Der Hahn kräht Gute Nacht! Bayern verliert 1:2 in Augsburg
Letztmals wohl für längere Zeit war ein Fußballstadion in Bayern formal ausverkauft. Im benachbarten Augsburg trat der FC Bayern zum Auftakt des 12. Spieltages an.
Falls ihr es verpasst habt:
Julian Nagelsmann hatte einige Baustellen im Vorfeld der Partie zu lösen. Zunächst waren Gnabry, Choupo-Moting, Musiala und Kimmich in häuslicher Quarantäne, da sie Kontakt mit Niklas Süle hatten, der an Corona erkrankt ist. Besagte Spieler konnten sich zwar nach der Länderspielpause frei testen, doch hatte Kimmich in der Zwischenzeit abermals Kontakt mit einer infizierten Person und befindet sich abermals in Quarantäne. Das Thema Corona lässt den FC Bayern nicht los. Darüber hinaus kamen einige Spieler spät von ihren Nationalmannschaften zurück. Dadurch ergab sich eine Aufstellung bei den Münchnern, die so wohl nur noch selten auf dem Platz stehen wird. Richards, Hernández, Upamecano und Pavard bildeten die Viererkette. Davor Sabitzer und Goretzka. Im Angriff spielten Sané, Müller und Gnabry – ganz vorne Lewandowski.
Auch Markus Weinzierl musste etwas basteln. Vargas wurde kurzfristig positiv getestet. Strobl fiel mit Kreuzbandriss aus, Niederlechner mit einer Fußverletzung und Finnbogason mit muskulären Problemen fehlten ebenfalls. Taktisch entschied sich der Augsburger Trainer für eine 4-4-2-Grundformation mit dem Ex-Bayern Dorsch im Zentrum.
1. Halbzeit
Die Augsburger versuchten es in den ersten Minuten noch mit einem höheren Pressing, doch nach fünf Minuten zogen sich die Hausherren weit zurück und versuchten ihre 4-4-2-Staffelung zu halten. Die Bayern wurden dann gefährlich, wenn sie über Seitenverlagerungen Räume öffneten. Was sie aber nicht schafften, war das Tempo ins letzte Drittel zu tragen bzw. die Genauigkeit. Einige gute Ansätze verpufften rund um die Strafraumkante.
Augsburgs Nadelstiche waren erfolgreicher. Nach einem Ballgewinn gegen Gnabry schalten sie über die linke Seite schnell um. Die Bayern-Defensive ist nicht gut gestaffelt und kann den scharfen Ball ins Zentrum nicht unterbinden. Zeqiri legt auf Pedersen ab, der zum 1:0 traf (23.).
Die Bayern fanden im Anschluss nicht wirklich ins Spiel zurück. Im Gegenteil, Sabitzer verliert den Ball im Mittelfeld gegen Zeqiri. Abermals ging es dann über die Pavard-Seite nach vorne und Iagos Flanke fand Hahn, der besser zum Ball steht als Hernández – das 2:0. Ein vermeidbares Gegentor, welcher durchs Sabitzers unnötiges Dribbling eingeleitet wurde.
Für die Münchner ein Weckruf. Pavards Flanke wird von Müller mit der Hacke verlängert und im Zentrum ist Lewandowski schneller als die Augsburger Hintermannschaft. Der Anschlusstreffer zum 1:2 aus Bayern-Sicht (38.).
2. Halbzeit
Nagelsmann reagierte früh in der zweiten Halbzeit und brachte Davies und Musiala für Sabitzer und Richards. Letztgenannter hatte durchaus einen soliden Auftritt. Richtig viele Abschlüsse erspielten sich die Münchner nicht. Zu schwerfällig war der Ballvortrag.
Erst spät kam mehr Druck in die Offensive. In der 69. Minute kam Choupo-Moting für Sané, wodurch Augsburg stärker an den eigenen Strafraum gedrückt wurde. Davies (73.), Lewandowski (80.) und Müller (85.) vergaben zum Teil hochkarätige Möglichkeiten.
Am Ende verloren die Bayern verdient mit 1:2. Zu lange blieb die Mannschaft ideenlos gegen defensiv gut gestaffelte Augsburger.
Dinge, die auffielen
1. Ohne Kimmich fehlt der Mittelfeld-Booster
Über Kimmich wurde in den letzten Wochen viel gesprochen und geschrieben. Er ist mittlerweile das Gesicht der Impfverweigerer. Das geht soweit, dass selbst die Politik nun über Impfpflicht für Sportler nachdenkt. Abseits davon fehlt Kimmich den Bayern auf dem Rasen. Das Duo Sabitzer und Goretzka konnte ihn nicht ersetzen. Zu langsam, zu fehleranfällig und ideenlos präsentierte sich vor allem der Neuzugang Sabitzer. Der eine weitere Chance verstreichen ließ, sich zu präsentieren. Bei Sabitzer merkt man, dass die so hohl wirkende Phrase, das Bayern-Trikot wiege deutlich mehr als andere, keineswegs abwegig ist. Der Ballverlust vor dem 2:0 war sinnbildlich hierfür. Zur Halbzeit hatte der Österreicher die drittschlechteste Passquote aller Bayern-Spieler. Auf seiner Position ist das schlicht nicht gut genug. Gerade gegen das gut vorgetragene 4-4-2 der Augsburger hätte es öffnende Bälle in den Halbraum gebraucht. Diese gab es aber fast nie. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass er von Goretzka aber auch wenig Hilfe bekam.
Der FC Bayern ist ohne seine Schlüsselspieler Neuer, Lewandowski und Kimmich mindestens eine Klasse schlechter. Das wurde heute nochmals offensichtlich.
2. Fehlender Fokus
Es war eines dieser Spiele, die nicht hätten verloren werden müssen. Ein Phänomen, was sich durch die Saison zieht. Schon bei der Niederlage gegen Gladbach und Frankfurt waren es individuelle Fehler, die die Bayern auf die Verliererstraße brachten. Bemerkenswert – konnte die Mannschaft Rückstände in der letzten Saison noch drehen, gelang das in dieser Saison noch nicht. Einerseits scheint die Mentalität nicht mehr ganz so gut vorhanden zu sein, wie noch vor einem Jahr. Andererseits fehlt die Korrektur von Außen. Die Umstellung auf Choupo-Moting kam sicherlich 5-10 Minuten zu spät. Wertvolle Zeit, die hinten raus fehlte. Zu lange versuchten es die Münchner mit den gleichen Mitteln. Nagelsmann fehlten die Ideen, gegen dieses Augsburg zu gewinnen.