafraum zog und damit die spielentscheidende Szene einleitete. Es ist zu hoffen, dass diese Bereitschaft zum Risiko wieder ein wesentliches Element in Lahms Spiel wird.