SV Werder Bremen – FC Bayern München 0:1 (0:1)
Mit einer unglaublichen Serie von fünf Spielen in Folge mit mehr als vier Toren traten die Münchner gegen Werder Bremen an. In den letzten Jahren entwickelte sich Werder Bremen zunehmend zum Wunschgegner der Münchner. Die letzte Niederlage gab es noch unter Trainer Jürgen Klinsmann, damals ein 2:5 in München. Ein gewisser Tim Borowski traf damals zur Münchner Ergebniskorrektur.
Falls ihr es verpasst habt:
Ohne Mario Götze, der den Rest der Hinrunde mit einer Muskelverletzung verpassen wird, reiste der FC Bayern nach Bremen. Bayern-Coach Pep Guardiola ermöglichte Dauerbrenner Douglas Costa, der unter der Woche noch für Brasilien aktiv gewesen war, eine Pause. Im Vergleich zum Dortmund-Spiel vor zwei Wochen rückten so Rafinha, Bernat und Vidal in die Mannschaft. Auch Javi Martínez nahm zunächst auf der Bank Platz. Genauso übrigens wie der fast vergessene Jan Kirchhoff.
Bei Werder rotierten Mittelfeld-Organisator Philipp Bargfrede und Melvyn Lorenzen als unterstützender Spieler für Sturmspitze Ujah in die Mannschaft.
Von Beginn an wurde deutlich, dass Werder sich auf vereinzelte Nadelstiche in der Offensive beschränken würde. Die Skripnik-Elf verteidigte meistens in einem 5-4-1, um Bayerns breit aufgefächerte Offensivformation zu kontern. Die erste Chance hatten die Gastgeber nach einem langen Ball auf Ujah.
Werder mit situativer 5er-KetteLorenzen scheiterte letztlich mit einem zu zentral abgeschlossenem Schuss an Neuer. Es dauerte bis zur 22. Minute, ehe Lewandowski mit einem Kopfball aus kurzer Distanz die erste echte Chance der Münchner vergab. Müller hatte ihn zuvor mit einer glänzend getimten Flanke freigespielt. Eine Minute später sorgte Müller selbst für die Führung. Weil Gebre Selassie eine Flanke durchrutschen ließ, kam Thiago an der Strafraumkante ziemlich unbedrängt an den Ball. Seine Hereingabe fand den einlaufenden Müller, der den Ball kontrollierte und aus kurzer Distanz an Wiedwald vorbei schob. 1:0.
Werder ließ sich davon kaum aus der Reserve locken und überließ Bayern vollständig den Ball. 79 Prozent Ballbesitz zur Halbzeit waren der vierthöchste Ballbesitz-Wert, der je gemessen wurde. Xabi Alonso hatte zu diesem Zeitpunkt mehr Pässe gespielt (78) als alle Bremer Feldspieler zusammen (75).
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Kabine. Erneut war Thomas Müller an der ersten gefährlichen Szene beteiligt, schoss eine Direktabnahme nach Bernat-Flanke allerdings neben das Tor. Bayern behielt in der Folge die Spielkontrolle, wurde jedoch nur selten wirklich gefährlich in Tornähe. Lewandowski erreichte ein paar Mal eine Hereingabe im Strafraum – jedoch ohne die ganz große Gefahr. Bayern hatte Pech, dass der ansonsten wenig geforderte Schiedsrichter Dingert einen glasklaren Elfmeter nach Foul von Wiedwald an Lewandowski übersah (71.). Es hätte die große Chance auf das 2:0 sein müssen.
Stattdessen bekam Bremen die zweite Luft und ging den Konteransätzen nun entschlossener hinterher. Neuer rettete mit großer Ruhe gegen Ujah, der wenig später auch noch einen Schrägschuss neben das Tor setzte. Die Schlussphase wurde hektisch. Bayern ließ einige Kontermöglichkeiten gegen nun weit aufgerückte Bremer liegen und rettete sich am Ende verdient ins Ziel. Ein knapper, verdienter und wichtiger Sieg der Münchner.
3 Dinge, die auffielen:
1. Werder zwingt Bayern ins Tiki Taka
Natürlich bleibt Tiki Taka eine völlig unzureichende Verkürzung einer passintensiven Grundausrichtung, die Bayern spätestens in dieser Saison längst hinter sich gelassen hat. Trotzdem zwangen die Grün-Weißen der Guardiola-Elf am Samstag ein Spiel auf, das ein wenig an die Anfangszeit von Pep Guardiola in München erinnerte. Extrem hoher Ballbesitz, viel Spielkontrolle, lange Passstaffetten und Schwierigkeiten beim Eintritt in den Strafraum. Vielleicht so wie gegen Real Madrid im Champions League-Halbfinale 2014. Nur halt mit Bargfrede und Lorenzen statt Modric und Ronaldo.
All das lag zum einen an der extrem kompakten Ausrichtung der Hausherren – zum anderen aber auch an der fehlenden individuellen Dribbelstärke der Bayern in der Offensive. Zum ersten Mal begannen die Münchner ohne Douglas Costa und/oder Arjen Robben in der Startelf – Werder spielte das in die Karten.
Die Hausherren machten den Weg in den Strafraum mit bis zu neun Spielern zu. Weil Thiago, Bernat oder Rafinha bei ihren Vorstößen nicht unbedingt gedoppelt werden mussten, konnten fünf bis sechs Spielern den zentralen Bereich vor dem Strafraum zustellen. Bayern gefiel das überhaupt nicht und man hatte so viel Ballbesitz wie lange nicht. Am Ende spielten die Gäste 200 Kurzpässe mehr als sonst in dieser Saison pro Spiel (850). Trotz des absurd hohen Ballbesitzes gelangen den Münchnern dafür aber nur 14 erfolgreiche Dribblings. Im Schnitt sind es ansonsten trotz deutlich weniger Ballkontakten 16. Thiago, der häufig auf den linken Flügel auswich, war noch der erfolgreichste Dribbler (4). Auch ihm gelang es jedoch kein einziges Mal mit dem Ball am Fuß in den Strafraum einzudringen.
Es war so nicht gerade überraschend, dass 6 von 8 Münchner Chancen durch Hereingaben von außerhalb des Strafraums vorbereitet wurden. Das ist nicht wirklich Bayerns Spiel. Viele Flanken verpufften auch in der vielbeinigen Werder-Hintermannschaft. Dass sich Bayern trotzdem einige gute Abschlussmöglichkeiten erarbeitete lag am guten Timing bei einigen Hereingaben, sowie klugen Laufwegen. Müllers Tor war dafür das beste Beispiel.
Am Ende zeigte das Spiel erneut wie wertvoll ein explosiver Offensivspieler wie Douglas Costa für Bayerns Durchschlagskraft ist. Nicht nur weil er selbst Chancen kreieren kann, sondern auch weil er die Aufmerksamkeit der gegnerischen Defensive auf eine Seite lenkt.
2. Spiele nach Länderspielpausen
Spiele nach Länderspielpausen sind immer kritisch. Zumal, wenn es gegen Gegner geht, die deutlich weniger Spieler abstellen müssen und sich vollends auf das anstehende Spiel konzentrieren können. Abgesehen von den verletzten Spielern Götze und Coman, die beide durchaus das Bayern-Spiel im September mitprägten ist auch die unterschiedliche Ankuft der Spieler von Bedeutung. Der FC Bayern hatte den Luxus, dass der großteil der Spieler bereits wieder früh in München war. Allerdings haben einige Schlüsselspieler wie Vidal oder Douglas Costa erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch europäischer Zeit gespielt. Costa kam sogar erst am Freitag wieder in München an. Ein Einsatz angesichts der langen Reise und Zeitverschiebung erschien Pep Guardiola als nicht zielführend, zumal weitere wichtige Spiele in den kommenden Tagen anstehen. Der Trainer musste also wie bereits erwähnt einiges umbauen.
So sind Spiele nach den Pausen immer auch ein wenig mit Glück verbunden. Das zeigt auch ein Blick auf die Länderspielpause Anfang September. Das 2:1 gegen Augsburg war vielleicht die schlechteste Saisonleistung. Auch hier taten sich viele Spieler schwer den Rhythmus aufzunehmen. Der FC Bayern und Pep Guardiola tun gut daran sich für die nächste Pause, die relativ bald ansteht (zwischen dem 12. und 13. Bundesligaspieltag) eine Strategie zu überlegen. Dort treten die Münchner nach der Pause am 22. November nämlich in Gelsenkirchen an.
3. Es ist eine Serie
Neun Spiele – neun Siege. In der zweiten Halbzeit bisher noch ohne Gegentor. 29:4 Tore und eine Tordifferenz von +25. Der FC Bayern im Herbst 2015 fängt wieder an zu zählen. Der Jubel der Spieler hat es nach dem Spiel gezeigt: Das Spiel war unheimlich wichtig. Nicht nur, weil ein neuer Startrekord aufgestellt wurde, sondern auch weil damit der Sieg gegen Borussia Dortmund bestätigt werden konnte. Was hätte es genützt den direkten Konkurrenten zu schlagen, um am darauffolgenden Spieltag Punkte liegen zu lassen? Mit dieser Einstellung feierten die Münchner den Sieg gegen Bremen und beginnen die Herbstphase nach der dritten Meisterschaft in Folge erneut erwartungsvoll.
WERDER BREMEN – FC BAYERN 0:1 (0:1) | |
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Werder Bremen | Wiedwald – Gebre Selassie, Lukimya, Galvez, S. Garcia – Bargfrede, Fritz (78. Pizarro), Junuzovic, Bartels – Lorenzen (59. Öztunali), Ujah |
Bank | Zetterer – U. Garcia, Hüsing, Kroos, Sternberg |
FC Bayern | Neuer – Rafinha (78. Kimmich), Boateng, Alaba, Bernat – Alonso – Lahm, Vidal (90. Pantovic), Müller, Thiago – Lewandowski |
Bank | Ulreich – Martínez, Costa, Kirchhoff, Gaudino |
Tore | 0:1 Müller (23.) |
Karten | Garcia, Bargfrede / Rafinha, Kimmich |
Schiedsrichterin | Dingert (Lebecksmühle) |
Zuschauer | 42.100 (auverkauft) |