FC Bayern – Lille OSC 6:1 (5:0)
1. Hoher Aufwand in den ersten 30 Minuten wird belohnt
Die ersten 35 Minuten der Bayern waren nah der Perfektion. Lille ist 8. in der Ligue 1. Graues Mittelmaß in einer im Vergleich mit den europäischen Topligen ohnehin eher unterdurchschnittlichen Liga. Das sollte bei der Einordnung des Ergebnisses nicht vergessen werden. Dennoch verdiente sich die Heynckes-Elf den deutlichen Sieg mit einer hochkonzentrierten Anfangsphase. Gerade Ribery und Schweinsteiger betrieben einen riesigen Aufwand und gestalteten die Partie mit hohem läuferischen Einsatz und viel Ballbesitz. Es ist Heynckes zu gute zu halten, wie er die komplette Mannschaft auf das Spiel eingestimmt hat. Die Bereitschaft den Franzosen von Beginn an den Schneid abzukaufen war deutlich zu spüren.
Hervorragend klappte auch das fluide Offensivspiel von Müller, Ribery und Robben, die flexibel und in hohem Tempo die Räume hinter und neben Claudio Pizarro besetzten. In dem Tempo der ersten 30 Minuten ist dieses spielerisch starke Offensivquartett nur schwer zu kontrollieren. Dass Heynckes es anders als van Gaal zulässt, dass alle drei offensiven Akteure hinter Pizarro sich zumindest bei Ballbesitz Bayern ihre Räume in der gegnerischen selbstständig und flexibel erschließen können, zahlt sich gerade gegen individuell schwächere Gegner aus. Alles in allem ein hervorragende erste Hälfte der Bayern, das die Stabilität der Münchener beweist. Die etwas tempoärmere zweite Hälfte ist auf Grund des großen Vorsprungs und Aufwand zu Beginn erklärbar.
2. Schweinsteiger lässt Taten folgen
Bastian Schweinsteiger hatte nach dem 1:2 gegen Bayern Leverkusen vor zwei Wochen den Finger in die Wunde gelegt. Bayerns Schwäche bei Standardsituationen ist kaum zu übersehen. Bayern hat vor diesem Spiel alle Wettbewerbe zusammengerechnet 117 Ecken geschossen. Hinzu kommen unzählige Freistöße in Strafraum-Nähe. Herausgekommen ist dabei nichts. Dabei hat Bayern mit Ribery, Robben, Kroos, Shaqiri, Alaba und Badstuber auf dem Papier gute Freistoß- und Ecken-Schützen. Schweinsteiger hat in den vergangenen Jahren an Schusskraft verloren. Der einstmals gefährliche Distanzschütze hält sich in letzter Zeit eher zurück und spielt im Zweifel eher den Extra-Pass anstatt aus 25-30 Metern drauf zu halten. Auch direkte Freistöße trat er bei Bayern kaum noch. Schweinsteiger hat öffentlich Kritik geübt – und auf dem Platz mit seinem tollen Freistoß-Tor Taten folgen lassen. Das ist das was von einem Anführer erwartet wird. Und Schweinsteiger ist der Bayern-Anführer – im Übrigen unabhängig von diesem wichtigen Freistoß-Tor.
3. Pizarro weist seine internationale Klasse nach
Mit der Rückkehr von Mario Gomez hat der FC Bayern ein neues Luxusproblem. Mario Mandzukic startete exzellent in die Saison auch wenn er zuletzt ein wenig mit sich selbst zu hadern schien und nicht mehr in allen Situation die richtige Entscheidung trifft. Claudio Pizarro startete auch auf Grund einer hartnäckigen Verletzung eher gemächlich in die Saison. In der Liga noch ohne Treffer. platzte beim Peruaner gegen Lille der Knoten. Pizarro hat eine exzellente Schusstechnik, die besonders bei seinem ersten Tor deutlich wurde. Pizarro schiebt den Ball selten mit der Seite in eine Ecke, sondern wählt meist einen entschlossen Schuss mit dem Vollspann. Seine Handlungsschnelligkeit im Strafraum und seine gute Technik machen ihn noch immer zu einem Mittelstürmer mit internationalem Format. Es wird spannend zu beobachten wie Heynckes die Spielanteile seiner drei Mittelstürmer verteilt.