Bild: Quelle: Lars Baron/Getty Images

Verletzungsschock beim FC Bayern: Was das Fehlen von Davies & Upamecano bedeutet

Andi Trenner 26.03.2025



Zunächst erwischte es Alphonso Davies. Der Kanadier verletzte sich früh beim 2:1-Sieg gegen die USA – Diagnose: Kreuzbandriss im rechten Knie. Noch heute soll eine Operation erfolgen, das Saison-Aus ist somit sicher.

Zeitgleich mit der Verletzung von Davies verkündeten die Bayern die nächste Hiobsbotschaft: Dayot Upamecano plagt sich mit Knieproblemen herum. Freie Gelenkkörper sind wohl das Problem – eine Operation ist unumgänglich, mehrere Wochen Pause sind sicher.

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Sportvorstand Max Eberl äußerte sich nach Bekanntwerden der Diagnosen:

„Bei Länderspielpausen besteht leider immer die Gefahr, dass Spieler verletzt zurückkommen – diesmal hat es uns besonders hart getroffen. Die Ausfälle von Alphonso Davies und Dayot Upamecano wiegen schwer für den FC Bayern. Phonzy wird auf seinem Weg zurück alle Unterstützung bekommen, die er braucht. Auch Upa werden wir in den kommenden Wochen eng begleiten und gehen davon aus, dass er uns bald wieder zur Verfügung steht. Unser Kader ist stark und wird diese Ausfälle auffangen. Wir werden jetzt noch enger zusammenrücken. Die Qualität ist da, um weiter unsere großen Ziele zu verfolgen.“

Unersetzlich? Was die Ausfälle für den FC Bayern bedeuten

Sowohl Davies als auch Upamecano sind für die Statik des Spiels von entscheidender Bedeutung. Der eine ist der wichtigste Spieler im Ballvortrag und Gegenpressing auf links, der andere Abwehrchef und Hauptverantwortlicher im Aufbau.

Davies’ Fähigkeit, sich aus Pressingsituationen zu lösen, ist einzigartig. Er verwandelt defensive Engstellen in Offensivoptionen. Gleichzeitig ist er im Spiel gegen den Ball so wichtig, weil er gleichzeitig hinter der ersten Pressingline alles wegsaugt und die Tiefe verteidigt. 

Auch Upamecano ist unverzichtbar geworden. Mit seiner Präsenz und Antizipation organisiert er nicht nur die Defensive, sondern ist auch mit Ball enorm wichtig. Gegen hohes Pressing ist sein vertikales Passspiel von enormem Wert.

Die FCB-Alternativen: Dier und Itō – solide, aber kein Vergleich

Die Vertreter heißen voraussichtlich Eric Dier und Hiroki Itō. Beide präsentierten sich zuletzt in verbesserter Form. Dier konnte sich mit stabilen Leistungen vielleicht sogar für eine Vertragsverlängerung empfehlen, nachdem sein Abschied schon beschlossen schien. Das Niveau eines Upamecano erreicht er jedoch nicht.

Itō hingegen ist als gelernter Innenverteidiger defensiv stark, was auch sein klarer Vorteil gegenüber der anderen Alternative Raphaël Guerreiro ist, bringt dafür aber kaum offensive Durchschlagskraft mit. Auch im Pressing wirkt er noch nicht immer souverän, ist aber nach seiner Verletzungspause weiter als zuletzt gegen Leverkusen.

Beiden Ersatzspielern fehlt vor allem eines: die Athletik. Schnelligkeit, Dynamik, Handlungsschnelligkeit – Qualitäten, die in den kommenden Spielen fehlen werden.

Neue Balance beim FC Bayern: Was bedeuten die Verletzungen taktisch?

Der Ausfall zweier Schlüsselspieler wird zwangsläufig auch die Herangehensweise des FC Bayern verändern. Es ist zu erwarten, dass Kompanys Bayern nicht mehr ganz so hoch verteidigt und im Pressing abwartender agiert. Besonders im Spielaufbau wird noch mehr Verantwortung auf Joshua Kimmich lasten, um die fehlende Progression aus der letzten Reihe zu kompensieren.

Ein Hoffnungsschimmer: Kim Min-jae ist nach seiner Verletzung überraschend früh ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Seine Rückkehr wäre gerade mit Blick auf die kommenden Gegner entscheidend. Gegen St. Pauli und Augsburg dürfte die Innenverteidigung zunächst Dier und Stanišić heißen – für das Topspiel gegen Dortmund und das Champions-League-Duell gegen Inter Mailand könnte Kim wieder einsatzbereit sein. Seine Präsenz und Physis wären in beiden Wettbewerben Gold wert.

Entscheidende Wochen: Titelträume auf der Kippe – oder doch nicht?

Die Ausfälle kommen zur Unzeit – keine Frage. Doch sie müssen nicht das Ende aller Träume bedeuten. In der Bundesliga steht kein unmenschliches Programm an: St. Pauli, Augsburg, Dortmund, Heidenheim, Mainz, Leipzig, Gladbach, Hoffenheim – mit der vorhandenen Kaderqualität sind genügend Punkte möglich, um die Meisterschaft frühzeitig zu sichern. Dazu könnte Upamecano am Saisonende wieder eingreifen. Das Spiel gegen Mainz ist noch einen Monat entfernt. 

Auch in der Champions League ist noch nichts verloren. Inter Mailand, Gegner der Bayern im Viertelfinale (08.04. und 16.04.), spielt ein tiefes 3-5-2-System, das auf Umschaltmomente setzt – ein Stil, der den Bayern normalerweise nicht liegt. Doch nun könnte es der geschwächten Viererkette und dem aktuellen Neuer-Vertreter Urbig entgegenkommen, dass Inter auf hohes Pressing verzichtet.

Klar ist aber auch: Mit Lautaro Martínez und Marcus Thuram verfügt Inter über zwei extrem bewegliche und schnelle Stürmer – genau die Art von Gegenspielern, gegen die die Bayern mit Upamecano und Davies deutlich besser aufgestellt wären. Daher könnte auch die Kompany-Elf etwas passiver agieren – ein taktisch geprägtes, vielleicht sogar highlightarmes Duell ist zu erwarten.

Ob es nach dem Inter-Duell zu einem Halbfinale gegen Barcelona oder Dortmund kommt, bleibt abzuwarten. Sollten die Bayern aber weiterkommen, könnte Upamecano zumindest im Rückspiel wieder zur Verfügung stehen. Und die Bayern haben in der vergangenen Saison gezeigt, dass sie auch in einer passiven Rolle gegen spielstarke Mannschaften bestehen können. Ein „Finale Dahoam 2.0“ wäre also wieder mehr als nur eine romantische Vorstellung.

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