FC Bayern Frauen: Nachfolger von Alexander Straus? Das ist José Barcala
Die Nachricht des Abgangs von Alexander Straus überraschte die Anhänger der FC Bayern Frauen und, so ehrlich muss man sein, auch die schreibende Zunft. Ein vorzeitiger Abschied des Norwegers hatte kein Miasanrot-Redakteur auf seiner Bingokarte für das Jahr 2025.
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Die Bayern, die am Wochenende die dritte Meisterschaft in Folge gewannen und am Maifeiertag gegen den SV Werder Bremen zum ersten Mal in der Abteilungsgeschichte das Double holen können, müssen sich also zur neuen Saison auf einen neuen Übungsleiter einstellen.
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Da u. a. mit Theresa Merk (SC Freiburg), Tommy Stroot (ehemals VfL Wolfsburg) einige interessante Namen im Somnmer verfügbar sind, wurde bereits kurz nach der Straus-Verkündung wild über mögliche Nachfolgekandidaten spekuliert. Als heißeste Spur kristalliert sich mit José Barcala von Servette Genf allerdings ein in Deutschland eher unbekannter Name heraus.
Der neue Mann beim FC Bayern? José Barcala
Der UEFA-Pro-Lizenzinhaber Barcala ist in seiner bisherigen Karriere bereits viel rum gekommen. So war der Spanier beispielsweise mehr als acht Jahre lang in seiner Heimat bei Deportivo de La Coruña im Juniorenbereich tätig, sammelte Erfahrungen bei Brisbane Roar in Australien, war als Assistenztrainer beim französischen Traditionsklub Girondins Bordeaux und beim schweizerischen Erstligisten FC Aarau. Auch für den schottischen Fußballverband war Barcala tätig ehe er im Juli 2023 als Cheftrainer beim Schweizer Top-Klub Servette Genf annahm.
In Genf übernahm er das Zepter von Eric Sévérac, der das Team um die heutige Bayern-Spielerin Natalia Padilla Bidas zum Pokalsieg führte. In der ersten Saison in der Schweiz konnte Barcala den Erfolg im POkal wiederholen und zudem die nationale Meisterschaft gewinnen.
In der aktuellen Spielzeit hingegen konnte das Team die Erfolge nicht wiederholen, im Pokal war im Halbfinale gegen den FC Basel im Elfmeterschießen Endstation und in den Playoffs um den Meistertitel scheiterte man an den Grasshoppers aus Zürich.
International schaffte es das Team aus der Schweiz in dieser Saison bis in die 2. Runde der Champions-League-Qualfikation. Gegen die AS Rom kam man aber mit 1:3 und 2:7 deutlich unter die Räder. Zum Vergleich: Gegen die Römerinnen spielte der FC Bayern in der letztjährigen Gruppenphase der Champions League zwei Mal Unentschieden.
José Barcala: So tickt er
Wenn man sich etwas näher mit Barcala beschäftigt, fallen einem einige Parallelen zu Alexander Straus auf. Der Spanier bezeichnet sich selbst als ein Trainer, der gene mit jungen Spielern und Spielerinnen arbeitet und sie fördert. Über Pedro Martinez Losa, aktuell Trainer bei Tigres UANL in der mexikanischen Liga, kam Barcala zum Frauenfußball.
Seine Spielphilosophie lässt sich als proaktiv und dominant beschreiben. Barcalas Teams haben gerne den Ball, stehen für Kurzpassspiel und wollen den Gegner laufen lassen. Ähnlich wie Alexander Straus steht für Barcala dabei Kontrolle an erster Stelle. Lange Bälle, Kick’n’Rush, wird man auch beim Spanier daher nur in Ausnahmefällen zu Gesicht bekommen. Selbst die schottische Nationalmannschaft, wo Barcala als Co-Trainer unter Losa tätig war, verzichtete größtenteils auf das Stilmittel.
Branchen-Kenner loben Barcalas detailliertes und gutes Coaching. Er wird als Menschenfänger bezeichnet, dem der große Schritt nach München durchaus zugetraut wird. In Genf lässt Barcala ein 4-3-3 spielen und verlagert das Spiel gerne auf die Außenbahn, wo er dank schneller Flügelspielerinnen zum Torerfolg kommt.
In der 18 Spiele umfassenden regulären Saison stellte Genf mit nur 10 Gegentreffern zudem die beste Abwehr der Schweiz. Die Niederlagen im Playoff-Halbfinale gegen Zürich und das Pokal-Aus gegen Basel kamen beide durch Elfmeterschießen zustande. Auch in Barcalas erster Saison stellte man eine der besten Defensiven der Women’s Super League.
Wieviel Straus steckt in Barcala?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit José Barcala scheint der FC Bayern den Weg von Alexander Straus weiterzugehen. Es gibt gewisse Parallelen zwischen dem Spanier und dem Norweger: Beide stehen für Ballbesitz und Kontrolle, beide kamen als relativ unbeschriebenes Blatt nach München. Und beide konnten in ihren alten Vereinen Erfolge feiern.
Die Wahl für Alexander Straus lässt sich rückblickend als richtige Entscheidung bewerten. Ob man das auch über Barcala sagen kann, wird die Zeit zeigen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls gut. Der Kader des FC Bayern ist stärker als er zu Beginn der Straus-Ära war.
Doch damit kommen wir auch zum großen Unterschied: Als Alexander Straus vor drei Jahren nach München kam, war der FCB der Herausforder. Nach nun drei Meisterschaften in Folge, sind es die Münchnerinnen, die gejagt werden.
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