Vorschau: Was sagen die Regelhütter?
Die schlechten Nachrichten schienen bis Donnerstag nicht aufzuhören. Tagtäglich gab es beim FC Bayern neue Coronafälle. Hinzu kommen Verletzungen und zwei Nationalspieler, die am Afrika-Cup teilnehmen. Die Liste an nicht verfügbaren Spielern war zwischendurch so lang, dass eine Aufzählung innerhalb eines Satzes zu lang wäre.
Bayerns Ausfallliste (Stand: 06.01.2022, 14:00 Uhr):
- Neuer
- Hernández
- Sané
- Upamecano
- Richards
- Nianzou
- Davies
- Coman
- Tolisso (alle zu unterschiedlichen Zeitpunkten positiv auf das Coronavirus getestet)
- Stanišić (Aufbautraining)
- Sarr
- Choupo-Moting (beide Afrika-Cup)
Bei Kingsley Coman, Omar Richards und Corentin Tolisso ist noch unklar, ob sie zur Verfügung stehen. Sie alle können sich voraussichtlich rechtzeitig freitesten, ein Einsatz sei laut Nagelsmann aber eher unwahrscheinlich, weil sie zuletzt nicht trainieren konnten und insbesondere Coman zuletzt angeschlagen war. Fraglich ist zudem der Einsatz von Leon Goretzka, der beim Donnerstagstraining nicht teilnahm und weiter an einer Verletzung laboriert. Verfügbar sind im Moment also nur folgende Spieler, die regelmäßig im Profikader der Herren stehen:
- Ulreich
- Pavard
- Süle (war unter der Woche noch angeschlagen)
- Kimmich
- Sabitzer
- Roca
- Musiala
- Müller
- Gnabry
- Lewandowski
- (Tolisso, Coman, Richards)
Deshalb versuchte der FC Bayern auch, eine Verlegung des Spiels bei der DFL zu beantragen. Die Regeln dort sind aber klar formuliert: „Dem Antrag ist nicht stattzugeben, wenn mehr als 13 [bei Änderung der Anzahl der Auswechslungen pro Mannschaft von drei auf fünf (…) erhöht sich die Zahl auf 15] spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen. Unter diesen müssen sich mindestens sieben [siehe oben, die Zahl erhöht sich dann auf neun] Lizenzspieler, darunter ein Torwart, befinden.“
Ausgeschlossen sind hierbei Verletzungen, was wiederum bedeutet, dass die Ausfälle von Stanišić und Goretzka nicht zählen und sie somit regeltechnisch als verfügbar gelten. Damit will man seitens der DFL wahrscheinlich einer Manipulation vorbeugen. Für den FC Bayern bedeutet das im Moment (Stand: 06.01.2022, 14:00 Uhr), dass er genügend Spieler zur Verfügung haben und eine Absage regeltechnisch nicht umsetzbar sein dürfte. Denn über die erwähnten Spieler hinaus zählen auch Christian Früchtl und Malik Tillman zum Lizenzspielerkader, weshalb es unrealistisch ist, dass sie die Anzahl von neun verfügbaren Lizenzspielern unterschreiten.
Wanner und Ibrahimović wurden eingeflogen
Dementsprechend bemüht man sich aktuell auch darum, einen Kader zusammenzustellen, der fähig ist, das Beste aus der Situation zu machen. Am Donnerstag nahmen folgende Jugendspieler und Spieler der Amateure am Training teil:
- Bright Arrey-Mbi
- Lucas Copado
- Nicolas Feldhahn
- Taylor Booth
- Jamie Lawrence
- Nemanja Motika
- Timo Kern
- Angelo Brückner
- Paul Wanner
- Arijon Ibrahimović
Die beiden Letztgenannten wurden sogar kurzfristig aus Spanien eingeflogen, wo sie bis zuletzt noch mit der deutschen U17-Nationalmannschaft trainierten. Auch mit der Regelung, 15 spielberechtigte Spieler zur Verfügung zu haben, sollte der FC Bayern also kein Problem mehr haben – oder eher ein größeres Problem, denn eine Spielabsage wird damit unwahrscheinlicher.
Vermutlich hatte man sich eine Grauzonenentscheidung der DFL erhofft, weil nahezu der komplette Bayern-Campus – überspitzt formuliert – in Urlaub war und ist. Theoretische Verfügbarkeit steht hier also der praktischen Verfügbarkeit im Weg. Auch die oben genannten Spieler trainierten zuletzt – mit Ausnahme von Wanner und Ibrahimović – nicht. Und sie alle sind noch Vertragsamateure, was bei entsprechendem Einsatz mit der Regel der DFL kollidieren könnte, dass nur drei gleichzeitig auf dem Platz stehen dürfen. Nagelsmann klärte allerdings darüber auf, dass man einen Sonderantrag gestellt habe.
Was macht Nagelsmann daraus?
Dass die DFL wiederum auf die Durchführung des Spiels drängt, ist ebenso verständlich. Trifft sie eine Grauzonenentscheidung, wird ihr diese auch bei kommenden Fällen vorgehalten. Hält sie sich strikt an die Regeln, kann sie sich darauf zukünftig weiterhin berufen.
Bayern wird nun also aller Voraussicht nach mit diesem Rumpfkader agieren müssen. Was die Frage aufwirft: Was kann Julian Nagelsmann damit machen?
Vermutlich wird er auf eine möglichst routinierte und erfahrene Stammelf setzen. Auf der Pressekonferenz deutete er an, dass die Aufgabe eine reizvolle sei, weil er Spieler in neuen Positionen einsetzen und er sich noch mehr Gedanken darum machen müsse, wie er den Matchplan anpasst.
Vor allem in der Defensive gibt es durchaus Personalnot. Eine Dreierkette bestehend aus Pavard, Süle und Kimmich wäre möglich, wenn Süle einsatzbereit ist. Auch ist eine Viererkette denkbar, wenn Kimmich und Sabitzer beispielsweise die Außenpositionen besetzen. Gerade auf der linken Defensivseite hat Nagelsmann keinen gelernten Außenverteidiger mehr zur Verfügung, sollte Richards den Erwartungen nach nicht fit genug sein. Neben Sabitzer, der sehr vielseitig einsetzbar ist, ist auch Arrey-Mbi eine Möglichkeit.
Bei den Profis hat er bereits ein paar Minuten sammeln können und auch als Linksverteidiger hat er etwas Erfahrung. Im Mittelfeld und Angriff ist der Rekordmeister wiederum ordentlich aufgestellt. Man darf gespannt sein, welche Jugendspieler Einsatzzeiten erhalten und wie der Bayern-Trainer umstellen wird. Eine Revanche, so Nagelsmann, will er für das 0:5 im Pokal und das 1:1 zum Auftakt in der Liga schon haben. Und da sei es ihm „bums“, ob er nur Amateurspieler auf der Bank hätte.