FC Bayern gegen Boca Juniors: Ein Duell auf Augenhöhe?
Im Gegensatz zu Auckland City stehen bei den Boca Juniors keine Teilzeitarbeiter oder Amateur unter Vertrag. Boca gehört zu den größten Clubs in Südamerika und ist mit einigen Ambitionen in die USA gereist.
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In seinem zweiten Gruppenspiel trifft der FC Bayern am 21. Juni um 03:00 Uhr MESZ im Hard-Rock-Stadion in Miami Gardens auf die Argentinier. Mit einem Sieg könnten die Münchner bereits das Ticket für das Achtelfinale buchen.
Doch wie stark ist der Gegner wirklich? Wer sind ihre Schlüsselspieler? Kann der Rekordmeister erneut einen lockeren Kantersieg einfahren? Oder muss sich die Mannschaft von Vincent Kompany auf ein Duell auf Augenhöhe einstellen?
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Bayerns Gegner: Wer sind die Boca Juniors?
Der Club Atlético Boca Juniors wurde 1905 von italienischen Einwanderern aus Genua im Hafenort La Boca, einem Armenviertel in Buenos Aires, gegründet. Neben River Plate, mit denen regelmäßig die sogenannten Superclásicos ausgetragen werden, ist Boca einer der größten und erfolgreichsten Vereine des Kontinents, mit Fans auf der ganzen Welt.
Ganze 35 Meisterschaften sowie sechs Titel im Copa Libertadores (entspricht der Champions League in Südamerika) kann der Verein vorweisen, der seine Heimspiele im berüchtigten „La Bombonera“ austrägt. Sogar Diego Maradona hat bereits seine Fußballschuhe für die Xeneizes geschnürt und das ikonische blau-gelbe Trikot getragen.
Sowohl die zahlreichen Erfolge als auch die lauten und leidenschaftlichen Fans haben den Verein weit über die Grenzen Argentiniens und Südamerikas hinausgetragen. Auch mit dem FC Bayern trat der Verein bereits in Kontakt. In einem umkämpften Spiel im legendären Finale des Weltpokals 2001 konnte sich der Rekordmeister durch ein Tor in der Verlängerung von Sammy Kuffour zum Sieger krönen.
Wie stark sind die Boca Juniors?
Von einem solchen Finale in den früheren Versionen der Klub-WM war Boca jedoch in den vergangenen Jahren weit entfernt. Seit 2007 konnten die Argentinier die Copa Libertadores nicht mehr gewinnen. Zwar erreichte man 2023 mal wieder das Finale, doch 2024 konnten sich die Argentinier nicht einmal für den Wettbewerb qualifizieren. Die Finalteilnahme, wo man im Maracanã-Stadion gegen Fluminense Rio de Janeiro unterlag, reichte den Xeneizes jedoch für die Qualifikation für die diesjährige Klub-WM.
Vom Glanz früherer Tage ist Boca dennoch weit entfernt. Vielmehr herrscht derzeit viel Unruhe im Verein. Präsident und Klublegende Riquelme hat gerade erst einen Machtkampf hinter sich, Trainer Miguel Angel Russo ist erst seit ein paar Wochen im Amt und stand lediglich bei der Partie gegen Benfica Lissabon an der Seitenlinie.
Zudem stand bis kurz vor Turnierbeginn ein großes Fragezeichen dahinter, wie viel Unterstützung die Mannschaft vor Ort erhalten wird. Das argentinische Ministerium für Nationale Sicherheit hatte nämlich 15.000 Personen an die US-Behörden gemeldet, die in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Straftaten im Fußballkontext aufgefallen sind. Gegen Benfica verwandelten die Boca-Fans das Hard Rock Stadium trotzdem in einen blau-gelben Hexenkessel.
Allein aufgrund der vermutlich atemberaubenden Atmosphäre durch die Argentinier darf der FC Bayern den Gegner also keinesfalls unterschätzen. Wie bei den meisten südamerikanischen Clubs zeichnet sich der Fußball von Boca zudem durch eine Mischung aus Kampf und Leidenschaft sowie einem guten technischen Grundniveau aus.
Durch den späten Trainerwechsel herrschen hinter Aufstellung und System noch einige Fragezeichen. Zuletzt agierte Boca zwar in einem 4-3-1-2, gegen Benfica spielten sie in einem 4-2-3-1, doch das kann sich bei einem Spiel gegen den FC Bayern auch ändern. So oder so werden sich die Münchner auf ein hochintensives Spiel einstellen müssen.
Denn die Saison beginnt in Argentinien erst im Januar. Die Xeneizes haben im Gegensatz zum FC Bayern (und den restlichen Teams aus Europa) keine lange Saison in den Beinen und dürften einen kleinen Fitnessvorteil haben.
Aufgrund der äußeren Umstände könnte es also durchaus eine hitzige Partie werden – im doppelten Sinne. Trainer Russo spricht nicht ohne Grund von einem „physical match“, das dem Deutschen Meister bevorsteht. Es wird jedenfalls stark darauf ankommen, was die Bayern den Argentiniern kämpferisch, aber vor allem spielerisch entgegensetzen können. Ein Duell auf Augenhöhe scheint jedenfalls möglich.
Wer sind die Schlüsselspieler der Boca Juniors?
Die Mannschaft besitzt viel internationale Erfahrung und besteht aus zahlreichen alternden, südamerikanischen Stars. Der ehemalige PSG-Star und Kapitän Edinson Cavani (38) ist dabei sicherlich das bekannteste Gesicht des Vereins, auch wenn er mit 38 Jahren bereits dem Karriereende entgegenschwebt. Dennoch ist ihm natürlich der ein oder andere geniale Moment zuzutrauen, falls er rechtzeitig fit für die Partie wird. Gegen Benfica fehlte Cavani noch verletzt.
Mit Innenverteidiger Marcos Rojo (35), der bereits seine Fußballschuhe für Manchester United schnürte, oder dem ehemaligen spanischen Nationalspieler Ander Herrera (35), der unter anderen bei Paris St. Germain unter Vertrag stand, verfügt Boca auch über weitere namenhafte Spieler.
Selbst Torhüter Sergio Romero (38), den Mario Götze im WM-Finale 2014 glücklicherweise überwand, steht noch bei den Xeneizes unter Vertrag, auch wenn er derzeit verletzt ausfällt. Herrera sah gegen Benfica zudem (verletzt ausgewechselt auf der Bank) die rote Karte, weil er auf den vierten Offiziellen losging, und wird dementsprechend ebenfalls nicht spielen. Auch Innenverteidiger Nicolás Figal fehlt rotgesperrt.
Daneben befinden sich aber auch einige vielversprechende südamerikanische Talente im Kader. Besonders der 19-jährige Sechser Milton Delgado ist hierbei zu nennen, der mit seinen technischen Fähigkeiten und einem tiefen Körperschwerpunkt (1,68m Körpergröße) dem bayrischen Pressing einen Strich durch die Rechnung machen könnte, sollte er auf dem Platz stehen.
In der Offensive sticht neben dem schnellen Kevin Zénon und dem quirligen Alan Velasco vor allem Stürmer und Führungsspieler Miguel Merentiel hervor, der mit 10 Torbeteiligungen in 21 Partien der Top-Scorer der Argentinier in der laufenden Saison darstellt. Auch gegen Benfica war der 29-jährige Angreifer erfolgreich. Auf Merentiel sollte das Münchner Trainerteam also in jedem Fall ein Auge werfen.
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