Unsere Lieblingstrikots: Mit vertikalen Streifen begann die goldene Ära zu reifen
Seit nun mehr als zwölf Jahren haben die Bayern eine Phase, in der sie überaus erfolgreich sind. Ist das nun eine Ära am Stück? Kann man den heutigen Erfolg von den frühen 2010er Jahren trennen? Wo begann das alles? Wo endet es? In meinem Buch „Generation Lahmsteiger“ startete die Erzählung bei einer herben 0:4-Niederlage in Barcelona, die zugleich das Ende von Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München besiegelte. Wirklich begonnen hat die Erfolgsgeschichte aber wohl eher mit der Verpflichtung von Louis van Gaal als Bayern-Trainer.
„Mia san mia, wir sind wir – und ich bin ich“, sagte der Niederländer damals, als er den Rekordmeister übernahm. Was daraus werden würde und wo die Münchner nun, mehr als zwölf Jahre später stehen werden, ahnte damals kaum jemand. Van Gaal revolutionierte vieles beim FC Bayern. Trainings- und medizinische Überwachungsmethoden, Kommunikation mit den Spielern und – vielleicht am wichtigsten – die Spielidee.
Mit ihm zog einer dominante, aber auch attraktive Spielweise ein. Van Gaal setzte vor allem auch auf junge Spieler wie Thomas Müller oder Holger Badstuber und wusste diese in entscheidenden Rollen gut einzubinden. Er legte den Grundstein für das, was den Klub in den vergangenen Jahren bei den fast schon unzähligen Deutschen Meisterschaften, den beiden Triples und auch beim einmaligen Sextuple unter Hansi Flick auszeichnete. Eine Titelflut, wie sie auch der FC Bayern über einen derartig langen Zeitraum noch nicht erlebte, setzte ein.
Louis van Gaal: Der Macher des modernen FC Bayern?
Die Saison 2009/2010 verläuft wie eine Achterbahnfahrt. Schon im Winter deutet vieles darauf hin, dass van Gaal wie sein Vorgänger Klinsmann scheitern würde. Doch am Ende stehen die Bayern mit dem Double auf dem Rathausbalkon – und im Champions-League-Finale.
Es ist der Beginn einer Zeit, in der ich mich als Fußball-Fan so verbunden mit dem FC Bayern fühle wie nie zu vor – und wie nie mehr danach. Zwischen 2009 und 2016 hat der Klub vieles richtig gemacht. Vor allem aber der sportliche Bereich überstrahlt alles. Nicht allein, weil 2013 endlich das Triple und der damit verbundene lang ersehnte Champions-League-Sieg gelang, oder weil man unter Pep Guardiola den Rest der Bundesliga fast schon auf absurde Art und Weise distanzierte.
Natürlich spielt Erfolg rückblickend immer eine Rolle. Entscheidend dafür waren aber auch herbe Niederlagen und Rückschläge, die diese Geschichte so besonders machen. Im Jahr 2010 gab es einen ersten dieser Art, als man das Finale der Champions League verdient mit 0:2 gegen Inter Mailand verlor.
Wunderschönes Trikot, kurzfristig mäßiger Erfolg
Und doch markiert dieses Spiel einen Wendepunkt in der jüngeren Geschichte des Klubs. Lange war man nicht dazu fähig, in Europa konkurrenzfähig zu sein. Ab diesem Finale sollte Bayern den Titel zweimal aus drei Finalteilnahmen gewinnen und auch sonst ging es bis auf zwei Ausnahmen immer mindestens bis ins Viertelfinale.
Auch wenn man gegen Inter 2010 chancenlos war, so bleibt die Erinnerung an eine Saison, in der die Bayern attraktiven Fußball etablierten – und im Finale der Königsklasse mit einem ebenso schönen Trikot antraten. Ich bin großer Fan von vertikalen Streifen bei Fußballtrikots. Im Podcast 11Leben klärt Max-Jacob Ost auf, dass die Idee für dieses Trikot eine eher spontane Idee von Uli Hoeneß gewesen sei. Es war eine sehr gute.
Im Vergleich zu diesem Meisterwerk wirken die meisten anderen Bayern-Trikots monoton und langweilig. Das Design ist nicht zu überladen, aber auch nicht eintönig und das macht es so besonders. Trikots sind aber eben auch immer mit Emotionen verbunden. Große Titel haben die Münchner darin nicht gewonnen. Im Gegenteil: 2010/2011 ging es für sie erstmal wieder bergab.
Die Erinnerungen bleiben auf ewig
Vielleicht wird dieses Trikot deshalb auch nur selten genannt, wenn es um die Favoriten der Klubhistorie geht. Ich persönlich verbinde damit dennoch eine tolle Zeit. Heute blicke ich manchmal etwas neidisch auf mein Vergangenheits-Ich zurück. Damals konnte ich mich für den FC Bayern begeistern, betrachtete vieles noch recht unkritisch und vielleicht auch naiv.
Es gibt viele Gründe dafür, dass das heute nicht mehr so ist. Neben einem gewissen Auseinanderleben, das sich aufgrund einiger Differenzen in unterschiedlichen Bereichen ergeben hat, dürfte vor allem meine nebenberufliche Tätigkeit dazu beigetragen habe, dass ich den FC Bayern heute mit einer viel größeren Distanz beobachte.
Insofern ist die Erinnerung an dieses Trikot nicht nur eine an den Start in eine goldene Ära des Klubs, mit dem ich als Fan sozialisiert wurde, sondern auch die Erinnerung an meinen vorerst letzten Lebensabschnitt als reiner Fan. Als mich Rudi Brückner im Doppelpass mit den Worten „auch ein bisschen Fan des FC Bayern“ begrüßte, war das womöglich treffend. Das bisschen Fan wird man nie los. Auch weil Erinnerungen bleiben. Erinnerungen an große Fußballgeschichte. Fußballgeschichte, in der dieses wunderschöne rot-weiße Trikot zumindest bei mir immer präsent sein wird.
In nächsten Teil unserer Serie stellen wir ein Trikot vor, das bei seiner zweiten Meisterschaft sogar ein Stadion verabschiedete.