Rouven Kasper: Wer ist der Heimkehrer und neue Marketing-Vorstand des FC Bayern?
Rouven Kasper, der ab dem 1. Januar 2026 Marketing-Vorstand beim FC Bayern wird, kennt den Klub bereits aus sechs Jahren Arbeit im internationalen Geschäft. Von 2016 bis 2022 war er als „President Asia“ dafür zuständig, die Marke FC Bayern in China, Singapur und weiteren Wachstumsmärkten zu etablieren.
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In dieser Zeit baute er Netzwerke, Partnerschaften und Geschäftsmodelle auf, die den Klub wirtschaftlich weltweit präsenter machen sollten. Wer ist er und was ist von ihm zu erwarten?
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Sehr gute Arbeit beim VfB: Sehnsucht nach dem FCB
Im Januar 2022 wechselte Kasper zum VfB Stuttgart, wo er als Vorstand Marketing und Vertrieb eine zentrale Rolle bei der Neuausrichtung des Vereins spielte. Dort versuchte er, klare Strukturen im Sponsoring aufzubauen, entwickelte den Klub im internationalen Geschäft weiter und brachte mit Porsche und Mercedes Benz gleich zwei Weltmarken als Anteilseigner zusammen.
Während seiner Zeit beim VfB erzielte der Club Rekordumsätze von knapp 300 Millionen Euro und präsentierte im Geschäftsjahr 2024 auch den höchsten Gewinn der Vereinsgeschichte. Sportlich erholte sich Stuttgart nach Jahren der Krise und holte 2025 den DFB-Pokal, wirtschaftlich wurde der Club (auch durch die Teilnahme in der Champions League 2024/25 und in dieser Saison in der Europa League) wieder zu einer relevanteren Marke in Deutschland und Europa.
Trotz dieser Erfolge entschied sich Kasper nun aber für den Schritt zurück nach München. „Nach einer intensiven Zeit voller unvergesslicher Erlebnisse verlasse ich meinen Heimatclub schweren Herzens, jedoch in der Gewissheit, dass der VfB gut für die Zukunft gerüstet ist“, erklärte er in einer Mitteilung. Für Kasper ist der Vorstandsposten beim FC Bayern wohl ein Traumjob und eine Herausforderung, die ihn sehr reizt.
Der Wechsel wurde nach Medienberichten in Gesprächen auf höchster Ebene zwischen VfB-Präsident Dietmar Allgaier und Bayern-Präsident Herbert Hainer beschlossen. Stuttgart ließ seinen Vorstand trotz laufenden Vertrags bis 2028 ziehen, weil Kaspers Wunsch klar war und die Zusammenarbeit von großem gegenseitigem Respekt geprägt war. Schon nach Bekanntwerden des Abgangs von Michael Diederich beim FC Bayern kam die Personalie Kasper immer wieder ins Gespräch und wurde jetzt vollzogen.
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Rouven Kasper: Große Herausforderungen beim FC Bayern warten
Für die Bayern ist der Wechsel sportpolitisch und wirtschaftlich gleichermaßen bedeutend. Nach dem Abgang von Michael Diederich zur Deutschen Bank kann Jan-Christian Dreesen wieder das Finanzressort übernehmen. Mit Rouven Kasper gewinnt der Vorstand dagegen einen ausgewiesenen Marketing- und Sponsoringfachmann.
Seit den Trennungen von Andreas Jung (Ende Juni 2024) und Jörg Wacker (September 2021) fehlte dem Gremium genau diese Kompetenz. In der Zwischenzeit hatte Dreesen den Bereich „Marke“ übernommen, während Michael Diederich für „Global Partnerships und Merchandising“ zuständig war.
Mit der aktuellen Entscheidung korrigiert der FC Bayern so einen strategischen Fehler, der nach der Entlassung von CEO Oliver Kahn im Jahr 2023 entstanden war: Damals stellte der Verein zunächst Diederich als Finanzvorstand ein und holte kurz darauf Dreesen, der zuvor als Finanzvorstand verabschiedet worden war, als Kahns Nachfolger zurück. „Zwei Finanzer sind einer zu viel“, schrieb damals schon die Süddeutsche Zeitung treffend.
Der beste Fußball-Marketing-Experte in Deutschland?
Branchenkenner halten Kasper für den besten Fußball Marketing-Mann in Deutschland, manche sprechen sogar von einem der stärksten Experten in Europa.
Aber die Aufgabe, die vor ihm liegt, ist groß: Er soll die internationale Strahlkraft der Bayern weiter steigern, Sponsoring und Vertrieb modernisieren und gleichzeitig die bayerischen Wurzeln des Klubs betonen. Damit soll eine Balance zwischen globaler Marke und regionaler Identität gefunden werden. Leicht wird das nicht, weil die Premier-League-Clubs enorme TV-Gelder erhalten und von Golf-Staaten finanzierte Clubs mit riesigen Budgets auftreten können.
Präsident Herbert Hainer formulierte es optimistisch: „Wir freuen uns auf eine große Verstärkung mit internationaler Erfahrung in einem strategisch relevanten Aufgabenfeld. Kasper kennt unseren Club bestens und ist fachlich wie persönlich die richtige Wahl.“
FC Bayern: Kasper soll eine wichtige Lücke füllen
Der 43-Jährige bringt also alles mit, was der FC Bayern derzeit braucht: internationale Erfahrung, wirtschaftliche Expertise, ein gutes Netzwerk in der Fußballwelt und eine emotionale Bindung zum Klub. Für die Münchner geht es mit seiner Berufung darum, die eigene wirtschaftliche Basis zu stärken, um sportlich an der Spitze Europas und der Welt bleiben zu können.
Interessant ist auch der Blick auf die Jahresabschlüsse der letzten Jahre. Im Geschäftsjahr 2023/24 verzeichnete der FCB erstmals überhaupt (zumindest seitdem die Jahresabschlüsse öffentlich zugänglich sind) einen Rückgang bei den Einnahmen aus Werbung und Sponsoring. Gut möglich, dass das den Club dazu bewegt hat, zu handeln.
Der FC Bayern bekommt jedenfalls nicht nur einen Heimkehrer, sondern einen anerkannten Fachmann in einem Bereich, der zuletzt nicht adäquat besetzt wurde. Er vervollständigt sinnvoll den Vorstand des Rekordmeisters, der jetzt aus Jan-Christian Dreesen (Finanzen), Max Eberl (Sport) und ihm selbst (Marketing und Vertrieb) besteht.
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