Miasanrot-Roundtable zum Saisonstart und Deadline Day des FC Bayern
Kassenschluss am Deadline Day
Adressieren wir zu Beginn den Elefanten im Raum. Nein, ausnahmsweise nicht das Saarland, sondern den Deadline Day. Der Warenkorb des FC Bayern war zwischendurch prall gefüllt, aber die Kasse plötzlich geschlossen. Kein neuer Spieler für Thomas Tuchel, aber mit Ryan Gravenberch noch ein prominenter Abgang. Wie bewertet ihr den Abschluss des Transferfensters?
Maurice: Wie bereits das ganze Transferfenster waren auch die Tage um den Deadline Day relativ chaotisch. Die Transfer-Task-Force rund um die Gran Senioren hinterließ dabei kein gutes Bild. Erst viel zu spät entschied man sich dazu, Tuchel den Wunsch nach einer Holding Six zu erfüllen. Am Ende wurde man Opfer der angespannten Zeitschiene und steht nun mit einem auf Knopf genähten Kader vor der Saison. Das kann gut gehen, aber mit de facto 18 Kaderspielern darf kein Spieler längerfristig ausfallen.
Georg: Setzen. Sechs. Ungenügend. An ein vergleichbares Deadline-Day-Desaster kann ich mich nicht erinnern. Damit beziehe ich mich nicht auf das Ergebnis – bewusst keine Spieler mehr zu kaufen, wäre eine legitime Entscheidung gewesen – sondern auf die Kommunikation und das Management rund um die Fast-Transfers. “Schockierend und planlos” wäre zu harmlos, um die letzten 72 Stunden des Fensters zu beschreiben.
Glücklicherweise ist der Deadline Day nur ein Tag im gesamten Transferfenster. Blendet man diese Nebengeräusche aus, steht unterm Strich ein ordentlicher Transfersommer. Der FC Bayern hat in erster Linie sehr gut verkauft. Dabei hat der Club insgesamt 173 Millionen Euro erlöst, obwohl mit Benjamin Pavard nur ein klarer Stammspieler unter den Abgängen war. Eine Reihe vielversprechender Leihen rundet das Bild auf dieser Seite der Bilanz ab. Auf der Einkaufsseite fällt mein Fazit gemischt aus. Kane und Kim gehören sportlich ins obere Regal. Laimer und Guerreiro sehen auf den ersten Blick nach ablösefrei “in den Schoß gefallen” aus. Im kleinen Kader könnten auch sie jedoch noch wichtig werden.
Alex: Ich habe meine Meinung zu dem Thema schon vor einigen Tagen bei uns im Forum gepostet. Ich fand die Performance der Transferverantwortlichen nicht nur am Deadline Day selbst, sondern schon den Wochen zuvor und spätestens seit der anscheinend intern nicht ganz abgestimmten Stanisic-Leihe einigermaßen verheerend. Ich tendiere dazu, den Stanisic-Wechsel als unabhängig vom Pavard-Wechsel anzusehen, denn Stanisic wurde wohl so oder so die Fähigkeit nicht zugetraut, einen für die Anforderungen der Bayern hinreichend guten Rechtsverteidiger abzugeben, und insofern war ein Wechsel von ihm mit der Aussicht auf hochwertige Spielzeit, die ihn näher an das Niveau der Bayern heranführen würde, unabhängig davon, ob Pavard bleiben würde oder nicht, sinnvoll. Nur leider schien Thomas Tuchel das nicht zu wissen und, darauf angesprochen, auch anders zu sehen. Und dabei soll Tuchel doch ein Teil des Transferkomitees sein? Was für ein Desaster.
Dass der Palhinha-Wechsel am Deadline Day scheiterte, weil Fulham es nicht mehr rechtzeitig schaffte, noch in den letzten Tagen des Transferfensters einen Ersatz für ihn zu verpflichten, ist die eine Sache. Okay, das passiert, auch andere Vereine pokern mit ihren Spielern. Aber dass der FC Bayern laut Herbert Hainer persönlich im Doppelpass am letzten Wochenende überhaupt erst am Sonntag vor dem Ende des Transferfensters (!) endgültige Klarheit darüber gewonnen hatte, dass Pavard gehen würde, und sich erst danach (!) und in Antwort darauf dazu entschieden hat, Palhinha verpflichten zu wollen, ist schon ein reichlich abenteuerliches Vorgehen. Wie kann man bei einer für die gesamte Balance des Kaders und die daraus resultierenden Transferbemühungen so kritischen Frage, ob ein zentraler Spieler wie Pavard den Verein wirklich verlässt, erst sechs Tage vor Ende des Transferfensters Klarheit haben? Wie kann man erst DANACH und IN REAKTION DARAUF zu der Entscheidung kommen, dass jetzt aber noch ein Sechser her muss (für dessen Verpflichtung dann noch vier Tage Zeit sind)? Das kann doch wirklich nicht wahr sein. Jedem halbwegs kompetenten Manager müssen ob eines solchen eklatanten Mangels an Strategie, strategischem Gespür und strategischem Vorgehen die Haare zu Berge stehen. Betriebskritische strategische Prozesse, die man grundsätzlich langfristig planen kann, überhaupt erst sechs Tage vor Ablauf einer Deadline als Problem zu erkennen und dann erst Reaktionsbewegungen darauf in Angriff zu nehmen, würde in jedem normalen Unternehmen in die sichere Kündigung für den betroffenen Manager münden. Gut, dass wir hier über Fußball reden, da gehen die Uhren anders und die Konkurrenz stellt sich auch nicht viel besser an, das puffert die Unfähigkeit ab.
Der einzig positive Lichtblick an den letzten Transferwochen der Bayern ist der, dass das Transferfenster ja schon in dreieinhalb Monaten wieder öffnet und der Grundstein für eine Palinha-Verpflichtung mit der hektischen Betriebsamkeit der letzten Tage bereits mehr als gelegt ist. Wenn sich die Hinrunde der Bayern wegen defensiver Lücken im Mittelfeld auch nur in Spuren als problematisch erweist, bin ich mir sicher, dass Palhinha schon Anfang Januar bei den Bayern unter Vertrag stehen wird (gesetzt den Fall, Fulham kann dann auf den Spieler verzichten).
Chancen und Risken des aktuellen Kaders
Auch wenn der Deadline Day kurzfristig die Berichterstattung dominiert, gehören zum Transfersommer deutlich mehr Zugänge und Abgänge. Neun Spieler aus dem Profikader der letzten Saison haben den Klub für insgesamt 173 Millionen Euro verlassen. Für die fünf Zugänge Kane (100), Kim (50), Peretz (5), Laimer (0), Guerrero (0) wurden insgesamt 155 Millionen Euro ausgegeben. Ist der Kader nach den Transfers stärker als in der vergangenen Saison bzw. welche Risiken und Chancen ergeben sich in der Hinrunde?
Georg: Die ersten 15 bis 16 Spieler im Kader gehören weiterhin zum stärksten, was der europäische Fußball zu bieten hat. Außer Manchester City sehe ich keinen Kader mit mehr Qualität unter den Top-15. Vor allem die Offensive ist mit Kane, Tel, Müller, Musiala, Coman, Gnabry und Sané qualitativ hochwertig und quantitativ ausreichend besetzt. Dazu ist die Altersstruktur lobenswert: eine bunte Mischung von alten Hasen (Kane, Müller, Choupo-Moting, falls er bleibt), bis zu jungen Hunden (Musiala und Tel).
Die Probleme beginnen dahinter. In der Verteidigung und im defensiven Mittelfeld fehlt es an Kaderbreite. Die Lücke zu den verbleibenden Back-ups und Nachwuchsspielern ist dort zu groß. Zudem fehlt weiterhin eine Ankersechser – egal ob in der Tuchelschen Ausprägung als Defensiv-Anker oder in der Miasanrotschen Ausprägung als Aufbau-Anker.
Alex: Ich stimme Georg zu. Der Kader ist stark, wo er stark ist und dünn, wo er dünn ist. Ironischerweise wäre für den Kader, so wie er jetzt beschaffen ist, ein Trainer wie Nagelsmann, für dessen System jeder einzelne Spieler weniger spezifisch definierte und eng zugeschnittene Aufgaben in Abhängigkeit von seiner Position erfüllen muss, womöglich vorteilhafter als ein Trainer wie Tuchel, der genaue Vorstellungen und Bedürfnisse für jede einzelnen Position (oder Rolle) und ergo jeden einzelnen Spieler, der diese Position (oder Rolle) ausfüllt, hat, weil die Substitution eines Spielers durch einen anderen im System Nagelsmann mit tendenziell weniger Spezialisierungsverlusten einhergeht und daher mit kleinerem Leistungsabfall zu bewerkstelligen ist als im System Tuchel.
Daniel: Dieser Kader hat in der vergangenen Saison so sehr nach einem Mittelstürmer gelechzt, dass die schiere Existenz Harry Kanes in ihm ausreicht, diesen stärker zu machen. Dafür haben die abgegebenen Spieler auch zu schlecht (Mané), zu selten (Hernández) oder nicht gut genug (Gravenberch) gespielt. Das Problem sind indes die anderen abgegebenen Abwehrspieler. Ohne Pavard und Stanišić kann man den Betrieb eigentlich auch gleich abmelden, sobald ein Außenverteidiger ausfällt. Guerreiro ist mehr Sportinvalide, denn Profifußballer und rechts ist einfach mal gar keiner. Hier schmerzt der Abgang Cancelos umso mehr, seine Flexibilität bei gleichbleibender Qualität fehlt dieser Mannschaft schmerzlich.
Laimer hat seinen Job gegen Gladbach gut gemacht, aber ohne einen zusätzlichen Mittelfeldspieler, braucht man ihn eigentlich vollends dort. Diese ganzen Lücken werden dazu führen, dass wir mehrfach in der Saison Coman rechts hinten, Kimmich in der Kette und Musiala auf der Sechs sehen werden. Verlegenheitslösungen.
Stehen und Fallen tut die Saison am Ende aber mit dem Torhüter. Kehrt Neuer bald wieder auf das Feld zurück? Anscheinend ist die Antwort auf die Frage positiv. Für Bayerns Transfer-Taskforce ist damit das Thema abgeschlossen. Für mich nicht. Die Gretchenfrage ist doch, in welcher Form Neuer zurückkehrt. Nach seiner letzten mehrmonatigen Ausfallzeit, brauchte er auch genauso lange, um wieder der Alte zu sein. Hat man allerdings erst gegen April, Mai einen Keeper internationaler Klasse wieder, wird das die Saison kosten.
Wünsch-Dir-Was
Welchen Spieler hättet ihr gerne noch im Kader gesehen? Was erwartet ihr vom neuen Sportdirektor Christoph Freund mit Blick auf die Winterpause?
Daniel: Also, so ganz allgemein gefragt, ich habe gehört, dieser eine immer noch junge französische Stürmer von PSG sei ganz gut und nächstes Jahr vertragslos…
Okay, Spaß bei Seite, oben hatte ich ganz speziell Cancelo bereits erwähnt. Da dieser nicht mehr zu haben ist, braucht es rechts hinten eine Lösung. Mazraoui fehlt im Frühjahr beim Afrika-Cup und ist auch davon unabhängig verletzungsanfällig. Links täte ein weiterer Rotationsspieler auch gut, weil Guerreiro eben Guerreiro ist.
Im zentralen Mittelfeld bräuchte es unabhängig von Tuchels Wünschen, auch so noch eine Verstärkung. Drei Spieler für zwei Positionen sind zu dünn. Zumal Laimer rechts gebraucht wird und Goretzka verletzungs- und formanfällig ist. Ich vermute ja, einer der Gründe, wieso man Palhinha so spät angegangen ist, weil erst dann Freund sich so richtig sportlich anfing mit anderen im Verein auszutauschen. Palhinha scheint also schon auch ein Freund-Pick zu sein. Im Januar wird man ihn wieder zum Medizin-Check in München haben, vielleicht wird er diesmal ja sogar das Trikot behalten können.
Aufgrund von Neuers zu erwartenden Formproblemen, hätte ich zudem lieber Qualität a la Bonou gesehen, statt eines jungen Entwicklungskeepers.
Georg: Ich bin sehr gespannt, wie Christoph Freund seine Rolle interpretiert, ja, interpretieren muss. Meine Erwartung an ihn, und vielleicht auch seine eigene, war es, an grundsätzlichen Strukturen zu arbeiten. Dazu passt seine erste Personalie Richard Kitzbichler, der an der Schnittstelle zwischen Campus und Säbener Straße arbeiten soll. Nun findet er einen unfertigen Kader und etwaige interne Verstimmungen vor. Schneller als erwartet wird sich bereits im Wintertransferfenster die Frage stellen, wer die zukünftige Kaderplanung maßgeblich bestimmt. Werden Tuchels Wünsche mit einem halben Jahr Verspätung erfüllt oder wird Freund andere Vorstellungen haben? Ich bin mehr auf die internen Prozesse und Richtlinienkompetenz gespannt, die sich im Winter vielleicht zeigen werden, als auf die konkreten Wintertransfers.
Alex: Mein erster Eindruck von Christoph Freund von seiner Verabschiedungs-PK bei Salzburg vor ein paar Monaten war überaus positiv: ein gewitzter, ehrgeiziger, nicht auf den Mund gefallener und nicht maulfauler Mann mit einer freundlichen, positiven Ausstrahlung, der bei den Bayern wirklich etwas erreichen möchte und über dessen Arbeit und Charakter sein RB-Salzburg-Chef auch nur Gutes zu sagen hatte, und das glaubhaft.
Aber leider wird Christoph Freund bei den Bayern an derselben logischen Unmöglichkeit scheitern, an der auch schon alle Sportdirektoren vor ihm gescheitert sind: Angeblich soll einer der Hauptgründe für die Verpflichtung Freunds gewesen sein, dass er so gut Nachwuchstalente scouten und entwickeln kann. Die Bayern können und werden aufgrund ihres sportlichen Anspruchs allerdings nie ein Team sein, dass systematisch (also nicht bloß zufällig) Jugend- und Nachwuchsspieler aus der eigenen Akademie oder auch von fremden Vereinen in den Kader der ersten Mannschaft einbaut. Man kann nicht gleichzeitig nach Möglichkeit drei von drei Titeln pro Saison gewinnen wollen und dabei systematisch junge Nachwuchsspieler in die erste Mannschaft einbauen, die bei guter Entwicklung vielleicht in drei oder vier Jahren volle Bayern-Qualität haben könnten. An diesem logischen Widerspruch wird auch ein Christoph Freund nicht vorbeikommen.
Von diesem Problem abgesehen bin ich gespannt, wie sich Freund im Transfergeschäft einer internationalen Mannschaft mit höchsten sportlichen Ansprüchen behaupten wird, denn sein neuer Job dürfte diesbezüglich doch einige gänzlich anders gelagerte Herausforderungen für ihn in petto haben als sein alter bei Salzburg, der tatsächlich mehr auf das Scouten und Entwickeln junger Spieler ausgerichtet war.
Dennis: Die Vorschusslorbeeren für Christoph Freund lassen mich ein Stück weit an die Zeiten von Michael Reschke zurück denken. Auch damals bestand der Entwicklungsschritt und der Reiz der Aufgabe für den Neuen beim FC Bayern darin nicht mehr nur Talente zu entdecken und zu entwickeln, sondern auch „ein Regal weiter oben“ zugreifen zu können. Am Beispiel von Kingsley Coman lässt sich dabei sogar die Kombination aus Talententwicklung und Champions-League-Final-Torschütze nachzeichnen. Wir werden sehen, ob Christoph Freund einen vergleichbaren positiven Ausreißer produzieren kann.
Ich bin sehr gespannt, ob der Palhinha-Transfer in Winterpause tatsächlich ein No-Brainer ist. Ich hatte den Eindruck, dass die Umstände des sich schließenden Transfer-Fensters und die aktuelle Angebotslage hier zu einer möglichen Kurzschlussreaktion geführt haben. Falls im Winter also nach einer angemessenen Scouting- und Bewertungsphase eine Holding Six mit einem anderen Namens auf dem Trikot im Fanshop verfügbar wäre, würde ich das nicht zwingend als Enttäuschung verbuchen.
Sané Jahr
Auf welchen Spieler freut ihr euch am meisten mit Blick auf die Hinrunde bzw. wem traut ihr eine Leistungsexplosion zu?
Alex: Wenn ich davon ausgehe, dass eine Leistungsexplosion eine vorher eher gedimmte Leistung zur Voraussetzung hat (von der aus sie dann explodieren kann), dann eigentlich höchstens Sané oder Gnabry, denn alle anderen sind entweder neu oder ihre Leistung in der letzten Saison war grosso modo so gut, dass sie kaum Raum für eine dramatische Steigerung bietet, ohne unrealistisch zu werden. Von beiden genannten Kandidaten legt der Saisonstart Sané nahe und ich würde mich für ihn freuen, wenn er die guten Leistungen der ersten Spiele in den kommenden Wochen bestätigen kann.
Es wurde nicht danach gefragt, aber in die andere Richtung gesprochen könnte ich mir vorstellen, dass Kane hinter den Erwartungen zurückbleiben wird. Ich hoffe es nicht.
Daniel: Sané traue ich jedes Halbjahr eine Leistungsexplosion zu und werde doch immer enttäuscht. Selbst wenn die Leistungen stimmen, stimmt die Konstanz doch nie. Von daher wären konstante Top-Leistungen von den DFB-Stürmern super, ich habe es allerdings aufgegeben, es zu erwarten.
Gespannt bin ich auf Leon Goretzka. Sein Leistungstal scheint überwunden, aber der Alte ist er trotzdem noch lange nicht. Der Querpass-Leon der ersten Spiele war okay nach den Monaten zuvor. Ich erwarte dann allerdings, dass mit jedem Spiel dann auch immer mehr der wirklich herausragende Box-to-Box-Spieler hervorscheinen wird, der er ja mal war.
Dennis: Ich schließe mich gern der ersten Saison-Overreaction an und hoffe, dass Leroy Sané seinen hervorragenden Start in die Saison konstant fortsetzen kann. Er hatte auch in den vergangenen Saisons immer wieder Phasen (vor allen in den Hinrunden), in denen er sein Potenzial auf den Platz gebracht hat und klar die Nummer 1 der Winger war. Es bleibt aber abzuwarten, ob die „Pärchenbildung“ auf der rechten Seite ihm diese Konstanz ermöglicht. Mazraoui kann dieser Partner sein, wenn seine Verletzungen ihm keinen Strich durch die Rechnung machen. Vielleicht stellt sich aber auch heraus, dass Laimer der ideale Lahm zu Leroys Robben-Dribblings werden wird.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich an dieser Stelle noch Mathys Tel. Nachdem einige meiner persönlichen Identifikationsfiguren mit dem Verein diesen in den letzten Jahren verlassen haben, ist Tel einer der Spieler und Menschen, die sich mit ihrer Art und Weise auf und neben dem Platz in das Herz vieler Bayern-Fans spielen. Ich hoffe als auf ausreichend Ruhepausen für Kane und Einsatzchancen für Mathys Tel, um seine beeindruckende Torquote je 90 Minuten fortzusetzen.
Manchester United, FC Kopenhagen und Galatasaray Istanbul lauten die Gegner des FC Bayern in der Gruppenphase der Champions League. Gegen die beiden Teams aus England und Dänemark haben die Bayern bereits historische Niederlagen kassiert. Wird die Revanche gelingen? Auf welches Duell freut ihr euch besonders? Wo werden die Bayern in der Abschlusstabelle landen?
Maurice: Auch wenn United nicht mehr der dominierende Verein der Stadt ist, so sind die Duelle mit dem englischen Rekordmeister doch das Kronjuwel in dieser Gruppenphase. Die Erinnerungen an das Robben-Tor, das Comeback unter Pep oder das bittere Finale von 1999 lassen das Herz einer jeden Fußball-Historikerin höher schlagen.
Daniel: Gegen United hat man sich doch mittlerweile oft genug revanchiert. Wem das immer noch nicht ausreicht, muss eben darauf warten, irgendwann mal ein Champions-League-Finale gegen United zu haben. Noch ein Gruppenspiel-Dreier mehr oder weniger macht den Kohl auch nicht fett.
Davon ab stimme ich Thomas Tuchel nicht zu, das ist keine schwere Gruppe. Ich würde sie sogar als sehr leicht klassifizieren. Unter 15 Punkte wären eine Enttäuschung.
Georg: Auch wenn Manchester United seit zehn Jahren auf den Titel in der Premier League oder einen Halbfinaleinzug in der Champions League wartet, ist es ein Gegner aus dem oberen Regal. Deshalb ist das Duell der Rekordmeister das sportlich relevanteste. Rein sportlich hat der FC Kopenhagen nicht viel zu bieten. Der FC Bayern wird als klarer Favorit in die Duelle gehen. Für die Auswärtsfahrer bietet sich ein Ausflug mit Brückentag in die dänische Metropole an, klare Reiseempfehlung an dieser Stelle! Galatasaray bringt ein spannendes Komplettpaket. Allein die Sommertransfers machen die Spiele sportlich interessant: Demirbay, Angeliño, der Ex-Schalker Ayhan, dazu Zaha, Ziyech, Icardi und am türkischen Deadline Day noch Ndombélé und Sánchez von Tottenham. Das ist fast eine komplette neue Elf. In Kombination mit einer möglichen Auswärtsfahrt in den sonnigen Istanbuler Spätherbst das für mich schönste Gesamtpaket.
Ich schließe mich Maurice an und sehe den FC Bayern als klaren Favoriten, der sich souverän fürs Achtelfinale qualifizieren wird. Ob es auf dem Weg dahin 18, 15 oder 13 Punkte werden, ist fast egal.
Dennis: Georg hat Manchester United als Gegner aus dem oberen Regal bezeichnet und wer beim Lesen die Stirn gerunzelt hat, der wird noch mehr Fragezeichen im Gesicht haben, wenn er auf die Transferbilanz von Manchester in den letzten zehn Jahren blickt. 1,4 Mrd. Euro hat Manchester United in diesem Zeitraum mehr ausgegeben als eingenommen. Mehr als jeder andere Verein und über 300 Millionen Euro mehr als der Zweitplatzierte Chelsea FC. Geld allein führt also nicht zwangsläufig zu maximalem sportlichen Erfolg. Der FC Bayern liegt übrigens kumuliert über die letzten zehn Jahre bei einem Transferminus von 343 Millionen Euro, knapp hinter Bournemouth (344), Crystal Palace (376), Everton (391) und Al-Hilal (457), aber noch vor Real Madrid, deren Minus bei nur 325 Millionen Euro steht.