Bayer Leverkusen: Wirtschaftlicher Steckbrief vor den Bayern

Alexander Trenner 30.09.2022

442 Millionen EUR statt Aufstellung 4-4-2, Hauptsponsor statt Hauptrivale lautet das Motto. Die Meisten kennen die sportlichen Profile der Gegner der Bayern, aber wie steht es eigentlich um ihre wirtschaftliche Situation? Wie viel Geld erlösen die Vereine von ihrem Hauptsponsor? Von ihrem Ausrüster? Von der DFL? Machen sie Verluste oder Gewinne und wie investieren sie ihr Geld? In Steine? In Beine? Und wie stehen sie eigentlich im Vergleich zum FC Bayern da? Nach einem Blick auf die Zahlen schließt der Artikel mit einem kurzen Ausblick auf das Sportliche.

Die Eckdaten

Die „Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH“ entsteht im Jahr 1999 als bundesweit erste Ausgliederung einer Fußballabteilung aus ihrem Verein. Gegründet wurde der Verein ursprünglich als „Turn- und Spielverein der Farbenfabriken vorm. Friedrich Bayer & Co. in Leverkusen“ im Jahr 1904 („TuS 04“), wobei die Fußballabteilung erst im Jahr 1907 hinzukam. Leverkusen war damals noch keine eigene Stadt, die Stadtgründung erfolgte erst 1930, sondern die Bezeichnung für die nach dem Unternehmer Carl Leverkus benannten Siedlung rund um das Fabrikgelände der heutigen Bayer AG. Nach einigen zwischenzeitlichen Umbenennungen hieß die Bayer-Elf von 1935 bis 1984 „SV Bayer 04 Leverkusen“ und danach aufgrund der Verschmelzung mit einem anderen Sportverein der Bayer AG „TSV Bayer 04 Leverkusen“. Unter diesem Namen und unter dem Dach des TSV kickte die Bayer-Elf bis zur Ausgliederung des Spielbetriebs im Jahr 1999.

Diese Ausgliederung im Jahr 1999 war gleich in zweierlei Hinsicht eine Premiere. Nicht nur war sie die deutschlandweit erste, sondern gleichzeitig auch die erste Ausnahme von der 50+1-Regel. Der DFB spezifiziert in seiner Satzung die später wortgleich in die Lizenzierungsordnung der erst im Jahr 2000 gegründeten DFL übernommene Regel, dass ein „Mutterverein“ an einer ausgegliederten Spielbetriebs-Gesellschaft „über 50% der Stimmenanteile zuzüglich mindestens eines weiteren Stimmenanteils in der Versammlung der Anteilseigner“ verfügen muss, damit „kein Rechtsträger auf ihn einen rechtlich beherrschenden oder mitbeherrschenden Einfluss“ ausüben kann. Gleichzeitig schreibt die Satzung allerdings auch vor, dass „Ausnahmen vom Erfordernis der rechtlichen Unabhängigkeit bewilligt werden [können], wenn der betreffende Rechtsträger seit mehr als 20 Jahren den Fußballsport des Vereins ununterbrochen und erheblich gefördert hat.“ Bis 2011 sah diese Klausel zudem vor, dass die 20-jährige erhebliche Förderung vollständig vor dem 1. Januar 1999 erfolgt sein musste. Dieser Stichtag wurde 2011 allerdings vom DFB-Schiedsgericht auf einen Antrag von Martin Kind gekippt, der zu der Zeit versuchte, für sich und sein Engagement bei Hannover 96 ebenfalls eine Ausnahme von der 50+1-Regel zu erwirken und für den dieser Stichtag ein Ausschlusskriterium war. Die ursprüngliche Regelung mit der für die Bayer AG und ihren TSV Bayer 04 sehr praktischen Grenze von 1999 wurde daher lange „Lex Leverkusen“ oder auch, nachdem der VfL Wolfsburg im Jahr 2001 von der Regelung ebenfalls Gebrauch machte, wahlweise „Lex Leverkusen und Wolfsburg“ genannt. Erster Nutznießer dieser neuen, nun ohne Stichtag versehenen Regel wurde allerdings ironischerweise nicht Martin Kind, dessen Bemühungen um eine Übernahme von Hannover 96 bis heute unerfolgreich geblieben sind, sondern Dietmar Hopp bei seiner Übernahme der TSG Hoffenheim im Jahr 2015.

Die 50+1-Regel ist seit jeher und nicht nur wegen Martin Kind, der lange Jahre der maßgebliche öffentliche Akteur im Kampf gegen diese Regel war, rechtlich höchst umstritten. Gegenwärtig offen ist immer noch das Ergebnis eines sich inzwischen über mehrere Jahre hinziehenden Prüfungsprozesses durch das Bundeskartellamt, der nach Wunsch der DFL die wettbewerbliche Unbedenklichkeit der 50+1-Regel endgültig und verbindlich feststellen soll. Das Kartellamt hat zwar im Laufe dieses Prozesses sein grundsätzliches Einverständnis mit der Regel wiederholt erklärt, aber immer wieder Bedenken gegen die drei Ausnahmen Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim angemeldet, welche die DFL jedoch aufrechterhalten möchte. Noch in diesem September hat DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen in einem Interview mit dem Kicker ihre Hoffnung geäußert, dem Kartellamt demnächst einen Vorschlag unterbreiten zu können, der mit der gegenwärtigen Situation kartellrechtlich vereinbar ist und der Bundesliga trotzdem ermöglicht, im internationalen Wettbewerb finanziell mithalten zu können. Der Prozess dauert also weiter an, das endgültige Ergebnis ist nach wie vor offen.

Die Geschäftsleitung der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH ist mit acht Personen üppig besetzt. Geschäftsführer der Gesellschaft ist seit 2018 der gebürtige Spanier, gelernte Industriekaufmann und studierte Wirtschaftsingenieur Fernando Carro de Prada, Geschäftsführer Sport ist seit dem 1. Juli 2022 in der Nachfolge von Rudi Völler der ehemalige Spieler der „Werkself“ Simon Rolfes. Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH befindet sich i. W. über den Umweg einer Zwischengesellschaft zu 100 % im Eigentum der Bayer AG. Zwischen der Fußball-GmbH und der Bayer AG herrscht ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, so dass sämtliche Gewinne der Gesellschaft an die Bayer AG abgeführt werden und sämtliche etwaigen Verluste übernommen werden müssen. Zur GmbH gehören neben dem Spielbetrieb der Herren seit 2008 auch eine Damenmannschaft und die „wirtschaftlichen Geschäftsbetriebe“ (Zitat Gesellschaftsvertrag) der Jugendmannschaften von U10 bis U19. Die ehemals existierende U23 wurde 2014 abgemeldet. Explizit als Gesellschaftszweck im Gesellschaftsvertrag verankert ist neben den üblichen Klauseln zum Betrieb der Mannschaften auch der „Einsatz [der Werkself] als Werbeträger für die Bayer AG“. Die Bayer AG und der Club gehen also ganz offen mit der in Teilen funktionalen Natur der Fußballmannschaft als Werbeträger um. Zur Spielbetriebs-GmbH gehören ferner auch ein im Jahr 2000 eröffnetes Nachwuchsleistungszentrum, das von Thomas Eichin geleitet wird, und eine Trainerakademie zur professionellen Aus- und Weiterbildung eigener Trainer.

Die erste feste Spielstätte des damaligen TuS 04 war 1914 der sogenannte „Platz an der Dhünn“. Das heutige Stadion der Bayer-Elf ist die „BayArena“, die 1958 als Ulrich-Haberland-Stadion eröffnet wurde und nach einem größeren Umbau der Südtribüne im Jahr 1998 in BayArena umbenannt wurde. Zwischen 2007 und 2009 wurde die bis dahin nur 22.500 Zuschauer fassende BayArena für gut 70 Mio. EUR umfangreich modernisiert und auf gut 30.000 Plätze ausgebaut. Das äußerlich markanteste Merkmal des Umbaus ist sicherlich die neu hinzugekommene, prägnante Dachkonstruktion, die sämtliche Ränge rundum überdacht und weit bis in die Mitte des Stadions hineinragt. Das Stadion befindet sich über eine Tochtergesellschaft vollständig im Eigentum der Bayer AG. Da es keinen Mutterverein gibt, gibt es bei Bayer Leverkusen auch keine Mitglieder im traditionellen Sinne. Allerdings gibt es mit dem „Bayer 04-Club“ einen extra dafür eingerichteten Club, in dem interessierte Leute Mitglieder werden können. Von diesem Angebot machen momentan ca. 29.000 Leute Gebrauch.

Sportlich ist die Werkself in ihrer noch recht jungen Bundesliga-Historie eigentlich gar nicht unerfolgreich. Seit dem Aufstieg aus der 2. Bundesliga nach der Saison 1978/79 spielt Bayer Leverkusen durchgängig in der Bundesliga und ist damit gegenwärtig hinter Bayern München und Borussia Dortmund das Team mit der drittlängsten ununterbrochen Ligazugehörigkeit. Seit der Saison 1995/96 gab es nur zwei Spielzeiten, die das Team auf einem zweistelligen Tabellenplatz beendete (2002/03 und 2016/17). Seit der Gründung der Champions League 1992 nahmen nur Bayern München mit 26 und Borussia Dortmund mit 17 Teilnahmen häufiger an der Champions League teil als Bayer Leverkusen mit 13. Allerdings gelang es dem Team nach dem Zidane-Tor und der Finalniederlage gegen Real Madrid 2001/02 kein einziges Mal mehr, in dem Wettbewerb auch nur das Achtelfinale zu überstehen. Seit dieser Niederlage, gepaart mit einer Vizemeisterschaft in der Bundesliga und im DFB-Pokal in derselben Spielzeit, nachdem Leverkusen erst zwei Jahre zuvor noch am letzten Spieltag und als angehender Meister drei Punkte Vorsprung auf den FC Bayern München verspielt hatte und schon in den ausgehenden 90er Jahren zweimal Vizemeister geworden war, haftet Leverkusen der bittere Beiname „Vizekusen“ an, den der Club seitdem nie wieder richtig losgeworden ist und sich gerüchteweise zwischenzeitlich sogar als Marke eintragen ließ.

Die Finanzkennzahlen

Seit dem Geschäftsjahr 2017/18 veröffentlicht die DFL jedes Jahr im Zuge einer Transparenzverpflichtung eine Reihe wesentlicher Finanzkennzahlen der Bundesligavereine. Einige ausgewählte davon für Bayer Leverkusen sind (Angaben in EUR):

*Rohrergebnis = Umsatz – Materialaufwand
Quelle: DFL Finanzkennzahlen

Neben dem VfL Wolfsburg ist Bayer Leverkusen einer von zwei Clubs in der Bundesliga, die vom Recht gemäß Paragraph 264 HGB Gebrauch machen, sich als vollkommen beherrschte und mit Gewinnabführungsvertrag versehene Tochterunternehmen eines Mutterkonzerns von der Aufstellung und Publikation eines Jahresabschlusses befreien lassen zu können. Dementsprechend beschränkt sich die Verfügbarkeit für jedermann zugänglicher, offizieller Finanzdaten auf die Veröffentlichungen der DFL und dementsprechend spärlich sind auch die mir vorliegenden Informationen.

Eigentlich sollte mir diese besondere rechtliche Stellung damit die Analyse erschweren, aber paradoxerweise erleichtert sie mir sie in diesem Fall sogar, denn das besondere Verhältnis zwischen der Bayer AG als finanziell enorm potenter Mutterkonzern und der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH als eine mit Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag versehene Tochter hat den interessanten Effekt, dass die üblichen einschlägigen Finanzkennzahlen, mit denen Analysten versuchen abzuschätzen, wie gesund, rentabel und wirtschaftlich zukunftsfähig ein Unternehmen ist, in diesem Fall eigentlich gar keine Rolle spielen. Es ist letztlich egal, wie viel Umsatz die Fußball-GmbH macht, wie viel Schulden sie anhäuft und in welcher Höhe sie Gewinne oder Verluste schreibt, denn die Gewinne werden abgeführt, die Verluste werden ausgeglichen und für die Verbindlichkeiten steht zur Not die Mutter ein – wenn die Kredite nicht sogar gleich von ihr ausgegeben worden sind.* Beispielsweise liegt das Eigenkapital der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH konstant bei 200 Mio. EUR, weil das Jahresergebnis nach Steuern und Beteiligung der Gesellschafter aufgrund des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags immer gleich Null ist und damit das Eigenkapital nicht verändert. Mit ihrer finanziellen Performance spielt die Bayer-Fußball-GmbH somit vielleicht nicht direkt „für die Galerie“, aber weniger als bei anderen Vereinen in der Bundesliga sind ihre Resultate in diesem Bereich interessant, relevant und analytisch informativ.

Dies gesagt habend, möchte ich trotzdem zumindest einen kurzen Blick auf einige Zahlen und Entwicklungen werfen. Die Umsätze der Leverkusener sind mit Beträgen von konstant 250 Mio. EUR und mehr seit Beginn der Aufzeichnungen der DFL auf hohem Niveau sehr stabil, auch die Auswirkungen der Corona-Krise hat der Club weitgehend aus der laufenden Geschäftstätigkeit heraus ausbalancieren können. Der Personalaufwand zeigt sich ebenfalls sehr zeitstabil und liegt mit konstant leicht unterhalb von 150 Mio. EUR auf einem zwar im Ligavergleich sehr ordentlichen, aber in Anbetracht der theoretisch in Anschlag zu bringenden finanziellen Möglichkeiten der Bayer AG eher bescheidenen Niveau. Überhaupt drängte sich mir beim Studium der Finanzkennzahlen zunehmend stärker der Eindruck auf, dass die Bayer AG insgesamt wie mit freiwillig hinter dem Rücken verbundenen Armen am Bundesliga-Wettbewerb teilnimmt: Personalaufwand, Einnahmen aus den Sponsoringverträgen, Investitionen ins Stadion, Ausgaben auf dem Transfermarkt – das ist alles recht ordentlich und reicht, um für die Werkself einen realistischen Top-Vier-Anspruch in der Bundesliga zu begründen (besonders indikativ: der Top-4-Personalaufwand), aber in Anbetracht der nahezu unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten des Bayer-Konzerns wirken diese Bemühungen in ihrer Gänze doch relativ hausbacken und sparsam. In diesem Kontext scheint mir auch der im Gesellschaftsvertrag verankerte Gesellschaftszweck der Fußball-GmbH als Werbeträger für die Bayer AG nicht vollkommen schlüssig umgesetzt zu sein. Zwar ist die Bayer AG betragsmäßig der mit Abstand größte Einzelsponsor der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, aber gerade den sichtbarsten aller Werbeplätze, die Trikotbrust, überlässt der Konzern freiwillig für kolportierte rund 8 Mio. EUR pro Jahr mit der Barmenia einem anderen Unternehmen. Sind es diese 8 Mio. EUR der Bayer AG wirklich wert, dafür den Werbeffekt des prominentesten Werbeplatzes, den ein Fußballverein zu bieten hat, preiszugeben, obschon dieser Effekt dem Unternehmen erklärtermaßen so wichtig ist?

Ich vermute, dass die relative finanzielle Zurückhaltung und auch sonstige Unaufdringlichkeit der Bayer AG im Umgang mit ihrer Fußball-Tochter eine bewusste strategische Entscheidung im Hinblick auf die Akzeptanz der von ihr in Anspruch genommenen Ausnahmeregel von der 50+1-Bestimmung in der Bundesliga und im Ligaverband ist. Möglicherweise wäre es bei einem aggressiveren und deutlich spendableren Auftreten der Bayer AG in der Bundesliga, wortwörtlich ohne Rücksicht auf Verluste, schon viel früher zu dem Punkt gekommen, dass das Bundeskartellamt auf Drängen eines interessierten Konkurrenten festzustellen droht, dass das Engagement von Bayer und VW in der Bundesliga mit ihren Fußball-Töchtern nicht wettbewerbskonform ist.

*Dies setzt natürlich eine jederzeit ausreichend finanzkräftige Mutter voraus, wovon man aber bei einem globalen Konzern wie der Bayer AG mit typischen Jahresumsätzen von mehr als 40 Milliarden EUR getrost ausgehen darf.

Hauptsponsor, Ausrüster, DFL-TV-Einnahmen

Hauptsponsor

Hauptsponsor der Bayer-Elf ist seit der Saison 2016/17 in Nachfolge von LG Electronics das Versicherungsunternehmen Barmenia, das dem Club nach einer Vertragsverlängerung im Jahr 2019 bis zum Jahr 2024 einen Betrag von jährlich ungefähr 8 Mio. EUR überweisen soll. Insgesamt größter Sponsor der Bayer-Elf ist jedoch die Bayer AG selbst, die nach Medienberichten ca. 25 Mio. EUR pro Jahr in das Sponsoring ihrer Tochter stecken soll.

Quellen: Sponsors, ISPO, Kicker, verschiedene Tageszeitungen

Ausrüster

Ausrüster von Bayer Leverkusen ist seit der Saison 22/23 das britische Sportartikel-Start-up Castore, das auf den langfristigen Partner Jako folgt und dem Werksclub bis 2027 ca. 3,5 Mio. EUR pro Jahr überweisen soll. Castore ist erst im Jahr 2015 von damals zwei Anfang 20-jährigen Briten gegründet worden und versucht seit einigen Jahren mit Nachdruck, über größere Sponsorings in verschiedenen Sportarten europaweit Bekanntheit und Marktanteile aufzubauen. Die Bayer-Elf ist dabei einer von mehreren Fußballvereinen in verschiedenen Ländern, die Castore als Ausrüster unter Vertrag genommen haben.

Quellen: Sponsors, ISPO, verschiedene Tageszeitungen

DFL-TV-Einnahmen

Aus den Ausschüttungen der TV-Zentralverteilung der DFL erhält Bayer Leverkusen in der laufenden Saison planmäßig 78 Mio. EUR und liegt damit seinem regelmäßig hohen einstelligen Abschneiden gemäß im Spitzenfeld der Bundesliga.

Quelle: www.fernsehgelder.de

Der Vergleich mit dem FC Bayern

Im direkten Vergleich mit dem FC Bayern liegt die Bayer-Elf bei vielen einschlägigen finanziellen Indikatoren zwar deutlich im Hintertreffen, aber der Vorsprung der Bayern ist bei weitem nicht so groß wie der gegenüber vielen anderen Konkurrenten im Wettbewerb. Sämtliche finanzbezogenen Vergleiche zwischen beiden Clubs sollten aber immer vor dem Hintergrund und im größeren Kontext der finanziellen Potenz der Bayer AG gesehen werden. Wenn Bayer es ernsthaft darauf anlegen würde, wäre bei der Bayer-Elf finanziell sehr viel mehr Musik im Spiel, als es die aktuellen Zahlen suggerieren mögen.

Transfers

Die Transfers zur Saison 22/23

Für eine Mannschaft, die mindestens die Champions-League-Ränge angreifen möchte und mit einem halben Auge vielleicht sogar auf die Meisterschaft schielt, hat sich Leverkusen im vergangenen Transferfenster mit nur zwei externen Neuzugängen (plus zwei Jugendspieler) und sieben Abgängen zurückgehalten (alle Zahlen und Daten zu den Transfers von transfermarkt.de).

Es stießen im Sommer insgesamt nur vier Spieler zur Mannschaft, von denen zwei sogar aus der eigenen Jugend hochgezogen wurden. Geld floss für Adam Hložek, einen erst 20-jährigen tschechischen Nationalspieler und eine große Zukunftshoffnung seines Landes von Sparta Prag sowie, obwohl in der Höhe unbekannt, sicher auch für die Leihe von Callum Hudson-Odoi von Chelsea. Hložek kostete 13 Mio. EUR.

Von den fünf permanenten Abgängen floss Geld für nur zwei (siehe Tabelle), summa summarum etwa 8,5 Mio. EUR.  

Bayer Leverkusen hat durchaus einige namhafte und wertvolle Spieler im Kader, wie die untenstehende Tabelle zeigt. Der gesamte Kaderwert der Mannschaft beträgt knapp 470 Mio. EUR und damit gut 50 % des Kaderwertes der Bayern.

Die genauen Gehälter der Spieler der Bayer-Elf sind wie üblich unbekannt und werden von verschiedenen Medien verschiedentlich geschätzt. Topverdiener soll Patrik Schick mit 7,5 Mio. EUR jährlich sein, Karim Bellarabi soll ca. 6 Mio. EUR pro Jahr verdienen, Diaby ca. 3 Mio. Einige weitere namhafte Spieler liegen irgendwo dazwischen. Im Vergleich mit dem Gros der Konkurrenz in der Bundesliga sind das sehr ordentliche Gehälter, aber im Vergleich mit einer für die Topverdiener erst bei ca. 15 Mio. EUR einsetzenden Gehaltsskala bei den Bayern wirken sie eher bescheiden.

Transferflüsse zwischen Bayer und den Bayern

Zwischen beiden Vereinen gibt es historisch einen in Anbetracht der doch eigentlich hohen strukturellen sportlichen Kompatibilität beider Teams überraschend sparsamen Spielerverkehr (Leverkusen könnte ein klassischer Beuteklub für die Bayern sein), der dafür aber einige bekannte Namen aufweist, etwa Lúcio, Ze Roberto, Toni Kroos, Emre Can oder auch Markus Münch.

Der sportliche Ausblick auf die Begegnung am Wochenende

Seitdem Bayer Leverkusen zur Saison 1979/80 in die Bundesliga aufgestiegen ist, treffen sich beide Mannschaften jedes Jahr zweimal in diesem Wettbewerb. Dies hat inzwischen für 86 Begegnungen gereicht, von denen die Bayern 51 gewonnen und 18 verloren haben (Siegquote 59 %). Das bis dato torreichste Spiel darunter ist ein 6:2-Heimsieg der Bayern am ersten Spieltag der Saison 81/82, der höchste Heimsieg der Bayern ein 5:0 nur eine Saison später. Die höchste Niederlage der Bayern ist eine 2:5-Auswärtsniederlage in der Saison 1996/97. Überhaupt ist die Begegnungshistorie beider Mannschaften gespickt mit torreichen Partien, insgesamt fielen in der Bundesliga zwischen beiden Mannschaften 101:166 Tore oder knapp 1,2:2 Tore pro Spiel zugunsten der Bayern. 

Screenshot: www.fussballdaten.de

Für den heutigen Freitagabend in der Allianz Arena sind auf der Seite der Bayern Lucas Hernández mit einem Muskelbündelriss und Bouna Sarr mit seinen langfristigen Patellasehnenproblemen definitv unabkömmlich. Kingsley Coman befindet sich nach seinem Muskelfaserriss noch im Aufbautraining und wird ebenfalls fehlen. Auch Paul Wanner fällt aus. Auf der Seite der Leverkusener fehlt unverändert Florian Wirtz, dazu werden höchstwahrscheinlich Karim Bellarabi mit einem Außenmeniskusriss und definitiv Exequiel Palacios mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausfallen.

Die Bayern stehen nach zuletzt vier sieglosen Partien in Folge nunmehr gehörig unter Erfolgsdruck. Die knapp zweiwöchige Unterbrechung samt Fokusverschiebung auf die Nationalmannschaft hat die Nachrichtenlage rund um die Bayern vorübergehend etwas beruhigt, aber pünktlich zum heutigen Freitagabend hat sie bereits wieder mächtig an Dampf zugelegt und wird nach einer möglichen Niederlage zweifelsohne im Nu bis zum Siedepunkt aufkochen. Die Bayern müssen gewinnen, wenn Julian Nagelsmann in der kommenden Woche auch nur einen Tag halbwegs in Ruhe arbeiten können möchte.  

Noch düsterer als bei den Bayern sieht die Lage nach einem einmalig schlechten Saisonstart in Leverkusen aus. Mit nur einem Sieg, aber schon vier Niederlagen aus den ersten sieben Spielen steht Leverkusen gegenwärtig nur knapp über den Abstiegsrängen. Gerardo Seoane, den ich ähnlich wie zuletzt Enrico Maaßen ebenfalls für einen fachlich ausgezeichneten Trainer halte, wird von der sportlichen Führung um Simon Rolfes unverändert in Schutz genommen und der Werksclub hat sich allgemein noch selten als besonders feuerungsfreundlicher Akteur präsentiert, aber genau wie Nagelsmann dürfte auch Seoane ein Sieg äußerst guttun. Unter normalen Umständen dürfte dies allerdings eine große Herausforderung werden, denn normalerweise sind die Bayern zu Hause gegen Leverkusen eine Macht. Von 46 Auswärtsspielen bei den Bayern in der Bundesliga haben die Leverkusener nur vier gewonnen. Trotzdem tue ich mich mit der Vorhersage eines wahrscheinlichen Ausgangs der Begegnung in Anbetracht des gleichermaßen angeschlagenen sportlichen Zustands beider Mannschaften momentan sehr schwer. Die Wettquoten sagen eine Chance von etwa 75 % auf einen Heimsieg der Bayern, 15 % auf ein Unentschieden und 10 % auf einen Auswärtserfolg der Leverkusener voraus. 

Anstoß ist am Freitagabend um 20:30 Uhr MESZ in der Allianz Arena. Viel Spaß!

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Die vorherigen Ausgaben dieser Serie befinden sich hier: VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach, 1. FC Union Berlin, VfB Stuttgart, FC Augsburg

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