FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach 5:1 (2:1)
Der Tag vor der Partie war durchaus ereignisreich. Zunächst präsentierte der FC Bayern mit Niko Kovac den Trainer der neuen Saison und nur wenig später wurde das Champions League Halbfinale ausgelost. Der Gegner heißt abermals Real Madrid.
Falls Ihr es verpasst habt:
Jupp Heynckes nahm beides mit seiner rheinischen Gelassenheit hin. Für ihn stand zunächst im Fokus, das Spiel gegen seine zweite Liebe Gladbach zu gewinnen.
Da am kommenden Dienstag bereits das nächste KO-Spiel auf die Münchner wartet, rotierte Heynckes wie erwartet kräftig. Zumal nach dem Spiel gegen Sevilla einige Profis angeschlagen waren. Somit vertraute Heynckes auf die ehemalige Hoffenheim-Achse Süle, Rudy und Wagner. Hinzu kamen Alaba, Bernat, Thiago und Tolisso ins Team. Kurzum es gab einige Veränderungen.
Auf Seiten der Gladbacher wechselte Hecking dreimal im Vergleich zum 2:1 Heimsieg gegen Hertha BSC. Hermann (Verletzung), Stindl (Sperre) und Cuisance (Bank) blieben draußen. Hazard, Hoffmann und Drimic rückten in die Startelf, die in einer 4-4-2 Grundformation zeigte.
Gladbach erwischte auch den besseren Start. Hatte in den ersten zehn Minuten viel Ballbesitz und setzte auf ein aggressives Pressing im letzten Drittel. Erfolgreich waren die Gäste aber nach einem langen Ball von Sommer. Die Münchner gewannen den Zweikampf im Mittelfeld nicht, dadurch konnte Drimic steil geschickt werden. Weder Hummels noch Süle, der sich vom Schweizer Nationalspieler eindrehen ließ und dadurch die Innenbahn öffnete, konnten diesen Angriff verhindern. Drimic zirkelte den Ball ins lange Eck (9.).
Der Gegentreffer war das Erweckungserlebnis für die Bayern, die nach dem Gegentor an der Partie teilnahmen. Es entwickelte sich eine Partie mit viel Ballbesitz für die Münchner und gefälligen Kombinationen, die aber nur selten ernsthafte Torgefahr erzeugen konnten. Gladbach stand relativ stabil in der 4-4-2 Grundordnung. Auf den Flügeln doppelten sie konsequent die Bayern-Außenspieler, Die Folge waren viele Halbfeld-Flanken, weil sie es nicht schafften, sich bis auf die Grundlinie durch zu kombinieren.
In der 37. Minute bekamen die Münchner einen Angriff mal schnell ausgespielt. Süle schaltete sich offensiv mit ein und spielte einen tollen Pass in die Gasse zu Müller. Dieser musste nur noch querlegen auf Wagner und es stand 1:1. Mit nur zwei Pässen wurden acht Gegenspieler aus der Partie genommen.
Nur kurze Zeit nach dem Ausgleich erzielten die Münchner die Führung. Fast parallel wie im Spiel gegen den FC Augsburg vor einer Woche. Gladbach bekam den Ball nicht geklärt. Müller durfte zweimal Flanken und Wagner stellte den Körper gegen Zakaria und ließ den Ball eigentlich nur von seinem Kopf abtropfen. Sommer wurde von dieser Aktion auf dem falschen Fuß erwischt. Der Ball trudelte ins Tor (41.).
In der Halbzeit brachte Heynckes James für Müller. Eine Vorsichtsmaßnahme für das anstehende DFB-Pokalspiel.
James fand sich wunderbar in das Spiel des FC Bayern ein. Mit einem Lupfer auf Tolisso überspielte er in der 51. Minute beide Gladbacher Ketten. Tolisso konnte den Ball in die Mitte bringen, dort scheiterte aus kurzer Distanz Wagner, doch der Abpraller landete bei Thiago der zum 3:1 einschieben konnte. Nur Minuten später scheiterte James nach einer Alaba Vorlage am Pfosten.
In der 67. Minute erhöhten die Bayern auf 4:1. Alaba legte sich den Ball am linken Strafraum-Eck auf den rechten Fuß und schickte die Kugel mit einem harten Strahl ins lange Eck. Ein toller Treffer.
In der Schlussphase durfte Robert Lewandowski, der für Wagner eingewechselt wurde, sein Torkonto in der Bundesliga auf 27. Treffer aufstocken. Nach einer Halbfeldflanke von Kimmich, die Ginter unglücklich verlängerte, brauchte der Pole nur noch einschieben. In der Schlussminute hatte Lewandowski sogar noch die Chance auf einen weiteren Treffer, legte den Ball aber knapp am Tor vorbei.
Nach einer deutlichen Leistungssteigerung ab der 15. Minute sicherten sich die Bayern einen ungefährdeten 5:1 Heimsieg. Gladbach war viel zu passiv. 93.9% Passquote hatten die Münchner am Ende. Ein unglaublicher Wert. Es war ein guter Test für das DFB-Pokalhalbfinale gegen Leverkusen.
3 Dinge die auffielen
1. Schleppender Anfang
Wenn man das Haar in der Suppe suchen will, dann könnte abermals der Anfang diskutiert werden. Erneut ließen sich die Bayern von stürmischen Pressing überraschen, wie es in den letzten Wochen häufiger passierte. In den letzten vier Spielen waren die Münchner dreimal im Rückstand. Sevilla, Augsburg und Gladbach zeigen nach wie vor eine Schwäche der Münchner auf. Wenn sie hoch angelaufen werden, fehlt die nötige Ruhe, um sich zu befreien. Einfache Ballverluste sind die Folge. Der jeweilige Sechser und die Achter stehen meist viel zu hoch, wodurch Passwege zu lang werden. Hier muss Heynckes in der wenigen Trainingszeit in den nächsten Wochen ansetzen.
2. Spielstarkes Mittelfeld
Die Münchner hatten mit Thiago, Rudy und Tolisso an diesem Tag ein spielstarkes Mittelfeld aufgeboten. Die drei zogen das Spiel ab der 15. Minute sukzessive an sich und verteilten klug die Bälle. Bemerkenswert war die zum Teil extreme Vertikalität, die Rudy und Thiago wählten. Wagner, Müller und Tolisso positionierten sich als Empfänger in den Zwischenlinien und konnten so Angriffe immer wieder geschickt einleiten. Es war einer der besten Mittelfeldleistungen der Saison. Viel Kontrolle, gepaart mit einer guten Dreiecksbildung ließen phasenweise vergessen, dass die Münchner ohne nominellen Flügelspieler aufliefen. Das sehr passive 4-4-2 der Gäste ab der 15. Minute spielte den Bayern dabei aber sichtlich in die Karten.
3. Wagner ist da
Zugegebenermaßen waren nicht alle von Sandro Wagner überzeugt. Der Transfer wurde von einigen, uns eingeschlossen, kritisch beleuchtet. Spätestens heute müssen auch wir Abbitte leisten. Wagner hat wenig Rhythmus, ist aber sofort da, wenn er gebraucht wird. In seinen letzten vier Bundesligaspielen gegen Freiburg, Leipzig, Augsburg und Gladbach hat Wagner getroffen. Sieben Tore in der Bundesliga hat Wagner mittlerweile für die Münchner erzielt. Hinzu kommt ein weiterer Treffer in der Champions League. Bemerkenswert ist die unglaubliche Präsenz, die Wagner jedes Mal ins Spiel bringt. Besonders auffällig war dies gegen Sevilla, als er in den letzten 15 Minuten für Lewandowski ins Spiel kam, der sichtlich abgearbeitet war. Mit seiner für den Gegner unangenehmen Spielweise half er mit das Ergebnis über die Zeit zu bringen.