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Der FC Bayern München ist ein besonderer Verein. Ein Verein, der vor 35 Jahren auf Augenhöhe mit anderen Bundesligavereinen aus Hamburg, Köln, Mönchengladbach oder Gelsenkirchen gestartet ist und im Gegensatz zu diesen anderen Vereinen an unzähligen Weggabelungen sehr häufig die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Diese Entscheidungen haben den FC Bayern zum wirtschaftlich stabilsten und sportlich erfolgreichsten Verein gemacht, den es in Deutschland gibt. Mit Abstand. Dass der FC Bayern diese Entwicklung genommen hat liegt vor allem daran, dass es den Münchenern wiederum im Gegensatz zu den anderen genannten Vereinen gelungen ist, das Wohl und Wehe dieses Vereins in die Hände von Menschen zu legen, die eine Geschichte in diesem Verein haben, die über ein reines Angestelltenverhältnis hinaus geht. Die dessen Identität verstehen und selbst geprägt haben. Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und aktuell Jupp Heynckes stehen neben vielen anderen sinnbildlich für diese Philosophie.
Hoeneß hat einmal gesagt, dass seine wichtigste Aufgabe in den kommenden Jahren ist, diese Philosophie fortzuführen und Schlüsselpositionen im Verein auch in Zukunft mit entsprechenden Personen zu besetzen. Im Blick hatte er dabei vor allem 2000er Generation des FC Bayern. Mit Akteuren wie Stefan Effenberg, Oliver Kahn, Jens Jeremies, Markus Babbel, Michael Tarnat, Giovane Elber, Brazzo Salihamdzic, Thorsten Fink und einem, der sich zwischen 1992 und 2007 eine Art Legendenstatus beim FC Bayern erarbeitet hat. Einer, der mit fußballerischer Genialität, unangepasster Attitüde und einer körperlichen, wie seelischen Verletzlichkeit eine Ära mit großen Erfolgen. bitteren Niederlagen und Phasen des Scheiterns beim FC Bayern personalisiert wie kaum ein Zweiter. Mehmet Scholl war über ein Jahrzehnt so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner aller Bayern-Anhänger. Ein Spieler, der Höhen und Tiefen des FC Bayerns in der Phase seines Wirkens symbolisiert und gelebt hat. Wie besonders dieser Spieler für diesen Verein war, wurde bei seinem Abschied im Jahr 2007 deutlich. Hoeneß weinte, Scholl weinte und lief noch während seines letzten Spiels gegen Mainz eine Ehrenrunde durch eine sonnendurchflutete Allianz Arena. Der Stoff aus dem Fußballmärchen geschrieben sind.
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Es war ein gutes Gefühl zu sehen, wie Scholl im Jahr 2009 auf Grund der Verwerfungen des Klinsmann-Jahres fast unbemerkt von der Öffentlichkeit bereit war den Weg in die 3. Liga zu gehen und dort zunächst interimsmäßig, dann zu hundert Prozent Bayerns Amateure zu trainieren. Dass er, der Publikumsliebling und erste Teenie-Star des modernen Fußballs bereit war für seine Trainerkarriere Anlauf in den Niederungen des Amateur-Fußballs zu nehmen, spricht für seine Verbundenheit zum FC Bayern. Das Szenario war vorgezeichnet. Scholl als bayerische Version von Pep Guardiola, diesem charismatischen, unnahbaren Denker an der Seitenlinie, der zum damaligen Zeitpunkt mit dem FC Barcelona die Grenzen des Fußballs ein Stück weit verschob und sich über Erfolge bei der zweiten Mannschaft für den Cheftrainer-Posten empfohlen hatte. Dass Scholl im Jahr 2010 eine Pause beim FC Bayern ankündigte, um sich seiner Trainerausbildung und der Expertentätigkeit bei der ARD zu widmen, war da zunächst nur ein kurzer Dämpfer.
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Vor dieser Saison lebte der Traum wieder auf. Scholl war wiederum bereit, diesmal sogar noch eine Liga tiefer in der Regionalliga Erfahrung als Trainer zu sammeln, bevor er den Sprung nach ganz oben wagen würde. Ein Aufstieg in die 3. Liga, ein zweites erfolgreiches Jahr mit einigen persönlichen Erfolgen und dann Cheftrainer, oder zumindest Co-Trainer unter einem erfahrenen Coach bei den Profis. Mit der Verpflichtung von Pep Guardiola wurde dieses Szenario auf einmal umso reizvoller. Dieser Weg hätte zum FC Bayern gepasst. Es ist der Stoff aus dem Fußball-Märchen geschrieben werden. Dieses Märchen ist vorbei. Mehmet Scholl wird den FC Bayern nach der Saison wohl endgültig verlassen. Ob es der Reiz des TV-Jobs, die Frustration über die Verhältnisse in der Regionalliga Bayern oder ein gänzlich unbekannter Grund war, der den Ausschlag für die Entscheidung Scholls gab – er lässt uns mit einem etwas mulmigen Gefühl zurück. Nach Christian Nerlinger und Hans-Jörg Butt ist ein weiterer Versuch gescheitert, prägende Akteure des Vereins an prominenter Stelle einzubinden. Was bleibt ist die Erkenntnis: Märchen gibt es nur im Märchen. Und die Zukunft dieses Vereins liegt zumindest personell bis auf weiteres nicht in dessen Vergangenheit, sondern in einer globalisierten, innovativen Gegenwart namens Pep Guardiola und Matthias Sammer. Die Vorfreude auf diese Gegenwart und Zukunft ist riesig – trotz eines mulmigen Gefühls, das bleibt.