FC Schalke 04 – FC Bayern München 1:3 (1:1)
Die Münchner mussten vor der Partie die üblichen Länderspielnachwehen verdauen. Thiago wird wohl in diesem Kalenderjahr kein Pflichtspiel mehr bestreiten können. Der Ausfall schmerzt, da die logischen Alternativen Götze und Rode ebenfalls fehlen bzw. gerade erst auf dem Weg zurück in die Mannschaft sind.
Falls Ihr es verpasst habt:
Pep Guardiola konnte immerhin zum ersten Mal in dieser Saison im Abwehrzentrum aus dem Vollen schöpfen. Mit Badstuber, Benatia, Boatang und Martinez standen vier mögliche Opitionen zur Verfügung. Pep Guardiola verzichtete zunächst auf Boateng, der leicht angeschlagen vom Länderspiel Frankreich gegen Deutschland zurückkehrte. Daher gab das Duo Benatia und Martinez sein Startelfdebüt in der Innenverteidigung. Der Rest war angesichts der Verletzungen wie gehabt in einem klassischen 4-3-3. Alaba und Lahm auf den Außenverteidigerpositionen, davor Alonso. Vidal und Müller auf der 8er Position, Costa und Robben als Flügelstürmer und im Sturm Lewandowski.
André Breitenreiter indes wechselte zum ersten Mal in dieser Saison seine taktische Herangehensweise völlig und setzte auf ein 5-3-2/5-4-1 System.
Der wiedergenesene Kapitän Höwedes rückte ins Abwehrzentrum. Neben ihm spielten Matip und Neustädter. Im defensiven Mittelfeld fehlt nach wie vor Geis gesperrt, deswegen spielte die Bayernleihgabe Højbjerg neben Goretzka. Die schnellen Sané und Meyer sollten nach Ballverlusten der Bayern auf den Außenpositionen das Spiel schnell machen und den einzigen Stürmer Huntelaar bedienen.
Taktisch wählte also Breitenreiter das Konzept, welches den Bayern in den vergangen Wochen immer häufiger begegnete. Werder, Arsenal, Frankfurt und nun auch Schalke 04 setzten gegen die Elf von Pep Guardiola auf eine klare Fünferkette – Schalke jedoch mit dem Vorteil der besseren individuellen Qualität als die meisten Bundesligisten – gerade im Umschaltspiel. Die Fünferkette als taktisches Mittel gibt Gegnern der Bayern die Möglichkeit, dass die beiden Außenverteidiger näher an den Flügelstürmer, namentlich Costa und Robben stehen können. Durch kluges Verschieben der Mittelfeldketten kann ein Überladen der Außenbahn verhindert werden bzw. können die Bayern durch die entstehenden Doppelungen nur selten Tempo in ihre Aktionen bringen.
Das Spiel begann wie erwartet mit viel Ballbesitz der Münchner. Allerdings zeigten sich in den ersten Minuten noch Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Alonso, Benatia und Martinez. Diese standen sehr dicht aufeinander. Gerade Martinez und Alonso wollten instinktiv den gleichen Raum, die gleiche Position besetzen. Dadurch fiel es Schalke leicht, das Aufbauspiel der Münchner zu unterbinden bzw. einzuschränken. Eine Standardsituation diente daher als willkommener Dosenöffner aus Münchner Sicht. Vidal spielt eine Ecke kurz in den Strafraum. Diese wird von Matip geklärt, doch direkt vor die Füße von Alaba. Dieser zieht ab und hat Glück, dass der Ball von der Hacke Goretzkas unhaltbar ins Schalker Tor abgefälscht wird. Die frühe Führung für die Münchner (9.).
In der 17. Minute hat Schalke die erste Offensivaktion und erzielt durch Meyer den Ausgleich. Sané erobert in zentral-defensiver Position den Ball und behauptet ihn mit etwas Glück gegen Alonso. Da Robben und Martinez sich uneinig waren und nicht zum Ball gingen, konnte Sané Tempo aufnehmen und zu Meyer passen. Dieser dreht Lahm ein und zieht ab. Auf dem glitschigen Untergrund springt der Ball kurz vor Neuer unangenehm auf, so dass dieser nicht mehr klären kann. Dennoch ein haltbarer Ball, wie auch die Reaktion des Torhüters zeigt, der sich mit dem Gesicht in seine Torwarthandschuhe vergräbt.
Der Treffer holte Schalke zurück in die Partie und gab den Königsblauen etwas Selbstvertrauen. Gerade durch viele einfache Ballverluste kurz vor der Strafraumkante, machte es der FC Bayern den Schalkern auch sehr einfach. Meist wurden Müller, Lewandowski oder Robben flach bedient. Die besagten Spieler standen mit dem Rücken zum Tor und hatten so wenig Chancen, einen sinnvollen Zweikampf zu führen bzw. ins Dribbling zu kommen. Die Idee, einen Innenverteidiger aus der Kette rauszuziehen, klappte so nur in Ansätzen. Wenn Schalke mit Goretzka, Sané und Meyer die Kontersituationen besser ausgespielt hätte, wäre sicherlich mehr möglich gewesen als ein zwischenzeitliches Unentschieden. Bis zur Pause passierte aber aufgrund der guten Staffelung der Schalker nichts mehr. Die Münchner taten sich sichtlich schwer, vom Mittelfelddrittel in Strafraumnähe zu kombinieren. Einige Positionsänderungen brachten nur marginalen Erfolg. So tauschten Robben, der in den ersten 30 Minuten überhaupt nicht eingebunden war, mit Costa zum Ende der ersten Hälfte die Seiten. Auch Alonso schob höher ins Mittelfeld, dafür stand Vidal tiefer. Zunächst alles ohne Erfolg.
Unverändert kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Auch spielerisch veränderte sich zunächst wenig. Allerdings kam Schalke nun seltener zu gefährlichen Konteransätzen, da die Münchner die gefährlichen Pässe an die Strafraumkante mieden. Es dauerte bis in die 69. Minute, als die Münchner die Schalker mit einem Dortmundspielzug schlussendlich besiegten. Costa kam zu Robben auf die rechte Seite, dadurch kam es zu einer Überladung und Robben konnte Costa geschickt hinterlaufen. Dieser hat die Möglichkeit fast von der Grundlinie zu flanken und findet Javi Martinez, der mit in den Strafraum aufgerückt war. Höwedes und Matip ließen sich vom aufrückenden Spanier irritieren und dieser köpft souverän zum 2:1 ein. Vom Aufbau her ein ähnliches Angriffsmuster wie das 1:0 vom BVB im Revierderby. Vor zwei Wochen war es aber Kagawa, ein Offensivspieler, der in den Strafraum aufrückte.
Nach dem Führungstreffer versuchte Schalke etwas mehr in die Partie zu investieren. Choupo-Moting kam für Huntelaar, der sich im Pressing aufgerieben hatte. Auch die Bayern tauschten und brachten für Benatia Boateng. In der 75. Minute gab Breitenreiter die Fünferkette auf und schickte di Santo für Neustädter aufs Feld. Die Münchner nutzten derweil die größeren Räume nicht. Zwar konnten Costa, Robben und Müller durch Dribblings nun große Lücken reißen, aber die Abschlussaktion blieben meist unsauber. So vergab Robben per Kopfball (76.) und Lahm (80.) gute Konterchancen. Auf der Gegenseite wurde es nur ein Mal gefährlich, als der ebenfalls eingewechselte Reese einen Ball auf Matip verlängert und dessen Heber das Tor klar verfehlt (86.). In der Zwischenzeit musste Alaba verletzt den Platz auf Münchner Seite verlassen, nachdem ihm ausgerechnet Højbjerg mit einem überharten Einsteigen abgeräumt hatte.
Nach einem Steilpass von Vidal auf Lewandowski hatte dieser die Möglichkeit den Deckel auf die Partie zu machen, doch er traf in der 90. Minute nur den linken Pfosten. So war es Müller, der in der 90+2. Spielminute nach einem sehenswerten Heberzuspiel von Kimmich die Entscheidung zugunsten der Münchner besorgte.
Die Münchner sicherten sich den 12. Sieg im 13. Bundesligaspiel und haben dank der Niederlage von Dortmund nun acht Zähler Vorsprung in der Tabelle. Schon unter der Woche geht es für die Münchner in der Champions League gegen Olympiakos Piräus zu Hause weiter. Dort soll der Gruppensieg perfekt gemacht werden.
3 Dinge, die auffielen:
1. Rückrunden Alonso
Xabi Alonso hatte sicherlich das schlechteste Spiel in der laufenden Halbserie für die Münchner gespielt. Es mag zum einen daran gelegen haben, dass die Abstimmung mit den hinter ihm positionierten Martinez und Benatia nicht optimal war, aber auch an vielen Stellen war sein Spiel fehleranfällig und er hatte sichtlich Probleme mit dem Tempo der Partie. Insgesamt spielte Alonso elf Fehlpässe und hatte vier unnötige Ballverluste. Gerade in den daraus resultierenden Umschaltsituationen für Schalke wurde er regelrecht überrannt. In zwei oder drei Szenen wollte Alonso zwar noch das taktische Foul spielen, kam aber nicht mehr rechtzeitig zum Gegenspieler. Hinzu kamen einige unsauber gespielte Aktionen im Mittelfeld, wenn es darum ging, zweite Bälle wieder zu erobern. Auch hier hatte Alonso Probleme gegen Goretzka und Højbjerg, die dem Spanier immer wieder geschickt zusetzen.
Offensiv fehlte Alonso ein Thiago in dieser Partie, der ihm beim Übergang vom Mittelfeld- ins Angriffsdrittel durch eigene Dribblings bzw. Läufe unterstützen kann. Vidal ist nicht 100% dieser Spielertyp, zumindest kann er Dribblings nicht in der gleichen Qualität ausüben und Gegenspieler an sich binden. Diese Fähigkeit, Spieler von Alonso wegzuziehen, fehlte den Münchner an diesem Abend. Dadurch war der Spielaufbau gegen die gut gestaffelten Schalker lange Zeit sehr mühselig. Es wird in den nächsten Wochen interessant zu sehen sein, wie Pep Guardiola dieses Problem angehen will. Mit Hertha, Ingolstadt und Gladbach stehen noch Mannschaften im Terminkalender, die defensiv ähnlich stabil agieren können wie Schalke. Alleine kann Alonso den Spielaufbau nicht tragen. Dafür fehlt im selbst die Kreativität, Ideen zu inszenieren. Er ist dann gut, wenn sich Gelegenheiten bieten, Räume zu öffnen. Dafür braucht Alonso einen Initiator – zum Beispiel Thiago.
2. Vidal als Kämpfer
Wie bereits im ersten Punkt ausgeführt hatten die Münchner große Mühe mit dem Schalker Umschaltspiel. Es lag vor allem an Vidal, dass Schalke nicht mehr aus den Fehlern der Münchner machen konnte. Vidal führte die meisten Zweikämpfe auf dem gesamten Platz und hatte unterm Strich wenig Mühe, die Schnelligkeit von Sané aus dem Spiel zu nehmen. In vielen Situationen war er rechtzeitig zu Stelle und wählte einen klugen Moment zur Zweikampfführung. Hier half er gerade in den sich anbahnenden Kontersituationen dem überforderten, weil überlaufenden Alonso. Dies belegen auch die drei abgefangenen Bälle. Ebenfalls Höchstwert auf Seiten der Münchner. Wusste er keinen Ausweg, spielte er ein taktisch kluges Foul.
Offensiv konnte sich Vidal aber nicht so stark einbringen. Zwar war sein Spiel weniger fehleranfällig wie zum Beispiel gegen Köln. Allerdings resultierte seine gute Passquote (95%) vor allem aus vielen Quer- und Rückpässen. Erst als zum Ende der Partie die Räume größer wurden, konnte sich Vidal besser einbringen, weil er mehr Zeit und Platz hatte, auf dem Feld zu agieren. Zu sehen war dies beispielsweise beim schönen Steilpass auf Lewandowski.
3. Martinez Rückkehr
813 Tage nach seinem Tor gegen Chelsea im europäischen Supercup durfte Javier Martinez wieder ein Tor im Trikot des FC Bayern bejubeln. Sein souveränes Auftreten in dieser Saison nach seiner langen Verletzung kann gar nicht oft genug gewürdigt werden. Martinez machte auch an diesem Abend Vieles richtig. In der Abwehr half er Benatia durch viele klare Aktionen und kluges Herausrücken. Die drei Klärungen sind der Höchstwert auf Seiten der Münchner. Hinzu kommt noch ein abgefangener Ball und ein geblockter Schuss. Der Fehler vor dem Gegentor zum 1:1 als Robben und er sich uneins waren, lässt sich dank des Ergebnisses verschmerzen.
Seine 123 gespielten Pässe waren freilich nicht von der spielaufbauenden Qualität, wie man es von Boateng gewöhnt ist, doch gewinnt Martinez zunehmend Sicherheit in seinen Aktionen. Waren lange Bälle im Duo Boateng/Martinez ausschließlich Boateng überlassen, so war es in dieser Partie Martinez, der mit Hilfe von langen Bällen versuchte das Spiel schnell zu machen. Immerhin kamen fünf von acht Versuchen an. Es lag aber eher an der Schalker Fünferkette, dass diese Pässe nicht den gewünschten Effekt hatten, wie es diese Saison bereits zu sehen war. In der 69. Minute hatte Martinez dann aber die geniale Idee, einfach mal in den gegnerischen Strafraum aufzurücken. Belohnt wurde es mit dem Führungstreffer. Er brach an dieser Stelle das lange Zeit zu statische Muster der Münchner. Es war sein vierter Bundesligatreffer und zugleich Belohnung für das schier endlose Warten nach seiner Knieverletzung. Ein fitter Martinez ist aus dieser Mannschaft eigentlich nicht wegzudenken.
Schalke 04 – FC Bayern München | |
---|---|
Schalke 04 | Fährmann – Aogo, Matip, Höwedes, Riether – Højbjerg, Neustädter (75. Di Santo) – Goretzka, Meyer (87. Reese), Sané – Huntelaar (70. Choupo-Moting) |
Bank | Gspurnin, Friedrich, Caicara, Kolasinac |
FC Bayern | Neuer – Alaba (83. Rafinha), Martínez, Benatia (70. Boateng), Lahm – Alonso – Costa, Vidal, Robben (88. Kimmich), Müller – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Rode, Badstuber, Coman |
Tore | 0:1 Alaba (9.), 1:1 Meyer (17.), 1:2 Martínez (68.), 1:3 Müller (90+2.) |
Karten | Gelb: Huntelaar (61.), Højbjerg (82.) |
Schiedsrichter | Tobias Stieler (Hamburg), |
Zuschauer | 61.973 |