FC Bayern Spieler
Bild: Jasmin Walter/Getty Images

FC Bayern demontiert Tottenham: Kompany und Toptalente setzen Zeichen

Andi 07.08.2025



Der Telekom Cup gegen Europa-League-Sieger Tottenham Hotspur in einer ausverkauften Allianz Arena war der Härtetest in einer durch die Klub-WM stark verkürzten Vorbereitung des FC Bayern. Viel Zeit zur Feinjustierung bleibt nicht: Vor dem Supercup gegen den VfB Stuttgart am 16. August steht nur noch ein Testspiel gegen die Grasshoppers Zürich an. Umso wichtiger, dass dieser Prüfstein mit Bravour bestanden wurde.

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Der deutsche Rekordmeister dominierte beim klaren 4:0-Erfolg derart souverän, dass man sich zwischenzeitlich fragte: Ist der FC Bayern schon so stark oder Tottenham so schwach? Wahrscheinlich trifft beides zu. Die Londoner präsentierten sich erschreckend passiv, während die Münchner eine reife und spielstarke Vorstellung zeigten.

Die Tore erzielten Harry Kane (12.) und Kingsley Coman (61.), ehe Kompany in der 67. Minute fast komplett durchwechselte. Doch auch danach ging es eindrucksvoll weiter: Lennart Karl (75.) und Jonah Kusi-Asare (80.) sorgten für zwei sehenswerte Treffer und bestätigten den starken Eindruck der Bayern Nachwuchskicker. 

Miasanrot blickt auf das, was von diesem Testspiel bleibt, außer ein paar wunderschönen Toren.

FC Bayern vs. Tottenham Hotspur: Dinge, die auffielen

Ausblick auf die Startelf zu Saisonbeginn

Im ersten Test gegen Lyon rotierte Vincent Kompany noch munter: In jeder Halbzeit stand eine andere Elf auf dem Platz, bunt gemischt aus potenziellen Stammspielern und Nachwuchskräften. Gegen Tottenham war damit Schluss. Der Belgier gab erstmals einen klaren Fingerzeig darauf, wie der FC Bayern zum Saisonstart aufgestellt sein könnte.

Wie erwartet, setzte der neue Coach auf Erfahrung. Die Startelf kam auf ein Durchschnittsalter von 29 Jahren. Mit Neuer im Tor und einer Abwehrreihe aus Laimer, Upamecano, Tah und Stanišić. Davor bildeten Kimmich und Goretzka die Doppelsechs. Die offensive Dreierreihe hinter Harry Kane bestand aus Coman, Olise und Neuzugang Luis Díaz.

Überraschungen waren nicht zu erwarten. Durch die Verletzung von Pavlović und den kurzfristigen Ausfall von Gnabry (leichte muskuläre Probleme) blieben Kompany ohnehin kaum Alternativen, zumindest, wenn er nicht bewusst auf junge Spieler setzen wollte.

Die Vertretung von Musiala auf der Zehn übernahm Olise, der ein sehr gutes Spiel machte. Dennoch war deutlich zu erkennen, dass er sich auf dem rechten Flügel wohler fühlt. Immer wieder wich er dorthin aus und sorgte gemeinsam mit Laimer und Coman für eine Überladung auf der Seite.

Bayern glänzt nicht genug

Die Gäste waren von Beginn an völlig chancenlos. Die Münchner erspielten sich eine Möglichkeit nach der anderen und kamen immer wieder bis zur Grundlinie durch, um dann gefährlich in den Rückraum abzulegen. Oft reichten einfache Doppelpässe, um Tottenhams Defensive zu überspielen und sich viel Raum zu verschaffen.

Gemessen an der Vielzahl an Chancen war die Ausbeute zur Pause fast zu gering. Ein 4:0 oder 5:0 zur Halbzeit wäre durchaus möglich gewesen. Vor allem Leon Goretzka fiel mit hoher Präsenz im Rückraum auf, allerdings auch mit teils unpräzisen Abschlüssen, selbst aus bester Distanz. Harry Kane traf früh, war danach aber glücklos: Entweder klärten Tottenham-Verteidiger auf der Linie oder Torhüter Vicario parierte stark.

Der Italiener im Spurs-Tor verhinderte im ersten Durchgang Schlimmeres, mehr hatte der Europa-League-Sieger allerdings kaum zu bieten. Neben Vicario fiel höchstens die überzogene Härte von Kapitän Cristian Romero auf. Selbst kleinere Schwächen im Spielaufbau der Bayern blieben unbestraft: In der Anfangsphase leistete sich die Viererkette einige ungenaue Pässe. Vor allem Stanišić hatte Probleme im Aufbau, während Upamecano mit einigen riskanten, aber exzellenten Pässen glänzte.

More of the same

Was oft für gewohnt schlechte Zustände steht, bedeutete beim FC Bayern diesmal das Gegenteil: Altbekanntes Gutes. Michael Olise zeigte sich erneut in überragender Form, die Engländer bekamen ihn zu keinem Zeitpunkt wirklich in den Griff.

Auch Konrad Laimer wird in seiner Rolle als Rechtsverteidiger immer stabiler. Vor dem 2:0 eroberte er den Ball im Pressing mustergültig zurück und leitete damit Comans Treffer ein. Zwar wurde er von Linksverteidiger Spence ein paar Mal aufgrund von Temponachteilen überlaufen, doch Laimer kompensierte das durch cleveres Zweikampfverhalten.

Im zentralen Mittelfeld harmonierten Kimmich und Goretzka wie gewohnt. Nicht nur persönlich, sondern auch spielerisch ist das Duo gut aufeinander eingespielt. Mehrfach fand Kimmich seinen Mittelfeldpartner mit gefühlvollen Chipbällen in den Strafraum, doch Goretzka ließ trotz guter Positionen die nötige Effizienz im Abschluss vermissen.

Eine Szene sorgte dennoch für Verwunderung: Harry Kane verschoss tatsächlich einen Elfmeter. In der 15. Minute rutschte der Engländer beim Anlauf weg und jagte den Ball deutlich über das Tor. Vorausgegangen war ein Foul des ausgeliehenen Münchners João Palhinha an Stanišić. Palhinha wurde zur Halbzeit als erster Tottenham-Spieler ausgewechselt.

Diaz mit guten Ansätzen

Luis Díaz durfte sein Startelfdebüt feiern und ließ dabei phasenweise sein Können aufblitzen. Besonders im Dribbling und in den Zweikämpfen zeigte sich der Kolumbianer engagiert und körperlich präsent. Viel mehr war jedoch nicht zu sehen. Im Vergleich zu seinen Offensivkollegen war Díaz der unauffälligste Akteur im Angriff.

Seine beste Chance vergab er nach einem starken Zuspiel von Harry Kane, als ihm die Ballannahme mit der Brust misslang.

Ohnehin kam die meiste Gefahr über die rechte Seite, allerdings nicht primär wegen Díaz. Vielmehr sorgten Michael Olise, der immer wieder auf seine angestammte rechte Seite auswich, und der spielfreudige Konrad Laimer, der offensiv deutlich aktiver agierte als Stanisic auf links, für Druck und Dynamik.

Take a bow, Campus-Talente

Das 1:0 erzielte Harry Kane auf unvergleichliche Art nach einem brillanten langen Ball von Michael Olise, das 2:0 hämmerte Kingsley Coman unwiderstehlich aus 15 Metern ins Tor. Doch im Gedächtnis bleiben vor allem die Tore von Lennart Karl und Jonah Kusi-Asare – zwei traumhafte Schlenzer, beinahe aus dem Stand. Kusi-Asare traf nach einem Gestocher links im Strafraum, Karl verwandelte eine Direktabnahme aus rund 18 Metern sehenswert.

Die beiden Youngster setzten die Glanzlichter in der Schlussphase. Besonders Karl empfahl sich erneut für höhere Aufgaben, vielleicht sogar schon für einen Startelfplatz im Supercup gegen Stuttgart. Der Rechtsaußen überzeugt nicht nur mit Technik und Tempo, sondern auch mit Spielwitz: Ein Hackentrick und seine Ballbehandlung sorgten wieder für Raunen in der Allianz Arena.

Überhaupt zeigten sich die Nachwuchskräfte von ihrer besten Seite. In der 67. Minute wechselte Vincent Kompany bis auf Luis Díaz komplett durch. Zehn Minuten später machte auch der Kolumbianer Platz für Wisdom Mike. Von da an standen viele junge Spieler wie Cassiano Kiala gemeinsam mit Kim Min-jae, Sacha Boey und Raphaël Guerreiro auf dem Platz.

Die Dominanz der Anfangsphase nahm zwar etwas ab, doch die besseren Chancen erspielten sich weiterhin die Bayern, obwohl Tottenham nicht durchwechselte. Ein deutliches Ausrufezeichen des Bayern-Unterbaus und vom FC Bayern allgemein. 

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