FC Ingolstadt – FC Bayern München 0:2 (0:0)
Gegen Ingolstadt hatte der FCB die Chance, nochmal Fahrt aufzunehmen vor dem nächsten KO-Spiel, dem Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal.
Falls Ihr es verpasst habt:
Carlo Ancelotti überraschte mit seiner Aufstellung. Nicht wie erwartet im zentralen Mittelfeld rotierte der italienische Bayerntrainer, sondern auf den Flügelpositionen. Sowohl Costa als auch Robben, die beide gegen Wolfsburg noch von Beginn an spielten, saßen nur auf der Bank.
Sie wurden für die Partie gegen Arsenal geschont. Überraschend war daher viel eher, dass keine wirkliche Alternative auf den Flügeln begann, obwohl Ancelotti bisher einen sehr starken Flügelfokus beim Rekordmeister propagierte. Ansonsten gab es fast keine Änderungen: Alonso, Vidal und Thiago spielten alle vom Start weg.
Bei den Ingolstädtern entschied sich Coach Maik Walpurgis gegenüber der 0:1-Niederlage gegen Berlin für drei Wechsel: Tisserand, Cohen und Leckie standen in der Startelf. Für sie mussten Roger, Christiansen und Jung weichen. Taktisch war dies am ehesten ein 5-3-2.
Ingolstadt ist mit Walpurgis zum aggressiven Pressingstil des Vorvorgängers Hasenhüttl zurückgekehrt und presste die gesamte erste Halbzeit recht hoch. Lezcano, Leckie, und Groß liefen immer wieder Martinez, Hummels und Neuer an. Der Spielaufbau der Münchner fand dadurch vor allem in den ersten 20 – 25 Minuten nicht statt, da Ingolstadt auch gezielt das Zentrum mit Morales und Cohen verdichtete. Räume für die Elf von Ancelotti gab es allenfalls auf den Flügeln, die aber nicht besetzt waren.
Viele lange, mit besten Hoffnungen versehene Bälle auf Lewandowski und Müller waren die Folge. Das funktionierte in 45 Minuten nur ein Mal ansehnlich: Alonso lupfte den Ball in den Lauf von Lewandowski, doch dessen Lupfer über Keeper Hansen wird von Matip einen guten Meter vor der Linie noch geklärt. Hansen riskierte viel bei der Rettung und krachte ordentlich mit Lewandowski zusammen (20.). Wie erwähnt war die Chance von Lewandowski der einzige lange Ball, der gefährlich wurde. Alle anderen endeten spätestens mit dem zweiten Ball beim Gegner. Nur 76% Passquote hatten die Münchner in der ersten Halbzeit, die Folge des erfolgreichen Pressings der sogenannten Schanzer.
Ansonsten passierte nicht viel. Zwei gute Angriffe gegen Ende der ersten Halbzeit brachten Thiago am Rande des Strafraums noch in Schussposition, doch der Spanier schoss am Tor vorbei (37.) bzw. zu unplatziert (39.).
Das aus Bayernsicht Erfreuliche war die stabile Defensive. Martinez, Hummels, aber auch die stabile Mittelfeldzentrale mit Kimmich, Vidal und Alonso gewannen viele entschiedene Zweikämpfe. Ingolstadt kam nur nach einer Standardsituation zu einer Kopfballchance.
Die zweite Halbzeit begann mit einem Aufreger. Lewandowski bedient mit einem hohen Ball Müller im Strafraum, der sich zunächst gut behaupten kann und zum Abschluss kommt. Sein Schuss tunnelt Hansen, der den Ball aber noch leicht berührt. Dadurch verliert der Schuss an Geschwindigkeit und Hadergjonaj kann den tänzelnden Ball von der Linie kratzen (47.).
Ingolstadt verteidigte in der zweiten Halbzeit 10 – 20 Meter tiefer. Dadurch hatte es der FC Bayern leichter sich im zweiten Drittel fest zu spielen. Da das Mittelfeld durchaus zahlreich besetzt war, gab es weniger Probleme den Ball in den Halbräumen zu verteidigen, allerdings wurden dafür die Flügelpositionen nicht konsequent genug besetzt. Alaba und Lahm rückten nur phasenweise mit auf und dadurch ergab sich immer wieder eine strukturelle Unterzahl.
So passierte abermals wenig bis auf die beschriebene Großchance von Müller. Ancelotti reagierte daher folgerichtig und brachte in der der 64. Minute Costa für Alonso. Dieser Wechsel verpuffte aber weitestgehend. Daher kam 10 Minuten später auch noch Robben für Kimmich. In den letzten 15 Minuten kehrte Ancelotti also zum 4-2-3-1 zurück.
In der 77. Minute setzte Thomas Müller einen Kopfball nach einem Robbenfreistoß aufs Tornetz – die erste Torchance seit geraumer Zeit. Fünf Minuten später nagelte Lewandowski einen Gewaltfernschuss aus 25 Metern ans Kreuzeck. Das 16. Mal Aluminum in dieser Saison für die Münchner.
In der 89. Minute ist es dann passiert. Nach einer Halbfeldflanke von Müller stößt Vidal in den Strafraum vor und verwandelt Volley ins untere rechte Toreck. Die späte Führung für die Bayern. Nur eine Minute später nutzen Costa und Robben per Doppelpass die Unordnung der Schanzer. Der eingewechselte Niederländer dringt in den Strafraum ein und verwandelt mit einem Flachschuss ins linke untere Eck zum 2:0-Endstand.
Ein sicherlich nicht unverdienter, wenngleich in der Entstehung glücklicher Sieg beschert dem FC Bayern drei weitere Punkte. Unter der Woche geht es nun in der Champions League weiter, bevor am Wochenende ein weiteres Auswärtsspiel bei Hertha BSC ansteht.
Drei Dinge, die auffielen
1. Fehlende Torgefahr
Zwei, Zwei, Eins, Eins, Null. Sechs Tore erzielte der FC Bayern in den letzten fünf Spielen – zumindest bis zur 89. Spielminute gegen Ingolstadt. Eigentlich zu wenig für die eigenen Ansprüche. Die Gründe scheinen vielfältiger Natur zu sein. Die schlechte Zehnerraumbesetzung in den vergangen Wochen und der freiwillige Verzicht auf Flügelspieler sind sicherlich nur zwei hier im Blog schon hinreichend diskutierte Probleme.
Auch wenn der späte Sieg durch den Torschützen Vidal darüber hinwegtäuschen mag, ein weiteres Mal fehlte es über weite Strecken der Partie an Torgefahr aus dem Mittelfeld. Thomas Müller steht nach wie vor bei einem Saisontreffer, Kimmich bei vier, Thiago und Alonso jeweils mit dreien. Vidal hatte vor der Partie wie Müller ebenfalls erst einen Bundesligatreffer. Zwar hatten Müller und Thiago bis zur 89. Minute abseits von Lewandowski die größten Torchancen, aber ihnen geht beiden die Torgefahr ab. Bei Müller ist dies ein neues, bei Thiago leider ein grundsätzliches Phänomen.
Auch hier muss Carlo Ancelotti in den nächsten Wochen ansetzen. Abseits von Lewandowski fehlt es vor dem Tor an echten Alternativen. Den Vorstoß von Vidal in der 89. Minute hätte es schon weitaus früher geben können und müssen.
2. Keine Struktur im Spielaufbau
Nach wie vor kämpft der FC Bayern um eine sinnvolle Struktur im Spielaufbau. Gegen Ingolstadt verdichte Ancelotti nominell das Zentrum, indem er mit Kimmich, Thiago, Vidal und Alonso gleich vier zentrale Mittelfeldspieler aufstelle, aber dafür die Flügelpositionen vollkommen opferte. Immerhin konnte Ingolstadt nicht wie Schalke in der Vorwoche das nicht vorhandene Bayernmittelfeld überspielen. Der Aufbau zwischen Alonso und Thiago/Vidal klappte phasenweiser besser, verlagerte die Probleme der Vorwoche aber nur ca. 5 – 10 Meter weiter nach vorne.
Müller war als hängender Stürmer nicht wirklich eingebunden und auch Lewandowski konnte nur gefährlich werden, wenn er sich weit zurückfallen ließ. Immerhin brachten die Wechsel besser besetzte Flügel. Ingolstadt musste sich breiter aufstellen und konnte nicht mehr komplett die Mitte zustellen. Bei beiden Toren waren neben dem Torschützen zwei bzw. drei weitere Spieler im gegnerischen Strafraum.
Insgesamt wirkt das krampfhafte Festhalten an der Viererkette als eine der Hauptursachen für viele Probleme im Aufbauspiel. Das fällt vor allem dahingehend auf, wie Alaba und Lahm eingebunden sind. Nämlich als reine Außenbahnspieler.
3. Keine Konkurrenz
Dass selbst ein Unentschieden zum Ausbau der Tabellenführung gereicht hätte, zeigt wie ausgeglichen die Bundesliga zur Zeit ist. Der Zweite und Dritte der Tabelle mussten jeweils eine 0:3-Pleite einstecken. Dortmund als Vierter verlor beim Tabellenletzten. Kurzum: Dem FC Bayern wird in dieser Saison bisher nicht viel abverlangt. Es reichen über weite Strecken der Saison durchschnittliche Leistungen. 14 Spieltage vor Schluss konnten die Münchner ihre Führung in der Tabelle auf sieben Punkte ausbauen.
Der vorzeitige Titelgewinn ist das noch nicht, zumal die Gegner in der bisherigen Rückrunde nicht besser als Platz 12 in der Tabelle eingenommen haben. Viele direkte Vergleiche stehen noch aus. Dennoch konnte sich der FC Bayern mit diesem Sieg ein gutes Stück näher ran bringen an den fünften Meisterschaftstitel in Folge. Auch wenn der Verein bis auf das Highlight-Heimspiel gegen Leipzig bisher nur wenig überzeugenden Fußball bietet.