Bayern gegen Manchester United – Blick in die Statistiken
Torabschlüsse: Viel Verschnitt im Strafraum
Beim Blick auf die Torschussstatistik fällt sofort die geringe Quote derjenigen Bälle auf, die eigentlich überhaupt gefährlich auf den Kasten kamen und nicht daneben gingen. Während Manchester United bei ihren sechs Schüssen immerhin zwei Drittel auf Neuers Tor brachten, also etwas in die Kategorie “potentiell gefährlich” einordneten, konnten unsere Jungs das gerade einmal bei 18.75% der Abschlüssen tun. Acht Mal wurde der Versuch geblockt, zwei Mal vom Torhüter abgewehrt und fünf Mal ging es ganz (oder zumindest knapp) daneben. Das lässt sich vor allem auf die vielen kompakt und tief stehenden Verteidiger zurückführen. Es war selten Platz für einen platzierten Schuss, der ja neben dem feinen Zuspiel aus der Bewegung zum Repertoire unserer Angriffsbemühungen gehört.
Pässe im Angriffsdrittel: Handball vs. Hoch und weit
Um die Unterschiede im Angriffsspiel von Manchester United und dem FC Bayern beschreiben zu können, reicht eigentlich der Blick auf die Pässe im Angriffsdrittel. Unsere Roten spielten ganz im Handball-Stil einen Pass nach dem anderen um den gegnerischen Strafraum herum. Die entscheidenden Fehler entstanden bei langen Zuspielen oder der Eröffnung aus der eigenen Hälfte. Bei einem 1:1 Endergebnis muss man nach 283 Pässen aber auch konsequent eine Schwäche im Abschluss und letzten Pass attestieren. United verteidigte mit allen Mitteln und hatte viel Erfahrung in ihren Reihen. Enge Räume, wenig Platz, gute Zweikämpfe – der FC Bayern kreierte zu wenige Lösungen.
Die Vorwärtsbewegung unseres Gastgebers sah ganz anders aus. Hoch und weit aus der eigenen Hälfte in den Raum vor unseren Strafraum, um Boateng oder Martínez in 1-gegen-1 Situationen zu bringen und von der Geschwindigkeit des eigenen Personals zu profitieren. Zum Glück fehlte meistens die Präzision und unsere Jungs konnten in viele entscheidenden Szenen bestehen. Am Ende stand da ja auch noch Manuel Neuer. Tragisch, dass das Gegentor nach einem schlecht verteidigten Eckball fiel. Aber irgendwie ist das auch typisch.
Zwei Mannschaften mit soliden Defensivleistungen
Beide Kontrahenten agierten in der Defensive sehr solide. Erklärung zur Grafik: Fouls (schwarze Dreiecke), erfolgreiche Zweikämpfe (grüne Kreuze), verlorene Zweikämpfe (orange Kreuze), Ball erfolgreich geklärt (grüne Kreise), geblockte Schüsse (grauer Balken) und abgefangene Bälle (grünes Diamanten-Symbol).
Der größte Unterschied liegt wohl daran, dass unsere Roten Manchester United zentral vor dem eigenen Strafraum einschnürrten und dort in Zweikämpfe zwangen, die der Gastgeber in den meisten Fällen gewann. Im Gegensatz dazu mussten wir meist unsere linke Abwehrseite verteidigen, dort die Vorwärtsbewegung stoppen oder Flanken in den Strafraum blocken. Auffällig bzw. klar ersichtlich ist außerdem, dass wir phasenweise sehr tief im gegnerischen Strafraum Ballgewinne durch erfolgreiche Tacklings erzielen konnten. Der ballführende Spieler von Manchester wurde früh attackiert, um im Anschluss direkt wieder in die Vorwärtsbewegung zu kommen. Leider fehlte danach meist das Tempo oder genaue Zuspiel, sodass selten gefährliche Situationen entstanden und die Aktion eher verschleppt wurde.
Flanken waren kein Mittel zum Tor
Flanken waren am Dienstagabend kein Mittel zum Tor. Nur 13.80% auf der Seite des FC Bayern und 26.30% bei Manchester United fanden überhaupt einen Mitspieler. Es mangelte an Effizienz, Präzision – und bis zur Einwechslung von Mario Mandzukic – auch an einem großen kopfballstarken Zielspieler, der sich behaupten und den Ball ablegen kann. Beim 1:1 Ausgleich funktionierte das gut. Ansonsten aber quasi überhaupt nicht. Dabei sollte man beachten, dass Flanken kein probates Mittel gegen erfahrene, tief stehende Verteidiger sind. Aufgrund der engen Räume in Manchesters Strafraum und unserer kleinen, eher auf schnelles Passspiel, Durchbrüche auf den Flügeln und flache Hereingaben spezialisierte Spieler, hätte man sich eher auf diese Fähigkeiten konzentrieren sollen statt es mit 29 meist hohen Bällen zu versuchen.
Kreierte Chancen und nur ein Tor
Bei der Statistik zu kreierten Chancen wird noch einmal deutlich, dass Manchester United über die rechte Angriffsseite bzw. mit langen Bällen aus der eigenen Hälfte gefährlich werden konnte. Dazu kam der Führungstreffer nach einem Eckball. Der FC Bayern musste im Vergleich zu den letzten Partien in der Bundesliga wesentlich weiter vom strafraum entfernt agieren und sich aus dieser Position bemühen. Bis auf einen schnellen Vorstoß von Arjen Robben waren alle Möglichkeiten rückwärtig gerichtet. Parallel zum Spielfeld funktionierte es nur ganze zwei Mal – eines davon war der Kopfballableger von Mandzukic, den Bastian Schweinsteiger im Anschluss zum Ausgleich verwandelte. Die Statistik verdeutlicht noch einmal die Mühe, die der FC Bayern in den Zwischenräumen der zwei Abwehrketten hatte. Aus der handballartigen Spielweise, welche in der Passgrafik des Angriffsdrittels deutlich wird, konnte selten Zug zum Tor entwickelt werden, um im Anschluss mit gefährlichen flachen Hereingaben zu agieren. An dieser Stelle steckt auch das größte Potential, das Pep Guardiola und die Mannschaft im Rückspiel aufdecken und nutzen muss.
Hier liegt der Schlüssel gegen das Abwehrbollwerk, denn es rechnet wohl niemand ernsthaft damit, dass Manchester United im entscheidenden Spiel höher stehen und dadurch Räume öffnen wird.