FC Bayern Frauen: Die vier Fragezeichen zur neuen Saison
Alexander Straus hat in der Vergangenheit immer häufiger betont, dass er, seit seiner Ankunft beim FC Bayern im Sommer 2022, eigentlich keine richtige Vorbereitung hatte. Zeit, um mit seiner Mannschaft an taktischen Dingen zu feilen, fehlte dem Norweger auf Grund der Europameisterschaft und der Weltmeisterschaft und deren Abstellungspflichten.
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Fragezeichen 1: Welche FCB-Spielerin steht wann zur Verfügung?
Apropos Nationalmannschaft: Auch in diesem Sommer, das zeigt ein Blick auf den Kalender von Giulia Gwinn, sind eine Vielzahl der Bayern-Spielerinnen fast pausenlos unterwegs.
Lediglich zwischen dem Vorbereitungsstart und dem EM-Qualifikationsspiel in Polen hatten Gwinn, Schüller, Lohmann und Co. etwas länger Zeit um durchzuschnaufen.
Und auch für Alexander Straus ist dieser Tanz auf drei verschiedenen Hochzeiten (EM-Qualifikation, Vorbereitung beim FC Bayern, Olympia) ein kompliziertes Unterfangen: Die vielen Abwesenheiten müssen koordiniert, die Belastung gesteuert werden um Verletzungen vermeiden zu können.
Bei den olympischen Spielen im Einsatz:
- Giulia Gwinn
- Sydney Lohmann
- Lea Schüller
- Klara Bühl
Zudem waren folgende Spielerinnen des FC Bayern für die U20-Nationalmannschaft im Einsatz:
- Sarah Ernst
- Laura Gloning
- Alara Sehitler
Für die U20-Weltmeisterschaft in Kolumbien (31. August bis 22. September) drohen also weitere Spielerinnen des FC Bayern auszufallen.
Und Ende Oktober kämpfen mit Magdalena Eriksson, Sarah Zadrazil, Tuva Hansen, Sam Kerr und Jovana Damjanovic weitere Spielerinnen in den Playoffs um ein Ticket für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz.
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Fragezeichen 2: Wie ersetzt man Oberdorf und Naschenweng?
Bei einer solch hohen körperlichen und mentalen Belastung bleiben diese nämlich leider nicht aus. Sydney Lohmann musste das DFB-Trainingslager zwischenzeitlich mit einer Muskelverletzung verlassen. Die Reise nach Frankreich kann die Mittelfeldakteurin aber antreten.
Viel schlimmer hat es Katharina Naschenweng erwischt. Die Linksverteidigerin zog sich Anfang Juni im Trainingslager der österreichischen Nationalmannschaft eine Kreuzbandverletzung zu und auch Lena Oberdorf, Rekord-Einkauf der Münchnerinnen, verletzte sich im letzten Spiel vor den Olympischen Spielen schwer am Kreuz- und Innenband.
Beide Spielerinnen werden Alexander Straus mehrere Monate fehlen. Bianca Rech zeigte sich schockiert ob der neuerlichen Verletzung einer FCB-Spielerin beim DFB (nach Gwinn 2020, 2022 und Carolin Simon 2023): „Das ist ein sehr harter Schlag und wir fühlen alle mit Lena. Wir werden sie auf ihrem Weg zurück begleiten und in allen Belangen für sie da sein. Lena ist eine Kämpferin, wir werden noch viel Freude an ihr haben.“
Es ist davon auszugehen, dass die wiedergenesene Carolin Simon den Platz von Katharina Naschenweng vorerst einnehmen wird. Simon konnte bereits in der Schlussphase der letzten Saison ihr Comeback feiern und erste, wichtige Wettkampfpraxis sammeln.
Die Integration von Lena Oberdorf in das Münchner Starensemble muss nun erst einmal verschoben werden. Und somit auch die Ideen, die Straus für und mit der Nationalspielerin hatte. Für die nächsten Monate stellt sich somit nicht die Frage, mit wem Georgia Stanway die Doppel-Sechs bildet. Sarah Zadrazil dürfte auch hier weiterhin zum Zug kommen und das Mittelfeld der Bayern Frauen somit erstmal unverändert bleiben.
Fragezeichen 3: Wer ist die neue Nummer 1 bei den FCB Frauen?
Eine Änderung könnte es aber im Tor der FCB-Frauen geben. Mit Ena Mahmutovic konnten die Münchnerinnen das wohl größte Torhüter-Talent Deutschlands verpflichten. Mahmutovic, vom Absteiger MSV Duisburg ablösefrei verpflichtet, wird sich zukünftig mit Mala Grohs und Anna Wellmann um einen Platz im Tor streiten.
Auf dem Papier bzw. auf dem Trikotrücken hat Mala Grohs nun erstmal die Nase vorne: Die letztjährige Nummer 1, in manchen Spielen wie dem DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg unsicher, in anderen wie dem Halbfinale gegen Frankfurt in tragender Rolle, trägt zukünftig die „1“ auch auf dem Spielberichtsbogen.
Fragezeichen 4: Braucht es noch Neuzugänge für die FCB-Frauen?
Mit Oberdorf, Mahmutovic und der fest verpfichteten Linda Sembrant scheint Bianca Rech frühzeitig die größten Baustellen geschlossen zu haben. Zudem gelang es, Spielerinnen aus der zweiten Reihe an attraktive Leihstationen zu vermitteln: Karólína Lea Vilhjálmsdóttir hat ihren Vertrag in München bis 2026 verlängert und wird erneut für ein Jahr nach Leverkusen ausgeliehen.
Landsfrau Cecilía Rán Rúnarsdóttir wird in Italien bei Inter Mailand um Spielpraxis kämpfen. Offensiv-Allrounderin Jill Baijings wechselt für ein Jahr auf die Insel zu Aston Villa und ihrem ehemaligen Trainer bei Leverkusen, Robert de Pauw.
Natalia Padilla Bidas, letzte Saison für den 1. FC Köln aktiv, wird in Sevilla auf Torejagd gehen. Den Verein endgültig verlassen haben Emilie Bragstad (zu Bayer 04 Leverkusen) und Torhüterin Erin Nayler (ohne Verein).
Auch ohne die verletzte Lena Oberdorf hat man in München also einen Kader zusammen, der um alle drei Titel mitspielen kann. Der Kader der Müncherinnen ist allerdings sehr verletzungsanfällig (siehe oben):
Ana Maria Guzman, mit großen Hoffnungen verpflichtet, ist weiterhin ohne Einsatzminute und arbeitet an ihrem Comeback. Dasselbe gilt für Weronika Zawistowska, die sich im August letzten Jahres das Kreuzband gerissen hat.
Carolin Simon kommt von einer schweren Verletzung zurück. Hier ist nicht abzusehen, wie sie die Belastung vertragen wird.
Mit Tainara fehlt eine wichtige Abwehrspielerin seit Monaten krankheitsbedingt. Die Brasilianerin stand zuletzt Mitte Dezember auf dem Platz, war in der Folge auch nicht, wie alle anderen verletzten Spielerinnen, bei Heimspielen auf der Tribüne am Campus oder bei den Meisterfeierlichkeiten zu sehen. Die Situation ist für Außenstehende daher überhaupt nicht einzuschätzen, Nachfragen wurden vom FC Bayern mit dem Verweis auf die Privatsphäre abgeblockt.
Und auch die beiden Talente Franziska Kett und Alara Sehitler sind bisher nicht von Verletzungen verschont geblieben.
Nimmt man all diesen Unwegbarkeiten zusammen, würde dem Kader je eine weitere Verstärkung in der Defensive und im offensiven Mittelfeld wohl gut zu Gesicht stehen. Schließlich soll die Reise in dieser Saison auch in der Champions League etwas weiter gehen als im Vorjahr als man, auch verletzungsgeplagt, unglücklich in der Gruppenphase ausgeschieden ist.
Alexander Straus hat mit seinem neu formierten Trainerteam (Clara Schöne ersetzt Jerome Reisacher, der nun die zweite Mannschaft coacht, Kjetil Lone ersetzt Moritz Volz) vor dem Saisonstart bei Aufsteiger Potsdam einige Fragen zu lösen.
Und die Herausforderungen werden auch in Zukunft nicht weniger: Ab der Saison 2025/2026 spielen in der Bundesliga 14 Mannschaften, daher gibt es diese Saison nur einen Absteiger. Neben dem in diesem Sommer erstmals ausgetragenen Supercup zwischen Meister und Pokalisieger also vier weitere Pflichtspiele für Giulia Gwinn und Co.
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