Müdes Comeback: Bayern schlägt Union „auswärts“ mit 2:0
Falls Ihr es verpasst habt
Die Liga hatte es doch tatsächlich geschafft: Als allererste große westeuropäische Profiliga haben sie der Bundes- und den verschiedenen Landesregierungen die Erlaubnis abgerungen, wieder Fußball zu veranstalten. Los ging es “auswärts” vor leeren Rängen bei Union Berlin, sehr zum Leidwesen der halben Miasanrot-Redaktion.
Die Aufstellung
Die erste Aufstellung nach der Corona-Pause barg keinerlei Überraschungen. Hansi Flick vertraute auch weiterhin seiner verdienten Rückrunden-Verteidigung aus Pavard, Boateng, Alaba und Davies, Hernández blieb weiterhin die Reservebank. Vor dem Mittelfeldduo Thiago und Kimmich erhielt Goretzka den Vorzug vor Coman, Müller wich somit wieder einmal auf die rechte Außenstürmerposition aus. Flick begründete die Aufstellung Goretzkas mit Unions Körpergröße und Kopfballstärke.
Ohne den fehlenden Trainer Urs Fischer gingen die Eisernen mit einem 3-4-3 beziehungsweise 5-2-3 ins Spiel. Arjen Robbens Busenfreund Neven Subotić verteidigte in der Kette während Unions gefährlichster Angreifer (Andersson) zunächst auf der Bank blieb, sodass der erfolgreichste Union-Stürmer auf dem Platz mit 7 Toren nun Linksaußen Bülter war.
1. Halbzeit
Es begann durchwachsen, Bayern ließ sich auf viele kritische Zweikämpfe in der Defensive ein und kassierte gleich zwei ansprechende Torschüsse. Union agierte defensiv teilweise praktisch mit einer Manndeckung während sie offensiv immer wieder in Davies’ Raum stießen. Gegen den Spielverlauf kam Bayern um ein Haar zur Führung, doch nach einer Ecke war Müller haarscharf im Abseits (17.). Dennoch entpuppte sich diese Szene als kleine Initialzündung, denn Bayern nahm die Partie nun an, spielte mehr in die Tiefe und diagonal. Als das Ganze immer mehr bloß wie ein Zwischenhoch aussah, übersah Subotić Goretzka und foulte ihn am Strafraumrand, Lewandowski war so gnadenlos wie immer beim fälligen Elfmeter (40.). Mehr passierte nicht in der ersten Halbzeit und mit Sicherheitsabstand gingen die Spieler mit einer 1:0-Führung für Bayern in die Kabine.
2. Halbzeit
Ohne Wechsel ging es aus der Pause. Die Partie rieb sich am hitzigen und wilden Spiel im Mittelfeld auf. Um die 60. Minute jedoch schien es, als hätte Bayern langsam die Kontrolle übernommen, sie griffen Union nun höher an. Viel Gefahr strahlten sie nicht aus, doch mit der Führung im Rücken setzten sie sich in des Gegners Hälfte fest. In der 71. Minute kamen positionstreu Andersson für Ujah, sowie Gentner für Andrich, dazu wechselte Flick Coman für Goretzka ein, Müller ging ins Zentrum. Wenige Minuten später hätte Coman gleich erhöhen können, doch nach einem langen starken Konterlauf von Gnabry entschloss sich Coman den Ball noch einmal in die Mitte zu legen, anstatt selber zu schießen. Sein Landsmann Pavard machte es in der 81. Minute besser. Er selbst holte eine Ecke heraus und köpfte sie dann auch zum 2:0 ein. Danach vergaß die halbe Mannschaft so manche Jubelregel.
Nun kamen Perišić für Gnabry bei Bayern, sowie Ryerson und Felix Kroos für Bülter und Prömel (85.). Wenige Sekunden vor Schluss dazu noch Mickaël Cuisance für Thomas Müller. Manuel Neuer musste dann noch etwas überraschend eine gute Parade gegen den jüngeren Kroos zeigen, am Endstand änderte dies nichts mehr: Im Bundesliga-Comeback besiegte der FC Bayern Union Berlin mit 2:0 und empfängt nächsten Samstag Eintracht Frankfurt.
Dinge, die auffielen
1. Fußball ohne Fans ist komisch … aber in Ordnung?
Vielen hat es vor Geisterspielern geschaudert. Der Fußball als absolutes Fan-Gut ohne Fans? Ohne Ultras? Ein Frevel sondergleichen! Es ist noch nicht ganz klar, ob es bloß der kalte Entzug von der Droge Fußball war, doch der Anfang war für mich vielversprechend. Viel besser als erwartet glich das Geschehen ohne Fans dem Geschehen mit Fans doch sehr. Die vielen wirren Rufe kreuz und quer sind zwar befremdlich und klingen mehr nach Kreisklasse mit den Kumpels als professioneller Spitzensport, doch nach wenigen Minuten hatte ich für mich die neue Realität verinnerlicht. Zwar vermisse ich die Fans -an der Alten Försterei noch mehr als anderswo- doch die Angst, das Ganze würde gar nicht mehr professionellem Sport gleichen, entpuppte sich an diesem ersten Wochenende zu meiner Überraschung als unbegründet.
2. Zurück zur Normalität
Ein expliziter Gedanke hinter der Fortführung der Bundesliga war es der Gesellschaft ein Stück Normalität zurückzugeben, nun kann man bezweifeln, ob dies auch erfolgreich sein wird, doch auf dem Spielfeld mutete alles doch ein wenig so wie immer an. Auch ohne Fans startete Union so kampfbetont und mutig in die Partie, wie Bayern fahrig war. Was tatsächlich die Wiederaufnahme des Spielbetriebs war, erinnerte an einen typischen 26. Spieltag vor einem großen Champions-League-Spiel. Inklusive des Moments des Aufwachsens nach 20 Minuten und einem zwar unzweifelhaft richtigen, aber eben auch unnötigen Elfmeters. So wie in so vielen Spielen gegen Aufsteiger machten auf einmal Spieler Dinge, die sie in anderen Partien eigentlich nie machen würden, so vertändelte Gnabry einige Male zu oft den Ball auf Höhe der Mittellinie, während Davies seine Seite erstaunlich oft offen ließ. Insbesondere auf der linken Seite, aber auch anderswo war die Staffelung selten ideal, gerade zu Beginn verließen sich die Bayern in der Defensive zu sehr auf ihre eigene Stärke und zockten sich fast zum Rückstand.
3. Ordentliche zweite Halbzeit
Nach dem Kampf in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit, stabilisierten sich die Bayern in der zweiten Hälfte auf ausreichendem Niveau. Gegen Union reichte es, dass dann Gnabry und Davies zielstrebiger und erfolgreicher angriffen, dass Pavard eine rundherum gute Halbzeit spielte und dass die Mannschaft als Gesamtverbund Union entschlossener und erfolgreicher hoch anlief. Einen Aufsteiger schaffte man es so fast die ganze Hälfte über bei null Torschüssen zu halten, doch es war auch nicht viel mehr als das berüchtigte Pferd, welches nur so hoch springt wie es muss. Die Entscheidung kam spät durch eine Ecke, aus dem Spiel gelang kaum etwas, sogar das erste Abseitstor war ja ebenfalls ein Standard(nicht)tor. Auch ein Matchwinner wie Goretzka konnte insgesamt wenig Werbung für sich sammeln, denn wirklich viel gelang ihm abseits des rausgeholten Elfmeters nicht.