Der FC Bayern gibt rund um das Ende von Alexander Straus kein gutes Bild ab – ein Kommentar
Die in dem Text geäußerte Meinung stellt die persönliche Sicht des Autors dar.
Drei Jahre lang prägte Alexander Straus das Geschehen rund um die Frauen des FC Bayern München. Drei Jahre lang arbeitete er gemeinsam mit Spielerinnen, Trainerteam und den Verantwortlichen an einem „Prozess“.
„Prozess“ war womöglich das Wort, das der Norweger am häufigsten verwendet hat. Schon nach dem ersten Bundesliga-Titel in seiner ersten Saison beim FCB war er sowohl in Hintergrundgesprächen als auch in der Öffentlichkeit stets darum bemüht, die Erwartungen zu drosseln. Eigentlich, so der Tenor, kam dieser Titel viel zu früh.
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Straus war immer gut im Umgang mit der Öffentlichkeit und auch gut darin, den Medien gerade genug anzubieten, um über ihn und sein Team zu berichten, ohne aber zu viel zu verraten. Manchmal konnten seine Antworten derart lang und ausufernd werden, dass die Art der Frage gut überlegt sein musste – denn wie viele weitere Fragen würde man noch stellen können?
Langweilig wurde es dennoch nie mit ihm. Seine Einblicke waren meist interessant. Doch jetzt, wo er nach drei erfolgreichen Jahren geht, spielt sich rund um ihn eine schwache Kommunikation ab.
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Nachfragen zu Alexander Straus werden abgewimmelt
Am 17. April gaben die Bayern eine Pressemitteilung heraus. In einem schmalen Absatz wurde erklärt, dass der 49-Jährige sein Amt „auf eigenen Wunsch niederlegen“ werde, „um sich einer neuen Herausforderung zu widmen“. Dem sei man nachgekommen, weshalb es zu einer vorzeitigen Vertragsauflösung kam.
Es folgten Aussagen der Verantwortlichen, die jedoch nur wenig Licht ins Dunkle bringen konnten. „Ich habe immer mein Bestes gegeben, was jedoch Herausforderungen im familiären Bereich mit sich gebracht hat“, wird Straus dort zitiert.
Nun ist es nicht seine Pflicht, detaillierte Einblicke ins Privatleben zu geben. Es ist verständlich, dass es Themen gibt, die nicht an die Öffentlichkeit gehören. Aber was für Fans und auch Medienvertreter*innen kaum verständlich ist, ist der Umgang mit dem Thema danach. Es verwunderte stark, dass keine Spielerin auf Social Media auf den Abschied des Trainers reagierte. Erst Tage später gab es ein paar Reaktionen in einzelnen Interviews – beispielsweise von Klara Bühl oder Pernille Harder. Aber die sonst üblichen Instantreaktionen, und sei es nur ein Herz unter einem Post oder sonst etwas, blieben aus.
Dabei war das Verhältnis zwischen Team und Straus nach Miasanrot-Informationen immer intakt. Anders wären die Erfolge auch kaum möglich gewesen. Warum es keine Reaktionen gab, bleibt Spekulation. Spekulation, die wir an dieser Stelle sicher nicht vorantreiben möchten.
Der FC Bayern tut sich damit keinen Gefallen
Aber genau das ist der Punkt: Seit der Bekanntgabe wimmelt der FC Bayern jegliche Nachfragen zum Thema ab. Beim sogenannten „Input-Talk“ am Freitag werden ebenfalls keine Fragen dazu erlaubt sein. „Auf Fragen zum Abschied des Trainers wird auf Wunsch von Alexander Straus bis zum letzten Spieltag nicht eingegangen“, heißt es darin.
Eine Aufzeichnung des Videocalls wird es nicht geben. Der Wunsch, der wohl dahintersteht: Keine Unruhe bis zum Ende der Saison und mehr Zeit, sich neu zu sortieren. Allerdings bezweckt man damit eher das Gegenteil. Spekulationen bleiben unmoderiert in der Welt und auch die Beziehung zu den Medien wird dadurch wohl kaum besser.
Denn es gibt natürlich großes Interesse daran, warum so etwas passiert und warum sich Straus für den neuen Job in den USA entschieden hat. Wie lange das intern schon bekannt sein muss, wenn der neue Club noch am Tag des öffentlichen Abschieds bekanntgegeben wird, ist ebenfalls eine Frage, die sich viele stellen. Und wenn man bis zum Saisonende nichts sagen wollte, warum wurde die Meldung dann ohne vorherige Gerüchte schon jetzt veröffentlicht?
Antworten darauf wird es zunächst nicht geben. Berichterstattung ist offenbar nur dann erwünscht, wenn die Themen ausschließlich positiv sind. Doch mit so einem Umgang riskiert man eher, dass auch die positive Berichterstattung irgendwann zunehmend ausbleibt. Die Frauenabteilung des FC Bayern ist mit dem sportlichen Erfolg auch medial gewachsen.
Es mag die Aufgabe der Medienvertretung sein, Unruhe vom Club fernzuhalten. Nur indem man Dinge ignoriert, aussitzt oder gar verbietet, wird man das kaum erreichen. Niemand erwartet die ganze Wahrheit hinter dem, was passiert ist. Aber durchaus eine gute Erklärung, die den meisten Spekulationen den Wind aus den Segeln nimmt.
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