Eintracht Frankfurt – vorne Meier, hinten Lücken
Personal
Das Verletzungspech ereilte auch die Eintracht – und zwar nicht zu knapp. Mit Torwart Trapp (Syndesmosebandriss), Innenverteidiger Zambrano (Außenbandriss), Außenverteidiger Djakba und Stürmer Valdez (beide Kreuzbandriss) fallen vier Stammspieler langfristig aus. Dazu fehlen die Ersatzkandidaten Lanig, Rosenthal und Waldschmidt. Der zuletzt rotgesperrte und an der Schulter verletzte Haris Seferovic kehr dagegen in die Mannschaft zurück und wird zeigen müssen, ob er an seine Leistungen anknüpfen kann. Der Neuzugang von Real Sociedad hatte gut in die Saison gefunden und bereits drei Mal getroffen. Um noch einmal kurz zu rekapitulieren: Die größten Veränderungen hatte es bei der SGE im Sommer auf der Trainerbank gegeben. Thomas Schaaf ersetzte Armin Veh und brachte seine Erfahrung aus 14 Jahren Werder Bremen mit. Gleichzeitig musste der Verein auch seine besten Akteure aus dem Vorjahr ziehen lassen: Sebastian Rode wechselte nach München, Sebastian Jung nach Wolfsburg, Pirmin Schwegler zu 1899 Hoffenheim und Joselu nach Hannover.
Mit den im Gegenzug getätigten Transfers war von Anfang an klar: Die SGE würde Zeit brauchen, sich neu aufzustellen. Mit Timothy Chandler und Makoto Hasebe vom 1. FC Nürnberg sowie Slobodan Medojevic aus Wolfsburg und Aleksandar Ignjovski aus Bremen sollten die Lücken in Abwehr und Mittelfeld gestopft werden, Seferovic und Nelson Valdez währenddessen Joselu ersetzen. Ein Plan, der auch aufgrund von Verletzungen nur teilweise aufging. Am Ende richtete es wieder einmal das Frankfurter Urgestein Alex Meier, der sich mit sechs Toren momentan (gemeinsam mit Mario Götze u.a.) an der Spitze der Torjägerliste befindet. Die Eintracht startete zwar solide in die Saison, steht nach einer Serie von drei Niederlagen in Folge allerdings unter Druck.
System & Aufstellung:
Thomas Schaaf versuchte taktisch bereits einiges mit seiner Mannschaft – zu durchgängigem Erfolg verhalf jedoch weder das 4-2-3-1 vom Anfang der Saison noch das zuletzt favorisierte 4-4-2 mit Doppelsechs oder Raute. Gegen den FC Bayern dürfte sich die Eintracht defensiv aufstellen. Denkbar ist ein defensiv ausgelegtes 4-2-3-1 mit Meier als einziger Spitze. Gegen Hannover 96 hielt die Eintracht in der letzten Woche mit diesem System mehr als gut mit, verlor am Ende jedoch wegen eines Eigentors. Mit Seferovic‘ Rückkehr ist aber auch die Doppelspitze eine mögliche Variante. Das Team spielt klassischen Schaaf-Fußball mit dem einfachen Ziel, vorne ein Tor mehr zu schießen, als man hinten kassiert. 19 Gegentore sind der drittschlechteste Wert in der Liga, gleichzeitig erzielten nur Bayern und Wolfsburg mehr Tore (17). Dabei gehen die Hessen äußerst effektiv vor: Jede siebte Torchance ist ein Treffer. Ein Wert mit dem auch der FCB nicht mithalten kann (jeder 9.). Vorne dabei sind die Frankfurter, wenn es um Fouls und Karten geht. 21 gelbe Karten und 2 Platzverweise stehen bereits zu Buche. Im Offensivspiel gibt es wenig Probleme – defensiv allerdings funktioniert bei weitem nicht alles.
Medojevic und Hasebe auf den Sechserpositionen finden keine gute Bindung zur Viererkette, viele Räume zwischen Mittelfeld und Abwehr sind die Folge. Auch auf den Außenverteidigerpositionen hat die Eintracht Probleme: Ignjovski ist auf rechts grundsätzlich gesetzt, Chandler ist jedoch kein gleichwertiger Ersatz. Auf der anderen Seite sind die Schwierigkeiten noch größer: Nachdem Djakba zu Beginn der Saison überzeugen konnte, bevor er sich dann aber verletzte, hieß die Lösung Bastian Oczipka. Dessen Leistungen waren allerdings derart enttäuschend, dass zuletzt der junge Kinsombi seine Chance erhielt. Das dürfte gegen Bayern nicht der Fall sein. Sollte die Defensive aber so stehen wie gegen den VfB Stuttgart, steht den Frankfurtern möglicherweise ein Debakel bevor. Eine Option, die der Trainer noch hätte: Marco Russ könnte zurück in die Innenverteidigung rücken und den zuletzt schwachen Anderson verdrängen. Offensiv setzte Schaaf zuletzt überraschenderweise auf den wieder genesenen Sonny Kittel, der für Takashi Inui in die Mannschaft rückte. Auf den Außenpositionen sind erneut Aigner und Stendera zu erwarten – Lucas Piazon ist eine Option.
Das gewisse Etwas
Kapitän, Goalgetter, Anführer, Identifikationsfigur: Alex Meier ist bei Eintracht Frankfurt der überragende Mann. Saison um Saison schreibt ihn die Fachpresse ab, er sei zu verletzungsanfällig und technisch nicht stark genug – und jedes Jahr wieder beweist er den Kritikern das Gegenteil. Meier macht Tore aus Situationen, aus denen keine Tore entstehen müssen. Er macht lange Bälle fest und setzt seinen Körper klug ein. Ohne ihn wäre die Eintracht in dieser Saison nicht im Mittelfeld. Er ist es, der fehlende Qualität und Form wettmacht.
Prognose
Eintracht Frankfurt gleicht gegen die meisten Gegner die Defensivprobleme mit Torgefahr und Effizienz aus – dass das gegen Bayern gelingt, ist unwahrscheinlich. Die Münchner Defensive ist eingespielt und wasserdicht, für Meier und Co. wird es schwierig, Lücken zu finden. Um in Frankfurt zu bestehen und zu gewinnen, könnten die Bayern mehr denn je ein frühes Tor benötigen. Sobald die Eintracht etwas aufmachen muss, entstehen zwischen Mittelfeld und Abwehr große Räume, die für Mittelfeldspieler wie Götze geradezu geschaffen scheinen. Im Endeffekt wäre alles andere als ein Sieg unbefriedigend und überraschend, dazu hat die SGE zu große Lücken in den Defensivreihen.
Anmerkung:
Für alle Auswärtsfahrer, die noch einen Weg suchen, die Commerzbank Arena trotz Bahnstreiks zu erreichen, hat die Fanbetreuung hier Hinweise & Infos zusammengestellt.