Der FC Bayern schlägt den VfL Bochum in der Bundesliga.

FC Bayern – News: Fluch des hohen Anspruchs! Das wird der Knackpunkt der Saison beim FCB

Justin Trenner 28.10.2024

Wo ist Presse, wo ist Rummel, wo wird immer diskutiert? Beim Stern des Südens natürlich. In unserem Round-Up-Format wollen wir euch jeden Morgen um 6 Uhr* über das Wichtigste zum FC Bayern München informieren – und geben dem Ganzen mit unserer eigenen Art einen individuellen Touch.

Das Thema des Tages: Fluch des hohen Anspruchs – wo der Knackpunkt für die Saison des FC Bayern liegt

Der FC Bayern München gewinnt in Bochum mit 5:0. In der Tabelle distanziert man damit Bayer Leverkusen auf fünf, Borussia Dortmund gar auf sieben Zähler. Es ist ein Spieltag, der wie gemalt für den Rekordmeister war. Nur RB Leipzig ist punktgleich, kann mit nur einem Spiel vorbeiziehen.

Acht Spiele, zwei Unentschieden, keine Niederlage, 29:7 Tore, einige Topspiele bereits abgehakt – wenn man diesen Start in der Bundesliga vor der Saison präsentiert bekommen hätte, hätte man ihn beim FCB wohl sofort unterschrieben.

Und doch wird dieses 5:0 in Bochum eher unspektakulär zur Kenntnis genommen. Pflicht erfüllt. Nicht mehr, nicht weniger. In der Champions League läuft es schließlich nicht so gut, insbesondere die 1:4-Niederlage in Barcelona liegt weiterhin schwer im Magen.

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Es ist der Fluch des hohen Anspruchs, der den Rekordmeister nach wie vor verfolgt. Ein Anspruch, der schon immer hoch war, in den 2010er Jahren aber ins Unermessliche stieg. Ein Anspruch, dem ein Club, so deutlich muss man es sagen, wohl bestenfalls einmal im Vierteljahrhundert gerecht werden kann. Nicht immer fair und doch angemessen.

Der Spaß ist zurück bei den Bayern

Warum angemessen? Weil der FC Bayern sich qua seiner vermeintlichen „DNA“ selbst auferlegt, die höchsten Ziele zu verfolgen. Für die höchsten Ziele braucht es die bestmögliche Leistung. Unter Vincent Kompany haben die Münchner einen Weg eingeschlagen, der im ersten Schritt mal den Spaß zurück gebracht hat.

Spaß bei den Spielern, Spaß bei einem Großteil der Fans. Die Bayern spielen wieder nach vorn, sie wollen den Gegner wieder erdrücken und aktiv bleiben. Es ist ein Stil, der dem Club, der diesem Team gut zu Gesicht steht. Ob diese erste Kompany-Saison ein großer Erfolg wird, hängt aber von etwas ab, was auch beim 5:0 wieder zu beobachten war.

Die Bayern waren grundsätzlich von der ersten bis zur letzten Minute gefährlich, wenn man Gefahr mit regelmäßigen Chancen, ständiger Präsenz im gegnerischen Drittel und großem Druck auf den Gegner definiert. Das war zweifellos da. Aber sie waren nicht so gefährlich, wie sie es hätten sein können, vielleicht sogar müssen. Der letzte oder vorletzte Pass war manchmal zu ungenau, die Abschlüsse flogen entweder in die Tribüne (Kane, Musiala) oder glichen einer Rückgabe (Olise).

Erst zwei Standardsituationen brachten die Bayern ins Spiel. Gegen Leverkusen und Stuttgart war es jeweils ein Fernschuss, gegen Frankfurt ebenfalls Standards. Nun gehören diese Elemente schlichtweg zum Fußball dazu, aber der Unterschied zu formstarken Teams in der europäischen Spitze wurde gegen Aston Villa und Barcelona deutlich.

Auch in Bochum braucht die Offensive Anlaufzeit

Eine elementare Qualität von Topmannschaften ist es, auch mal aus wenig viel machen zu können. Bayern macht zu selten viel aus dem, was sie haben. Das betrifft nicht das sogenannte „Überperformen“ des xG-Wertes. Da macht den Münchnern aktuell ligaweit niemand jemand etwas vor.

Zuletzt scheiterte man häufig jedoch schon daran, sich einen hohen Expected-Goals-Wert herauszuspielen und somit viele Topchancen. Auch in Bochum gelang das in der ersten Halbzeit trotz drückender Überlegenheit zu selten.

Die große Frage wird sein, inwiefern die gerade dargebotenen Offensivleistungen bereits das Maximum darstellt und welchen Einfluss das Trainerteam nehmen kann, um noch ein paar Prozentpunkte oben draufzulegen. Zumindest sollte der Faktor Zeit nicht außer Acht gelassen werden.

Im ersten Schritt ging es dem Trainerteam darum, ein System zu bilden, das den Spaß und die Begeisterung der Spieler wieder fördert. Nun geht es um Feintuning. Es wäre vermessen, zu erwarten, dass alle Probleme der vergangenen Jahre in nur einem Sommer oder in drei, vier Monaten behoben werden können.

Wie gut lässt sich Entscheidungsfindung trainieren?

Bis zu einem gewissen Grad lässt sich Entscheidungsfindung trainieren – auch bei älteren Spielern. Wann und in welcher Situation sind Abschlüsse besser als Pässe und andersherum? Wann ist es richtig, Zug zum Tor aufzunehmen, wann ist es besser, zu verzögern? Das Trainerteam wird Prinzipien und Abläufe vorgeben, die bestenfalls in einem Entwicklungsprozess immer besser umgesetzt oder in Details sogar angepasst werden.

Ein solcher Entwicklungsprozess beinhaltet stets das Lernen aus Fehlern oder Situationen, in denen es nicht so lief. Spielern, die nicht grundlos von einem Club wie dem FC Bayern verpflichtet oder gar dort ausgebildet wurden, ist zuzutrauen, dass sie im Laufe des gegenseitigen Anpassungsprozesses noch Fortschritte machen können. Einige mehr, andere weniger.

Und genau an dieser Stelle liegt der Knackpunkt der Saison: Wie viel Verbesserungspotenzial ist in der Entscheidungsfindung der gesamten Offensive vorhanden und wie viel kann das Trainerteam davon ausschöpfen? Viele Fans hätten im Sommer gern einen größeren Umbruch gesehen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Spieler wie Serge Gnabry, Leroy Sané oder Kingsley Coman haben es unter verschiedenen Trainern nicht geschafft, die entsprechenden Schritte von guten oder gar sehr guten Spielern hin zu Weltklassespielern zu bewältigen.

Unerschütterliches Selbstvertrauen ist der Schlüssel zum Erfolg

Ein kurzer Blick zu Hansi Flicks Barcelona oder seinem Bayern-Team damals zeigt aber, dass es nicht immer absolute Weltklasse für große Erfolge braucht. Manchmal ist ein Lauf entscheidender. Eine Mischung aus unerschütterlichem Selbstvertrauen und dem Glauben der Angreifer daran, dass sie selbst von der Tribüne aus ein Tor erzielen würden.

Im Moment wächst dieses Gefühl beim FC Bayern langsam heran, aber es ist noch nicht ausgeprägt genug. Manche Situation wird zu verkopft ausgespielt, manch andere endet mit halbherzigen Abschlüssen. Ein solches Gefühl kann fragil sein, mit nur wenigen Rückschlägen gänzlich zerschlagen werden. Zu diesen Rückschlägen zählen auch verletzungsbedingte Ausfälle wie jüngst von Jamal Musiala. Kommt man aber erstmal in diesen Lauf, können sich viele der aktuellen Bewertungen schlagartig drehen.

Die Abfolge von fünf sehr starken Gegnern kam für die immer noch etwas fragilen Bayern vielleicht ein wenig zu früh. Doch die Basis, die Kompany und sein Team gebildet haben, ist vielversprechend. So achselzuckend das 5:0 in Bochum auch hingenommen wird, so beeindruckend ist es, wie nahezu problemlos die Münchner derzeit durch die Bundesliga marschieren. Der Spaß ist zurück. Als nächstes geht es ans Selbstverständnis.

*Eigenwerbung

Justin Kraft

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FC Bayern – News: „Wenn wir zocken können …“ – Musiala erklärt Erfolgsrezept

Passend zu unserem Thema des Tages erklärte Jamal Musiala, was das Erfolgsrezept des FC Bayern München ist. Nach dem 5:0 gegen den VfL Bochum sagte der Mittelfeldspieler: „Wenn wir Spaß auf dem Feld haben, zocken können, Tore schießen und wenn wir alle einfach gut drauf sind, hart arbeiten, dann wird das Spiel auch leichter.“

Und weiter: „Das brauchen wir, wenn wir viele Spiele gewinnen wollen.“ Das 1:4 in Barcelona sei „echt bitter“ gewesen „und hat uns wehgetan, aber wir schauen nach vorne. Es ist erst Anfang der Saison und wir wollen jedes Spiel einen Schritt nach vorne machen“.

Entscheidend ist auf dem Weg dahin nicht der Oktober, wie Musiala bekräftigte: „Wenn die wichtigen Spiele kommen, in der Rückrunde, wollen wir auf dem besten Level sein. Deswegen nehmen wir jedes Spiel, lernen daraus und schauen nach vorne.“

FC Bayern – News: „Es ist nicht perfekt, aber letzte Saison haben wir hier verloren“

Nach dem Sieg in Bochum zeigte sich der FC Bayern größtenteils zufrieden mit Ergebnis und Leistung. Eine Szene in der ersten Halbzeit, in der die Münchner in Rückstand hätten geraten können, schmunzelte Trainer Vincent Kompany bei DAZN einfach weg: „Ich werde null Prozent dazu sagen (lacht). Wir haben letztes Mal 9:2 gewonnen und ich habe die Hälfte der PK über die zwei Gegentore gesprochen.“

Und weiter: „Jetzt gewinnen wir 5:0, ich sage nichts dazu. Natürlich müssen wir uns anpassen, wir müssen besser werden, es ist nicht perfekt. Aber letzte Saison haben wir hier verloren – heute 5:0 gewonnen. Wir können diese Szene noch zehn Mal anschauen, aber ich würde die anderen Tore lieber zeigen.“

Besonders glücklich war der Trainer über die Rückkehr von Jamal Musiala. „Jedes Mal, wenn Jamal in der Mannschaft ist, haben wir ein Extra“, erklärte er: „Jamal hat natürlich ganz besondere, einzigartige Qualitäten.“ In den letzten Wochen und auch generell sei beim FC Bayern „nicht immer alles perfekt“, weshalb man auch in der vergangenen Saison keinen Titel gewonnen habe.

Doch es gehe Kompany darum, „immer die richtigen Schritte zu machen, um besser zu werden. Das will ich erkennen“. In der Bundesliga habe man bisher 27 Tore geschossen, weshalb er „einfach weitermachen“ möchte.

Schnelle News im Überblick

  • Für den FCB war es das fünfte Bundesliga-Auswärtsspiel in Folge, in dem man drei oder mehr Tore erzielte. Letztmals war eine solche Serie ebenfalls den Münchnern gelungen – unter Hansi Flick in der Saison 2019/20.
  • Bereits vor der Partie hat Kompany einen Rekord eingestellt: Mit 24 Toren in seinen ersten sieben Partien als Trainer eines Bundesliga-Clubs ist er mit Udo Lattek (70) gleichgezogen.
  • Bochums Trainer Markus Feldhoff lobte bei DAZN die Standards des FCB: „Bayern ist da mega gut. Die haben so viele Sachen immer wieder, die sie sich ausdenken. Ich frage mich auch ein bisschen, wann sie die Zeit dafür haben, die Sachen zu erarbeiten. Es ist wirklich auffällig, dass sie da unglaublich viele Varianten spielen. Bisher muss man sagen, dass wir bei Defensivstandards sehr gut waren. Schade, dass es in so einem Spiel passiert.“
  • Am Abend spielt das DFB-Team der Frauen gegen Australien. Es ist das Abschiedsspiel für Alexandra Popp. Anstoß ist um 18.10 Uhr, das ZDF überträgt.



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