Rot-Weißes Round-Up: Dennis Grassow
Grassow, wie gesagt, 1971 in Berlin geboren, kam im Alter von 16 Jahren nach München – zum falschen Verein. Der TSV 1860 war sein erster Klub in der Jugend, es hielt ihn allerdings nicht lange bei den Blauen. Über die SpVgg (bzw. später den FC) Starnberg gelangt er 1993 nach Unterhaching, wo er vier erfolgreiche Jahre absolvierte (92 Einsätze, 6 Tore), anschließend wagte er den großen Schritt zum FC Bayern. Zusammengefasst: Er scheiterte grandios. Sein einziger Einsatz in dem halben Jahr, dass Grassow 1997 an der Säbener Straße verbrachte, war in der 1. Runde im DFB-Pokal beim 16:1 gegen die DJK Waldberg. Zwar war der Innenverteidiger häufig im Kader, wurde allerdings nicht eingewechselt. Im Januar ’98 zog er weiter zum 1. FC Köln, wo er in den nächsten 1,5 Jahren 31 Spiele machte und zum soliden Bundesligaspieler reifte. Mittlerweile war auch die SpVgg Unterhaching in die Bundesliga aufgestiegen und konnte Grassows Qualitäten als Defensivspieler gut gebrauchen. Bis 2004 spielte er bei den Hachingern und erlebte unter anderem die knappe Meisterschaftsentscheidung 2000 hautnah mit, er verteidigte beim 2:0 gegen Bayer 04 am 34. Spieltag 90 Minuten gegen Ballack & Co.
Grassow zog, nachdem er mit der SpVgg zwischen Bundesliga und Regionalliga gependelt war, 2004 weiter nach Darmstadt, ehe er seine letzten drei aktiven Jahre von 2006-2009 als Kapitän von Jahn Regensburg verbrachte. Heute ist er als Co-Trainer bei der SpVgg Weiden tätig – in seiner Wahlheimat Bayern.
Miasanrot.de stellt regelmäßig am Dienstag und Freitag in einem Round-Up lesenswerte Texte und Fundstücke rund um den FC Bayern zusammen. Gewidmet wird jedes Round-Up einem ehemaligen Bayern-Spieler, der am jeweiligen Tag (oder kurz zuvor/danach) Geburtstag hat.
Presseschau
Ausführlicher Bericht über FCB-Nachwuchs
Die „Welt“ liefert einen hervorragenden Bericht zur Situation der Jugendabteilung beim FC Bayern. „Wo sind die neuen Müllers?“ – diese Frage darf sich die Jugendabteilung, vor allem U19-Trainer Heiko Vogel und Koordinator Michael Tarnat momentan sehr oft anhören. Und sie ist nicht leicht zu beantworten. Denn wie die „Welt“ korrekt analysiert: Die Profis überzeugen in den letzten Jahren auf ganzer Linie, der Nachwuchs hingegen enttäuscht (auf den ersten Blick). So gesehen war es nur eine Frage der Zeit, bis die Vereinsführung das Problem erkannte und begann Lösungen zu finden. Im Wesentlichen besteht der Weg zum vermehrten Miteinbezug von Talenten in die 1. Mannschaft aus drei Schritten, wie auch im Artikel nachzulesen ist:
- Bau eines neuen, zweiten Jugendtrainingszentrums. Auf der Säbener Straße ist es eng geworden, in der Nähe der Arena soll ein neuer Campus entstehen.
- Vermehrte Verpflichtung der besten deutschen Spieler, bereits in jungen Jahren. Bestes und aktuelles Beispiel: Sinan Kurt. Sicher hätte man ihn auch noch zwei Jahre lang in Gladbach zur Geltung kommen lassen – der FCB aber wollte ihn sofort haben. Was uns zu…
- …bringt. Die Entstehung einer eigenen Spielphilosophie, dem klar erkennbaren „FC Bayern Fußball“ wie ihn Pep Guardiola fordert, soll bereits in der Jugendphase etabliert werden. Wie in Barcelonas „La Masia“ soll den jungen Spielern eine echte Identität eingeimpft werden.
Zusammenfassend kann man feststellen: Die Probleme sind zwar momentan da, das zeigen nicht zuletzt die Auftritte der U19 in der Youth Champions League (auch wenn der Spielverlauf gegen Manchester City extrem unglücklich war). Das Entscheidende jedoch ist: Der Verein hat die Probleme erkannt und ist dabei, zu verbessern. Die Verpflichtung von Kurt war ein klares, positives Zeichen – weitere werden folgen.
Shaqiris klare Aussagen in der „NZZ“
In den sozialen Medien wurde gestern bereits ausführlich über das Interview des Schweizers in der Heimat diskutiert – wer es noch nicht gelesen hat, das Gespräch ist hier zu finden. Bereits bei der Überschrift „Der Verein hat das Sagen“ (im übrigen noch sehr zurückhaltend von der „NZZ“, ausgerechnet diese Aussage herauszugreifen) weiß der Bayernfan worum es gehen wird. Was dann allerdings zu lesen ist, ist schlichtweg schockierend und wird den jungen Mittelfeldspieler jede Menge gewonnene Sympathien kosten. Bei allen Aussagen herrschen Arroganz und Undankbarkeit vor – keine Spur von Ehrfucht oder Understatement, wie es ihm nach seinen bisherigen Saisonleistungen zustehen würde. Sowohl beim Thema „Verhalten gegenüber dem Verein“ gibt sich Shaqiri überheblich und erweckt den Eindruck, der Verein dürfe sich bei ihm dafür bedanken, dass er im Sommer geblieben sei. Besonders verstörend sind allerdings die Aussagen zu seinen Mitspielern. Anstatt immer noch das tägliche Arbeiten mit Weltklasseleuten wie Robben und Ribery zu schätzen, lässt er auf die gute, provokante Frage der Reporterin, ob sie von ihm lernen sollten, anklingen, sie hätten ihn noch nicht gefragt. Schlichtweg Wahnsinn. Interessant wäre zu sehen, wie die Reaktionen innerhalb des Teams ausfallen. Shaqiri hatte trotz seines Theaters im Sommer immer noch auf die Unterstützung der Fans zählen können, zu viel Talent steckt in ihm. Das könnte sich nun ändern – genau wie seine Vereinszugehörigkeit im nächsten Transferfenster. Ob Pep Guardiola, wie bei Mandzukic im letzten Jahr, Konsequenzen zieht und ihn außen vor lässt, dürfte wohl davon abhängen, wie offensiv Shaqiri seine Meinung innerhalb der Säbener Straße kundtut.
„Squakwa“ fordert: Götze als Stammspieler
„Squakwa Football“ analysiert in einem lesenswerten (englischen) Beitrag die bisherige Saison von Mario Götze und zieht ein Fazit, das man unterschreiben kann: Mario Götze wird sich, wenn er so weitermacht, diese Saison endgültig beim FC Bayern durchsetzen. Das Statistikportal lobt besonders seine hohe Beteiligung an der Entstehung von Torchancen, die nur von Robben und Lahm übertroffen werden kann. Speziell in seinen beiden letzten Spielen in der Bundesliga, gegen Paderborn und Köln, konnte der Mittelfeldspieler überzeugen. Dabei interessant: Beide Male spielte der 22-Jährige über die vollen 90 Minuten. Auch daher fordern die Engländer: So viel Einsatzzeit wie möglich für Götze.
Leihgeschäft bei Höjbjerg deutet sich an
Pierre-Emile Höjbjergs bisherige Saison mit einem Wort zu beschreiben, ist recht einfach: Ungenügend. Nicht genügend Spielzeit, aber auch zu wenig Leistung vom jungen Dänen. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis die Spekulationen über ein Leihgeschäft beginnen würden. Nun hat der junge Däne diese selber in Gang gebracht und fordert öffentlich mehr Spielzeit. „Sinnvoll“ – so der Tenor in den Medien – wäre ein Leihgeschäft, wie bei Lahm und Alaba. Ab dem 1. Januar könnte Höjbjerg also woanders zu mehr Einsätzen kommen, bleibt noch die Frage: Wo genau? Im Idealfall ist es ein ambitionierter Bundesligaverein, der eine Stelle im zentralen Mittelfeld frei hat. Geht man die 17 anderen Bundesligisten durch, fallen Vereine wie der VfB Stuttgart, der FC Augsburg oder sogar Mainz 05 in die Lostrommel. Natürlich reine Spekulation – aber der FCA könnte eine gute Adresse sein, Höjbjerg hätte mit Daniel Baier einen gestandenen Bundesligaprofi an seiner Seite und mit Dominik Kohr einen ebenso jungen und ambitionierten Konkurrenten.