FC Bayern mit spätem Sieg gegen Gladbach
So reiste Thomas Tuchels positionsweise dünner Kader nach Mönchengladbach, um gegen die Fohlen zu bestehen, was sich in den letzten Jahren als erstaunlich schwierige Prüfung erwiesen hatte.
Mit Sven Ulreich im Tor, Noussair Mazraoui, Dayot Upamecano, Kim MinJae und Alphonso Davies in der Abwehr stellte Tuchel eine ähnliche Aufstellung wie in den letzten Spielen auf. Joshua Kimmich und Leon Goretzka begannen im Mittelfeld, Leroy Sané, Thomas Müller und Kingsley Coman spielten hinter Harry Kane im Angriff.
Gladbach ging in der 30. Minute nach einem Eckball, den Ko Itakura zum 1:0 einköpfte, in Führung. Sané glich jedoch in der 58. Minute aus, als Kimmich den Flügelstürmer mit einem tollen Ball bediente, er den Ball gut annahm und zum 1:1 abschloss.
In der 87. Minute gingen die Bayern schließlich durch Mathys Tel nach einer Ecke von Kimmich in Führung und gewannen mit 1:2.
Drei Dinge, die uns aufgefallen sind
Immer noch schal
Mit ihren ersten 25 Minuten am Samstag hinterließen die Bayern mit ihrer Leistung bei mir eigentlich einen relativ positiven Eindruck, aber das sollte weniger als Aussage darüber, wie gut die Bayern in diesem Spiel spielten, sondern eher darüber, wie schwach sie bisher in Tuchels Amtszeit insgesamt gespielt haben, verstanden werden.
Ich hatte in diesen ersten Minuten das Gefühl, dass die Bayern positiven, nach vorne orientierten Ballbesitz hatten und es einiges an produktiver Bewegung in und um den Gladbacher Strafraum gab. Der Ballbesitz fühlte sich effektiver an, als er es sonst so oft tut. Dennoch waren die Bayern weit davon entfernt, das Spiel zu dominieren, und nur eine kleine Ruhephase, in der Gladbach etwas aufkommen durfte, reichte und der grundsätzlich gute Eindruck war schon wieder perdu.
Nüchtern betrachtet haben die Bayern schon lange nicht mehr gut ausgesehen. Es ist schon lange her, dass sie eine andere Mannschaft wirklich dominiert haben. Es ist schon lange her, dass sie ein Gefühl von Identität und vereinigender Idee vermittelt haben. Dieses Spiel war vielen der Tuchel-Spiele der letzten Saison sehr ähnlich, mit dem kleinen Unterschied, dass sie es diesmal gewinnen konnten.
Positive Veränderungen
Heute ist das erste Mal, dass ich mich daran erinnern kann, dass Tuchel im Spiel Änderungen vorgenommen hat, die der Mannschaft einen spürbaren positiven Impuls vermittelte. Die Einwechslung von Laimer für Mazraoui war sinnvoll, da sich der Marokkaner rasiermesserscharf an der Grenze zu Gelb-Rot bewegte.
Auch die Einwechslung von Choupo-Moting und Gnabry für Müller und Coman war sinnvoll. Keiner der ausgewechselten Spieler hatte heute im bestehenden System einen nennenswerten Einfluss auf die Mannschaft, so dass es eine gute Idee war, frische Spieler zu bringen und die Formation zu ändern.
Dann brachte Tuchel Tel für Goretzka ins Spiel, was sich letztendlich als entscheidend erweisen sollte, da Tel den Siegtreffer erzielte. Alle diese Wechsel schienen das Spiel der Bayern spürbar zu verbessern und zum erfolgreichen Ende beizutragen, und es ist das erste Mal, dass ich mich daran erinnern kann, dass dies unter Tuchel der Fall war.
Einen Weg zum Sieg finden
Es ist bekannt, dass Gladbach den Bayern schon seit geraumer Zeit ein Dorn im Auge ist. Diese drei Punkte fühlen sich daher auch unabhängig von den Voraussetzungen und der gezeigten Leistung für die Saison wirklich enorm an. Was eben diese Leistung angeht, möchte ich sie aufgrund der Möglichkeit Tuchels, sie in der zweiten Halbzeit durch sein Handeln signifikant positiv zu beeinflussen, als ermutigend für die nächsten Spiele bezeichnen.
Dabei lief es nicht einmal ganz nach dem Geschmack der Bayern, die nach einem gut getretenen Eckball, der in der oberen Ecke des Tores landete, mit 0:1 in Rückstand gerieten. Die Abwehrleistung hätte sicherlich besser sein können, aber es war auch eines dieser Tore, bei denen einem kein Zacken aus der Krone bricht, sie neidlos als gelungen anzuerkennen.
Aber im Unterschied zu so manchem früheren Spiel setzten die Bayern diesmal nicht nur nach, sondern dies sogar mit gesteigerter Entschlossenheit. Sie sammelten sich schon in der zweiten Hälfte der ersten 45 Minuten wieder und nach der Pause legten sie zwei Gänge zu und erzielten sowohl den Ausgleich als auch den späten Siegtreffer.
Es ist ein Spiel, bei dem man sich leicht vorstellen kann, wie es in die andere Richtung geht. Ein typsicher Angstgegner in einem Abendspiel gleich zu Beginn der Saison, gegen den in einer Mischung aus unglücklich und verdient untergeht. Drei Punkte zu holen fühlt sich unter diesen Umständen wichtiger an als das tatsächliche Spiel.