1. FC Nürnberg – FC Bayern 0:2 (0:1)
3 Dinge, die auffielen:
1. Wie Verbeeks Plan Bayern Probleme machte
Man muss den Nürnberger zunächst einmal ein Riesenkompliment machen. Anders als die handzahmen Frankfurter und viele weitere Teams in den zurückliegenden Wochen, ergab sich der Außenseiter nicht in sein Schicksal. Verbeeks Team hatten einen klaren Plan – Mainz, Hoffenheim und Hertha BSC Berlin haben in der Hinrunde bereits gezeigt, dass es so möglich ist, Bayern zumindest zu ärgern. Den Nürnbergern gelang es die erste Halbzeit völlig ausgeglichen zu gestalten und sich auch ein mindestens ebenbürtiges Chancenverhältnis zu erspielen. Nürnberg attackierte die Bayern sehr mutig schon tief in der eigenen Hälfte. Kiyotake agierte dabei als eine Art Manndecker für Philipp Lahm, der gern zwischen die beiden Innenverteidiger abkippt und das Spiel von hinten antreibt. Weil der körperlich ebenso schnelle und wendige Japaner dem Bayern-Kapitän ständig auf den Füßen stand, fiel diese Option im Spielaufbau fast vollständig weg – der schlechte Rasen tat sein Übriges. Lahm hatte in der ersten Hälfte kaum mehr als 10 Ballkontakte – Bayerns bester Aufbauspieler war somit neutralisiert. Die Hausherren gingen gleichsam ein hohes Risiko im Umschaltspiel. Während viele Teams gegen Bayern auf Sicherung bedacht sind und meist nur 2-3 Spieler im Konterspiel aktiv einsetzen, hatte Nürnberg mit Ball am Fuß häufig 4-5 Spieler weit in Bayerns Hälfte vor dem Ball.
Gerade in der Anfangsphase war die Verbeek-Elf zudem bemüht ein physisches Missmatch voll auszunutzen. Weil auf Nürnbergs linker Offensivseite 1.88m-Kante Adam Hlousek gegen den zwar giftigen, aber doch eher filigranen 1.71m großen Rafinha agierte, suchte der Club immer wieder den Weg über diese Seite – häufig auch mit hohen Bällen, die Hlousek mehrfach klug verarbeitete. Bayern geriet so gerade in der Anfangsphase mehrfach unter Druck und hatte insgesamt Glück nicht in Rückstand zu geraten.
Dass Bayern ruhig blieb, abwartete bis bei Nürnberg nach der ersten Welle die Kraft nachließ und das Spiel sehr gelassen und unaufgeregt mit einigen Anpassungen im Zentrum (Thiago ließ sich nach 25-30 Minuten stärker neben und un hinter die 6 fallen, um Lahms Sonderbewachung auszuhebeln) zu Ende spielte, spricht für die enorme Reife dieser Mannschaft. Dass Philipp Lahm trotz eines seiner schwächsten Spiele der jüngeren Vergangenheit am Ende mit einem seiner seltenen Torerfolge das 2:0 erzielte, passte ins Bild eines komplizierten, aber erfolgreichen Nachmittags. Insgesamt ein gutes Zeichen für die wichtigen Wochen die ab jetzt vor den Münchenern liegen.
2. Robbens Anpassungsprobleme auf Links
Arjen Robben begann wie schon häufiger unter Guardiola für den verletzten Franck Ribéry auf dem linken Flügel. Das Spiel gegen den FCN hat nicht gerade dazu beigetragen, meine Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Variante zu zerstreuen. Robben hatte in der ersten Hälfte sehr wenige gute Szenen. Erst im Verlauf der zweiten Hälfte, als Robben immer stärker mit Müller und Götze die Positionen tauschte, wurde es spürbar besser. Drei seiner fünf Torschuss-Beteiligungen entstanden nach einem Angriff über Rechts – sein überraschender Drehschuss gegen den Pfosten (55.) wurde durch die Mitte eingeleitet. Auch ins Passpiel war Robben rechts deutlich mehr eingebunden. 25 seiner 35 Pässe spielte er auf der rechten Seite – obwohl er insgesamt mehr Zeit auf Links verbrachte. Es erstaunt also nicht, dass Bayern insgesamt 48 Prozent seiner Angriffe über die rechte Seite vortrug und nur 31 Prozent über Links.
Ich bin mir nicht ganz sicher, warum es Guardiola immer wieder mit Robben über links versucht – zumal Müller, Götze oder Shaqiri ebenfalls gute Alternativen über links sein können. Robben jedenfalls wird auf dieser Position ein Stück seiner Dynamik und Torgefahr beraubt. Attribute, die sein Spiel im Normalfall auf Rechts prägen.
3. Mandzukic unterstreicht seinen Wert
Wieder einmal war es Mario Mandzukic, der am Samstag-Nachmittag den Bann für den FC Bayern brach. Das 6. Mal in dieser Saison war es der Kroate, der den ersten Treffer in einem Spiel der Münchener erzielte. Wieder einmal nach einer Flanke, deren Verwertung und Verarbeitung zu den größten Stärken des Stürmer zählt. Mandzukic unterstrich aber auch auf anderem Wege seinen Wert für die Mannschaft. 38 Zweikämpfe führte der Mittelstürmer in 85. Minuten (der zweithöchste Wert hinter Mario Götzes 46) und gewann über 50 Prozent dieser direkten Duelle. Sein physische Präsenz und seine Bereitschaft den ballführenden Spieler bis weit in die eigene Hälfte zu verfolgen, haben der Guardiola-Elf in Phasen des Gladbach-Spiels und der Anfangsphase gegen Stuttgart gefehlt. Mandzukic scheint sich für den Moment eine feste Rolle in Guardiolas Konzept zurück erarbeitet zu haben. Auch wenn wir Varianten mit Götze oder Müller auf der 9 im Verlauf der Saison immer wieder Mal sehen werden kommt Guardiola an Mandzukic in dieser Form dauerhaft wohl nur sehr schwer vorbei.
1. FC Nürnberg | Schäfer – Chandler (10. Angha), Petrak, Pinola, Plattenhardt – Frantz – Drmic, Feulner, Kiyotake, Hlousek (76. Gebhart) – Ginczek (22. Pekhart) |
Ersatz | Rakovsky, Campana, Mak, Dabanli |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Boateng, Dante, Alaba – Lahm – Müller (72. Martínez), Thiago, Götze, Robben (81. Shaqiri) – Mandzukic (86. Pizarro) |
Ersatz | Starke, Contento, Hojbjerg, Kroos |
Schiedsrichter | Tobias Welz (Wiesbaden) |
Zuschauer | 50.000 (ausverkauft) |
Tore | 0:1 Mandzukic (18.), 0:2 Lahm (49.) |
Gelbe Karten | Hlousek, Pinola / Lahm, Mandzukic, Müller |