1. FC Köln – FC Bayern München 0:3 (0:1)
Deshalb war es notwendig, auch diese Partie mit voller Konzentration anzugehen. Gerade, weil das Restprogramm der Bayern es in sich hat.
Falls Ihr es verpasst habt:
Ancelotti rotierte entgegen seiner Aussagen etwas mehr. Robben, Ribéry, Hummels, Rafinha und Alonso rotierten heraus. Dafür brachte der Italiener Costa, Coman, Bernat, Lahm und Müller. Kimmich fand erneut keinen Platz im 4-2-3-1 des 57-Jährigen.
Köln wich von seinem 5-3-2 ab. In Stögers veränderter 4-4-2-Grundformation begannen neben den diesmal zwei Innenverteidigern Subotic und Sörensen auch Olkowski sowie Rausch als Außenverteidiger. Heintz rückte ins Mittelfeld vor. Ihm schlossen sich Höger, Zoller und Clemens an. Davor agierte zudem neben Osako der Toptorschütze der Heimmannschaft, Anthony Modeste. Im Tor stand Horn-Ersatz Kessler.
In den ersten fünf Minuten passierte nicht viel. Köln verteidigte in einem tiefen Mittelfeldpressing und versuchte über ein schnelles Umschaltspiel zu Chancen zu kommen. Die erste Halbchance erspielten sie sich in der 6. Minute, als Lahm schlecht aussah, die Hereingabe jedoch in Neuers Armen landete.
Die Bayern gingen die Partie aber konzentriert an. Zwischen der sechsten und siebten Minute gab es neben einem guten Schussversuch von Coman auch eine gefährliche Situation mit Vidal im Sechzehner des Gegners. Der Chilene verzog deutlich.
Was jedoch direkt auffiel, war, dass der Tabellenführer nicht mit derselben Intensität vorne anlief wie in den vergangenen Heimspielen. Ancelotti vertraute auf eine etwas kompaktere Ausrichtung.
So war es auch notwendig, sich aus längeren Ballbesitzphasen Möglichkeiten herauszuspielen. Das gelang den Gästen erstmals in der 17. Minute, als Costa im Zentrum freigespielt wurde und aus großer Distanz an Kessler scheiterte. Der Brasilianer übernahm Ribérys Rolle vom Mittwoch und rückte oft ein.
Köln blieb jedoch immer gefährlich und erzielte durch Osako nach hoher Hereingabe beinahe das erste Tor des Spiels. Neuer wusste dies aber zu verhindern und parierte stark (19.). Dennoch hatten die Münchner mehr vom Spiel, wenngleich vieles aus Standards oder Flanken entstand.
So auch die Doppelchance in der 22. Minute. Zunächst war es Lewandowski, der nach Coman-Hereingabe per Kopf scheiterte, dann wurde Comans Abschluss geblockt. Auch Alaba konnte den wichtigsten Führungstreffer nicht erzielen, als er es aus gut 25 Metern versuchte (24.).
Bayern erhöhte die Schlagzahl nun minütlich und so war es wenig verwunderlich, dass Javi Martínez nur eine Minute später das erste Tor erzielte. Der Treffer resultierte aus einem Eckball, den zunächst alle verpassten. Vidal brachte das Spielgerät dann jedoch zurück in den Gefahrenbereich, wo Martínez frei ins lange Eck einschießen konnte.
Ohnehin war Vidal, wie schon in den letzten Wochen, ein großer Faktor im Bayern-Spiel. In der 27. Minute war es wieder er, der mit einem wichtigen Zweikampf den nächsten Konter einleitete. Doch die Szene blieb ohne Abschluss. Auch Coman konnte direkt danach nicht auf 2:0 erhöhen (29.).
Es folgten Minuten ohne große Höhepunkte. Zum einen, weil die Münchner das Tempo etwas drosselten, zum anderen, weil Köln es gegen die gut organisierte Defensive der Gäste nur mit Distanzschüssen oder langen Bällen versuchte. So ging es mit der knappen und verdienten 1:0-Führung des Rekordmeisters in die Pause.
Köln kam dann verbessert aus der Kabine, doch die Bayern erhöhten mit dem ersten Gegenschlag auf 2:0. Einen Konter veredelten sie über Thomas Müller, der den freien Bernat auf der linken Seite fand. Der Außenverteidiger schob ins kurze Eck (48.).
Beim abgefälschten Abschluss hatte er ebenso Glück wie wenige Sekunden später, als er beinahe einen Elfmeter verursachte, doch der Schiedsrichter entschied sich dagegen. Wohl eine Fehlentscheidung.
Früh in der zweiten Halbzeit waren beide Trainer überdies gezwungen, erstmals zu wechseln. Franck Ribéry ersetzte Douglas Costa und Maroh kam für Sörensen. Beide Wechsel waren verletzungsbedingt.
Bayern hatte folglich wieder alles im Griff und dominierte die Partie nach Belieben. Dass Stöger mit Rudnevs einen Stürmer für Clemens brachte, änderte daran nichts (63.). Torschütze Martínez (64.) verpasste per Kopf die nächste Chance auf ein Tor.
Köln bekam in der Folge ein paar Kontersituationen, die aber allesamt von Bayerns Defensive verteidigt wurden. Vor allem über Thiago kontrollierten die Gäste das Mittelfeld, aber auch das Spiel.
Während Stöger in der 73. Minute seine letzte Wechseloption zog (Jojic für Höger), brachte Ancelotti Kimmich für den starken Vidal.
Aus dem Nichts hätten die Kölner das Geschehen aber fast nochmal spannend gemacht. Nach einem Freistoß von Jojic auf den zweiten Pfosten brachte Maroh den Ball per Kopf auf das Tor der Gäste. Lahm blockte aber kurz vor der Linie (80.).
Carlo Ancelotti nutzte zwei Minuten danach seinen letzten Wechsel und tauschte Coman, der ein ordentliches Spiel machte, gegen Rafinha. Es war wieder ein unglaublich überzeugender Auftritt des Rekordmeisters.
Gekrönt wurde dieser quasi mit dem Abpfiff. Thiago bediente Bernat, der wiederum Ribéry freispielte. Der Franzose erhöhte auf den 3:0-Endstand. Die Bayern marschieren in der Liga voran und erweitern den Vorsprung zu einem wichtigen Zeitpunkt auf sieben Punkte.
3 Dinge, die auffielen
1. Ballbesitz mit Ertrag
In Köln hat der FC Bayern seine Formkurve bestätigt, wenngleich die Ausrichtung etwas verändert war. Ancelotti setzte im Auswärtsspiel auf eine kompaktere Formation, obwohl er Müller und Thiago aufstellte. Thiago interpretierte seine Rolle diesmal nämlich deutlich tiefer, entlastete dadurch aber Vidal im Spielaufbau.
Dies war auch deshalb eine wichtige Veränderung, weil mit Hummels der Mann fehlte, der zuletzt für die Vertikalität im ersten Drittel sorgte. Thiago positionierte sich stets in den wichtigen Zwischenräumen und verzichtete dafür etwas auf die Präsenz im Zehnerraum.
Der 25-Jährige überzeugte wieder und das Lob, das sich durch die ganze Saison zieht, kann man gar nicht oft genug wiederholen. Er war an fast jedem Angriff entscheidend beteiligt, kontrollierte die Partie, brachte 108 von 120 Pässen an einen Mitspieler (36/43 im letzten Drittel) und kreierte sechs Abschlüsse.
Neben Thomas Müller und Lewandowski war diesmal auch Douglas Costa im Zentrum zu finden, der bis zur Auswechslung Ribérys Rolle im Halbraum übernahm. Seine stärksten Szenen hatte der Brasilianer jedoch auf der rechten Seite. Ohnehin rotierte er viel mit Coman, der ebenfalls eine gute Leistung bot.
Die Leihgabe von Juventus Turin überzeugte mit einigen dynamischen Antritten, zwei Torschussvorlagen, vielen gefährlichen Hereingaben und vier Abschlüssen, die oft nur knapp das Tor verfehlten.
Und doch zeigte sich, dass zum Niveau eines Franck Ribérys bei beiden noch viel fehlt. Dies ist weniger als Kritik zu werten, sondern vielmehr als Lob für den 33-Jährigen. Costa erledigte seine Aufgabe sehr gut, doch Ribéry sorgte für noch mehr Durchbrüche und verstand es, Juan Bernat häufiger einzubinden.
Gerade Bernat meldete mit seiner Leistung Ansprüche auf mehr Einsätze an. Er hielt seine Seite nicht nur weitestgehend Gefahrenfrei, sondern half auch mit seinen zwei Torbeteiligungen in der Offensive aus. Ein insgesamt toller Auftritt des Spaniers.
Insgesamt funktionierte das Spiel der Bayern gegen eine normalerweise gut organisierte Kölner Abwehr deshalb so gut, weil die Münchner in ständiger Bewegung waren. Sie hatten nicht nur die absolute Spielkontrolle und eine defensive Grundstabilität, sondern auch genügend Tempo, um sich druckvoll ins letzte Drittel zu kombinieren.
Bereits zur Pause hatte der Rekordmeister 14 Abschlüsse, 6 davon aufs Tor von Kessler. Am Ende sollten es 20 sein. Das war auch deshalb beeindruckend, weil die Gäste auf ein so druckvolles Pressing, wie es zuletzt gegen Hamburg und Schalke zu sehen war, verzichteten. Erstmals seit längerer Zeit haben die Bayern es geschafft, aus reiner Spielkontrolle Druck zu kreieren, ohne dafür zu abhängig vom Pressing zu sein.
Gegen den Ball organisierte sich die Ancelotti-Elf nämlich ebenfalls etwas tiefer und lief nur selten konsequent in letzter Linie an. Dafür waren sie im Mittelfeld aber umso schlagkräftiger aufgestellt. Thiago eroberte in den ersten 45 Minuten dreimal den Ball, Vidal sogar ganze sieben Mal. Es bestätigte sich in Köln, was wir in der Vorschau geschrieben haben: Diese beiden sind vielleicht das beste Pressingduo der Welt. Egal ob in letzter Linie oder im Mittelfeld.
2. Vidal ragt erneut heraus
Die bisherige Saison des Arturo Vidal ist vergleichbar mit der letzten. Konnte der Chilene in der Hinrunde nur selten überzeugen, scheint er sich jetzt in eine Form zu spielen, in der er schlicht unverzichtbar ist.
Vidal passt von seinem Typus her nicht ins Ballbesitzspiel der Bayern, aber er entwickelt gegen den Ball eine Dynamik wie kein zweiter Spieler im Kader. Der 29-Jährige zählt zu den besten Box-to-Box-Spielern der Welt. Vielleicht ist er sogar der beste.
Auch in Köln verbuchte er viele Balleroberungen (9), gewann 75% seiner Zweikämpfe und war bei jedem Konter des Gegners zur Stelle. Hinzu kommt aber auch seine Präsenz im Strafraum des Gegners. Oftmals überlädt er das Zentrum und schafft so wichtige Entlastung für die Offensive.
Köln war in diesen Situationen meist überfordert. So auch beim 1:0 durch Javi Martínez, als Vidal sich davon schlich und den Ball schließlich auf dem Silbertablett servierte.
Bayerns Titelchancen steigen in allen Wettbewerben, wenn Vidal sich in dieser Form präsentiert. Zwei Abschlüsse, 100% erfolgreiche Grätschen (4/4) und 27 von 35 erfolgreichen Zuspielen im letzten Drittel (darunter der Assist) komplettieren eine herausragende Leistung.
3. Erfolg und Leistung geben Ancelotti recht
Systematisch und spielerisch hat sich bei den Bayern in den letzten Monaten wenig getan. Die wichtigste Änderung, die vom Trainer kam, war das Hinzufügen einer Zehner-Position und die damit verbundene Umstellung auf ein 4-2-3-1.
Dadurch steht der Rekordmeister besser im letzten Drittel und auch Lewandowski erzielte seitdem regelmäßiger seine Tore. Die größten Probleme hatten die Münchner aufgrund von Verletzungen und der Formschwäche einzelner Akteure.
Beides hat sich offenbar erledigt. Auch, wenn Costa sich gegen Köln verletzt hat und Boateng noch auf sein Comeback wartet, hatte der Rekordmeister lange nicht mehr einen so vollständigen Kader zur Verfügung.
Auch Ancelotti profitiert davon. All seine Entscheidungen, die in der jüngeren Vergangenheit kritisiert wurden, kann er mittlerweile jedoch nicht nur mit Ergebnissen rechtfertigen, sondern auch mit der Leistung seiner Mannschaft.
Diese zeigt sich druckvoll, aggressiv, präsent in den Zweikämpfen und geschlossen. Zwar leiden darunter Akteure wie beispielsweise Joshua Kimmich, aber die müssen sich jetzt eben erstmal unterordnen.
In Köln bauten die Münchner ihren Vorsprung nicht nur auf 7 Punkte aus, sondern setzten auch ein Zeichen an die Konkurrenz. Dieser FC Bayern kann den von uns mehrmals angesprochenen letzten großen Wurf einer goldenen Generation schaffen. Wenngleich es dafür natürlich weiterhin die Fitness der Top-Spieler und Konstanz braucht.
1. FC Köln – FC Bayern 0:3 (0:1) | |
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1. FC Köln | Kessler – Olkowski, Sörensen (56. Maroh), Subotic, Rausch – Höger (73. Jojic), Heintz – Clemens (63. Rudnevs), Zoller – Osako, Modeste |
Bank | S. Müller, Klünter, Ciftci, Hartel |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Martínez, Alaba, Bernat – Thiago, Vidal (73. Kimmich) – Coman (82. Rafinha), Müller, Costa (50. Ribéry) – Lewandowski |
Bank | Ulreich, Hummels, Alonso, Sanches |
Tore | 0:1 Martínez (25.), 0:2 Bernat (48.), 0:3 Ribéry (90.) |
Karten | Gelb: – / Vidal, Bernat |
Schiedsrichter | Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) |
Zuschauer | 50.000 (ausverkauft) |