ZSKA Moskau – FC Bayern München 0:1 (0:1)
Falls ihr es verpasst habt:
Der FC Bayern musste auf den angeschlagenen Jerome Boateng verzichten und spielte dafür mit Lahm als Rechtsverteidiger und der Kombination Dante/Benatia im Abwehrzentrum. Bernat und Alaba die mehrfach die Positionen tauschten, teilten sich derweil die linke Außenbahn. Der FC Bayern begann extrem fokussiert und mit hohem Engagement im Gegenpressing. Moskau gelangen zunächst nur selten Kombinationen über mehr als zwei Stationen, während die Gäste sich schon in den ersten 15 Minuten zwei bis drei sehr gute Torchancen erarbeiteten. Es dauerte aber bis zur 21. Minute, ehe Götze nach schöner Vorarbeit von Lewandowski einen Strafstoß herausholte. Müller verwandelte sicher zum 1:0 (22.). Wer erwartete, dass Bayerns Spiel dadurch etwas leichter würde, sah sich getäuscht. Moskau ließ sich auch durch den Rückstand nicht von der extrem passiven Ausrichtung abbringen und konzentrierte sich auf wenige Gegenstöße. Der FCB rannte weiter an, ließ jedoch mit zunehmender Spielzeit die letzte Präzision vermissen. Trotzdem waren Chancen für ein oder zwei weitere Tore da. Auch Moskau nutzte jedoch die wenigen Gegenstöße zu drei sehr guten Möglichkeiten. Neuer musste gegen den durchgebrochenen Musa seine ganze Klasse ausspielen und Eremenko traf sogar die Querlatte.
Nach der Pause nahmen die Münchner etwas Risiko raus und waren vor allem darauf bedacht den Vorsprung durch sicheres Passspiel über die Zeit zu bringen. 918 Pässe zählte der Datenspezialist Opta am Ende. Neuer Rekord in der Bayern-Geschichte. Müller, Shaqiri und Lewandowski hatten dann auch gute Möglichkeiten, um doch noch nachzulegen. So blieb es bei einem knappen 1:0. Keine Glanzleistung, aber insgesamt eine ordentliche Vorstellung der Guardiola-Elf mit Abzügen bei der Chancenverwertung und der defensiven Stabilität.
3 Dinge, die auffielen:
1. Chancenverwertung schmälert guten Offensivplan
Es war keine Überraschung, dass die Hausherren aus Moskau ganz anders auftraten als noch im Auftaktspiel gegen Rom, als das Team von Leonid Slutskiy durchaus mutig begann und für diese offene Spielweise immer wieder durch kluge Bälle der Roma in den Rücken der Viererkette bestraft wurde. Gegen die Münchner ging es dann eher wieder Richtung Beton. Moskau formierte ein sehr Zentrum fokussiertes 5-4-1 und wartete in der Regel am eigenen Strafraum auf die Münchner Angriffe. Für die Guardiola-Elf wurde das Spiel so zu einem Geduldspiel gegen einen extrem tiefstehenden Gegner. Die in Weiß angetretenen Gäste zeigten dabei über weite Strecken durchaus gute Ansätze. Anders als noch im Vorjahr gegen Manchester United oder Real Madrid setzten die Bayern deutlich seltener auf Flanken aus dem Halbfeld oder der Sechzehner-Höhe. Zwar standen am Ende immer noch 15 Hereingaben zu Buche – doch die Bemühung durch schnelles Kurzpassspiel mit hoher Spielerdichte und hoher Fluidität im letzten Drittel zum Erfolg zu kommen war unverkennbar. Wie schon gegen Köln am Wochenende formierte sich der Rekordmeister dabei im Offensivspiel mit einem 4-2-4 oder sogar 2-3-5 bei dem Müller, Götze, Robben und wahlweise Bernat die Positionen neben Lewandowski besetzten und so zahlreiche Anspielstationen zwischen Moskaus Fünferkette kreierten. Vor allem in den ersten 30 Minuten betrieb Bayern hier einen extrem hohen läuferischen Aufwand und erspielte sich mindestens fünf gute Chancen aus dem offenen Spiel heraus.
Der Strafstoß war in der Entstehung eine Blaupause für das was die Guardiola-Elf am Dienstag-Abend versuchte. Alonso spielte einen vertikalen Ball in die Schnittstelle des Moskauer Vierermittelfelds auf den entgegenkommenden Lewandowski. Dieser drehte sich etwa 22 Meter vor dem Tor, mit dem Ball um seinen Gegenspieler herum, passte auf den an der Strafraumgrenze wartenden Götze, der nach einer kurzen Bewegung von Fernandes elfmeterwürdig gefoult wurde.
Es war übrigens durchaus kein Zufall, dass Götze hier für die entscheidende Aktion sorgte, als er mit einem kurzen Tempowechsel den Strafstoß provozierte. Götze bewegt sich durch seine zentralere Rolle als eine Art Halbstürmer momentan wesentlich selbstverständlicher als noch im Vorjahr und kann seine Stärken auf engem Raum gut ausspielen. Der 22-Jährige ist so viel besser eingebunden, als auf dem Flügel oder in einer klassischeren 10er Rolle. Auch er hatte jedoch mit zunehmender Spielzeit mehr Probleme Durchschlagskraft zu entwickeln. 6 Torschüsse in 76 Minuten waren trotzdem absoluter Bestwert auf Seiten der Münchner.
Bayern erspielte sich insgesamt 13 Torchancen – davon 12 aus dem Spiel heraus. 16 Torschüsse gaben die Münchner im Strafraum ab. Eine gute Bilanz. Was fehlte war einmal mehr die Konsequenz vor dem Tor, die Bayern eine höhere Führung und damit ein leichteres Spiel verwehrte. Wie schon so häufig in dieser Saison wurde es mit nachlassender Kraft ab der 60. Minute richtig zäh. So schmälerte eine mangelnde Chancenverwertung einen im Prinzip guten Plan auf dem Bayern aufbauen sollte.
2. Boatengs individuelle Qualität fehlt
Es war fraglos die richtige Partie, um dem zuletzt angeschlagenen Jerome Boateng eine Pause zu ermöglichen. Gleichzeitig zeigte sich aber auch in den 90 Minuten in Moskau wie wichtig Boateng als antizipativer und resoluter Abräumer und Spielgestalter gerade in dieser Saisonphase ist. Dante und Benatia können nicht eingespielt sein. Völlig klar. Dass einer destruktiven und weitgehend ideenlosen Moskauer Mannschaft aber vier bis fünf gute Torchancen und sechs Abschlüsse im Strafraum ermöglicht wurden, ist gerade in einem engen Spiel nicht akzeptabel. Auffällig war, dass die Chancen der Hausherren keineswegs durch Überzahlsituationen durch schnelle Konter entstanden, sondern bis auf eine Ausnahme in Situationen in denen die Bayern in Überzahl am Strafraum agierten. Einmal verlor Benatia ein Laufduell gegen Musa erschreckend deutlich. In zwei anderen gefährlichen Szenen vor Neuer verloren Dante und Alaba einen Zweikampf ohne, dass die gegenseitige Absicherung stimmte. Es waren individuelle Fehler und verlorene Zweikämpfe in der Bayern-Hintermannschaft, die Torchancen ermöglichten. Wie ungewohnt sich das anfühlte, ist wahrscheinlich der größte Beweis für die überragende Form von Boateng in den vergangenen Wochen.
3. Länderspielpause kommt für Alonso zur rechten Zeit
Auch für den FC Bayern geht es nach dem Heimspiel gegen Hannover 96 am Wochenende in eine Länderspielwoche. Gerade für Xabi Alonso kommt die damit verbundene Spielpause zu einem guten Zeitpunkt. Der Spanier geht seit seiner Ankunft in München ein extrem hohes Pensum und wirkte wie schon zuletzt beim 2:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln (trotz Ballbesitzrekord) ein wenig überspielt. Vielleicht ist es nur ein Gefühl, aber die nach dem Wochenende anstehende Pause wird dem bald 33-Jährigen sicher gut tun – vor allem wenn Thiago dann wie geplant zur Mannschaft stößt. Alonso hatte erneut die meisten Ballkontakte (146), spielte die meisten Pässe (124) aber auch die meisten Fehlpässe (12). Ohne Philipp Lahm an seiner Seite im Mittelfeldzentrum ließ sich Alonso durchaus das ein oder andere Mal überlaufen und gewann die wenigsten Zweikämpfe aller Bayern-Spieler (3). Schon gegen Hannover sollte Guardiola darüber nachdenken, ob ein bissiger Spieler wie Rode Alonsos Spiel nicht auch ein wenig helfen könnte, weil es ihm so erlaubt wäre, sich so stärker auf seine Rolle als Ballverteiler zu konzentrieren.
Ohnehin wird spannend zu beobachten sein, wann die erste Mannschaft einen Pressingplan für Alonso entwickelt. Seine Rolle im Spielaufbau ist inzwischen so dominant, dass es Bayern durchaus Probleme bereiten könnte, wenn er durch aggressives Pressing aus dem Spiel genommen wird. Es wird interessant wie sich Alonsos Rolle nach der Rückkehr von Thiago und Schweinsteiger verändern wird. Gleiches gilt im Übrigen für die Rolle von Philipp Lahm. Auch ihm wird die Pause während der Länderspiel-Woche gut tun.
ZSKA Moskau – FC Bayern München 0:1 (0:1) | |
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ZSKA Moskau | Akinveef – Fernandes, V. Berezutski, A. Berezutski, Ignashevich, Schennikov- Tosic (78. Efremov), Natcho (66. Doumbia), Milanov, Eremenko – Musa |
Bank | Chepchugov, Nababkin, Bazelyuk |
FC Bayern | Neuer – Lahm, Benatia, Dante, Alaba – Alonso – Bernat, Götze (77. Shaqiri), Robben (82. Rafinha) – Lewandowski (90. Pizarro), Müller |
Bank | Reina, Hojbjerg, Boateng, Rode |
Tore | 0:1 Müller (22.) Foulelfmeter |
Karten | Eremenko / Lahm, Benatia |
Schiedsrichter | William Collum (Schottland) |
Zuschauer | ? |