TSG Hoffenheim – FC Bayern München 0:2 (0:1)
Falls ihr es verpasst habt:
Guardiola nutzte die Partie gegen Hoffenheim wie erwartet, um einigen Spielern ein wenig Regenerationszeit zu ermöglichen. Boateng und Alonso, die zuletzt angeschlagen waren und das Abschlusstraining am Freitag nicht vollumfänglich absolvierten, blieben zunächst auf der Bank. Auch Thiago bekam nach vielen Minuten in den vergangenen zwei Wochen eine Verschnaufpause und wurde nur eingewechselt. Martínez, Robben, Alaba, Schweinsteiger, Lahm und Ribéry waren gar nicht erst mit nach Sinsheim gereist. Badstuber und Gaudino rückten dafür neu in die Startelf. Bei den Hausherren begannen im Vergleich zur Niederlage gegen Köln in der Vorwoche Toljan, Schwegler und Modeste für Kim, Amiri und Schipplock.
Bayern begann sehr kontrolliert und auf Ballbesitz und Spielkontrolle bedacht. Hoffenheims Pressing war zurückhaltender als erwartet, sodass die Münchner meist relativ leicht das erste Drittel überbrücken konnten. Die Gäste erspielten sich die ersten Chancen in der Partie. Bernat (6.), Weiser (8.) und vor allem Lewandwoski per Kopf (18.) vergaben gute Möglichkeiten im Strafraum. Hoffenheims Offensivspiel war nicht unbedingt kreativ und vor allem auf weite Pässe mit Zielspieler Modeste ausgerichtet. Der Angreifer hatte dann in der 28. Minute auch die Riesenchance als Dante einen langen Ball durchrutschen ließ und Neuer mit einer Klasse-Parade im eins gegen eins den Rückstand verhinderte. Als alles nach einem 0:0 zur Halbzeit aussah, traf Rode nach einem abgewehrten Schuss von Müller und dem anschließenden Querpass von Lewandowski sehenswert zur 1:0-Führung (39.). Damit ging es in die Halbzeit. Diskussionen gab es um ein mögliches Foul von Rode an Polanski im Strafraum (38.). Eine Berührung war definitiv da, doch Schiedsrichter Stieler bewertete Rodes austrudeln nicht als aktive Bewegung für ein Foul. Dass Polanski übertrieben fiel, verschärfte diesen Eindruck wohl noch. Trotzdem hätten sich die Münchner über einen Pfiff nicht beschweren können.
Juan Bernat blieb dann zur Pause in der Kabine nachdem er sich im Verlauf der ersten Halbzeit nach einem heftigen Foul von Rudy am Knöchel verletzt hatte. Die Auswechslung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme hieß es direkt nach dem Spiel. Rafinha übernahm zunächst die Linksverteidiger-Rolle, während Boateng rechts begann. Nach kurzer Zeit stellte der Bayern-Coach aber erneut um und beorderte Rafinha wieder nach rechts und Badstuber auf die Linksverteidigerposition.
Kurz nach Wiederanpfiff spielte Rode Lewandowski frei, dessen Schlenzer die Oberkante der Latte traf. In der 60. Minute die nächste große Chance. Der eingewechselte Thiago scheiterte aber ebenso wie im Nachschuss Müller an TSG-Keeper Baumann. Bayern war in der Folge eindeutig auf Kontrolle des Ergebnisses bedacht und setzte nur vereinzelt Nadelstiche. Von Hoffenheim kam extrem wenig. Nachdem Lewandowski noch einmal per Doppelchance scheiterte, stolperte Beck kurz vor Schluss eine Hereingabe von Müller über die Linie. 2:0. Ein ungefährdeter Arbeitssieg, der den Münchnern Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geben sollte.
Drei Dinge, die auffielen:
1. Neuformiertes Zentrum legt den Grundstein
Ohne Alonso, Lahm, Schweinsteiger und Thiago war es spannend zu beobachten wie Rode und Gaudino das Fehlen der dominanten Platzhirsche kompensieren würden. Um es direkt vorweg zu nehmen: Sie machten es bis zu Gaudinos Auswechslung in der 55. Minute mehr als ordentlich. Guardiola unterstützte die beiden nominellen Sechser indem (der erneut glücklose) Götze konsequent im zentralen offensiven Mittelfeld, statt auf dem linken Flügel agierte. Während Weiser und Rafinha die rechte Seite gemeinsam bearbeiteten und dabei auch von Müller und Götze unterstützt wurden, waren Bernat und später Rafinha auf der linken Seite allein aktiv. Diese Dysbalance sorgte dafür, dass die beiden zentralen Mittelfeldspieler je nach Spielsituation schnell die Seite wechseln konnten und meist auf dem rechten Flügel Überzahlsituationen vorfanden. Bayerns Spiel wurde so deutlich horizontaler und damit auch etwas leichter für diejenigen, die den Spielaufbau tragen mussten. 16 Flanken allein in der ersten Hälfte waren eine direkte Folge davon. Nach Thiagos Einwechslung kamen nur noch drei dazu. Bayerns Spiel war bis zu Gaudinos Auswechslung sicher weniger extravagant, aber trotzdem klar und durchaus dominant.
Rode und Gaudino wechselten sich in der Rolle des abkippenden Sechsers sehr natürlich ab, auch wenn das Abkippen generell deutlich weniger auffällig und eindeutig war, als bei Alonso zuletzt. Rafinha trug so ebenfalls eine hohe Last im Ballvortrag und kam am Ende auf 135 Ballkontakte (absoluter Bestwert). Beide strukturierten das Spiel gut und machten insgesamt wenig Fehler. Genau das war von ihnen erwartet worden.
Gaudino hat viele Anlagen, um zu einem herausragenden Mittelfeldspieler zu wachsen. Er hat eine exzellente Übersicht und Ballverarbeitung, muss aber nach wie vor an seinem Zweikampfverhalten und auch der Entscheidungssicherheit im letzten Drittel arbeiten. Drei seiner nur vier Fehlpässe entstanden im Angriffsdrittel. Mehrfach wirkte er in der Nähe des Strafraums unschlüssig wie er bestimmte Situationen lösen soll und passte im Zweifel eher zurück. Hier merkt man ihm noch an, dass Spielpraxis auf höchstem Niveau fehlt.
Rode ist im Vergleich der etwas gröbere aber auch geradlinigere Spieler, der sich längst als Glücksfall für den FC Bayern erwiesen hat. Rode hat durchaus Probleme wenn es eng wird um ihn herum. Das war zum Beispiel bei seinem Auftritt in Porto zu sehen. Sein Passspiel ist trotzdem gehobenes Bundesliga-Niveau und seine defensiven Qualitäten als Balljäger bekannt. 61 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der 24-Jährige. Insgesamt waren es am Ende 19. Der absolute Bestwert aller Spieler auf dem Feld. Rode war an sieben Torschüssen beteiligt. Dazu fanden 91 Prozent seiner Pässe einen Mitspieler. Sein Tor rundete seine wohl beste Leistung im Bayern-Trikot ab. Gemeinsam mit Gaudino legte er den Grundstein für den Sieg gegen Hoffenheim.
2. Badstubers Auftritt macht Mut
Zuletzt war viel über den Fitnesszustand von Holger Badstuber spekuliert worden. Nach seiner Muskelverletzung an der Hüfte, die ihn zur Abreise von der Nationalmannschaft zwang, spielte er zuletzt gerade einmal 25 Minuten in drei Pflichtspielauftritten. Dass er gegen Hoffenheim 90 Minuten gehen konnte, macht definitiv Mut. Guardiola hat so die Möglichkeit im Rückspiel gegen Porto zwischen Dante und Badstuber als Partner von Boateng zu wählen oder gar alle drei gemeinsam auf den Platz zu schicken. Sollte Bernat ausfallen, wovon aber aktuell nicht auszugehen ist, wäre er auch eine Option für die Linksverteidiger-Position.
Beim genauen Hinsehen fallen bei Badstuber immer noch hier und da ein paar Probleme bei schnellen Wendungen oder Antritten auf. Ob das mit seinen Knieverletzungen zusammenhängt oder schlicht seiner Konstitution zu begründen ist, bleibt unklar. Trotzdem stand Badstuber wie auch schon in den vorherigen Auftritten in dieser Saison seinen Mann. Dass er nur 8 Zweikämpfe führen musste, lag am schwachen Offensivspiel der Hoffenheimer und dem guten Stellungsspiel des 26-Jährigen.
Sein großes Plus gegenüber Dante könnte aber seine Spieleröffnung sein. Badstuber hat eine enorme Ruhe am Ball. Gerade in der ersten Hälfte war sein Aufbauspiel eine Augenweide, weil er nicht nur passsicher agierte, sondern das Hoffenheimer Pressing immer wieder herauslockte und dann mit schönen Winkeln überlistet. Gerade nach den Stockfehlern gegen Porto zuletzt, könnten diese Qualitäten der Mannschaft im Rückspiel helfen. Gegen Hoffenheim sammelte er definitiv Punkte.
3. Ein Hauch von Trotzreaktion
Es war schon ein etwas komisches Gefühl vor dem Anpfiff. Nachdem der Rücktritt von Müller-Wohlfahrt und die Niederlage gegen Porto innerhalb von ein paar Tagen einiges ins Wanken brachten beim FC Bayern, fehlten mit Schweinsteiger, Robben, Ribéry und Lahm zum ersten Mal seit Jahren alle vier tragenden Säulen der jüngeren Münchner Vergangenheit im Kader. Sicher wäre es unangemessen in das Spiel am Samstag allzu viel hinein zu interpretieren, trotzdem war der Auftritt der Münchner Mannschaft mit neuen Gesichtern wie Rode, Gaudino und Weiser erfrischend sachlich und seriös.
Es war durchaus auch ein Hauch Trotzreaktion zu spüren vor und nach dem Spiel. Pep Guardiola hielt im Anschluss an die Partie im Beisein von Karl-Heinz Rummenigge eine emotionale Rede in der Kabine und schwor die Mannschaft auf die kommenden Wochen ein, wie Sebastian Rode bestätigte. Rode brachte die Stimmung dann am Sky-Mikro auch auf den Punkt: „Entscheidend ist was wir als Mannschaft auf dem Platz machen und da ist es auch zweitrangig wer außen irgendwo herumturnt“, sagte er auf die Frage wie der Rücktritt des Ärzte-Teams die Mannschaft mit Blick auf die weiteren Saison-Ziele beeinflusst. Manchmal sind es nicht unbedingt die ganz großen Spiele, die einer Saison nochmal eine besondere Dynamik geben können. Ob der Sieg gegen Hoffenheim so ein Spiel war, wird die Zukunft zeigen. Kräfte freisetzen für das Rückspiel gegen Porto und das Pokalspiel gegen Dortmund sollte es allemal.
TSG Hoffenheim – FC Bayern München 0:2 (0:1) | |
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TSG Hoffenheim | Baumann – Beck, Strobl, Bicakcic, Toljan (85. Schipplock) – Rudy – Schwegler, Polanski (69. Szalai)- Volland, Roberto Firmino – Modeste (69. Zuber) |
FC Bayern | Neuer – Rafinha, Badstuber, Dante, Bernat (46. Boateng) – Rode, Gaudino (57. Thiago) – Weiser, Müller, Götze – Lewandowski (89. Pizarro) |
Bank | Reina, Xabi Alonso, Kurt |
Tore | 0:1 (38.) Rode, 0:2 (90+2) Beck (Eigentor) |
Karten | Gelb: Rudy, Beck, Volland / Rafinha |
Zuschauer | 30.150 (ausverkauft) |
Schiedsrichter | Tobias Stieler (Hamburg) |