Vorschau: Das erwartet die Bayern heute in Bremen
„Eines der für mich wichtigsten Ziele ist, dass wir zeigen, dass wir Fußball spielen können“, sagt Benjamin Eta. Eta trainiert seit Sommer 2020 den Bremer SV, der die ewige Tabelle der Bremen-Liga anführt – und das, obwohl der Klub in den letzten acht Jahren fünfmal Meister wurde. Nicht einmal gelang aber der Aufstieg in die Regionalliga.
Als höchste Spielklasse des Bremer Fußball-Verbandes ist die Bremen-Liga eine von zwölf Oberligen, die gemeinsam die fünfthöchste Stufe in Deutschland bilden. Aufgrund der Vielzahl an Oberligen steigen Meister aber nicht automatisch auf, weshalb der Bremer SV bei seinen letzten Titelgewinnen in Aufstiegsspielen antrat – und es jeweils nicht bis zum Aufstieg schaffte.
In seinem ersten Jahr erreichte Eta mit den Bremern direkt das Landespokalfinale, wo seine Mannschaft den Brinkumer SV mit 2:1 schlug. Darüber hinaus fällt eine Bewertung seiner Zeit aufgrund der komplizierten Coronazeit aber schwer. Nach acht Spieltagen wurde die Bremen-Liga annulliert – der BSV stand mit sieben Siegen und einem Unentschieden an der Tabellenspitze.
Was ist zu erwarten?
Fußballerisch präsentierte sich das Team aber sehr engagiert. Je nach Stärke des Gegners agierten sie strategisch und taktisch anders – meist aber mit klar erkennbarem Defensivfokus und dem Muster, Chancen aus bewusst provozierten Gegenpressingsituationen zu kreieren.
Im Pokalfinale gegen Brinkum fiel auf, dass der Bremer SV viele lange oder gechipte Bälle ins letzte Drittel spielte, um dann mit vielen Spielern Druck auszuüben. Dafür blieb das Mittelfeld manchmal so unterbesetzt, dass ein 3-1-6 entstand.
Meist schickte Eta aber Viererkettenformationen auf den Platz. Viel Ballbesitz hatte die Mannschaft nur in jenen Partien, in denen sie individuell klar überlegen waren. Je stärker der Gegner aber war, desto mehr verschob sich das taktische Gerüst in Richtung offensiver Umschaltmomente und Ballgewinne im Mittelfeld. Ein tiefes Mittelfeldpressing gab es dementsprechend häufiger zu beobachten als Angriffspressing.
Bremer SV: Mit Engagement und etwas Glück zur Sensation?
Im offensiven Umschaltmoment konnte die Mannschaft auf ihrem Niveau aber einige sehenswerte Spielzüge zeigen. Dass sie im Alltag temporeich in die Spitze spielen und ihr Spiel darauf ausgelegt ist, mit wenigen Kontakten ins letzte Drittel zu kommen, könnte ihnen gegen Bayern helfen.
In den Interviews von Trainer und einzelnen Spielern wurde bereits klar, wie man den Rekordpokalsieger ärgern möchte: Tief stehen, engagiert sowie aggressiv verteidigen und mit dem Quäntchen Glück das Geschehen lange genug offen halten.
Die Bayern können sich demnach auf sehr viel Ballbesitz freuen – und einen Gegner, der im Spiel des Lebens alles geben wird, um den Branchenprimus zu ärgern. Doch auch Eta weiß, dass es dafür einen ganz großen Tag braucht: „Wie groß die Chancen in der Bremen-Liga sind und wie groß die Chancen im Pokal sind, kann sich jeder selbst ausrechnen“, sagte er. Bleibt abzuwarten, ob es den Bayern gelingt, auch ohne Robert Lewandowski, Manuel Neuer und Leon Goretzka (werden alle geschont) ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden. Andernfalls werden rund 10.000 Zuschauer:innen in Bremen versuchen, den BSV zur Sensation zu pushen.