Die einzige Alternative zu Guardiola heißt Heynckes

Steffen Trenner 15.01.2013

Die Gerüchte um eine Verpflichtung von Josep Guardiola als neuen Bayern-Trainer ab der Saison 2013/2014 verdichten sich. Das eher halbherzige Dementi der Bayern und das Raunen im Blätterwald sprechen dafür, dass der Wechsel zwar noch längst nicht perfekt, aber zumindest im Bereich des Möglichen erscheint.

Sportlich passt Guardiola zu Bayern. Er hat bei Barcelona bewiesen, dass er mit seiner Spielweise erfolgreich und gleichzeitig innovativ sein kann. Er hat aus gut ausgebildeten Fußballern bei Barcelona ein mannschaftliches und taktisches Kollektiv geformt, das Maßstäbe gesetzt hat. Bayern ist schon jetzt eine Mannschaft, die auf Ballbesitz und Ballzirkulation ausgelegt ist und damit die Grundlagen des Guardiola-Systems verinnerlicht hat. Probleme drohen vor allem an zwei Fronten. Zum einen bleibt fraglich wie die Sprachbarriere des Spaniers ausgeglichen werden kann (Hier wird vor allem die Wahl des Co-Trainers entscheidende Bedeutung haben). Zum Anderen wird spannend zu beobachten sein, welche Auswirkungen seine Verpflichtung auf spielerische Individualkönner wie Ribery, Robben oder Gomez hat. Guardiola sortierte nach seinem Amtsantritt bei Barca Ronaldinho, Deco und wenig später auch Eto’o aus. Das zeigt, dass er seinen Stil ohne Rücksicht auf Namen und Verdienste durchzieht.

Das Bemühen um Guardiola ist für den FC Bayern aber vor allem deshalb folgerichtig weil er trotz des enormen finanziellen Aufwands, die eine Verpflichtung Guardiolas nach sich ziehen würde, im Prinzip alternativlos ist. Es gibt aktuell neben Guardiola zwei Trainer, die von der Persönlichkeit und der taktischen Reife das Format haben, Jupp Heynckes bei Bayern sofort zu beerben. Einer trainiert den amtierenden deutschen Meister und hat mit diesem Verein noch viel vor. Und ein anderer will der gesamten deutschen Öffentlichkeit nach einer eher enttäuschenden EM beweisen, dass er Titel gewinnen kann. Jürgen Klopp und Jogi Löw sind zum jetzigen Zeitpunkt keine realistischen Optionen für Bayern. Alle anderen gehandelten Namen von Scholl (nicht profiliert genug) über Fink (muss sich bei Hamburg zunächst nachhaltig durchsetzen) und Tuchel (Bedenken weil unerfahren im Umgang mit Stars) bis hin zu Wenger (bei Arsenal gebunden und auf Grund seiner Alters keine Zukunftslösung) und Mourinho (zu unberechenbar), wären aktuell eher eine Verschlechterung auf der Trainerposition.

Die einzige echte Alternative zu Guardiola heißt Heynckes. Aber diese Lösung kann aus Altersgründen keine Dauerlösung sein. Nachdem Guardiola angekündigt hat im Sommer auf die Trainerbank zurückkehren zu wollen, ist Eile geboten. Bayern ist vermutlich bereit auch finanziell an die Schmerzgrenze zu gehen, um den Spanier nach München zu locken. Sollte er absagen, steht Bayern mit Matthias Sammer an der Spitze der sportlichen Führung vor einem großen Problem. Ein weiteres Jahr mit Heynckes als Brückenjahr scheint noch die beste Lösung zu sein, doch spätestens danach muss ein Trainer her, der den FC Bayern gemeinsam mit Sammer über Jahre prägen kann. Momentan ist außer Guardiola nur niemand in Sicht.

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