Bayern ist raus! Nur 1:1 gegen Villarreal

Georg Trenner 12.04.2022

Mit der Hypothek einer 0:1-Niederlage in Spanien empfing der FC Bayern den FC Villarreal in der ausverkauften Allianz Arena. Zuletzt gelang es dem FC Bayern im Viertelfinale der Champions League 2014/15 eine Hinspielniederlage wettzumachen. Damals schlug Pep Guardiolas Team den FC Porto in München mit 6:1, nachdem man in Portugal 1:3 verloren hatte. Danach schied der FC Bayern fünfmal in Folge aus, wenn das Hinspiel verloren wurde, zuletzt im Vorjahr gegen Paris St. Germain. 

Falls Ihr es verpasst habt

Aufstellungen

Im Vergleich zum Hinspiel veränderte Julian Nagelsmann seine Startelf zweifach. Leroy Sané und Leon Goretzka liefen für Serge Gnabry und Alphonso Davies von Beginn an auf. Nagelsmann entschied sich damit für eine Rückkehr zu einer klaren Dreierkette. Er selbst bezeichnete es als eine “no guts, no glory”-Aufstellung.

Für Glorie sollte folgende Elf sorgen: Im Tor Kapitän Manuel Neuer, davor die Dreierkette bestehend aus Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Lucas Hernández. Im Zentrum Goretzka neben Joshua Kimmich, davor die Doppelzehn Jamal Musiala und Thomas Müller, Leroy Sané über rechts und Kingsley Coman über links sowie Robert Lewandowski im Sturmzentrum.

Villarreals Trainer Unay Emery vertraute der Hinspielelf, nachdem er im Ligaspiel am Wochenende allen elf Spielern eine Verschnaufpause gegönnt hatte. 

1. Halbzeit

Der FC Bayern begann enorm engagiert. Bereits in der ersten Spielminute drückten sie Villarreal so weit in die eigene Hälfte, dass Upamecano weit in der gegnerischen Hälfte der tiefste Feldspieler auf dem Platz war. 

Doch Chancen erspielten sich die Bayern trotz des Übergewichtes nicht. Auch weil Villarreal erneut sehr selbstbewusst und ruhig auftrat. Nach Ballgewinnen suchten die Verteidiger stets spielerische Lösungen und scheuten weder Dribblings noch Doppelpässe im eigenen Strafraum gegen Bayerns Pressing. 

Der FC Bayern versuchte, Coman oder Sané auf außen in Stellung zu bringen. Je nach Option gingen diese selbst in Dribblings, versuchten ein Ball auf Müller oder Musiala durchzustecken oder wählten die Halbfeldflanke als taktisches Mittel. Im letzteren Fall lauerten jeweils drei oder mehr Bayernspieler auf den ersten oder zweiten Ball im Strafraum. Bis dato jedoch glücklos. 

In der 29. Minute kamen die Bayern auf diesem Wege zur ersten kleinen Chance, doch Musialas Kopfball nach Goretzka-Flanke war kein Problem für Villarreals Torhüter Rulli. 

Ab der 30. Minute gelang es Villarreal, Bayern komplett aus ihrem Rhythmus zu bringen, teils durch Zeitspiel, teils erneut durch Ballzirkulationen. In den verbleibenden 15 Minuten blieb der FC Bayern komplett blass. 

Bezeichnend für die erste Halbzeit waren diese statistischen Werte von Robert Lewandowski:

  • Schüsse: 0
  • Torschussvorlagen: 0
  • Dribblings: 0
  • Ballkontakte im Strafraum: 0
  • Gelbe Karten: 1

2. Halbzeit

Wenn man sich beim FC Bayern der letzten Wochen auf zwei Dinge verlassen konnte, dann waren das torlose erste Halbzeiten – und Leistungssteigerungen in der zweiten. 

Auch heute kam ein neues Team aus der Pause. Personell unverändert zeigten die Roten sich motivierter und mit stärkerem Zug zum Tor. 

Bereits in den ersten fünf Minuten erspielten sie sich bessere Chancen als in der ersten Halbzeit. Musialas Rückpass per Hacke, Sanés Freisoß und Upamecanos Schuss nach einer Ecke führten noch nicht zum Torerfolg. 

In der 52. Minute trugen die Bemühungen Früchte. Villarreal spielte erneut von hinten heraus, Coman war hellwach, fing den Pass ab und spielte sofort vertikal zu Müller. Müller setzte Lewandowski in Szene, und der Pole traf zur erlösenden Führung. 

Zum ersten Mal in 140 Minuten gegen Villarreal eroberten die Bayern den Ball in einer gefährlichen Situation, aus der wenige Sekunden später eine Torchance resultierte. 

Im Anschluss drückte der FC Bayern weiter und kam unter anderem durch Thomas Müller zu zwei Chancen (56., 71.). 

Nagelsmann brachte Serge Gnabry für Musiala (82. Minute) und Alphonso Davies für Hernández (87.). Beide übernahmen positionsgetreu. 

Was im Falle von Davies eine unglückliche Folge hatte. In der 88. Minute schaltete Villarreal nach Ballgewinn schnell um. Coman und Upamecano konnten Parejo nicht vom Ball trennen. Moreno passte zu Chukwueze, dem Davies etwas zu viel Platz ließ, und Villarreals erster Schuss aufs Tor von Manuel Neuer war ein Treffer: 1:1. 

Nagelsmann brachte noch Choupo-Moting für Müller, aber es blieb beim 1:1, das das Aus in der Champions League bedeutete.

Dinge, die auffielen

1. Größte Sensation seit Jahrzehnten

Villarreal ist glücklich, aber nicht gänzlich unverdient ins Halbfinale der Champions League eingezogen. Vor dem Viertelfinale war der FC Bayern der große Favorit.

Überraschungen sind im Fußball gang und gäbe, auch der FC Bayern kennt überraschende Niederlagen, es sei auf das Pokalaus gegen Kiel verwiesen. In der Champions League sucht man nach solchen negativen Überraschungen für den deutschen Rekordmeister vergebens. Bisher. In K.O.-Spielen in der Champions League schaffte es der FC Bayern stets, seine Leistung dann abzurufen, wenn es nötig war und hat eine gnadenlos erfolgreiche Bilanz gegen „kleinere“ Clubs.

Diese Souveränität geht heute zu Ende. Die Niederlage ist vergleichbar mit jener gegen Bröndby im UEFA-Cup 1991/92.

2. Enttäuschende Saison?

Es ist der Fluch der zehnjährigen Bundesligadominanz, dass sich die Saisons der Bayern in den wenigen K.O.-Spielen kulminieren. 

Meisterschaft hin, Torrekord her und kleiner Pandemiekader zum Trotz: Ein Zweitrundenaus im DFB-Pokal in dieser Form und ein Champions-League-Aus gegen Villarreal, dazu bereits 4 Niederlagen in der Liga und eine abnehmende Form in der Rückrunde, das ist in Summe für die Ansprüche des FC Bayern zu wenig. 

Die Vereinsverantwortlichen werden in den kommenden Wochen viel hinterfragen. Wurde am Kader zu viel gespart? Welchen Anteil trägt Nagelsmann? Beim FCB werden in den nächsten Wochen Analysen fällig. Eine erste große Bewährungsprobe für Nagelsmann sowie die neue Führung in Vorstand und Präsidium. 

3. Auch Nagelsmanns Niederlage

Der junge Bayerntrainer pokerte hoch – und verlor. Zur wichtigsten Saisonphase ist der FC Bayern nicht in Form. Die Offensive stockt. In den letzten drei Spiele gelang dem Starensemble in Summe ein Schuss auf das gegnerische Tor in der ersten Halbzeit. 

Nagelsmann schickt eine offensive “no guts, no glory”-Aufstellung auf den Platz. Und doch kam die Offensive nur schwer ins Rollen. Die torlose erste Halbzeit mit nur einem Schuss aufs gegnerische Tor spricht Bände. 

Bis auf wenige Ausnahmen schaffen es die Münchner aktuell weder in kontrolliertem Ballbesitz noch aus Ballgewinnen, zu hochkarätigen Chancen zu kommen. Gegen eng- und tiefstehende gegnerische Ketten fehlen die spielerischen Mittel.

Als unglückliche Krönung war ausgerechnet der eine Minute vorher eingewechselte und in ungewohnter Rolle als Halbverteidiger in der Dreierkette eingesetzte Davies am Gegentor nicht ganz unschuldig – wenngleich das Gegenpressing und die Restverteidigung bereits vorher versagten. 

Vielleicht hätte er mit dem Wechsel und einer Umstellung bis zur potentiellen Verlängerung warten sollen.

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