FC Bayern München – RB Leipzig 2:0 (2:0)
Selten wurde über eine Partie im Nachgang noch so diskutiert wie über über das Pokalspiel zwischen Leipzig gegen Bayern. Unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, aber auch starke Torwartleistungen machten aus dem Spiel ein echtes Highlight.
Falls Ihr es verpasst habt:
Jupp Heynckes reagierte im Vergleich zum Pokalspiel auf drei Positionen.
Martinez und Rudy starteten im Mittelfeld. Sie ersetzten die vor allem in der ersten Halbzeit des Pokalspiels überforderten Vidal und Tolisso. Heynckes legte also den Fokus auf mehr Spielkontrolle. Der dritte Wechsel betraf die Offensivreihe. James, der noch in Leipzig mit Rückenproblemen fehlte, durfte starten. Coman ist nicht mehr rechtzeitig fit geworden und war nicht mal im Kader.
Auf der Gegenseite nahm Hasenhüttl ebenfalls drei Wechsel vor. Bernardo, der ein gutes Pokalspiel hatte, blieb draußen. Für ihn durfte Klostermann starten. Im Mittelfeld spielte Demme für Kampl. Der einzige Fehlschütze vom Mittwochabend, Timo Werner, fand sich gleichwohl in der Startelf wieder. Augustin saß zunächst auf der Bank. Taktisch änderte sich bei Leipzig wenig. Die 4-2-2-2 Grundformation wurde auch in der Münchner Allianz Arena praktiziert.
Das Spiel begann fast wie erwartet forsch. Leipzig zog die Linie des Pressings erneut durch und versuchte mit Umschaltmomenten immer wieder zum Erfolg zu kommen, allerdings in den ersten Minuten nicht so aggressiv wie unter der Woche. Interessant war die Staffelung der Bayern im Mittelfeld. Mit Martinez alleine auf der Sechs und mit Thiago sowie Rudy auf der Achterposition begann die Partie. Heynckes opferte also zunächst keinen der beiden Spielmacher für eine Defensivrolle.
Die erste große Chance hatten aber die Bayern. Nach einem Eckball von James kam Martinez zum Kopfball (9.), doch der Winkel war zu ungünstig, um den Ball in Richtung Tor zu lenken.
In der 12. Minute gab es im vierten Spiel gegen den FC Bayern den dritten Platzverweis für einen Spieler von Leipzig. Willi Orban verhinderte gegen Robben eine klare Torchance. Mit Unterstützung bzw. Überprüfung durch den VAR gab Daniel Siebert die rote Karte für den Leipziger. Zuvor schickte Rudy Robben sehenswert direkt steil. Ein schöner Pass in die Schnittstelle der Abwehr. Der anschließende Freistoß von Robben wird von Gulacsi um den Pfosten gelenkt.
Fünf Minuten nach dem Platzverweis ging der FC Bayern in Führung. Die Bayern leiten den Ball schnell auf die Außenposition. Hier konnten sich die Münchner ohne Druck durch die Leipziger Ketten kombinieren – abermals ist Rudy beteiligt. Robben ist frei durch auf der Außenbahn und bedient per Flachpass James im Zentrum. Der Kolumbianer blieb cool und schob locker zum 1:0 für die Bayern ein.
Hasenhüttl stellte nach dem Gegentreffer um und brachte Konaté für Werner. Aber der FC Bayern blieb weiter am Drücker. Den Münchnern gelang es in dieser Phase die Außenspieler freizuspielen. Nach einer Flanke von James verpasste Lewandowski knapp das zweite Tor. Sein Kopfball war zu zentral (25.).
Nach dieser Chance verflachte die Partie etwas. Die Mannschaft von Jupp Heynckes tat sich schwer gegen das 4-4-1 von Leipzig. Beide Leipziger Ketten verdichteten das Mittelfeld so geschickt, dass Rudy und Thiago aus dem Spiel genommen wurden. Just in dem Moment, in dem der Bayerntrainer justieren wollte, fiel das 2:0. Ein Geniestreich von Javi Martinez nahm alle (!) Leipziger Feldspieler aus der Partie. Sein Pass durch die Reihen hindurch fand Lewandowski. Der war auf und davon und überwand Gulacsi (38.).
Bei dieser Aktion verletzte sich der Pole allerdings und musste in der 44., also noch vor der Pause ausgewechselt werden. Für ihn kam Vidal.
Die zweite Halbzeit begann mit deutlich weniger Tempo als die erste Hälfte. Die Bayern versuchten jetzt im Positionsspiel die Partie zu kontrollieren. Durch die Auswechslung von Lewandowski fehlte den Münchnern ohnehin die Option im Angriff. Hier versuchten die Mittelfeldspieler Thiago, Rudy und Vidal situativ in die Spitze zu stoßen. James und Robben hielten weitgehend die Außenbahn.
Torchancen erspielten sich die Münchner zunächst nicht. Lediglich Robben (58.) und Alaba per Freistoß (60.) konnten einen Schussversuch verbuchen.
Die Bayern hatten zwar über 80% Ballbesitz, konnten sich aber kaum Chancen erspielen, da sich Leipzig mit der Niederlage abgefunden hatte und keinerlei Risiko einging. Die Mannschaft von Jupp Heynckes vermied es ebenfalls riskant zu agieren und wollte nicht in Konter laufen. Dadurch plätscherte die Partie in der zweiten Halbzeit dem Ende entgegen. Die letzten fünf Minuten bestritten die Leipziger sogar in doppelter Unterzahl, da Keita nach einem Zweikampf gegen Thiago nicht mehr weitermachen konnte und Hasenhüttl bereits früh alle Wechseloptionen ausnutzte.
Die Münchner gewinnen mit 2:0 gegen Leipzig und können beide Duelle für sich entscheiden. Spielentscheidend war natürlich der Platzverweis von Orban, den die Bayern in der ersten Halbzeit effektiv ausnutzen und so früh den Weg auf die Siegerstraße einschlagen konnten.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Das Bayern-Mittelfeld
Das Bayern-Mittelfeld mit Martinez, Thiago und Rudy brachte sichtlich mehr Sicherheit in die Partie als die Paarung Vidal, Tolisso und Thiago, die im ersten Aufeinandertreffen starten durften. Ein entscheidender Faktor war das bessere Raumverständnis von Martinez und Rudy im Vergleich zu Vidal und Tolisso. Das Pressing im Zentrum, welches essentiell für die Leipziger Spielweise ist, wurde gekonnt mit Seitenverlagerungen auf Alaba und Kimmich umspielt. Dabei spielte es keine Rolle, wer von Leipzig in die Pressingfalle gelockt werden sollte, es gelang immer wieder sich geschickt zu befreien.
Die Passquote der Bayern ist natürlich durch den Platzverweis schwer zu analysieren, dennoch überzeugten Martinez mit 86%, Thiago mit 92% und Rudy mit 85% in den ersten 45 Minuten. Ihre Quote lag 10-15% höher als die von Vidal und Tolisso am Mittwoch.
Rudy und Martinez waren es schlussendlich auch, die die Bayern mit auf die Siegerstraße brachten. Rudy leitete die zum Platzverweis führende Aktion ein und kombinierte Robben auf engstem Raum vor dem 1:0 frei. Martinez verbesserte seine Packing-Rate schlagartig mit der Vorlage zum 2:0.
2. Kader
Wir haben es an dieser Stelle schon öfters erwähnt, aber der Kader des FC Bayern ist dieses Jahr äußerst dünn besetzt. Carlo Ancelotti bevorzugte es, mit einem möglichst kleinen Kader zu arbeiten. Gerade in der Offensive versucht der FC Bayern mit einem Minimum an Planstellen zu operieren. Das kann gutgehen, muss es aber nicht. Die Verletzung von Ribery, Müller und jetzt auch Coman sowie Lewandowski hinterlassen ein großes Loch. Die Aufgaben bis zur Länderspielpause sind immerhin noch ein wichtiges Auswärtsspiel in der Champions League und ein Auftritt in Dortmund.
Natürlich sind die kumulierten Ausfälle in der Offensive auch Pech, allerdings verpasste der Verein vor der Saison bereits die Weichen für die Ära nach Robbery zu legen. Ein junger Perspektivspieler, der als Flügelspieler bzw. als Stürmer eingesetzt werden könnte, täte dem Kader sicherlich gut. Vielleicht auch schon im Winter.
3. Erfahrung?
Wie bereits erwähnt war es bereits der dritte Platzverweis für einen Leipziger im vierten Duell mit dem Rekordmeister. Die Platzverweise spielten in der Regel den Münchnern in die Karten. Die Spielweise von Leipzig ist riskant. Alle drei Platzverweise verhinderten mehr oder weniger Chancen der Münchner. Vielleicht hilft auch ein Stück weit die Unerfahrenheit der Leipziger noch den Münchnern, die Duelle zu gewinnen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort: “noch”. Leipzig war dran. Am nähsten wohl im Pokalspiel.
Zeitgleich zeigen die vielen Platzverweise der Leipziger aber auch, dass ihr Spielsystem gegen spielstarke Mannschaften vielleicht doch einen Hauch zu riskant ist. Leipzig presst hoch. Keita und Co. führen zugleich meist kompromisslos die Zweikämpfe. Leipzig hat in beiden Duellen gezeigt, dass sie in Gleichzahl durchaus mit dem FC Bayern mithalten können.
Für Jupp Heynckes kann die Woche dennoch als Erfolg gewertet werden. Die Defensive hat sich in den letzten Wochen unter ihm stabilisiert. Das Erspielen von Torchancen erfolgt nachhaltiger. Lediglich die Chancenverwertung passte diesmal nicht.
FC Bayern München – RB Leipzig 2:0 (2:0) | |
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FC Bayern | Ulreich – Kimmich (Rafinha, 84.), Boateng, Hummels, Alaba – Rudy, Martinez, Thiago – Robben (Tolisso, 86.), Lewandowski (Vidal, 45.), James |
Bank | Starke, Götze, Süle, Wriedt |
Leipzig | Gulacsi – Klostermann, Orban, Upamecano, Halstenberg – Sabitzer (Bruma, 46.), Keita, Demme, Forsberg (Laimer, 62.) – Poulsen, Werner (Konate, 22.) |
Bank | Mvogo, Bernardo, Kampl, Augustin |
Tore | 1:0 James (19.), 2:0 Lewandowski (38.) |
Karten | Gelb: Thiago (82.) / -; Rot: – / Orban (13.) |
Schiedsrichter | Daniel Siebert (Berlin) |
Zuschauer | 75.000 ausverkauft |