Auf Tour mit dem FC Bayern: Teil III – Epilog
Wahrnehmung und Standing
Eine der ersten Fragen betrifft die Wahrnehmung des Vereins und wie die Bayern in den USA von Fußballinteressierten wahrgenommen werden. Ich habe diese Frage in meinen beiden vorherigen Artikeln bereits indirekt angesprochen, möchte hier aber noch einmal etwas genauer darauf eingehen.
Bayern gegen Europa
Wenn man das Ansehen der Bayern in den USA mit dem der englischen, spanischen und anderen europäischen Mannschaften vergleicht, kann man meiner Meinung nach mit Fug und Recht behaupten, dass sie in Sachen Aufmerksamkeit und Bedeutung auf dem US-Markt irgendwo zwischen der ersten und zweiten Garde der internationalen Clubs liegen. Ganz vorne liegen die englischen Spitzenmannschaften und die beiden spanischen Giganten, die weitaus mehr Bekanntheit genießen und eine größere Anhängerschaft haben.
Knapp dahinter folgen dann aber schon die Bayern, vor allem, was den allgemeinen Bekanntheitsgrad betrifft. Sie liegen damit vor PSG und Juventus zum Beispiel. Ich würde jedoch sagen, dass der Unterschied im Allgemeinen darin besteht, dass die meisten Bayern-Fans, die ich kenne, prozentual gesehen kenntnisreicher und engagierter sind als die der größeren Vereine.
Viele der Fans der größeren Mannschaften hier sind eher Gelegenheitsfans. Sie sehen sich hin und wieder Spiele an, vor allem die „wichtigen“, halten sich aber sonst vornehmlich nur über die Ergebnisse auf dem laufenden und haben eine allgemeine Vorstellung davon, was bei ihren Clubs gerade passiert.
Viele von ihnen fühlen sich nur wegen bestimmter Spieler zu bestimmten Mannschaften hingezogen. Messi und Ronaldo zum Beispiel haben die Anhängerschaft von Barcelona und Real Madrid in den letzten zehn Jahren in Amerika zweifellos enorm vergrößert.
Die Bayern-Fans, die ich kenne, neigen jedoch dazu, jedes Spiel ihrer Mannschaft zu sehen und interessieren sich mehr für den Verein als ganzes als für einzelne Spieler. So seltsam es auch klingen mag, die Unterstützung der Bayern in den USA ist immer noch ein Nischenphänomen.
Bayerisches Lebensgefühl
Ein weiteres Thema, das häufig angesprochen wurde, war die Frage, ob den Leuten hier der lokale Bezug des Vereins wichtig ist. Mit anderen Worten, ist es uns wichtig, dass Bayern bayerisch ist, dass es bayerische Sponsoren gibt usw.?
Die einfache Antwort lautet, dass den meisten Fans hier diese Dinge in der Tat wichtig sind. Für viele ist das Gefühl von Tradition und Familie, das den Verein umgibt, einer der größten Anziehungspunkte für die Bayern. Die Mia-San-Mia-Philosophie hat sich für Bayern hier in den Staaten mehr bewährt, als glaube ich den meisten bewusst ist.
Die Bayern-Fans hier in den USA schätzen die lokalen Bräuche und das Gefühl von Bayern. Der Kauf von bayerischem Bier und anderen Produkten stärkt ihre Verbundenheit zum Verein. Viele Mitglieder des Fanclubs besitzen Lederhosen und tragen diese auch bei Vereinsveranstaltungen. In jedem Fanclub, mit dem ich Kontakt hatte, gibt es einen beträchtlichen Anteil von Mitgliedern mit deutschen Wurzeln, sei es, dass sie aus Deutschland eingewandert sind oder dass ihre Eltern oder Großeltern deutsche Wurzeln haben.
Auch hier kommt die Konzentration auf deutsche, bayerische und Münchner Aspekte bei den Anhängern gut an. Dadurch fühlen sie sich dem Verein näher. Sie schätzen es, dass sich das Team auf die Stadt, die Region und den familiären Aspekt des Vereins konzentriert, einschließlich der Spieler, ehemaligen Spieler und Fans.
Auch wenn wenn das vielleicht bei Fans in Deutschland gar nicht so bekannt ist, so unterstützen wir doch alle das Engagement des Vereins und die Zusammenarbeit mit den Fans vor Ort in München und Bayern. Wir verfolgen aufmerksam die Aktionen in der Südkurve und lernen dadurch, was für die lokalen Fans vor Ort in Deutschland wichtig ist. Wir möchten, dass der Verein sich um diese Fanbelange kümmert, weil wir das Gefühl haben, dass dies für den Verein und die Atmosphäre im Umfeld des Vereins gut ist und die Ideale stärkt, die uns hier in Amerika überhaupt erst zu dem Verein hingezogen haben.
Allgemeines Interesse
Schließlich kamen einige Fragen nach der Resonanz der Bayern in der breiten Öffentlichkeit. Wissen die meisten Menschen überhaupt, dass es den FC Bayern gibt? Wie entwickelt sich der Sport? Gibt es eine spürbare Auswirkung auf das Wachstum speziell für Bayern?
Diese Frage ist etwas uneinheitlich. Ich würde schätzen, dass die Mehrheit der „sportbegeisterten“ Menschen hierzulande weiß, dass die Bayern (und andere europäische Mannschaften) in den USA zu Gast sind. Das zweite Spiel der Bayern gegen Manchester City wurde live auf dem Hauptkanal von ESPN übertragen. Dies allein sorgt dafür, das viele Leute wissen, dass die Bayern hier sind und in den Vereinigten Staaten Fußballspiele abhalten.
Aber es erhöht auch indirekt ihren Bekanntheitsgrad. Wie viele Menschen sich aber wirklich für die konkreten Spiele interessieren, ist allerdings fraglich. Die meisten Leute, die sich ein wenig auskennen, wissen, dass es sich bei diesen Spielen im Großen und Ganzen um Schaukämpfe ohne Wettbewerbscharakter handelt, bei denen spätestens in der zweiten Halbzeit irgendwann die Luft raus ist, weil andere Aspekte wie Energie zu sparen oder sich nicht zu verletzen in den Vordergrund rücken.
Dieser Mangel an Wettbewerb ist ein großes Hindernis für die Tour dabei, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und größeres allgemeines Interesse zu wecken. Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass es noch Raum für Wachstum gibt. Da jeder heutzutage ohne weiteres Zugang zu Ligaspielen, Pokalwettbewerben und der Champions League haben kann, sehnen sich die meisten Fans nach spannenderen Spielen, die sie nicht nur aus Neugierde oder wegen des Rahmenprogramms verfolgen.
Das Wachstum des Sports hierzulande war in den letzten zehn Jahren enorm und in den letzten zwei Jahren sogar noch einmal stärker. Die Möglichkeit, regelmäßig Spiele auf höchstem Niveau zu sehen, hat die Popularität des Fußballs stark erhöht, auch wenn er noch einen weiten Weg vor sich hat, um an die drei wichtigsten Sportarten in Amerika heranzukommen.
Auch bei den Bayern ist das Wachstum im Laufe der Zeit deutlich spürbar gewesen. Als der DC-Fanclub 2011 gegründet wurde, war er eine Besonderheit und hatte anfangs nur wenige Mitglieder. Heute gibt es Hunderte von FC-Bayern-Fanclubs in den USA und Tausende weltweit.
Mit jeder Summer Tour der Bayern wächst die Fangemeinde hier in den USA weiter an. Diejenigen, die bereits Fans sind, werden noch stärker eingebunden, neue Fans kommen hinzu. Wirklich bemerkbar macht sich dies jedoch besonders in den Städten, in denen der FC Bayern Halt macht.
Das individuelle Erlebnis bei diesen Touren ist für die Leute an diesen Orten wesentlich besser und ansprechender als für diejenigen, die außerhalb dieser Gebiete leben. Ich muss zugeben, dass sogar ich dazu neige, mich nur wenig für die Touren zu interessieren, wenn sie nicht in einer Stadt in unserer Nähe stattfinden.
Da wir in der Nähe von New York, Philadelphia und mehreren anderen großen Städten an der Ostküste der USA wohnen, finden die meisten Besuche zwangsläufig in unserer Nähe statt. Allerdings würde ich die Tour oder gar den Besuch der Spiele kaum in Erwägung ziehen, wenn sie in Städten stattfinden würde, die nicht in meiner Nähe liegen.
So geht es vielen, obwohl es auch einige gibt, die aus dem ganzen Land anreisen, um bei diesen Touren dabei zu sein. Ich denke, für die meisten von uns hängt es vor allem davon ab, ob die betreffende Stadt auch außerhalb der fußballerischen Aktivitäten einen Besuch wert ist.
Ich bin zwar der Meinung, dass sich die Bemühungen um die Summer Tours in Bezug auf die Steigerung des Bekanntheitsgrads und der Fangemeinde der Vereine ausgezahlt haben, aber ich würde auch sagen, dass dieses Wachstum im Laufe der Jahre wahrscheinlich etwas stagnieren wird. Es gibt natürlich eine natürliche Grenze für die Anzahl der Menschen, die man einfangen kann. In Anbetracht der Auswirkungen auf die derzeitige Fangemeinde und deren Commitment würde ich dennoch behaupten, dass es sich um ein lohnendes Unterfangen für den Verein handelt.