Amateure vor dem Spitzenspiel in Würzburg

Jan Trenner 02.11.2014

Wir treffen auf den Tabellenführer, das wird ein schweres Spiel. Würzburg agiert kompakt und ist eine abgeklärte Mannschaft. Wir brauchen dort eine Topleistung, jedoch wollen wir den Punkteabstand verkürzen und werden dort selbstbewusst auftreten.
Erik ten Hag, Fupa.net am 31.12.2014

Würzburger Höhenflug

Das Team von Trainer Bernd Hollerbach, der fast 200 Partien für den HSV als Spieler erlebte und über (Co)-Trainerstationen in Wolfsburg und auf Schalke den Weg nach Würzburg fand, befindet sich seit Ligastart auf einem bisher fast ungebremsten Höhenflug. Bei einem Torverhältnis von 38:8 (+30) stehen 12 Siege, vier Unentschieden und nur eine Niederlage auf dem Papier.

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Die grafische Übersicht zeigt deutlich, dass die Bayern Amateure besonders zu Beginn viel Anlaufzeit brauchten, um eine längere Serie mit Punktgewinnen zu starten. Inzwischen sind sie acht Spiele ungeschlagen, zuletzt gab es ein Unentschieden in Nürnberg. Würzburg erlebte einen fulminanten Start bis zum neunten Spieltag, an dem sie der angereisten zweiten Mannschaft der Blauen Zuhause mit 0:2 unterlagen – ihre bis heute einzige Partie in der Regionalliga Bayern ohne Zähler. Auf dem Papier bleiben die Gastgeber der Favorit, wobei sich Erik ten Hags Truppe in den Begegnungen seit dem Ligaauftakt auf fast allen Positionen und im Zusammenspiel deutlich steigern konnte und sich zum Beispiel gegen Schalding-Heining nach Rückstand zu einem 3:1 Sieg kämpfen konnte. Einzig das Spiel gegen Nürnberg II, der letzte Gradmesser vor der Aufgabe Würzburg, hinterlässt Fragezeichen. Dort konnten sie den notwendigen Druck nicht entwickeln und verloren zwei wertvolle Zähler auf ihrer Aufholjagd.

Stabilität ermöglicht Kreativität

Der Höhenflug der Amateure lässt sich mit der gestiegenen Stabilität in den Offensiv- und Defensivabläufen begründen, wodurch letztendlich auch kreative Freiheiten entstanden. Konkret schaut das wie folgt aus: Aus dem einseitigen Spielaufbau, der hauptsächlich auf die Schultern von Angelos Oikonomou gepackt wurde, ist eine ruhigere Herangehensweise geworden. Natürlich steht Oikonomou noch oft im Fokus, aber er erhält gute Unterstützung der Innenverteidiger neben und der zentralen Leute vor ihm. Außerdem bieten sich die defensiven Außenbahnen und das Mittelfeld an den Linien besser an, rücken weiter zurück, wenn Unterstützung im Spielaufbau notwendig wird, oder können mit Tempo nach vorn spielen. Letztendlich hat sich in den vergangenen Wochen schlicht die Anzahl an Anspielstationen erhöht.

Auch im Offensivspiel gab es Veränderungen. Leider ist phasenweise die Position eines Achters nicht besetzt und Pässe gehen ins Leere, aber dafür muss man die Rolle von Gerrit Wegkamp herausheben, der mit herausragendem Einsatz spielt und sich inzwischen mehrfach mit Toren und Vorbereitungen belohnt hat. 10 Treffer, drei Assists in 17 Partien. Nach der allgemeinen anfänglichen Schwächephase geht er viele Wege, besetzt links wie rechts Räume oder versucht mit Tempo in Lücken zu stoßen. Dabei ist er nicht immer erfolgreich, lässt sich aber mangelnden Einsatz definitiv nicht nachsagen. Über die Qualität eines Ylli Sallahi muss man nicht schreiben, das wurde mehrfach erwähnt und betont. Auch Jelisic, Paul, Steinhart, Fischer und Steeven Ribéry steigerten sich. Über Sinan Kurt wird erst noch zu berichten sein, aber viel mehr kann das Kollektiv hervorgehoben werden.

Spiel um die Tabellenspitze

Die Partie in Würzburg ist ein Spiel um den Anschluss an die Tabellenspitze. Derzeit liegen die Bayern Amateure sechs Punkte hinter dem ersten Platz. Der blaue Stadtrivale hat die Kickers mit nur einem Zähler Abstand in Schlagdistanz. Mit einem Auswärtssieg können sich die Bayern Amateure endgültig im Kampf um die Regionalliga-Meisterschaft zurückmelden – oder bei einer Niederlage den Anschluss wieder verlieren. Wie zu Beginn der Saison angekündigt, werden die Wochen bis zur Winterpause nicht nur über den Rückrundenstart, sondern auch die Perspektiven danach entscheiden.