Vincent Kompany vom FC Bayern München in dunkler Kleidung und lächelnd.
Bild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Baldige Rückkehr von Musiala und Davies: Wie löst Kompany sein Luxusproblem?

Sören 15.10.2025

Im Winter könnte der FC Bayern München noch einmal an Qualität dazugewinnen: Mit Alphonso Davies und Jamal Musiala stehen zwei Schlüsselspieler nach langen Verletzungspausen vor ihrer Rückkehr in den Kader. Musiala arbeitet nach einem Wadenbeinbruch, den er sich bei der Klub-WM im Sommer zugezogen hatte, an seinem Comeback.

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Auch Davies befindet sich im Aufbautraining, nachdem er sich im März bei einer Länderspielreise einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Kompany rechnet mit einer Rückkehr des kanadischen Linksverteidigers im Dezember. Und auch Musialas Comeback könnte noch in diesem Jahr erfolgen.

Mit der Rückkehr der beiden Leistungsträger stellen sich dennoch entscheidende Fragen, auf die der Trainer eine Antwort finden muss. Wer muss aus der aktuellen Stammformation weichen? Wie verändert sich das System durch die Spielweise von Davies und Musiala? Schließlich unterscheiden sich die Spielerprofile von denen der derzeitigen Akteure Gnabry, Laimer, Boey und dem aktuell ebenfalls verletzten Stanišić.

FC Bayern: Athletik und Dribblings statt Doppelpässe?

Bei Musiala und Davies handelt es sich um Spielertypen, die der FC Bayern derzeit nicht eins-zu-eins ersetzen kann. Während Davies vor allem über seine Geschwindigkeit und Athletik kommt, sind es bei Musiala enge Dribblings, mit denen er seine Gegenspieler schwindelig spielt.

Im Vergleich zu Gnabry gilt Musiala als der torgefährlichere Spieler, der gleichzeitig aber auch Angriffe mit Dribblings in der eigenen Hälfte einleitet. Gnabry hingegen löst sich oft schneller vom Ball als Musiala und scheint auf den ersten Blick der bessere Passgeber zu sein. In der aktuellen Saison kommt Gnabry laut footystats.org auf eine Passquote von 87,88%. Vergleicht man dies mit Musialas abgelaufener Saison, kommt dieser mit 83,53% nicht an Gnabry heran.

Beide spielen eine ähnliche Anzahl an Pässen, wobei Jamal Musiala einen höheren Wert bei den Torschussvorlagen pro 90 Minuten (Musiala 24/25: 2,04; Gnabry 25/26: 1,50) vorzuweisen hat. Deutlichere Unterschiede zwischen den beiden offensiven Mittelfeldspielern zeigen die Dribbelstatistiken: Musiala kommt pro 90 Minuten auf mehr erfolgreiche Dribblings (2,99) als sein Teamkollege (1,25). Dabei geht Musiala zwar etwa doppelt so häufig ins Dribbling, hat jedoch mit einer Dribbelerfolgsrate von über 53% gegenüber Gnabry mit 41,67% klar die Nase vorn.

Davies bringt wichtiges Tempo zurück

Die Zahlen sind mit Blick auf die deutlich geringere Sample Size an Spielen in der laufenden Saison für Gnabry mit Vorsicht zu betrachten. Dennoch verdeutlichen sie, dass sich beide Spieler in ihrer Spielweise unterscheiden. Diese Unterschiede in der Herangehensweise könnten sich auch auf die Spielweise der Mannschaft auswirken. 

So ist es auch bei Davies. Der Kanadier hat gegenüber seinen Vertretern Konrad Laimer und dem ebenfalls verletzten Josip Stanišić deutliche Tempovorteile. Auch Raphaël Guerreiro und Sacha Boey kommen nicht an das Tempo des Linksverteidigers heran. Unter Kompany spielen die Außenverteidiger häufig eine invers eingerückte Rolle im überladenen Zentrum.

Dabei könnte Davies seine Stärken in Tempo und Dribbling seltener ausspielen, anders als Laimer und Stanišić, die beide in ihrer Profilaufbahn schon Spiele im Mittelfeldzentrum bestritten haben und für diese Rolle eines inversen Außenverteidigers möglicherweise besser geeignet sind. Auch Davies spielte schon mehrfach in seiner Karriere eingerückt, konnte offensiv seine Stärken aber dann nicht so effizient einbringen.

Denkbar ist daher, dass Luis Díaz im Zusammenspiel mit Davies noch häufiger in die mittleren Halbräume abkippen wird, um Räume an der Außenlinie für den Kanadier aufzumachen. Genau in diesen Räumen könnte Davies sein Tempo ausspielen und eine weitere Dimension ins Angriffsspiel des FC Bayern bringen.

Auch in der defensiven Absicherung nach Ballverlust könnte das Tempo des kanadischen Nationalspielers eine entscheidende Rolle spielen. Davies ist mit seinen explosiven Sprints in der Lage, brenzlige Kontersituationen zu unterbinden wie kein anderer Spieler im Bayern-Kader

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Was bedeutet Musialas Rückkehr für Harry Kane?

Harry Kane lässt sich besonders in dieser Saison auffällig oft in die eigene Hälfte oder in die Halbräume in der gegnerischen Hälfte fallen, um einerseits zusätzliche Optionen im Spielaufbau zu bieten und andererseits, um Räume für die offensiven Mitspieler zu schaffen. Das funktioniert besonders im Zusammenspiel mit Gnabry, der den verletzten Musiala im offensiven Mittelfeld ersetzt, hervorragend. 

Gnabry besetzt immer wieder die von Kane freigemachten Räume und lässt sich im Wechsel mit dem englischen Topstürmer auch hin und wieder fallen – stellenweise haben sich sowohl Gnabry als auch Kane gleichzeitig fallen lassen, um Überzahlsituationen für die hochstehenden Außenverteidiger und Flügelspieler zu schaffen. Gut zu beobachten war das zum Champions-League-Auftakt gegen den FC Chelsea. 

Mit Musiala, der andere Qualitäten mitbringt als Gnabry, könnte sich das Zusammenspiel für Kane ändern. Musiala hält tendenziell länger den Ball und löst Situationen mit Dribblings auf engstem Raum – teilweise gegen mehrere Gegenspieler – auf. Er holt sich im Spielaufbau häufig den Ball aus der eigenen Hälfte ab, um sich aufzudrehen und den Ball an den heranpressenden Gegnern vorbei mit Tempo nach vorne zu treiben. Kanes aktuelle Rolle wäre dahingehend wohl kontraproduktiv und er müsste die Neunerposition wieder konsequenter halten.

Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Musiala und Kane sich ähnlich harmonisch einspielen wie das bei Gnabry und Kane bereits der Fall ist, um die Stärken und Qualitäten beider Spieler optimal in das Bayern-Spiel einbringen zu können. Dies wird sicher Zeit benötigen, doch angesichts der aktuellen Personalsituation wird Kompany den Luxus haben, Musiala und Davies langsam wieder in die Startelf heranzuführen und zu integrieren – sollte sich nicht noch jemand verletzen. 

Luxusproblem für Kompany: Wer darf spielen und wem droht die Bank?

Zweifelsohne werden sowohl Musiala als auch Davies langfristig wieder eine tragende Rolle im System zukommen. Druck verspüren braucht Kompany allerdings nicht. Die aktuellen Ergebnisse geben dem Belgier keinen Anlass dazu, eine Rückkehr der beiden Langzeitverletzten Davies und Musiala zu überstürzen. 

Es ist damit zu rechnen, dass die beiden Nationalspieler zunächst Kurzeinsätze bekommen werden und Stück für Stück in das Spielsystem integriert werden. Zudem bietet sich mit der Winterpause vor dem Rückrundenstart ein Zeitfenster, taktische Abläufe einzustudieren und an kleinen Stellschrauben zu drehen, um die Stärken der zurückkehrenden Leistungsträger optimal zur Geltung bringen zu können. 

Eng werden könnte es langfristig für Josip Stanišić. Der 25-jährige kroatische Nationalspieler, der nach der Länderspielpause von einer Innenbandverletzung zurückerwartet wird, spielt bisher eine gute Saison und ist zu einem wertvollen Baustein für Kompanys Erfolg geworden. Immer wieder bindet er sich invers einrückend in das Offensivspiel des Rekordmeisters ein, bindet gegnerische Defensivspieler und stellt Abwehrreihen damit vor Probleme. Zudem bringt Stanišić eine solide Passsicherheit mit. 

Dennoch führt an Davies und Laimer langfristig nur schwer ein Weg vorbei. Der 28-jährige Österreicher bildet mit Olise bereits seit der vergangenen Saison ein wunderbar harmonierendes Duo auf der rechten Offensivseite des FC Bayern. Ein ähnliches Duo könnten Davies und Díaz auf der Gegenseite bilden, wenngleich die Dynamik und Raumaufteilung sich von der rechten Seite vermutlich unterscheiden würde.

Die zusätzliche Möglichkeit, Díaz weiter ins Zentrum rücken zu lassen, um das Tempo von Davies an der Außenbahn auszuspielen, macht das Angriffsspiel des FC Bayern noch schwerer auszurechnen. Wie genau Kompany dieses Luxusproblem mit den wiederkehrenden Leistungsträgern moderiert, bleibt abzuwarten. Ihm bieten sich zahlreiche Optionen, über die er sich aufgrund der hohen Anzahl an Spielen in drei Wettbewerben sicherlich glücklich schätzen wird.

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