Ibrahima Konaté im Check: Wiedervereinigung mit Dayot Upamecano?
Als Fußball-Funktionär lebt man den feuchten Traum vieler Computer-Managerspiel-Enthusiasten: Spieler scouten, Konditionen verhandeln und anschließend den Transfer eintüten. So zumindest die virtuelle Realität.
In Wahrheit ist das Business von Max Eberl und Christoph Freund beim FC Bayern München aber viel komplizierter. Denn zur erfolgreichen Kaderplanung gehört nicht nur der Ein- und Verkauf von Spielern sondern auch die Vertragsverhandlungen mit dem kickenden Personal.
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Und hier wird es beim FCB besonders interessant: Dayot Upamecano, unumstrittener Stammspieler bei Vincent Kompany, hat in München ein nur noch bis Sommer 2026 gültiges Arbeitspapier. Der Rekordmeister will mit dem Innenverteidiger verlängern, der Franzose zögert aber noch mit der Unterschrift.
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Klar, der 27-Jährige hat sich mit guten Leistungen an der Isar einen Namen gemacht und könnte woanders möglicherweise ein oder anderen Taler mehr kassieren. Oder eine sportliche Herausforderung finden. Max Eberl verkündete unlängst, dass man sich mit Alternativen befassen müsse – darunter laut Medienberichten Nico Schlotterbeck und eben Ibrahima Konaté.
Was macht Upamecano? Der FC Bayern muss vorbereitet sein
Beim FCB beobachtet man die Personalie Upamecano mit Sorgen. Denn klar ist: Sollte Upamecano den Verein verlassen, benötigt man Ersatz – und selbst wenn der Franzose verlängert, gibt es Unsicherheiten rund um Min-jae Kim. Einen Kandidaten für den kommenden Sommer hat man womöglich in Konaté ausgemacht, Gespräche mit dem Spieler sollen bereits stattgefunden haben.
Der Innenverteidiger vom FC Liverpool zögert, wie sein ein Jahr älterer Landsmann, mit der Vertragsverlängerung beim Premier-League-Klub. Auch Konatés Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, auch an Konaté sind zahlreiche internationale Vereine interessiert.
Den Bayern, die sich einen Abgang von Kim offenbar vorstellen können, droht ein Abwehr-Puzzle. Denn den Worst-Case, ein Upamecano-Abgang und ein Transferveto von Konaté, möchte man vermeiden.
Doch was macht Konaté für den FC Bayern eigentlich so interessant? Wo liegen die Stärken des Ex-Leipzigers und welche Rolle könnte er in München spielen?
Ibrahima Konaté: Was unterscheidet ihn zu Upamecano?
Auf den ersten Blick bringen Konaté und Upamecano ein ähnliches Profil mit: Beide sind großgewachsen, Konaté misst 1,94 Meter, der Münchner ist acht Zentimeter kleiner – beide sind jedoch sehr kopfballstark. Sie sind Rechtsfuß und spielen seit Sommer 2021 für ihren jeweiligen Verein. Sowohl Konaté als auch Upamecano verteidigen gerne offensiv und nach vorne. Bei der Torgefährlichkeit nehmen sich beide nicht allzu viel.
Upamecano kommt in seiner Karriere (29.110 Minuten) auf bisher 25 Scorer (etwa 1.164 Minuten pro Torbeteiligung), Konaté hingegen auf 17 Scorer bei 21.084 Spielminuten (etwa 1240 Minuten pro Torbeteiligung). Jetzt sind Offensivqualitäten bei Defensivakteuren eher ein Nice-to-have als ein klare Vorgabe, dennoch ist die Zahl nicht uninteressant.
Bei den Expected Assists liegt der Liverpooler mit 0,35 jedoch knapp vor dem Münchner mit 0,23 xA, auch hat Konaté nach Sofascore-Angaben in der diesjährigen Premier-League-Saison (11 Einsätze) bisher 2 Großchancen herausgespielt, bei Upamecano (9 Bundesliga-Spiele) steht in dieser Statistik eine 1.
Vergleicht man die Passgenauigkeit, hat Upamecano Vorteile gegenüber Konaté. Sowohl in der Statistik „angekommene Pässe“ (92 % zu 90 %), als auch bei der Passgenauigkeit in der eigenen (94 % zu 92 %) und gegnerischen Hälfte (90 % zu 87 %) schlägt das Pendel zu Gunsten des Bayern-Profis aus.
Dass Konaté hingegen mehr Bälle (6 zu 1,8) pro Spiel abwehrt, hat sicherlich auch damit zu tun, dass Liverpool gerade defensiv etwas mehr gefordert ist, als es beim FC Bayern in der Bundesliga der Fall ist. Daher auch vielleicht erklärbar, dass Upamecano bei der Statistik „Fehler, die zu Torschüssen führen“ das Statistik-Duell gegen den gebürtigen Pariser mit 1:3 gewinnt. Wobei sich der FCB-Innenverteidiger hier in den vergangenen Jahren auch enorm stabilisiert hat.
Der FC Bayern und Ibrahima Konaté: Passt das zusammen?
Ist Konaté also der logische Nachfolger für Upamecano? Mit Sicherheit wäre er jemand, der die Position ohne großen Leistungsabfall begleiten könnte. Der physisch starke Abwehrspieler ist unter Arne Slot klarer Stammspieler in Liverpool. Ein Status, den er unter Jürgen Klopp nur in einer von drei gemeinsamen Spielzeiten inne hatte.
Immer wieder musste sich Konaté, auch verletzungsbedingt, wieder ins Team kämpfen. Seit Ende Dezember 2023 fiel er mit diversen Verletzungen 97 Tage (21 Pflichtspiele) aus, zu Leipziger-Zeiten zwangen ihn diverse Blessuren des Öfteren zum Zuschauen. Vor allem einige kleinere und größere Muskelverletzungen sind aufällig. Zum Vergleich: Upamecano verpasste für den FC Bayern und die französische Nationalmannschaft seit Januar 2024 die gleiche Anzahl an Pflichtspielen, fiel in Summe aber länger aus (120 Tage, alle Zahlen von transfermarkt.de).
Beide Innenverteidiger, die zusammen bisher in 62 Spielen auf dem Platz standen, haben also eine gewisse Verletzungsanfälligkeit, bringen ähnliche körperliche Voraussetzungen und ein ähnliches Profil mit. Upamecano ist spielerisch etwas stärker, Konaté galt lange als leicht besserer Verteidiger, was sich in den letzten Monaten aber gedreht hat. Ein Umstand, der die Frage aufwirft, ob sich die beiden Franzosen vielleicht zu ähnlich wären? Jonathan Tah beispielsweise bringt ein anderes Profil mit sich.
Der deutsche Nationalspieler ist zwar ebenfalls groß gewachsen, kopfballstark und ordentlich im Aufbau, er verteidigt jedoch etwas abwartender und konservativer. Eine taktische Ausrichtung, der sich natürlich auch Konaté, Upamecano und/oder Kim unterordnen können.
Aus wirtschaftlicher Sicht scheint die Sache also klar: Wenn man den Südkoreaner verkaufen kann und dafür Konaté ablösefrei an die Isar holen könnte, wäre das ein Transfererfolg für Eberl und Freund. Nur so einfach ist das eben nicht, die Konkurrenz schläft nicht. Der Vertrag mit Upamecano will auch verlängert werden und wird wohl viel Geld kosten. So oder so: Für den FC Bayern wäre eine schnelle Entscheidung in der Personalie Upamecano Gold wert.
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