Search Gnabry: Mal wieder auf der Suche nach Form und Fitness
Serge Gnabry ist überragend in die Saison gestartet, hat anschließend aber auch stark nachgelassen. Seine bisherige Hinrunde beim FC Bayern München ist ein Abbild seiner Karriere: Immer wieder das Versprechen einer großen Zukunft, dem er nicht gerecht werden kann.
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Oft genug hat Gnabry starke Leistungen abgeliefert, um einige Wochen später im Formloch zu verschwinden. Häufig waren gesundheitliche Gründe involviert, manchmal erweckte er auch den Eindruck, nicht vollends austrainiert zu sein.
In 10 Pflichtspielen der Bayern bis zur Länderspielpause Anfang Oktober absolvierte er 598 von 900 möglichen Minuten (66 Prozent), sammelte sieben Torbeteiligungen und 1,1 Scorer pro 90 Minuten. In 12 Pflichtspielen mit dem FCB seit der Pause ist seine Spielzeit auf 34 Prozent gesunken (370/1080 Minuten). Zwei Scorerpunkte und 0,5 pro 90 Minuten stehen auf seinem Konto.
Gnabry ist mal wieder im Formloch. Und auch wenn sich das gut erklären lässt, müssen die Münchner im Sommer womöglich eine harte Entscheidung treffen. Der Vertrag des Stürmers läuft aus.
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Serge Gnabry: Was spricht aktuell FÜR einen Verbleib beim FC Bayern?
Wenn man auf die Gründe schaut, die für eine Vertragsverlängerung sprechen, dann beinhalten diese immer mehr Konjunktive. WENN Gnabry mal über einen längeren Zeitraum fit und austrainiert wäre, dann würde er zweifellos zu den besseren Spielern des Kaders zählen. WENN er in Form wäre, wäre er nicht nur in der Kabine sehr wichtig für das Klima, sondern auch auf dem Platz ein Dreh- und Angelpunkt.
Aber auch wenn seine starken Momente sich immer nur als Phasen herausstellten, war das, was Gnabry in eben diesen zeigte, begeisternder Fußball. Der 30-Jährige hat eine beeindruckende Athletik, ist schnell und torgefährlich. Anders als viele andere Offensivspieler ist sein Stil sehr direkt und wenig abwartend. Genau das ist so herausfordernd für jeden Gegenspieler: Bekommt er den Ball, sucht er den direkten Weg ins Zentrum.
163 Torbeteiligungen hat er beim FCB in 17.563 Minuten gesammelt – alle 107,75 Minuten ist er direkt an einem Treffer beteiligt. Pro 90 Minuten sind das immerhin 0,84 Scorer. Kein Weltklasse-Wert, aber ein richtig guter. Das weiß auch der FC Bayern. Gnabry mag seine ganz großen Versprechen, die er mit seinem Talent gab, nie vollends eingelöst haben. Aber er liefert dennoch gute Werte, wenn er fit ist.
Zwar erreichte er nie wieder auch nur annähernd die 37 Scorerpunkte, die ihm in der Triplesaison den Weg für einen sehr teuren Vertrag ebneten, aber es folgten 18, 26 und 29 Scorer in den Folgesaisons. Beziehungsweise erst 0,65, dann ca. 0,8 und anschließend etwas mehr als eine Torbeteiligung pro 90 Minuten.
Vor allem in den Phasen zwischen 2019 und 2023, in denen er regelmäßig und ohne Verletzungsunterbrechungen spielte, war der Nationalspieler auch meist konstant auf einem hohen Niveau. Dann aber kam die Saison 2023/24 mit nur 764 Minuten und sieben Scorern (0,82 pro 90 Minuten) und die vergangene Spielzeit mit 2232 Minuten, 16 Scorern und 0,64 pro 90 Minuten.
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Was spricht aktuell GEGEN einen Verbleib?
Exakt hier beginnen auch die Argumente gegen einen Verbleib. Gnabrys Ausfallzeiten sind besorgniserregend. Seit August 2023 verpasste er laut transfermarkt.de 44 Pflichtspiele für Klub und Nationalmannschaft. Viermal fiel er wegen muskulärer Probleme aus – darunter ein Muskelbündelriss und ein Muskelfaserriss innerhalb weniger Monate im Jahr 2024.
Es sind allerdings nicht nur die verpassten Pflichtspiele. In der starken ersten Hälfte der Hinrunde war Gnabry dauerhaft fit, hatte keine Probleme. Seine Scorerwerte waren gut, seine Leistungen ebenso. Dann ging es wieder los: Eine Armverletzung im September, Adduktorenprobleme im Oktober, zuletzt plagte er sich mit einer Erkältung herum. Das Resultat ist für alle auf dem Platz zu sehen.
Wieder mal ist es sein Körper, der ihm eine richtig gute Saisonphase zunichte macht. Zu einem Zeitpunkt, der kritisch sein könnte. Bald kehrt Jamal Musiala zurück. Der 22-Jährige wird in absehbarer Zeit auch wieder zum Stamm des Teams gehören und das auf der Position, auf der Gnabry zuletzt so stark war: auf der Zehn.
Selbst wenn man Gnabrys Leistungen isoliert betrachtet und feststellt, dass er dem Spiel mit seiner Dynamik, seinen Tiefenläufen und seiner Torgefahr immer etwas geben kann, so reichen die Argumente nicht, um seinen aktuellen Vertrag zu rechtfertigen. Gnabry verdient mit schätzungsweise 19 Millionen Euro pro Jahr so viel wie einer der ganz Großen. Allein schon wegen seiner Ausfallzeiten gehört er aber nicht zu denen. Bayern wird kaum Interesse daran haben, einen 30-Jährigen zu diesen oder ähnlichen Konditionen zu halten, der im Schnitt nur etwas mehr als 2.000 Minuten pro Saison spielen kann.
Serge Gnabry spielt um seine Zukunft
Eigentlich ergibt eine Verlängerung nur unter den folgenden Bedingungen für den FC Bayern Sinn:
- Gnabry akzeptiert ein Fixgehalt, das deutlich in Richtung zehn Millionen Euro pro Saison geht – weil das ungefähr der Marktwert ist, den die Münchner für vergleichbare Spieler ausgeben würden. Das Gehalt dürfte auch ein wesentlicher Knackpunkt für Max Eberl im Austausch mit dem Aufsichtsrat sein, weil man hier gern weiter einsparen würde.
- Der Markt gibt im Sommer keine spannende, junge Alternative her, die ähnlich wie einst Michael Olise finanzierbar ist.
- Gnabry schüttelt seine aktuelle Formkrise schnell wieder ab und knüpft an den Saisonstart an.
In den vergangenen Jahren haben die Münchner in der Kaderplanung häufig zu Gunsten von Kontinuität und Stabilität entschieden. Das trieb unter anderem die Gehaltskosten in die Höhe. Auch wenn Verlängerungen oft für den Moment günstiger sind als Neuzugänge, könnte der Kader perspektivisch aber weiterhin frischen Wind vertragen.
Gnabry stand in den letzten Jahren oft in der Kritik, ist aber sportlich längst kein eindeutiger Fall. Bleibt er bis zum Sommer fit und von größeren gesundheitlichen Problemen verschont, könnte das kommende halbe Jahr seine große Chance sein, sich noch weitere Jahre auf höchstem Niveau zu erarbeiten. Neben der Weltmeisterschaft, die er gewiss gern spielen würde, dürfte das sein großer Antrieb sein.
Denn selbst wenn der FC Bayern sich im nächsten Jahr gegen eine Verlängerung entscheiden sollte, hätte Gnabry mit einer starken Rückrunde einige Argumente auf seiner Seite, um eine gute Alternative im europäischen Spitzenfußball zu finden. Dafür muss er auf seiner Suche nach der Form der ersten Saisonwochen aber schnell fündig werden.
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