Miasanrot-Awards 2023/24: FC Bayern – Moment der Saison: Sané träumt von Wembley
Obwohl – oder vielleicht gerade weil – die Saison 2023/24 ohne Titel endet, werden sich Bayern-Fans lange an diese Spielzeit erinnern. Wir nennen ein paar erinnerungswürdige Augenblicke und küren den Moment der Saison.
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Ein Auftakt nach Maß
Die Bundesliga-Saison läuft gerade einmal vier Minuten, da ist Twitter schon wieder voll von Abgesängen auf die höchste deutsche Spielklasse und 11Freunde titelte: “Die nächste Gähn-Saison?”. Was war passiert?
Einen Bremer Angriff fing Neuzugang Kim ab, Wunderkind Musiala legte ab auf Sané, der den Ball zum 100-Millionen-Euro-Mann Kane gab und der Engländer zeigte seine Klasse in dem er den Ball Sané wiederum mustergültig in den Lauf legte. Der Nationalspieler war auf und davon, ließ sich nicht mal von seiner vermeintlichen Abschlussschwäche irritieren. In von Hand gestoppten 10 Sekunden hatte der Dauer-Meister der deutschen Konkurrenz gezeigt, dass nach dem Zitterfinale im Vorjahr für alle anderen diese Saison nicht einmal an den Titel zu denken ist. 4:0 stand am Ende das Ergebnis auf der Multimedia-Tafel im Weserstadion.
Schreckgespenst: DFB-Pokal
In der ersten Pokalrunde hatte man Preußen Münster mit einer C-Elf souverän besiegt und in der zweiten Runde wartete das einfache Los Saarbrücken. Tuchel rotierte fleißig und brachte unter anderem Frans Krätzig und Bouna Sarr. Als Müller nach einer knappen Viertelstunde traf, lief alles auf einen ruhigen Pokalabend hinaus. Es sollte anders kommen.
Zunächst verletzte sich De Ligt, den Tuchel aufgrund der dünnen Personaldecke nur mit Laimer ersetzen konnte und in der Folge schien Bayern das Spiel langsam zu entgleiten. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte erwischt das direkte Spiel der unterklassigen Hausherren die unsortierte Münchner Defensive eiskalt. Ein Tackling von Kim im Sechzehner scheitert und so konnten sich Boeder und Sontheimer aussuchen, wer das Tor schießen wollte.
Doch der wahre Moment des Spiels kam genau eine Stunde später, als sich die Bayern in die Verlängerung retten wollten. Erneut war die Restverteidigung fast komplett aufgelöst, als die Saarländer einen letzten langen Pass auf Rechtsaußen spielen. Civeja hatte Gnabry und Davies überlaufen, spielte in die Mitte, wo Gaus aus dem Hintergrund abschloss. Sein abgefälschter Schuss erwischte Neuer auf dem falschen Fuß und Saarbrücken stand Kopf. Der rückwärtsumfallende Neuer steht als Symbolbild für diesen Moment, der noch vor wenigen Jahren undenkbar schien. Doch in den letzten Spielzeiten wurde der DFB-Pokal für die Münchner zum Schreckgespenst.
Tuchel muss gehen, aber darf bleiben
Es gab Bayern-Mannschaften, die durch eine frühe Führung auswärts ihrem Gegner den Mut nahmen und die Hausherren anschließend regelrecht demontierten. Doch die Bayern von 2024 lieferten oft ein anderes Bild. Immer wieder fiel die Münchner Mannschaft trotz einer Führung und ließ wichtige Punkte liegen.
Im Februar verlor Bayern zunächst das vermeintliche Finale um die Meisterschaft gegen Leverkusen deutlich mit 0:3, danach unterlag man Lazio in der Champions-League 0:1 und zum krönenden Abschluss verspielte man gegen Bochum eine 1:0-Führung und verlor auswärts 2:3 gegen eine Mannschaft, die noch in der Hinrunde 7:0 besiegt wurde. Drei Niederlagen am Stück waren mindestens eine zu viel für Trainer Tuchel.
In einer bemerkenswerten Entscheidung wurde der Coach jedoch, anders als beispielsweise sein direkter Vorgänger Nagelsmann, nicht von seinem Job freigestellt, sondern man ließ ihn bis zum Saisonende weiterarbeiten. Was die Münchner Führungsriege zu diesem durchaus ungewöhnlichen Schritt bewegte, kann nur spekuliert werden. Genauso wie auch der alternative weitere Saisonverlauf mit einem anderen Trainer pure Spekulation bleibt.
Sané trifft und lässt träumen
Nach der vergebenen Meisterschaft, blieb den Münchnern lediglich der Traum von der Champions-League. Gegen Lazio und Arsenal hatte man im Rückspiel jeweils die heimische Allianz Arena genutzt, um das Weiterkommen zu erzwingen. Im Halbfinale wartete nun der Angstgegner der letzten zehn Jahre: Real Madrid.
Die königlichen Gäste spielten nicht überragend, aber gegen die Münchner aus dieser Saison reichte ein Gedankenblitz von Kroos gepaart mit einem Aussetzer von Kim, um in Führung zu gehen und die Münchner in eigener Arena an den Rand des Ausscheidens zu bringen. Nach der Führung kontrollierte Madrid die Partie, doch mitten in diese Phase folgte die vielleicht beste Einzelaktion der Saison.
Eine Seitenverlagerung auf den rechten Flügel landete bei Sané, der viel Platz und nur Rüdiger als Gegenspieler vor sich hatte. Mit viel Tempo führte der Nationalspieler den Ball am linken Fuß nach Innen am überraschten Rüdiger vorbei, der sich zunächst noch drehen musste. Ein Hauch von Arjen Robben wehte durch das Stadion, als Sané schließlich vor der Südkurve beherzt abschloss und den Ball wuchtig innen neben den kurzen Pfosten setzte. Der Ausgleich und letztlich unser Moment der Saison 2024. Ein Tor, das träumen ließ, auch wenn am Ende der Traum keine Wirklichkeit werden sollte.
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