Vorschau: 1. FC Köln
Die Kölner wiederum absolvieren die erste Partie nach dem umstrittenen Heimspiel gegen Hannover 96. Dort verloren die Kölner trotz spielerischer Überlegenheit durch ein klares Hand-Tor vom Hannoveraner Leon Andreasen mit 0:1. Es war die erste Heimniederlage seit dem 0:2 gegen Bayern vor fast einem Jahr. Durch die Niederlage verpassten die Kölner den Sprung auf den Champions-League-Qualifikationsrang Vier und kommen nun als Tabellensechster nach München.
Bisheriger Saisonverlauf
Die Kölner können trotz der unglücklichen Niederlage vom Wochenende mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein. Die Mannschaft hat sich weiter stabilisiert. In Sachen Kader- und Transferpolitik hat die Truppe von Peter Stöger den nächsten Schritt genommen. Für Außenstehende wirkt es fast so, als wäre Köln ein ewiger Bundesligist, der nie weg gewesen ist. Was wiederum wohl die größte Anerkennung für die Arbeit von Stöger und vor allem für den Geschäftsführer im Aufgabenbereich Sport – Jörg Schmadtke – ist.
Im Schnitt holt Köln aktuell 1,56 Punkte. Ein guter Schnitt, der am Ende der Saison auf 52 Punkte hinauslaufen würde. Also die sichere Qualifikation für den europäischen Wettbewerb. Dies ist möglich, weil Peter Stöger das reine Defensivkonzept aus der Aufstiegssaison ad acta gelegt hat. Der Effzeh spielt nicht mehr in jedem Spiel ein konterorientiertes 4-4-2. In einigen Partien versuchten die Kölner es auch mit eigenem Ballbesitz – wie zum Beispiel gegen Stuttgart oder in der zweiten Hälfte gegen Hamburg. Durchaus mit Erfolg! In diesen Spielen setzte Stöger dann vermehrt auf ein 4-1-4-1 System, welches auch beim FC Bayern im Laufe der Saison schon öfters im Einsatz war.
Allerdings änderte Stöger ziemlich schnell seine Sichtweite, als Köln am vierten Spieltag mit 2:6 in Frankfurt verlor. Fortan gab es eher wieder das alte Kölner Spielmittel: Konter durch schnelles Umschalten. Das System durften die Schalker am 8. Spieltag in Perfektion erleben. Die Königsblauen gingen mit 0:3 unter. Köln spielte im 4-4-1-1 System mit Osako als hängende Spitze, sowie Bittencourt und Risse als schnelle Außenspieler. Im Mittelfeldzentrum agieren Gerhardt und Lehmann als Aufspieler, aber eher aus dem tiefen Sechersraum und eher einer vertikalen statt horizontalen Anordnung. Stögers Defensivkonzept setzt weniger stark auf Pressing, sondern eher auf kluges Verschieben der Abwehrketten. Ziel ist, die Isolation einzelner Gegenspieler und der anschließend schnelle Ballgewinn mitsamt der Umschaltbewegung. Gegen Schalke klappte dies nahezu perfekt. Mit nur 34% Ballbesitz generierten die Kölner zwölf Torschüsse – nur vier weniger als Schalke. Wobei die Abschlüsse von Köln hochwertiger waren, was sich nicht nur an den drei geschossenen Toren ablesen lässt, sondern an den Torchancen, die mit 6 zu 4 verteilt waren. Zugunsten der Domstädter.
Aber nicht nur gegen Schalke ist auffällig geworden, dass Köln breiter aufgestellt ist. Auch in den bisherigen Saisonspielen ist die neue Tiefe des Kaders ein Schlüsselbaustein. Mit Jojic, Bittencourt, Sörensen und Heintz hat die Mannschaft definitiv an Breite gewonnen. Zudem ist keiner der genannten Spieler älter als 23 Jahre, was auf eine gewisse Entwicklung in der Zukunft hoffen lässt. Abgeben haben die Kölner lediglich Wimmer, einen Innenverteidiger, und, wie letzte Woche im Bundesligaspiel gegen Bremen gesehen, Anthony Ujah. Für ihn wurde aber mit Anthony Modeste mehr als nur gleichwertiger Ersatz geholt. Modeste ist bisher an 10 von 13 Toren der Kölner direkt beteiligt gewesen und mit sechs Toren und vier Vorlagen auf Platz 4 der Bundesliga-Scorer-Wertung. Er ist damit der erste nicht Bayern- oder Dortmundspieler in dieser Rangliste. Der Wechsel von Hoffenheim nach Köln hat dem französischen Stürmer sichtlich gut getan. Zwar ist seine Abschlussquote noch immer nicht überragend, allerdings deutlich besser als zu seiner Zeit im Kraichgau. Für seine sechs Tore brauchte er lediglich 30 Torschüsse – im vergangen Jahr hatte er sieben Saisontore bei 58 gezählten Versuchen. Anders formuliert hat er schon jetzt ähnlich häufig getroffen, mit der Hälfte der Versuche. In Stögers System, wo er als Zielspieler eingesetzt wird, kann er überdies sein Kopfballspiel einbringen. Nicht nur beim Abschluss, sondern auch als Vorlagengeber. Mit vier Vorlagen ist er schon jetzt doppelt so gut wie im Vorjahr (zwei Vorlagen).
Worauf muss der FC Bayern achten?
- Köln ist eine sehr eingespielte Mannschaft. Peter Stöger ist kein Freund von großer Rotation: Der Österreicher nahm in dieser Saison von Spiel zu Spiel insgesamt nur sechs Änderungen in der Startelf vor – ligaweit die wenigsten. Dieses mal muss er aber umbauen. Bittencourt hat sich den Arm gebrochen und wird fehlen. Für ihn könnte Gerhardt auf die Außenbahn rücken. Das würde den defensivstärkeren Vogt auf die Sechsersposition spülen.
- Köln wird versuchen über schnelle Flügelangriffe zum Erfolg zu kommen. Im Idealfall wird der Konter über Modeste abgeschlossen. Die Offensivbemühung wird gradlinig über gutes Passspiel nach vorne getragen. Dribblings haben im System von Stöger Seltenheitswert. Nur 8.6 Dribblings pro Spiel zeigen die Kölner und befinden sich damit im unteren Drittel der Tabelle. Der FC Bayern führt hier mit 15.3 Dribblings pro Partie.
- Die neuen offensiven Qualitäten der Kölner gehen zu lasten der Defensive. Im Vergleich zur Vorsaison hat Köln fast doppelt so oft getroffen – 13 statt 7 Tore. Allerdings auch fast doppelt so viele Tore kassiert – 13 statt 7. In der Summe blieb die Tordifferenz aber gleich: 0. Auch die Punktausbeute ist ’nur‘ um zwei Punkte besser. Das reicht aber im Vergleich zu einer Verbesserung in der Tabelle um vier Plätze.
- Köln generiert mit nur 11.6 Schussversuchen 5.1 Torschüsse. Das ist ligaweit die beste Quote. Zum Vergleich hat der FC Bayern 18.4 Schüsse, davon gehen aber nur 8.2 aufs Tor. Die Kölner Abschlusschancen sind also in der Regel besonders hochwertig. Das zeigt auch die relativ hohe Torausbeute von 13 erzielten Treffern, bei doch relativ wenig Versuchen.
- Köln ist in dieser Saison anfällig, wenn Spieler der gegnerischen Mannschaften das direkte Duell suchen. Durch das Verschieben der Ketten kommt es häufiger zu direkten Duellen auf der Außenbahn, die dann verloren werden. In der Summe lässt Köln auch vermehrt Torabschlüsse der Gegner zu. 15.9 Schüsse lässt die Elf von Peter Stöger ihren Gegnern. Der sechst-schlechteste Wert in der Bundesliga.
Statistik zum Spiel: Würden die Münchner gewinnen, wäre es der 1.000 Sieg in der Bundesliga. Ein Meilenstein.
Mögliche Aufstellungen:
FC Bayern: Neuer – Lahm, Javi Martinez, J. Boateng, Alaba – Kimmich – Vidal, Thiago – T. Müller, Lewandowski, Douglas Costa
1. FC Köln: Horn – Olkowski, Sörensen, Maroh, Heintz, Hector – Vogt, M. Lehmann, Gerhardt – Risse – Modeste